Limburg-Weilburg. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen im Landkreis Limburg-Weilburg ist gestern auf 223,4 gestiegen ...

Von 21 Uhr an gehen die Lichter im Kreis Limburg-Weilburg ab Samstag wohl auf rot. foto: dpaBild: Von 21 Uhr an gehen die Lichter im Kreis Limburg-Weilburg ab Samstag wohl auf rot. foto: dpa

LIMBURG-WEILBURG - Inzidenz weiter über 200 - Viele Pflegeheime betroffen - Neue Allgemeinverfügung

Aktuell liegen damit in Hessen nur die Stadt Offenbach und der Main-Kinzig-Kreis höher. Sollte der Wert auch am heutigen Donnerstag über 200 liegen, wovon die Kreisspitze ausgeht, wird es eine weitere Allgemeinverfügung geben, die dann wahrscheinlich am Samstag in Kraft tritt. Sie orientiert sich am erst am Dienstag vom Land Hessen erlassenen und von Freitag an geltenden Eskalationskonzept für Regionen, wo die Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen 200 überschreitet (Stufe schwarz).

Unter anderem gehört dazu eine nächtliche Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr. Das Verlassen der eigenen Wohnung ist während dieser Zeit nur aus gewichtigen Gründen zuzulassen, wie beispielsweise berufliche oder medizinische Erfordernisse. Außerdem ist ganztags der Konsum von Alkohol im öffentlichen Raum und die Abgabe von Alkohol zum Sofortverzehr verboten. Dies werde auch kontrolliert werden, kündigte der Leiter des Amt für öffentliche Ordnung, Dr. Thomas Orth, an. Über die Höhe von möglichen Bußgeldern könne er aber noch nichts sagen.

Wechselunterricht hat sich bewährt

Einen Wechselunterricht an Schulen ab der Klasse sieben gibt es im Kreis bereits seit Anfang November. "Das hat sich bewährt" sagte Landrat Michael Köberle (CDU) gestern bei einer Online-Pressekonferenz. In Kindertagesstätten und Schulen sei es mittlerweile eher ruhig. Betroffen sind aktuell die Friedrich-Dessauer-Schule Limburg, das Gymnasium Philippinum Weilburg, die Grundschule Linter, die Kita Regenbogen Ennerich und die Kita Löwenzahn Weilmünster. Zwischenzeitlich hatte es an mehr als 30 Einrichtungen positive Fälle gegeben. Dass die Situation im Landkreis auch im Vergleich zu den Nachbarn so schlecht ist, erklärte Köberle mit Infektionsketten in Alten- und Pflegeheimen und Krankenhäusern sowie mit Folgeinfektionen in Familien. Kirsten Eckenberg, stellvertretende Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, ergänzte: "Wir können nicht festmachen, warum die Zahlen woanders niedriger sind." Zu den Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheim - sie spricht von aktuell zehn betroffenen Einrichtungen, offiziell nennt der Kreis Vitos Teilhabe Weilmünster, Haus St. Blasius Frickhofen, Wichernstift Limburg und Pallottiner Missionshaus Limburg - erklärte sie: "Da holen wir anscheinend nach, was wir im Kreis in den ersten Monaten der Pandemie nicht hatten."

Die Folgen sind erkennbar: Bis Ende Oktober gab es im Kreis "nur" acht Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus, mittlerweile sind es 28. "Sie sind fast alle hochbetagt", sagte Eckenberg. Die allermeisten seien über 80, definitiv aber über 70.

Antigen-Schnelltests vermehrt einsetzen

"Unser Ziel ist es, Krankenhäuser und Seniorenheime maximal zu schützen", betonte Köberle. Daher gilt vom morgigen Freitag an eine neue Allgemeinverfügung zu eben diesem Thema. Geregelt sind darin unter anderem Besuchsverbote, wenn es in der Einrichtung einen Covid-19-Ausbruch gibt, oder das Tragen von FFP2-Masken. Zudem müssen Besucher und Personal (bis zu zweimal pro Woche) getestet werden. Das gilt auch für Patienten beziehungsweise Bewohner bei der Aufnahme und der Entlassung.

Die benötigten Antigen-Schnelltests stehen nach Köberles Kenntnis ausreichend zur Verfügung. Diese Verordnung soll bis zum 11. Januar 2021 gelten. Die Ausgangssperre soll zunächst bis zum 22. Dezember in Kraft sein, kann aber erst aufgehoben werden, wenn die Inzidenz fünf Tage in Folge unter 200 gesunken ist. Allerdings könnte sie wie zuletzt Anfang November wieder von Verordnungen des Landes abgelöst werden - schließlich wird bundesweit über einen weiteren Lockdown diskutiert. Von Lockerungen zu Weihnachten hält Landrat Köberle "angesichts der Inzidenzen nichts". Eckenberg betont allerdings, dass sie aktuell "in den Geschäften nicht das Problem sieht".

Dem Gesundheitsamt gelinge es aktuell noch, Kontakte binnen 24 Stunden nachzuverfolgen, sagte Köberle. Dabei helfen derzeit 18 Landesbedienstete sowie weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Kreisverwaltung im Gesundheitsamt mit. Die Bundeswehr sei im Moment kein Thema.

"Wir hoffen, mit den nun getroffenen Maßnahmen das Infektionsgeschehen bei uns im Landkreis insgesamt wieder nach unten drücken zu können. Dafür ist aber in erster Linie entscheidend, dass sich unsere Bürgerinnen und Bürger an die Regelungen halten und die Vorgaben umsetzen", betonte Köberle. Und Eckenberg appelliert, vorsichtig zu sein. Denn viele glaubten, sie hätten nur einen Infekt oder eine Erkältung und gingen weiter raus. "Da kann immer Covid-19 dahinterstecken", sagte sie. Sebastian Semrau

Corona-Ausbruch im St. Vincenz

In den Krankenhäusern des Kreises Limburg-Weilburg sind aktuell 69 Corona-Infizierte (+ 8 zum Vortag), davon 14 im Intensivbett (+ 2). "Die Lage in den Krankenhäusern des Versorgungsgebietes 5, zu denen auch die drei Krankenhäuser des Landkreises Limburg-Weilburg gehören, ist aufgrund der weiter steigenden Patientenzahlen angespannt. Die Auslastung mit Covid-Patienten ist an der Grenze", so Erster Kreisbeigeordneter Jörg Sauer (SPD). "Wir wollen die Krankenhäuser entlasten" sagte Landrat Michael Köberle (CDU) zu den nun ergriffenen Maßnahmen.

Wie nötig das ist, machte das Limburger St.-Vincenz-Krankenhaus gestern klar. Auch dort ist es zu einem Covid-Ausbruch gekommen, von dem mehrere Stationen betroffen sind. Von den rund 800 ärztlichen und pflegerischen Mitarbeitern sind derzeit rund 20 Personen mit dem Coronavirus infiziert und in Quarantäne. "Gleichzeitig gebe es einen starken Anstieg infizierter stationär behandelter Patienten", erklärt Geschäftsführer Guido Wernert. Stand Mittwoch werden im St.-Vincenz-Krankenhaus 47 Covid-19-Patienten behandelt, neun von ihnen auf der Intensivstation. Infolge dessen wird das Besuchsverbot für das Limburger Krankenhaus sowie für die Klinik in Diez weiter verschärft: Ausnahmen gibt es nunmehr ausschließlich für Angehörige eines im Sterben liegenden Patienten. "Diese starke Einschränkung ist unerlässlich für den Schutz der Patienten und des medizinischen Personals", so die Krankenhausleitung. Daher werden die bereits bestehenden Sicherheits- und Schutzmaßnahmen nochmals verschärft: So werden nun unter anderem bei allen Beschäftigten wöchentlich zwei Antigen-Schnelltests durchgeführt. Zudem sind alle Krankenhausmitarbeiter zum Tragen einer FFP2-Maske verpflichtet. ses

Zwei weitere Todesfälle

Im Landkreis Limburg-Weilburg ist das 28. Todesopfer in Verbindung mit dem Coronavirus zu beklagen. Eine zuvor positiv auf das Virus getestete Person sei leider im Krankenhaus in Limburg verstorben, teilte der Kreis gestern mit. Stand Mittwochmittag sind 590 Personen aktiv mit dem Coronavirus infiziert. Sie verteilen sich auf Limburg (201), Hadamar (55), Weilmünster (41), Bad Camberg (41), Weilburg (29), Runkel (29), Elz (29), Weinbach (25), Hünfelden (22), Beselich (22), Selters (17), Dornburg (16), Brechen (13), Merenberg (13), Villmar (9), Mengerskirchen (9), Löhnberg (8), Elbtal (6) und Waldbrunn (5).

Insgesamt gab es bislang 2540 bestätigte Fälle (+ 86 zum Vortag), 1922 Personen sind inzwischen genesen (+ 19). 1788 Menschen befinden sich im Landkreis derzeit in Quarantäne.

Im Rhein-Lahn-Kreis ist die Inzidenz gestern leicht von 115,3 auf 111,2 gesunken. Allerdings gibt es dort den 21. Todesfall zu beklagen: Eine 81-Jährige mit Vorerkrankungen aus der VG Loreley ist verstorben. Die aktuell 167 Infizierten verteilen sich auf VG Aar-Einrich (19), VG Bad Ems-Nassau (26), VG Diez (46), Lahnstein (32), VG Loreley (27) und VG Nastätten (17). Insgesamt gab es bislang 1058 bestätigte Fälle (+ 31). Weiter 870 Personen sind inzwischen genesen.

Im Westerwaldkreis ist die Inzidenz gestern von 85,4 auf 75,3 gesunken. Insgesamt gab es bislang 2091 bestätigte Fälle (+ 55). 1795 Personen sind inzwischen genesen (+ 26). Die 263 aktiven Fälle verteilen sich unter anderem auf VG Montabaur (53), VG Rennerod (21), VG Wallmerod (23) und VG Westerburg (20). red

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

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