Limburg-Lindenholzhausen. Das Wasser aus dem Sauerborn tranken in der Nachkriegszeit fast alle Bürger von Lindenholzhausen. Doch mittlerweile kommt kaum noch Wasser aus dem Brunnen. Bernhard Rompel, der den Sauerborn ehrenamtlich betreut, hat nun Angst, dass der Brunnen irgendwann Geschichte sein wird ...
Bild: Die Wasserflasche bleibt leer. Beim Ortstermin mit Bernhard Rompel kommt kein Wasser aus der Zapfstelle des Sauerborn. Fotos: Klöppel
VON ROBIN KLÖPPEL
Dem 86-jährigen Bernhard Rompel ist es wichtig, dass die Stadt Limburg reagiert, die Zapfstelle des Sauerborn noch einmal sanieren lässt und dafür sorgt, dass die Bürger das gesunde Wasser mit viel Eisengehalt auch in Zukunft kostenlos holen und trinken können. "Der Sauerborn hat hier nach wie vor viele Liebhaber", sagt Rompel. Gerade die ältere Generation könne sich Lindenholzhausen ohne diesen nicht vorstellen. Doch wer dort hinfahre, sich das Wasser holen wolle und dann bis zu zwei Stunden warten müsse, bis endlich mal wieder Wasser herauskomme, der gehe wieder. Der komme, so Rompel, dann vielleicht nie wieder. So vertreibe man die Sauerborn-Nutzer dauerhaft.
Bernhard Rompel ist ein Lindenholzhäuser Urgestein. Er weiß noch, was es heißt, nicht mal eben in einen Getränkeshop zu gehen und sich für ein paar Euro ganze Kästen Wasser problemlos holen zu können. "In der Nachkriegszeit waren wir arme Leute", erzählt er. Da hätten die meisten aus dem Ort nicht einfach so in ein Geschäft gehen und sich alles für den täglichen Bedarf kaufen können. Die Rompels hatten zum Glück eine Landwirtschaft. Es war eine Zeit, in der Bernhard Rompel als Kind ausschließlich Wasser aus dem Sauerborn trank. "Das haben 90 Prozent der Menschen in Lindenholzhausen damals so gemacht", erinnert er sich.
Deshalb heißen sie auch "Kruggelsche"
Damals war der Brunnen im Dauereinsatz, hatte er sogar noch eine Außenzapfstelle. Bernhard wurde immer von seinen Eltern zum Lubentiusbrunnen geschickt, wenn der Wasservorrat daheim mal wieder zur Neige ging. Dann fuhr er mit dem Fahrrad mit vollgepackten Taschen hin und holte in alten Flaschen neues Wasser.
In früheren Zeiten hatten sich die Lindenholzhäuser das Wasser noch in Krügen geholt, da sie keine Flaschen zur Verfügung hatten. Das hat den "Hollessern" im Volksmund den Spitznamen "Kruggelsche" eingebracht.
Die Einheimischen holten sich das Wasser laut Rompel aber nicht nur aus Geldmangel, sondern weil der Säuerling auch als sehr eisenhaltig galt und Ärzte ihn zur Gesunderhaltung des Darms empfahlen.
Im Laufe der Jahre gab es, wie die ausführlichen Aufzeichnungen des 86-Jährigen zeigen, immer wieder Probleme mit dem Wasser, weshalb kleinere oder größere Reparaturen erforderlich waren, damit das Wasser wieder durchgehend fließen konnte.
Bernhard Rompel kann sich noch gut an die jüngsten größeren Arbeiten 2004 erinnern, die Jürgen Schang, der bis zu seinem Tod zusammen mit Rompel den Brunnen betreut hat, noch höchstpersönlich mit seiner Firma durchgeführt hatte. Unter anderem gab es damals für das Brunnenhäuschen eine neue Treppe und ein neues Becken.
Nachher ist man aber immer schlauer. Bernhard Rompel glaubt im Nachhinein, dass es an den zu dicken Rohren liegen könnte, dass seit einem halben Jahr das Wasser erneut nicht kontinuierlich aus dem Hahn kommt. Der Sauerborn-Experte denkt, dass sich in dem dicken Rohr zu viel Sauerstoff der Quelle sammelt. Diese Kohlensäure führe dann dazu, dass zu unregelmäßigen Zeitpunkten das Wasser in einem großen Strahl aus dem Hahn ausgespuckt werde. Die Folge ist, dass in den Rohren anschließend kaum noch Wasser ist und somit nur noch ein dünner Strahl aus dem Hahn heraustropft.
Bild: Aktuell kommt oft über längere Zeit gar kein Wasser mehr aus dem berühmten Lubentiusbrunnen in Lindenholzhausen, auch als Sauerborn bekannt. Fotos: Klöppel
Teilweise bis zu zwei Stunden Wartezeit
Mittlerweile sei es überwiegend so, dass gar kein Wasser mehr herauskommt. Das heißt, die Leute, die immer noch wert auf ihr Sauerborn-Wasser legen, müssten auf gut Glück dorthin fahren. Manchmal laufe das Wasser eine Stunde lang normal, doch das sei inzwischen völlig ungewiss, weiß Rompel. Wenn sie Pech hätten, warteten sie bis zu zwei Stunden dort, bis mal wieder ein bisschen Wasser herausfließt oder gleich ein ganzer Schwall hervor schießt. Doch wer will diesen hohen Aufwand betreiben, im Zweifelsfall trotz langer Wartezeit ohne Wasser wieder unverrichteter Dinge heimfahren und noch mal wiederkommen?
Rompel befürchtet, dass der aktuelle Zustand die letzten Sauerborn-Freunde vertreibt und der Brunnen dann irgendwann, wenn ihn niemand mehr nutzt, komplett verschwindet. Das wollten viele Lindenholzhäuser, wie Bernhard Rompel betont, aber auf keinen Fall.
Oft werde er auf das Thema im Dorf angesprochen, sich bei der Stadt für den Erhalt einzusetzen. Als älterer Herr will er sich die Last aber, größere Aktionen für den Erhalt des Brunnen zu organisieren, nicht mehr antun. Er hofft, dass andere Sauerborn-Liebhaber hier aktiv werden. Er wünscht sich aber vor allem, dass die Verantwortlichen der Stadt die Bedeutung des Brunnens für das Dorf erkennen und dafür sorgen, dass er durch eine neuerliche Sanierung wieder voll funktionsfähig wird und auch zukünftig als dauerhafte Wasserzapfstelle für die Ortsbevölkerung dienen könne.
Auf Initiative der Limburger CDU-Fraktion wird im nächsten Jahr ein Gutachten erstellt, mit dem Ziel herauszufinden, was alles getan werden muss, um den Brunnen dauerhaft zu erhalten.
Schließlich hat der Sauerborn eine lange Geschichte. Er wurde vor 640 Jahren das erste Mal erwähnt. Bernhard Rompel denkt, dass engere Rohrleitungen Abhilfe schaffen könnten. Und eine neue Quelleneinfassung, da die alte Tonfassung seiner Meinung nach mittlerweile undicht geworden sein könnte.
"Früher war in den Sommermonaten der Wasserstrahl auch mal dünner, aber versiegt ist damals der Sauerborn nie", weiß Rompel. Und was trinkt der 86-jährige "Hollesser" aktuell: "Gekauftes Wasser. Was bleibt mir denn anderes übrig."
Bild: Das Brunnenhäuschen bleibt immer häufiger verweist. Die Sauerborn-Fans haben keine Lust, bis zu zwei Stunden auf frisches Wasser zu warten. Fotos: Klöppel
[Hier] findet man weiter Angaben zum Sauerborn.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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