Limburg. Die Deutsche Glasfaser wird keinen Glasfaserausbau in den Limburger Stadtteilen anbieten, weil die Nachfrage zu gering war. Die nächsten Kommunen, in denen dieses Angebot gemacht wird, sind Selters, Bad Camberg und Hünfelden ...

Glasfaserkabel, hier vor einer sogenannten Speedpipe (Leerrohr) für ein Glasfasernetzwerk, werden in Limburg vorerst nicht verlegt.foto: dpaBild: Glasfaserkabel, hier vor einer sogenannten Speedpipe (Leerrohr) für ein Glasfasernetzwerk, werden in Limburg vorerst nicht verlegt.foto: dpa

VON STEFAN DICKMANN

Der Glasfaserausbau in den Limburger Stadtteilen ist gescheitert. Nur elf Prozent aller Haushalte waren bereit, einen zweijährigen Vertrag beim Privatunternehmen Deutsche Glasfaser zu unterzeichnen, um deutlich schnelleres Internet zu bekommen. Das Unternehmen hatte mindestens 40 Prozent aller Haushalte angestrebt, um im Laufe des Jahres 2020 kostenfreie Hausanschlüsse zu verlegen.

"Das bedauern wir sehr", sagt Tjark Hartmann, der für Limburg zuständige Projektleiter des Unternehmens. "Wäre es ein knappes Ergebnis geworden, hätte man eine Verlängerung in Erwägung ziehen können. Bei einer so geringen Beteiligung nach 14 Wochen wäre dies jedoch ein relativ aussichtsloses Unterfangen und wirtschaftlich nicht darstellbar." Gibt es einen neuen Anlauf in Limburg? "In den nächsten zwei bis drei Jahren höchstwahrscheinlich nicht", sagt er. "Im Moment gibt es weitere Projekte, die bereits geplant sind und unsere Aufmerksamkeit fordern."

Denn trotz des Scheiterns in Limburg bleibt das Unternehmen im Landkreis Limburg-Weilburg aktiv. In Selters startet die sogenannte Nachfragebündelung am 7. Februar 2020. Auch hier gilt: Wenn sich bis zum 27. April 40 Prozent aller Haushalte in Selters für einen zweijährigen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser entscheiden, verlegt das Unternehmen kostenfrei Glasfaseranschlüsse bis ins Haus.

Die Chancen in Selters dürften deutlich höher liegen als in Limburg, weil in dieser Gemeinde die angebotenen Bandbreiten mit bis zu 100 Mbit pro Sekunde deutlich unter dem Maximum in Limburg mit bis zu 250 Mbit liegen. Die Deutsche Glasfaser bietet vier Tarifpakete mit 300, 400, 600 und 1000 Mbit an.

Auch in Bad Camberg und Hünfelden wird das Unternehmen mit Sitz in Nordrhein-Westfalen den Bürgern dieses Angebot unterbreiten. Mit beiden Kommunen bestehe bereits Einigkeit über eine Kooperation, teilte Unternehmenssprecher Dennis Slobodian auf Anfrage mit. Bevor die Deutsche Glasfaser seine Marketing-Aktion startet, schließt es mit den Kommunen Kooperationen ab, um sicherzustellen, dass die Werbemaßnahmen auf Wohlwollen bei den jeweiligen Bürgermeistern und Gemeindevertretern stoßen.

Eschhöfer Ortsvorsteher ist enttäuscht

Mit der Nachfragebündelung soll in Bad Camberg im Frühjahr 2020 begonnen werden, in Hünfelden vermutlich auch. Ebenfalls auf der Liste der Deutschen Glasfaser steht die Stadt Runkel. Dort ist nach Angaben des Sprechers aber noch kein Kooperationsvertrag unterzeichnet.

Enttäuscht von der mangelnden Nachfrage nach Glasfaser in Limburg zeigte sich der Eschhöfer Ortsvorsteher Daniel Stenger (SPD), der den Ausbau als wichtige Infrastrukturmaßnahme bewertet hatte. Offenbar werde der technische Fortschritt von vielen nicht so sehr gewünscht, was er jedoch nicht als Vorwurf verstehen wolle. Das Thema sei in Eschhofen gleichwohl hitzig diskutiert worden. Es gebe eine große Solidarität mit dem jeweiligen Anbieter. Nun gehe er von dem "Schreckensszenario" aus, dass irgendwann zwar ein Glasfaser-Anbieter kommt, der aber viel Geld für einen Hausanschluss verlange.

Noch geht es auch mit der Brückentechnologie

Die überwiegende Mehrzahl der Limburger Bürger in den Stadtteilen ist mit der angebotenen Internet-Geschwindigkeit offenkundig
zufrieden. Das wird zwar all die enttäuschen, die gerne bereit waren, das Angebot der Deutschen Glasfaser anzunehmen, aber den meisten ist es nun mal relativ egal, ob sie auf eine Brückentechnologie wie VDSL setzen oder mit Glasfaser surfen.

Solange die Internetleitung stabil ist, Filme auf dem Smart-TV oder dem Tablet ruckelfrei laufen, E-Mails jederzeit abgerufen werden können und auch Video-Telefonate weitgehend reibungslos laufen, gibt es für die meisten Internet-Nutzer keinen Grund, auf eine schnellere, bessere Technik zu setzen - auch wenn ein Download mehrere Minuten dauert statt nur wenige Sekunden. Und noch sind wir im Alltag von smarten Wohnhäusern weit entfernt, in denen der Kühlschrank weiß, dass es keine Milch mehr gibt und im nächstgelegenen Supermarkt online gleich eine Bestellung aufgibt. Spätestens dann führt kein Weg an Glasfaser vorbei.

Es dürfte aber noch andere Gründe für das Scheitern in Limburg geben: Wer schon mal seinen Internetanbieter gewechselt hat, kennt das Drama: Das Internet ist angeblich freigeschaltet, aber es passiert nichts. Der alte Anbieter gibt dem neuen Anbieter die Schuld und umgekehrt. Das fördert natürlich nicht den Wettbewerb und macht grundsätzlich skeptisch.

Leserbrief zu "Glasfaserausbau in Limburg gescheitert" (NNP vom 18. Dezember):

Beim Thema digitale Infrastruktur ist Deutschland im europäischen Vergleich auf einem Abstiegsplatz. Für ein Land, dass auf eine zeitgemäße IT-Infrastruktur für die Industrie und Wirtschaft angewiesen ist, stellt die Tatsache, dass man hierzulande drei Prozent (!) Anteil Glasfaser an allen stationären Breitbandanschlüssen hat, ein enormes Zukunftsrisiko dar (zum Vergleich: Litauen hat 75 Prozent und Spanien 58 Prozent ). Auch in Limburg sollten die Themen Digitalisierung und 5G inzwischen angekommen sein. Dabei wundert mich besonders der kurzsichtige Kommentar Ihres Redakteurs Stefan Dickmann, es ginge doch in Limburg auch (noch) ohne Glasfaser. Es geht bei dem Thema Glasfaseranschluss nicht darum, dass man Netflix streamen, der vernetzte Kühlschrank autark Milch bestellt oder der Junior ruckelfrei auf der Spielekonsole zocken kann. Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen ist ein wichtiges Standortkriterium. Städte befinden sich längst im Wettbewerb um die Ansiedlung IT-intensiver Firmen. Arbeitnehmer, die beruflich auf schnelles Internet angewiesen sind, "klimagünstig" im Home-Office arbeiten wollen und können, machen das Vorhandensein moderner IT-Infrastruktur zum Kriterium sich anzusiedeln (oder eben nicht). In einer alternden Gesellschaft bei gleichzeitiger Abnahme an Arztpraxen wird das Thema der Telemedizin immer wichtiger.

Der Staat hat sich mit der Versteigerung der 5G Lizenzen mit fast 7 Milliarden Euro die Taschen gefüllt (für 5G Ausbau benötigt man Glasfaser!), den Ausbau des Netzes überlässt man aber lieber Telekommunikationsanbietern. Wenn dann ein Anbieter Glasfasernetze bauen will, sollten die Bürger und auch die Verwaltung auf den Zug aufspringen, anstatt sich damit zu vertrösten, dass die aktuellen Kupfernetze ja noch ausreichen. Ich sehe hier die lokalen Politiker gefordert ihren Bürgern die Notwendigkeit von Glasfaser und 5G zu vermitteln, anstatt sich hinzustellen und zu sagen, dass sei Sache der Telekommunikationsanbieter. In Limburg hat man ja Erfahrung im "Verschlafen" und sich hinterher beschweren (siehe FOC Ansiedlung) und ich halte den Verzicht auf Glasfaser in Limburg für eine zukünftigen Standortnachteil.

Michael Arthen, Brechen

HinVerwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.weis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

nach oben

 

Weitere Artikel zur 1250-Jahrfeier

 

nach oben

Terminkalender

21. Apr. 2024
10:00 Uhr -
Erstkommunion - Kirchort St. Jakobus
27. Apr. 2024
17:00 Uhr -
Rädersegnung - Kirchort St. Jakobus
28. Apr. 2024
00:00 Uhr
Wandertag - CDU
28. Apr. 2024
10:00 Uhr - 14:00 Uhr
Pflanzenbörse - Obst- und Gartenbauverein
02. Mai. 2024
16:00 Uhr -
Offenes Volksliedersingen - 'Cäcilia'-Chöre
09. Mai. 2024
00:00 Uhr
8. HARMONIE-Festival 2024 - HARMONIE
10. Mai. 2024
00:00 Uhr
8. HARMONIE-Festival 2024 - HARMONIE
11. Mai. 2024
00:00 Uhr
8. HARMONIE-Festival 2024 - HARMONIE
12. Mai. 2024
00:00 Uhr
8. HARMONIE-Festival 2024 - HARMONIE
19. Mai. 2024
10:00 Uhr -
Hof- & Hallenfest - Feuerwehr

Webcam

Webcam LHH