Limburg. Wer wissen möchte, wo Parteien besonders gut abschneiden, sollte führende Politiker fragen, wo sie wohnen ...

LIMBURG - In Ahlbach schneiden FDP und AfD gut ab, die Linke punktet besonders in Lindenholzhausen

Was simpel klingt, deckt sich oft mit den Stadtteilergebnissen. Wo wohnen der Erste Stadtrat Michael Stanke und Stadtverordnetenvorsteher Stefan Muth (CDU)? In Offheim. Wo schnitt ihre Partei prozentual am Besten ab? In Offheim. Die Fraktionsvorsitzende der FDP, Marion Schardt-Sauer, lebt in Ahlbach. Wo haben die Liberalen ihr bestes prozentuales Ergebnis geholt? In Ahlbach. Wo wohnen die Spitzenkandidatin der Grünen, Birgit Geis, und die Ortsverbandsvorsitzende der Grünen, Sabine Wirth? In Dietkirchen. Und wo sind die Grünen besonders stark? In Dietkirchen. Aber natürlich ist das nicht das einzige Kriterium, das die Unterschiede in den Stadtteilen erklärt. Hier ein Überblick:

  • CDU: Die Christdemokraten holten bei der Gemeindewahl in Limburg 39,4 Prozent und lagen - bis auf Staffel - in allen Stadtteilen inklusive der Kernstadt zum Teil deutlich vor der SPD auf Platz eins. Überdurchschnittlich gut hat die CDU abgeschnitten in Offheim (50,4 Prozent), aber auch in Lindenholzhausen, in Ahlbach sowie in Eschhofen mit Ergebnissen im 40-Prozent-Bereich. In Dietkirchen und Linter liegt sie im Schnitt, was auch durch die Stärke der Konkurrenz (die Grünen in Dietkirchen und die SPD in Linter) zu erklären ist. In der Innenstadt (36,6 Prozent) schnitt die CDU unterdurchschnittlich ab, und nur in Staffel (28,8 Prozent) lag sie unter 30 Prozent.
  • SPD: Die Sozialdemokraten sind traditionell in Staffel sehr stark, was am durch Buderus geprägten Arbeitermilieu liegt - nur dort liegen sie immer vor der CDU, am Sonntag erzielten sie hier mit 40,9 Prozent ihr bestes Ergebnis. Über ihrem Gesamtergebnis von 26,2 Prozent liegen sie nur noch in Eschhofen (34,4 Prozent) und in Linter (29,0 Prozent). In allen anderen Stadtteilen inklusive Innenstadt lag die SPD unter ihrem Gesamtergebnis. Besonders schwach ist die SPD in der CDU-Hochburg Offheim.
  • Grüne: Was für die CDU Offheim und für die SPD Staffel, das ist für die Grünen Dietkirchen. Bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung holten sie insgesamt 19,6 Prozent - in Dietkirchen waren es 29,4 Prozent. Sehr stark schnitten die Grünen auch in der Innenstadt (22,4 Prozent) und in Offheim (22,3 Prozent) ab. In der Innenstadt haben sie sicherlich vom Unmut vieler Blumenröder mit der geplanten Ausweisung zweier großer neuer Baugebiete am südlichen Stadtrand profitiert, scheinen aber auch vor allem hier mit ihrem Verkehrskonzept punkten zu können. Und der große Zuspruch in Offheim dürfte sehr viel mit dem Unmut gegen die geplante Erweiterung des Gewerbegebiets "Nördlich der Kapellenstraße" zu tun haben - die Grünen sind die einzige Partei, die das konsequent ablehnt. Und was in negativer Sicht für die SPD Offheim, das ist für die Grünen Ahlbach mit nur 8,5 Prozent. Das reicht dort im Ranking gerade einmal für Platz 4 - nur knapp vor der AfD. . .
  • FDP: Ahlbach und Linter sind die Hochburgen der FDP - in beiden Stadtteilen liegen die Liberalen zum Teil deutlich über ihrem Gesamtergebnis von 8,1 Prozent. In Ahlbach ist die dort wohnende Marion Schardt-Sauer das liberale Zugpferd, in Linter ist es Dr. Klaus Valeske; der Spitzenkandidat der FDP im Kreistag lebt dort. Auch in der Innenstadt schneidet die FDP noch stark ab. Fast könnte man meinen, dass dies - wie bei den Grünen - auch an der Verkehrspolitik liegen könnte. Wer in der Innenstadt auf das Auto angewiesen ist, wird vermutlich eher bei der FDP sein Kreuzchen machen als bei den Grünen. Ausgesprochen schwer tun sich die Liberalen in Eschhofen, wo 4,0 Prozent ihr mit Abstand schwächstes Ergebnis ist, aber auch in Offheim (4,6 Prozent) spielen sie eine deutlich kleinere Rolle. Etwas besser, aber unter ihrem eigenen Schnitt, landet die FDP in Dietkirchen, Staffel und Lindenholzhausen.
  • AfD: Die Rechtspopulisten traten zum ersten Mal in Limburg bei einer Gemeindewahl an und holten ihr mit Abstand bestes Ergebnis in Ahlbach mit 7,6 Prozent. Auch in Linter war die AfD mit 5,3 Prozent noch stark - insgesamt reichte es in Limburg nur für 3,7 Prozent. Die anderen Stadtteile und die Innenstadt liegen in etwa auf diesem Niveau, wobei sich die AfD am schwersten in Dietkirchen und Lindenholzhausen getan hat mit Ergebnissen jeweils unter drei Prozent.
  • Linke: Ausgerechnet im von der CDU dominierten Lindenholzhausen holt die Linke ihr bestes Einzelergebnis mit immerhin 3,9 Prozent - in ganz Limburg reichte es für 3,1 Prozent. Überdurchschnittlichen Zuspruch hatte die Linke zudem in der Innenstadt und in Eschhofen - auch das dürfte zum Teil daran liegen, dass ihr Spitzenkandidat in Eschhofen wohnt und die populärste Kandidatin auf der Linken-Liste, Sigrid Schmüser, die (wieder) Stadtverordnete geworden ist, in der Innenstadt wohnt. Schwächer schnitt die Linke mit Ergebnissen zwischen 2,0 und 2,2 Prozent in Dietkirchen, Linter, Staffel und Offheim ab. Stefan Dickmann

Mehr Frauen in die Stadtverordnetenversammlung gewählt

Der neuen Stadtverordnetenversammlung in Limburg gehören zumindest nach dem Wahlergebnis (personelle Änderungen sind durch Berufungen in den Magistrat und Nachrücker jederzeit möglich) mehr Frauen an als der bisherigen. Jeder dritte Stadtverordnete in Limburg ist nun weiblich, bisher war es nur jeder fünfte Vertreter. Überdurchschnittlich viele Frauen machen bei den Grünen und bei der SPD Politik, die FDP liegt im Schnitt - den geringsten Frauenanteil hat die CDU (knapp 28 Prozent). Die AfD entsendet zwei Männer in dieses Gremium, die Linke eine Frau.

Und wie sind die einzelnen Stadtteile vertreten? Stadtverordnete aus der Innenstadt sind in der Überzahl und stellen mit 15 Stadtverordneten jeden dritten Vertreter, aber mehr als die Hälfte der Limburger Bürger lebt auch in der Kernstadt. Überdurchschnittlich gewählt sind Stadtverordnete aus Dietkirchen (fünf, davon allein drei von den Grünen), unterdurchschnittlich vertreten ist Ahlbach mit nur einer Stadtverordneten; Dietkirchen und Ahlbach sind die kleinsten Stadtteile. Ebenfalls unterdurchschnittlich vertreten ist Staffel: Trotz etwas mehr Einwohnern als Offheim kommen nur drei Stadtverordnete aus Staffel, aber fünf aus Offheim. Auch Linter kommt - bezogen auf die Einwohner - etwas zu kurz: Auf vier Vertreter aus Linter kommen sechs aus Eschhofen, obwohl Linter mehr Einwohner hat. dick

0,02 - diese Zahl kostet die FDP einen Sitz

Bei der Verteilung der Sitze in der Stadtverordnetenversammlung kommt es auf Mathematik an, und die kann manchmal grausam sein. Das dürften sich nach der Wahl vor allem die Liberalen sagen. Denn der mathematische Wert von 0,02 sorgte dafür, dass sie nur drei Sitze erhalten haben (statt vier) und die AfD zwei Sitze (statt einem). Schaut man nur auf das prozentuale Ergebnis dieser beiden Parteien, wundert man sich schon, warum zwischen den 8,1 Prozent für die FDP und den 3,7 Prozent für die AfD nur ein einzelner Sitz liegt. Anwendung bei der Sitzverteilung findet das sogenannte Hare-Niemeyer-Verfahren. Das ergibt für die FDP einen mathematischen Wert von 3,64 Sitzen und für die AfD von 1,66 Sitzen. Aber es wird nicht einfach zwei Mal aufgerundet, sondern die Zahlen hinter dem Komma verglichen. Und 0,66 ist eben ein höherer Wert als 0,64. dick

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

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