Limburg-Weilburg. Die Trockenheit der letzten Wochen bleibt für die heimische Landwirtschaft nicht folgenlos: Mit Ernteeinbußen von rund 20 Prozent rechnen die Landwirte im Landkreis Limburg-Weilburg. Besonders prekär ist die Situation beim Grasschnitt. Manche Kuhbauern verfüttern bereits das Winterfutter ...
Bild: Die Bauern in der Region stellen sich darauf ein, dass ihre Ernte in diesem Jahr geringer ausfällt - Foto: Johannes Koenig
Trockenheit
Von JOHANNES KOENIG
„Wir wären jetzt dankbar für mehrere Tage mit moderaten Landregen. Dafür unterbrechen wir auch gerne die Ernte für ein paar Tage.“ Mit dieser Meinung steht der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Limburg-Weilburg, Armin Müller, nicht allein da. Denn für die Landwirte der Region wird die Trockenheit der letzten Wochen zunehmend zum Problem. Und das trotz des gelegentlichen Niederschlags und des Starkregens, der vor einigen Tagen in Weilmünster fiel. „Der bringt nämlich nichts“, weiß der Experte. Denn der Boden sei inzwischen so hart geworden, dass er nur eingeschränkt Feuchtigkeit aufnehmen könne. Mit der Folge, dass der Regen nach einem Gewitter oberflächlich abfließt.
Besonders dramatisch ist momentan die Lage bei der Gras- beziehungsweise Heuernte: „Manche Landwirte verfüttern bereits ihr Winterfutter“, sagt der Dehrner Landwirt Bernd Schäfer. Die Ursache für den Futtermangel ist kaum zu übersehen. Auf vielen Weiden hat sich das Gras durch die Sommerhitze gelb-braun verfärbt. Wachsen tut dort nichts mehr. „Die ersten beiden Schnitte waren noch gut. Jetzt aber ist die Grasnarbe von der Sonne verbrannt“, erklärt Wilhelm Möller vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Ob es einen dritten Schnitt geben kann, ist daher unklar.
Momentan sieht es eher nicht danach aus. So finden die Kühe draußen nicht mehr genug Nahrung. „Wir mussten bereits zufüttern“, bestätigt auch Roland Schmitt aus Schadeck. Auf den Weiden hat er momentan das Jungvieh stehen. Mit der Hitze kamen die Tiere aber gut klar. „Sie hätten auch in den Stall zurückgehen können. Stattdessen haben sie sich in den Schatten der auf den Grünstreifen stehenden Gehölze gelegt.“
Hitze trocknet Hessen aus
Aber auch für Milchbauern, die ihr Vieh im Stall halten und Silage verfüttern, ist der ausbleibende Grasschnitt ein Problem. „Das merkt man dann in einem halben Jahr, wenn das Silo entsprechend leer ist“, erklärt Bernhard Höhler vom Lindenhof in Niederbrechen. „Man kann zum Teil gegensteuern, indem man im Frühjahr mehr Futtermais anbaut.“
14 Tage früher
Vielschichtiger ist die Lage beim Getreide: „Wir sind mit der Ernte der Wintergerste dieses Jahr rund 14 Tage früher dran als sonst“, erzählt der Dehrner Landwirt Bernd Schäfer. „Wir sind dieses Jahr mit allem früher dran“, ergänzt Wilhelm Möller. Bei der Wintergerste ist die Ernte inzwischen beendet. Der Ertrag fällt im Landkreis Limburg-Weilburg 20 bis 25 Prozent geringer aus als im Vorjahr. Die Ertragszahlen variieren allerdings je nach Lage des Feldes.
Gerade begonnen hat die Ernte des Winterweizen: „Die Proteinwerte sind gut, wegen der Trockenheit fehlt es aber an Masse“, sagt Wilhelm Möller. Eine Aussage, die Andreas Rompel vom Agrarhandel Rompel in Lindenholzhausen bestätigt. Für genaue Mengenangaben sei es aber noch zu früh. „Wichtig ist es, die Ernte in den nächsten 14 Tagen einzubringen“, betont wiederum Jürgen Burggraf von Burggraf Landhandel in Dehrn. Denn der Regen helfe dem Winterweizen nicht mehr, stattdessen drohe er auf den Feldern zu verfaulen, wenn es zu lange regne. Auch beim Raps zeichnet sich eine geringere Ernte von im Schnitt 20 Prozent ab. Denn ausgerechnet während der Blütezeit Anfang Mai gab es keinen Niederschlag. „Das führte zu einer physiologischen Knospenwelke mit der Folge, dass die Pflanzen keine Schoten ansetzten und die Blüten vertrockneten“, erklärt Wilhelm Möller.
Gute Kirschernte
Die Trockenheit gut verkraftet haben bisher Futtermais und Zuckerrübe. „Der Mais ist ein Sommervogel“, sagt Armin Müller. Er komme daher mit Hitze und Trockenheit noch recht gut zurecht. „Allerdings zeigen auch Mais und Zuckerrübe inzwischen Stresszeichen“, ergänzt er. Regen würde also beiden Kulturen gut tun. „Noch in Ordnung ist der Ertrag bei den Frühkartoffeln. Allerdings sind sie kleiner als im Vorjahr“, stellt Roland Schmitt fest. Und wie sieht es beim Obst aus? „Die Kirschernte war sehr gut“, zieht Möller Bilanz. Und auch bei den Apfelbäumen sehe es momentan gut aus. „Allerdings ist es noch zu früh, um etwas Genaues zu sagen“, meint der Geschäftsführer der Kelterei Heil in Weilmünster, Martin Heil. Aber im Gegensatz zum Katastrophenjahr 2017 hingen nun viele Früchte an den Bäumen. Ob die Äpfel dann eher kleiner ausfallen, entscheide sich in den nächsten Wochen.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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