Limburg. Was macht eigentlich die Gutschein-Aktion der Stadt Limburg zur Unterstützung der Limburger Einzelhändler und Gastronomen, die unter den Folgen der Corona-Pandemie besonders leiden? ...

Blick in ein Schaufenster von Vohl & Meyer am Neumarkt in Limburg. fotos: dickmannBild: Blick in ein Schaufenster von Vohl & Meyer am Neumarkt in Limburg. fotos: dickmann

LIMBURG - Im Internet können sie ab Mitte März erworben werden - CDU kritisiert zu langsames Vorgehen

Diese Frage stellt sich nicht nur unser Leser Alfred Preßler aus Lindenholzhausen, sondern auch die CDU-Fraktion. Sie veröffentlichte am Dienstagabend eine Pressemitteilung und erinnerte Bürgermeister Dr. Marius Hahn (SPD) daran, dieser habe doch noch vor Weihnachten in Aussicht gestellt, bereits im Januar eine digitale Lösung anbieten zu können, um die besonderen Gutscheine schon im Internet kaufen zu können.

Wer den Gutschein "LimburgPLUS" erwirbt und 25 Euro zahlt, erhält dafür einen Warenwert von 35 Euro - die Differenz von zehn Euro übernimmt die Stadt Limburg. Auf Antrag der CDU stehen für 100 000 Gutscheine eine Million Euro zur Verfügung. Pro Person sollen maximal vier Gutscheine ausgegeben werden.

Verschiedene Kostenträger

Aufklärung über die Verzögerungen gab es in der Online-Sitzung des zuständigen Ausschusses am Mittwochabend. Ein Online-Verkauf von insgesamt 70 000 Gutscheinen sei von Mitte März an möglich, kündigte der Bürgermeister an. 30 000 Gutscheine gebe es in gedruckter Form; wann diese ausgegeben werden könnten, hänge davon ab, wann die Geschäfte wieder öffnen dürfen.

Nach Hahns Angaben hat die Verzögerung beim Online-Verkauf zwei Gründe: Zum einen sei die Umsetzung der Bezahlmöglichkeit mit Anbietern wie Giropay und Paydirekt nicht so einfach gewesen, weil solche Bezahlvorgänge bei der Stadt bislang nicht üblich gewesen seien. Zum anderen fielen bei solchen Bezahlvorgängen Gebühren an - die zahlen nicht diejenigen, die den Gutschein kaufen, sondern auch die Stadt und damit letzten Endes die Steuerzahler. 56 000 Euro fielen dadurch insgesamt an, erklärte Hahn im Ausschuss, und diese Summe müsse von den Stadtverordneten in der kommenden Sitzung am Montag, 1. März (die erste Sitzung in diesem Jahr) erst genehmigt werden.

Auf die verwunderte Feststellung von Michael Stock (CDU), die 56 000 Euro seien doch bereits durch die zur Verfügung gestellten eine Million Euro finanziert, erklärte Kämmerer Ekkehard Rating, im Prinzip sei das zwar so, aber haushaltstechnisch sei formal ein eigenständiger Beschluss erforderlich, da die beiden genannten Summen verschiedenen Kostenträgern zugeordnet seien.

Zufriedengeben wollten sich die CDU-Vertreter mit diesen Aussagen allerdings nicht. Es bleibe bei der grundsätzlichen Frage "Warum starten wir nicht?", sagte Michael Stock (CDU). Trotz des Lockdowns gebe es in mehreren Limburger Geschäften die Möglichkeit, Waren telefonisch oder online zu bestellen und draußen an der Ladentür zu bezahlen und abzuholen. Auch viele gastronomische Betriebe würden telefonische Essensbestellungen annehmen, die ebenfalls dort abgeholt und zu Hause verzehrt werden könnten. "Die Geschäfte sind um jeden Euro froh, den sie zusätzlich einnehmen können", sagte Richard Eisenbach (CDU); er warb eindringlich dafür, mit den Gutscheinen nicht länger zu warten.

Menschenansammlung vermeiden

Doch einer Ausgabe der bereits gedruckten Gutscheine zum jetzigen Zeitpunkt steht die Stadt ablehnend gegenüber und begründet dies mit den Folgen der Corona-Pandemie. Die Stadt wolle und müsse Menschenansammlungen vermeiden, erklärte der Bürgermeister. 150 bis 200 Leute zum Beispiel vor der Tourist-Info, die dann dort gleichzeitig die gedruckten Gutscheine erwerben wollten, "sollten wir vermeiden".

Sabine Weilemann vom Stadtmarketing gab außerdem zu bedenken, nur ganz wenige Geschäfte würden vom Start der Gutscheinaktion schon jetzt profitieren, weil mehr als 90 Prozent der Händler, die den Gutschein akzeptieren wollen, keinen Außer-Haus-Verkauf anböten. Auch der Leiter des Stadtmarketing, Hilmar von Schenck, warb dafür, die Gutscheine möglichst unter allen beteiligten Geschäften breit zu streuen. Darüber hinaus sind laut Stadt fast alle Vorverkaufsstellen wegen des Lockdowns noch nicht geöffnet.

Die CDU-Fraktion bleibe gleichwohl unzufrieden, erklärte nach der Sitzung CDU-Fraktionschef Dr. Christopher Dietz auf Anfrage. Es sei schade, immer nur zu hören, was angeblich alles nicht geht. Und diese Kritik wolle seine Fraktion in der Sitzung am kommenden Montag noch einmal kundtun.

"Hätten, könnte, sollte - passiert ist bis heute aber leider nichts": So kritisierte die Limburger CDU-Stadtverordnetenfraktion den aktuellen Stand der Gutscheinaktion in ihrer Pressemitteilung am Dienstagabend. Dass es den Gutschein auch zehn Wochen nach der Beschlussfassung in Stadtverordnetenversammlung noch nicht einmal in der digitalen Form gibt, sei "absolut enttäuschend". Auch gebe es leider noch keinerlei Testläufe für einen reibungslosen Einsatz der Gutscheine nach Beendigung des Lockdowns. Stefan Dickmann

So funktioniert das "Limburg PLUS"

Rund 90 Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants und Cafés beteiligen sich nach Angaben von Bürgermeister Dr. Marius Hahn (SPD) bislang an der Gutscheinaktion "Limburg PLUS". 15 Verkaufsstellen soll es geben, zehn in der WERKStadt sowie fünf in der Innenstadt, darunter die Tourist-Info, Vohl & Meyer, Factory sowie die Bäckerei Huth. Aber: Dort gibt es die Gutscheine (so groß wie eine EC-Karte) erst nach Ende des Lockdowns zu kaufen, wenn alle Geschäfte wieder öffnen dürfen! Der Warenwert von 35 Euro ist auf dem Gutschein aufgeladen und wird beim Kauf zum Abbuchen vorgelegt.

Wer den Gutschein online erwerben möchte (frühestens von Mitte März an möglich), geht auf die Adresse www.gutschein-limburg.de und kann dort mit Giropay, Paydirekt oder Sofortüberweisung (Online-Banking) bezahlen. Eine Einbindung von Paypal ist laut Stadt aus rechtlichen Gründen momentan nicht vorgesehen. Nach der Bezahlung wird ein QR-Code angezeigt. Der kann entweder ausgedruckt oder mit dem Smartphone abfotografiert werden. Im Geschäft selbst wird der QR-Code entweder auf Papier oder auf dem Display des Smartphones vorgezeigt und beim Bezahlen eingescannt. dick

Günther Steinke (Buchhandlung Schaefer) darf direkt an der Ladentür verkaufen. fotos: dickmannBild: Blick in ein Schaufenster von Vohl & Meyer am Neumarkt in Limburg. fotos: dickmann

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

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