Hadamar/Limburg-Lindenholzhausen. Im kunstgeschichtlichen Zeitalter des Barock blühte in unserer Region eine ganz eigene Form dieser Stilrichtung. "Der Hadamarer Barock zeichnet sich durch große Vitalität, ja eine fast tänzerische Ausstrahlung der Figuren aus", sagte die Kunsthistorikerin Dr. Simone Husemann während eines Qualifizierungskurses für Kirchenführer der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) ...
Bild: KEB-Leiter Bernd Weil und Kunsthistorikerin Simone Husemann an der für den Hadamarer Barock typischen Skulptur des Guten Hirtenfoto: Kaminsky
HADAMAR In der Fürstenstadt entstand vor Jahrhunderten ein besonderer Barockstil
Nicht nur in der Fürstenstadt selbst und der näheren Umgebung finden sich Kirchenräume, deren Ausstattung durch den Hadamarer Barock geprägt ist. Auch in Limburg, Bad Camberg, im Westerwald und im Siegerland haben Bildhauer der Hadamarer Schule gewirkt.
Der Einfluss von Prinz Franz Bernhard
Simone Husemann skizzierte, wie sich die hochwertige Bildhauertradition im Umfeld des Fürstentums Nassau-Hadamar entwickeln konnte: Landesherr Fürst Johann Ludwig (1590-1653) war 1629 zum Katholizismus zurückgekehrt und hatte Jesuiten und Franziskaner in seine Residenzstadt berufen. Also wurden neue Kirchen gebaut und Meister ihres Fachs für die Innenausstattung angeworben. Entscheidenden Anteil an der Entstehung und Blüte der weithin wirksamen Bildhauerschule von Hadamar hatte allerdings Prinz Franz Bernhard von Nassau-Hadamar. Das 14. Kind des Fürsten und seiner Gattin Ursula war unter anderem von den Jesuiten in Hadamar erzogen worden, besuchte das Konvikt in Antwerpen, studierte an der Universität Köln und machte eine bemerkenswerte kirchliche Laufbahn.
Als Kenner der richtigen Leute gelang es dem Prinzen zum Beispiel, Johann Valentin Neudecker den Älteren aus Miltenberg nach Hadamar zu holen. Dieser Bildhauer hatte unter anderem mit dem Bonifatiusgrab in der Fuldaer Domgruft Ruhm erworben und gilt als eigentlicher Begründer des Hadamarar Barock.
Die führende künstlerische Persönlichkeit in der zweiten Generation der Hadamarer Bildhauerschule war Martin Volk. Aus dessen Werkstatt stammen beispielsweise der Marienaltar von Niederzeuzheim, der Hauptaltar der St.-Anna-Kirche Limburg oder der Hl. Petrus am Hauptaltar der Hadamarer Liebfrauenkirche. "Wenn die hiesigen Kirchenbauer der damaligen Zeit Bildhaueraufträge zu vergeben hatten, konnten sie sich entweder nach Mainz oder nach Hadamar wenden", erklärte die Kunsthistorikerin. So sei es gekommen, dass sich der Hadamarer Barock in einem größeren geografischen Umfeld verbreitete.
Die Teilnehmer des über drei Monate laufenden Qualifizierungskurses für Kirchenführer besuchten am Freitag die St.-Jakobus-Kirche in Lindenholzhausen und waren durchweg überrascht, in diesem 1977 entstandenen Bau zwei Altäre des Hadamarer Barock zu finden. "Die St.-Jakobus-Kirche geht auf einen Bau aus den 8. Jahrhundert zurück, der um das Jahr 1700 herum erweitert wurde", erläuterte Husemann. Aus dieser Zeit sind der Hochaltar und der Nothelfer-Altar erhalten.
Ein ganz typisches Beispiel für den Hadamarer Barock findet sich auch an einer Seitenwand des Gotteshauses. "Sehen Sie, wie in sich verdreht der gute Hirte dort steht? Wie der Faltenwurf Teil einer Choreographie zu sein scheint? Wie er das Lamm nur auf der linken Schulter trägt und scheinbar lässig mit der rechten Hand stützt?", wandte sich die Kunsthistorikerin an die Teilnehmer. Wer versuche, die Körperhaltung nachzumachen, verstehe den für den Barock typischen Begriff der "Figura Serpentinata".
"Ich finde das total spannend", sagte Teilnehmerin Birgid Eisenbach, die als Stadtführerin von Limburg die barocken Schätze in der Anna-Kirche, der Stadtkirche und im Dom zwar kennt, aber nicht die Hintergründe dazu. Ihr gefällt besonders, dass der Hadamarer Barock nicht so überladen ist wie in manchen südlicheren Gegenden.Kerstin kaminsky
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Weitere Artikel zur 1250-Jahrfeier
- 1250 Jahre Lindenholzhausen - Wir laden ein …
- 1250 Jahre Lindenholzhausen - Mundartvorträge | Bilderausstellung | Bücher
- 1250 Jahre - Neue Begrüßung am Ortseingang
- 1250 Jahre - HOLLESSE forstet zur 1250- Jahrfeier auf
- 1250 Jahre - Rückblick zu den Festtagen und Ausblick
- 1250 Jahre - Gibt es noch Überbleibsel?
- 1250 Jahre - Bestellungen von Buch, Collage und Mundartschild bis 15. Juni
- 1250 Jahre - Präsentationen und Videos des Ortsgeschichteausschusses
- 1250 Jahre - Die Toten, über die die man reden muss
- 1250 Jahre - "Das Schicksal der Opfer darf nicht in Vergessenheit geraten"
- 1250 Jahre - Der Archivar der Ahnen von Hollesse
- 1250 Jahre - Resümee zum großen Festwochenende in Mundart
- 1250 Jahre - Jetzt auch Videos vom Seifenkistenrennen
- 1250 Jahre - »Landmusikort«: Ein besonderes Geschenk
- 1250 Jahre - Festwochenende der Superlative
- 1250 Jahre - Würdiger Abschluss des Festwochenendes
- 1250 Jahre - Höfefest lockt Tausende Besucher an
- 1250 Jahre - Rock-Musik mit Lokalkolorit
- 1250 Jahre - Eine grandiose Eröffnungsfeier
- 1250 Jahre - Stimmgewaltiger Auftakt des Dorfjubiläums
- 1250 Jahre - "Hollesse" feiert bis Sonntag sein 1250-jähriges Bestehen
- 1250 Jahre - Programm am Donnerstag
- 1250 Jahre - Programm am Freitag
- 1250 Jahre - Programm am Samstag
- 1250 Jahre - Programm am Sonntag
- 1250 Jahre - Extrablatt und Lageplan für Höfefest
- 1250 Jahre - Aktionen und Bestellmöglichkeiten im Hof "Waanisch"
- 1250 Jahre - Bunt geschmückter Ortskern lädt den Festtagen
- 1250 Jahre - Nun ist es endlich so weit!
- 1250 Jahre - Buch zum Jubiläum
- 1250 Jahre - Schöne Aussichten
- 1250 Jahre - So feiert Lindenholzhausen vier Tage lang Jubiläum
- 1250 Jahre - Neues ausprobieren, Traditionen bewahren
- 1250 Jahre - Geschichte der Landmaschinen im Ort
- 1250 Jahre - Eigenes Festbier zur 1250-Jahr-Feier
- 1250 Jahre - GUDE Nachrichten - Newsletter 05
- 1250 Jahre - "Spiel ohne Grenzen“ - 2. Platz für Hollesse
- 1250 Jahre - "Spiel ohne Grenzen“ am Samstag
- 1250 Jahre - Mai-Wanderung und Waldfest am 1. Mai
- 1250 Jahre - Fleißige Bäcker/-innen gesucht
- 1250 Jahre - Der "Sauerborn-Papst" und das Hollesser Wasser - Die Aliens aus dem Stadtteil
- 1250 Jahre - Das Lindenholzhausen meiner Kindheit und Jugend
- 1250 Jahre - GUDE Nachrichten - Newsletter 04
- 1250 Jahre - Historische Hinweise auf die Heimat
- 1250 Jahre - erste Ortsschilder angebracht
- 1250 Jahre - Spiel ohne Grenzen zum Jubiläum
- 1250 Jahre - Wie aus Eiern echte Kunstwerke werden
- 1250 Jahre - Jubiläums "Hollesser“ Pullis
- 1250 Jahre - "Wie die ersten Amerikaner in unser Dorf kamen"
- 1250 Jahre - Erste Erwähnung im Lorscher Kodex
- 1250 Jahre - "Mundart muss erhalten bleiben"
- 1250 Jahre - Hollesse aus der Sicht verschiedener Künstler
- 1250 Jahre - Hollesser Hymne für das Jubiläum
- 1250 Jahre - Krüge für das selbstgebraute Hollesser Bier
- 1250 Jahre - Gemeinsames Festbier der Jubiläums-Dörfer