Limburg-Lindenholzhausen. Schon in fünf Jahren könnte für die B-8-Umgehung in Lindenholzhausen Baurecht bestehen. Die Stadt Limburg darf überraschend mit den Planungen beginnen; die Kosten dafür trägt das Land Hessen ...
Bild: Die Ampelkreuzung der B 8 in Lindenholzhausen könnte durch eine Umgehung deutlich entlastet werden. foto: sebastian semrau
LINDENHOLZHAUSEN - Ein Wunsch wird wahr: Kommune darf loslegen und kriegt Kosten erstattet
Das gab gestern Mittag das Verkehrsministerium in Wiesbaden bekannt. Bislang hatte das Land dieses Modell - Kommune plant Umgehungsstraßen - strikt abgelehnt und für viel Frust in den betroffenen Kommunen gesorgt.
Entsprechend viel Sand im Planungsgetriebe gab es bei der B-8-Umgehung Lindenholzhausen - obwohl sich diese in der höchsten Planungsstufe des Bundes befindet. Zwar fehlen der formal zuständigen Straßenverkehrsbehörde Hessen Mobil noch immer die Kapazitäten mangels Personal, aber die Stadt Limburg darf nun - neben weiteren Kommunen in Hessen - diese Planung auf dem freien Markt einkaufen und kriegt die Kosten erstattet, weil der Bund dem Land Hessen deutlich mehr Geld zur Verfügung stellt. Auch die Gemeinde Waldems darf so die Planungen der B-8-Umgehung Esch vorantreiben.
Bürgermeister Hahn: "Endlich ist es so weit!"
Sofern es keine Klagen gegen das Projekt gebe, könne bereits 2025 Baurecht bestehen für die B-8-Umgehung in Lindenholzhausen, rechnete der heimische Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch (CDU) gestern vor. "Das ist eine schöne Nachricht für Limburg, das ist toll."
Hocherfreut zeigte sich gestern auch der Limburger Bürgermeister Dr. Marius Hahn (SPD). "Endlich ist es so weit!", sagte er. Damit sei eine jahrelange Forderung der Stadt erfüllt, die nun alles Erforderliche in die Wege leiten werde, um eine B-8-Umgehung möglichst schnell umzusetzen. Noch im August vergangenen Jahres hatte Hahn bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammern Koblenz und Limburg darüber geschimpft, die B-8-Umgehung von Lindenholzhausen werde von der schwarz-grünen Landesregierung blockiert.
"Das ist unglaublich, eine tolle Überraschung", sagte gestern die Lindenholzhäuser Ortsvorsteherin Barbara Bäcker (CDU). Damit gehe ein langgehegter Wunsch der Bürger sowie des gesamten Ortsbeirats in Erfüllung. Sie habe schon befürchtet, dass das nie mehr etwas werde mit der B-8-Umgehung für Lindenholzhausen - trotz der deutlichen Zunahme des Lkw- und Pkw-Verkehrs in den vergangenen Jahren.
Denn jahrelang sei in Wiesbaden immer nur gesagt worden, dass das alles nicht gehe. "Die Wohnqualität wird sich durch eine B-8-Umgehung in Lindenholzhausen deutlich verbessern, weil auch die Nebenstraßen vom Verkehr entlastet werden", sagte Bäcker. Denn es sei mit zusätzlichen Lärmschutzmaßnahmen bei einer Umgehung zu rechnen, deren Trasse parallel zur Autobahn und zur ICE-Strecke verlaufen würde.
Erwartete Kosten: 5,6 Millionen Euro
Die B-8-Umgehung in Lindenholzhausen hat nach Willschs Angaben den großen Vorteil, dass sie mit einer Länge von nur 2,5 Kilometern relativ kostengünstig für ein Straßenbauprojekt sei mit zu erwartenden Kosten von 5,6 Millionen Euro.
Wie geht es weiter? "Hessen Mobil wird nun in den nächsten Wochen auf die betroffenen Städte und Gemeinden zugehen und das weitere Vorgehen besprechen", sagte gestern der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne).
Dass dies nun möglich ist, ist im Vergleich zu seinen Äußerungen aus dem Vorjahr eine ziemliche Kehrtwende, um nicht zu sagen Verkehrswende. Im April 2019 hatte der Minister noch die Möglichkeit verneint, dass die Kommunen selbst mit Planungen für Umgehungsstraßen wie an der B 8 in Vorleistungen gehen dürften, wie aus einer Antwort auf eine Anfrage der heimischen Landtagsabgeordnete Marion Schardt-Sauer (FDP) hervorging.
Erst 2021 könne die Frage geklärt werden, ob das Projekt B-8-Umgehung Lindenholzhausen überhaupt angegangen werden könne, antwortete der Minister. Als Begründung waren nicht vorhandene Planungskapazitäten bei Hessen Mobil angeführt worden. Das führte zu einer Prioritätenliste des Landes Hessen, in der die B-8-Umgehung Lindenholzhausen nicht ganz oben stand, was der grundsätzlichen Haltung des grünen Ministers, dem Neubau von Straßen - freundlich formuliert - skeptisch gegenüberzustehen, entsprach.
Doch nun gibt der Bund mehr Geld und scheint dafür auch etwas zu erwarten. Im bis zum Jahr 2030 gültigen Bundesverkehrswegeplan stehen Hessen nun 8,2 Milliarden Euro statt bislang 3,6 Milliarden für Bundesstraßen und Autobahnen zur Verfügung. Von einer immerhin "mittelfristigen Perspektive" für die Umgehungsstraßen, die die hessischen Kommunen jetzt planen dürfen, sprach auf Anfrage der Sprecher des Umweltministeriums in Wiesbaden, Wolfgang Harms. Das heißt für Lindenholzhausen, dass ein Baurecht nicht Jahrzehnte, sondern "nur" noch wenige Jahre in Anspruch nehmen dürfte. Für aufwendige Straßenbauprojekte ist das schon Formel-1-Geschwindigkeit. Stefan Dickmann
B 8: So sieht es in Bad Camberg und Brechen aus
In Bad Camberg darf die B-8-Umgehung gebaut werden, weil hier bereits Baurecht besteht. Aber schon jetzt steht fest, dass es nicht bei den veranschlagten vier Jahren Bauzeit bleibt, sondern wohl eher mit sieben Jahren zu rechnen ist. Der hessische Verkehrsminister begründete dies im Frühjahr mit schwierigen und zeitaufwendigen Abstimmungen mit der Bahn, weil die B 8 die Eisenbahnstrecke nach Frankfurt überqueren muss. Auch in Brechen ist eine B-8-Umgehung im Bundesverkehrswegeplan mit höchster Priorität vorgesehen und von der Kommune gewünscht, dort sind die Planungen aber bei weitem noch nicht so weit fortgeschritten wie in der Kurstadt. Auch hier hakt es an der Querung der Eisenbahnlinie und der Frage, wie der schienengleiche Bahnübergang beseitigt werden kann. red
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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