Limburg. Sicher der bekannteste Brunnen in Limburg, und auch der am meisten frequentierte, ist der achteckige, so genannte Stadtteilbrunnen ...
Bild: Der achteckige Bahnhofsbrunnen trägt alle Namen der Limburger Stadtteile. FoTO: Anette In Concas
von Anette in Concas
LIMBURG - In unserer neuen Serie stellen wir die Brunnen der Stadt vor - erzählen Geschichten
Schon allein deshalb, weil er direkt vor dem Bahnhof steht und den Vorbeieilenden gleich berichtet, wie die Stadtteile heißen. Seit der Gebietsreform 1974 bildet die Kernstadt mit den sieben Stadtteilen Linter, Lindenholzhausen, Offheim, Ahlbach, Staffel, Dietkirchen und Eschhofen eine Einheit. Die Namen der Stadtteile sind am Seitenrand der Schale eingraviert.
Zu verdanken ist die sprudelnde Wasserfontäne vor allem Albert Weil. Der Bauunternehmer, der als Generalunternehmer für die Bahnhofsplatzgestaltung zuständig war, hatte, wie diese Zeitung damals berichtete, 100 000 Mark für das insgesamt 380 000 Mark teure Projekt gespendet und den Stadtsäckel dadurch erheblich entlastet.
Jürgen Schang war der Brunnen-Pate
Die Eröffnung, am 30. August 1985, fiel mit der Einweihung des neuen Bahnhofsplatzes zusammen. Die Blaskapelle des Bundesbahnsozialwerks blies um 14.45 Uhr einen Tusch, dann begrüßten Bürgermeister Josef Kohlmaier, der Präsident vom Landesamt für Straßenbau und der Präsident von der Bundesbahndirektion Frankfurt zunächst den neuen Bahnhofsplatz und eine halbe Stunde später die neue, granit-steinerne Zierde des Platzes.
Errichtet wurde der Brunnen, dessen Gestaltung zunächst als Wettbewerb ausgeschrieben war (keiner der Entwürfe der damals drei beteiligten Künstler wurde übrigens genommen), unter der Leitung von Architekt Hans Schmitt, der noch bei der Stadt Limburg tätig war.
Für den technischen Bereich zeichnete der unvergessene Jürgen Schang von J-S-E Elektrotechnik verantwortlich. Seit jenen Tagen wurden die Limburger Brunnen seine Patenkinder. Seine erste Brunnenanlage, einen Barockbrunnen, hatte er in Hahnstätten, im Bieberstein'schen Schloss errichtet. Die Planung für den Brunnen gefiel dem Gebietsleiter des größten deutschen Unternehmens für Brunnentechnik, "Oase", Wolfgang Schrötter, ausnehmend gut und so berief er den Staffeler nach Bagdad, wo Jürgen Schang ein dekoratives, sprudelndes Wasserspiel über zwölf Meter Höhe einrichtete.
Immer wieder landet Müll in den Brunnen
Die Limburger bekamen bei dieser Gelegenheit schnell spitz, dass sie einen Brunnenexperten in den eigenen Reihen hatten und baten Jürgen Schang um den technischen Aufbau des Stadtteilbrunnens. Bis zu seinem Tod kümmerte sich der Fachmann in enger Zusammenarbeit mit der Stadt um die Instandhaltung und technische Sanierung der Limburger Brunnen. Noch gibt es keinen Nachfolger, die Stadt wird die Brunnenbetreuung neu ausschreiben.
Leider macht die Zerstörungswut oder Gleichgültigkeit einiger Zeitgenossen gerade in der Sommerzeit auch vor den Brunnen nicht halt. Die Sammlungen im Wasser beinhalten Bierdosen, Zigarettenschachteln, Pappbecher und etliches mehr. Die Verunreinigungen sind ein ganz erheblicher Kostenfaktor im Rahmen dessen, was die Stadt Jahr für Jahr für ihre Schmuckstücke aufbringen muss. Übrigens haben Limburgs Brunnen fast alle Schwimmbadwasserqualität.
Im Oktober/November müssen die Brunnen winterfest gemacht werden. Die Rohre werden entleert, die Düsen und Pumpen abgebaut, gereinigt und eingelagert. Auch der Bahnhofsbrunnen mit seiner Säule und der darauf aufgesetzten, ebenfalls achteckigen Wasserschale geht dann in den Winterschlaf. Seit 2009 allerdings in einem völlig anderen Ambiente: Damals blieb fast ein Jahr lang rund um den Brunnen kein Stein auf dem anderen. 5,1 Millionen Euro kostete die Neugestaltung des Areals. Mit den Arbeiten war wieder die Firma des Brunnenspenders Albert Weil betraut. Seither ist der Bahnhofsplatz auch der Zentrale Omnibusbahnhof für den Stadtlinienverkehr.
Hinzugekommen ist nach diesem Umbau auch ein "lebendiges Denkmal" für den Mann, dessen Vision und Engagement die Stadt so viele Brunnen zu verdanken hat: 2009 wurde auf den Bahnhofsplatz zwischen dem Treppenabgang zur Südstadt-Unterführung und der Bahnanlage eine Josef-Kohlmaier-Eiche gepflanzt.
Auch Brunnen schreiben Stadtgeschichte
In ganz Limburg gibt es rund 20 Brunnenanlagen. Vier der historischen, aber eher unauffälligen Trinkwasserbrunnen, an denen sich die Bürger früher mit dem Eimer Wasser holen konnten, sind erhalten. Sie wurden umgebaut, so dass sie jetzt ein Selbstschluss-Ventil haben. Die gusseisernen Brunnen stehen in der Westerwaldstraße, an der Rütsche, am Roßmarkt und am Dom. Auch vier Handschwengel-Pumpen gibt es noch: Zwei stehen in Offheim, einer in Eschhofen an der Burg und einer in Ahlbach an der Kirche.
Es gibt natürlich noch die Hingucker, also die Zierbrunnen, und über die gibt es richtig viel zu erzählen: der Georgsbrunnen auf dem Neumarkt, die Pusteblume auf dem Serenadenhof und der Ritter-Hattstein-Brunnen auf der Plötze; dann der Stadtteile-Brunnen am Bahnhof, der Werner-Senger-Brunnen am Europaplatz, der Samson-Brunnen am Diözesanmuseum, der Brunnen mit der Schale und Blume im bischöflichen Garten und in der Brückengasse 2, im Hof der ehemaligen Posthalterei von Thurn und Taxis, die Brunnenschale aus Sandstein, die einst als Ehrenmal den Neumarkt zierte.
Und in den Ortsteilen? In Lindenholzhausen gibt es den berühmten Lubentiusbrunnen (Sauerborn) und den Wendelinus-Brunnen, in Dietkirchen den Brunnen am Reckenforst und in Ahlbach den an der Dehrner Straße in Form von Basaltsäulen mit einer kleinen Fontäne.
Einst existierte auch ein Froschbrunnen (beim Friedhof auf dem Schafsberg), und in alten Schriften wird viel über den Hausbrunnen der Pallottiner berichtet.
Die Stadt lässt sich ihre Brunnen einiges kosten. Rund 83 000 Euro fallen jedes Jahr an Kosten an: Chemikalien, Strom, Wasser, Wartung und Unterhaltung sorgen dafür, dass sich alle an den Brunnen wohlfühlen; Reparaturkosten kommen noch hinzu.
Wenn es in Limburg je ein Brunnen-Jahr gab, dann war es das Jahr 1985. Damals, unter Bürgermeister Josef Kohlmaier, wurden vier Brunnen, drei städtische und der Brunnen des Diözesanmuseums, aufgebaut - oder zumindest geplant. Nachdem der letzte von ihnen im Sommer 1986 enthüllt wurde, war Schluss mit den "Prestigeobjekten", wie der neue Bürgermeister Dr. Wolfgang Rüdiger die Brunnen damals nannte.
Die Brunnen sind beliebte Treffpunkte, haben soziale Funktionen. Durch die Verdunstung im Sommer kühlt ihr Wasser und trägt zur Verbesserung des Mikro-Klimas bei. Brunnen schreiben Stadtgeschichte, sind Sehenswürdigkeiten - und Geschichtenerzähler. aic
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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