Limburg/Schlitz. „You’N’Joy“, das junge Ensemble der „Cäcilia“ Lindenholzhausen, nahm als einer von sechs Chören aus der Region am Hessischen Chorwettbewerb teil. Die NNP begleitete den Chor, durfte bei den Vorbereitungen dabei sein und erlebte den gelungenen Auftritt live mit ...
Bild: Aufwärmen für den großen Auftritt: „You‘N‘Joy“-Dirigent Matthias Schmidt und seine Sänger beim Stretching - Foto; Heike Lachnit
„You‘N‘Joy“
Dehnen, klopfen, singen: Ein Tag beim Hessischen Chorwettbewerb
Von HEIKE LACHNIT
Mit 24,2 Punkten und einem ersten Platz erhielt der Chor eine Option für den Deutschen Chorwettbewerb.
Kurz nach 18 Uhr war die Anspannung im Konzertsaal kaum noch auszuhalten. Von hinten angefangen, las die Jury ihre Bewertungen vor. Sechs Chöre waren in der Kategorie „G.1 Populäre Chormusik a capella“ an, darunter „You’N’Joy“. Aufbrechender Jubel, als die Wertung bekanntgegeben wurde. Die Rednerin konnte gar nicht zu Ende sprechen, da fielen sich die Sänger schon in die Arme: 24,2 Punkte und ein erster Platz! Nur 0,2 Punkte hinter dem haushohen Favoriten „Vocalive“ aus Griesheim. Ein Ergebnis, auf das die Lindenholzhäuser Sänger gehofft, von dem sie vielleicht auch geträumt, das viele jedoch nicht für möglich gehalten hatten. Die Anspannung wich einer unbändigen Freude. Mit diesem Ergebnis erhält der Chor eine Option für eine Teilnahme am Deutschen Chorwettbewerb im Mai 2018.
Tempo, Beat und Groove
Der Weg bis dahin war lang. Bereits um kurz nach 11 Uhr hatten sich die Sängerinnen und Sänger im Vereinsheim für eine Stellprobe und ein kleines Einsingen getroffen. Um 11.45 Uhr ging es dann mit dem Bus nach Schlitz zur Landesmusikakademie, wo der Wettbewerb stattfand. Am Wochenende zuvor traf sich der Chor zum Proben in Bad Marienberg, um an seinen Stücken zu arbeiten. „Im Popchor ist es wichtig, konstant zu sein im Tempo, im Beat und im Groove“, erklärt Dirigent Matthias Schmidt. Diese Komponenten spielten im klassischen Chor keine Rolle. „Ich muss darauf achten, mich vom eigenen Pulsschlag nicht hetzen zu lassen.“
Der noch recht junge Chor der „Cäcilia“-Familie wurde 2005 gegründet, um anspruchsvolle populäre Musik einzustudieren. „Wir waren irgendwann an einem Punkt, an dem es nicht weiterging“, erzählt Schmidt weiter, „ich wusste nicht, an welchen Schrauben ich drehen sollte, damit wir besser werden.“ Daraufhin habe er noch mal drei Jahre Pop-Jazz-Dirigat studiert, und das brachte den Chor enorm weiter.
Dies zeigt sich auch in der Erfolgsbilanz: Gewinner des Hessischen Chorwettbewerbs, Teilnahme am Deutschen Chorwettbewerb, Gewinner des Hessischen Chorfestivals und erster Chor im Sängerkreis Limburg mit dem Titel „Meister des Hessischen Sängerbundes.“
Respekt vor den Favoriten
Doch diese Erfolge ändern nichts daran, dass die Sänger vor dem Auftritt nervös sind. Vor allem mit dem Wissen, dass mit „Vocalive“ der haushohe Favorit am Wettbewerb teilnimmt. Dieser Chor war im Jahr 2010 Deutscher Meister. Beide Chöre trafen schon einmal aufeinander, und „You’N’Joy“ musste sich mit zwei Punkten weniger geschlagen geben. „Wir sind kampfeslustig und sehr motiviert, den Abstand zu verkleinern“, sagt Schmidt.
Um 14 Uhr trifft der Chor in Schlitz ein und orientiert sich erst einmal. Den Sängerinnen steht die Nervosität ins Gesicht geschrieben, die Männer vertreiben sich die Zeit mit kleinen Späßen. Leises Getuschel schwebt im Raum.
14.35 Uhr: „You’N’Joy“ bekommt seinen Probenraum zu gewiesen. Der Dirigent treibt seine Sänger an, sich umzuziehen und in die Aufstellung zu gehen. Matthias Schmidt geht noch mal die Aufstellung durch, tauschte die kleineren gegen die größeren Sänger, damit der Chor ein ordentliches Bild abgibt. „Kein Klamauk mehr“, forderte er, und auf einen Schnipp sind die Sänger hochkonzentriert.
Um die Durchblutung zu fördern, hellwach zu werden und den Körper aufzurichten, klopfen die Sänger ihren Körper ab – beginnend bei den Armen, die Beine entlang, die Schultern. Kleine Dehn- und Stimmübungen komplettieren das Aufwärmprogramm. Hochkonzentriert und ruhig sind die Sänger jetzt bei der Sache. Zwischendurch fordert Schmidt immer wieder absolute Konzentration von seinen Leuten.
Gegen 15.30 Uhr geht es in die Stücke hinein, der Chor singt sein Programm durch. Der Dirigent nimmt letzte Veränderungen vor, weist die Sänger auf das Tempo hin und ermahnt sie, nicht zu hetzen. Die Sänger sind jetzt voll da, ihre Gesichter strahlen.
Erleichtert von der Bühne
Um 16 Uhr wird „You’N’Joy“ zum Saal geleitet. Um 16.20 Uhr der Auftritt: Das Ensemble präsentiert „Music“ von John Miles, „Fix you“ von Coldplay, „Stitches“ von Teddy Geiger und „Carol of the bells“. Als Abschluss ihres 20-minütigen Beitrags präsentieren sie „Not ready to make nice“ von Dixie Chicks. Ein Stück, das ruhig beginnt und sich dann in Lautstärke und Kraft steigert. Kräftiger Applaus vonseiten der Zuhörer. Als die Sänger von der Bühne gehen, ist ihnen die Erleichterung anzusehen. Die Anspannung fällt ab, es ist geschafft. Das Grinsen auf den Gesichtern verrät, dass es gut gelaufen ist.
Jetzt beginnt die Zeit des Wartens, wie die Jury entscheiden wird. Alle Anstrengung, Nervosität und Aufgeregtheit entlädt sich schließlich in der Bekanntgabe der Wertung. Nach einem langen Tag geht es gegen 20 Uhr erschöpft, aber überwältigt wieder nach Hause.
Ungewöhnliche Entscheidung für die „Harmonie“
Der Hessische Chorwettbewerb wird vom Landesmusikrat Hessen veranstaltet. Der autonome Wettbewerb dient als Qualifikationsrunde zum Deutschen Wettbewerb. Beide Wettbewerbe, auf Landes- und Bundesebene, finden alle vier Jahre statt. Pro Kategorie und Land kann sich ein Chor für den Bundeswettbewerb qualifizieren, wenn mindestens 21 von 25 Punkten erreicht wurden. Der nächste Deutsche Bundeswettbewerb findet im Mai 2018 in Freiburg statt. Der Landesmusikrat hat darüber hinaus die Möglichkeit, dem Zweitplatzierten eine Option fürs Weiterkommen auszusprechen. Liegen in einer Kategorie nicht aus allen Bundesländern Meldungen vor, kann der Beirat für die freien Plätze Optionschöre zulassen.
Eine eher ungewöhnliche Entscheidung traf der Landesmusikrat für die „Harmonie“ Lindenholzhausen. Sie erhielt 21,4 Punkte und gelangte damit auf den dritten Platz und erhielt am Samstag keine Option für den Bundesentscheid. Am Sonntag korrigierte der Landesmusikrat nach und gab der „Harmonie“ eine Option. Beate Sondermann, Geschäftsführerin vom Landesmusikrat erklärte auf Nachfrage, dass ein solches Vorgehen nicht üblich sei. Der Jury und dem Landesmusikrat sei nicht klar gewesen, dass sie mehrere Optionen zum Deutschen Chorwettbewerb melden können, wenn die erforderliche Punktzahl erreicht worden sei. lh
Bild: Den Körper abklopfen, damit die Durchblutung stimmt: Die Sängerinnen und Sänger sollen hellwach sein, wenn es auf die Bühne geht - Foto; Heike Lachnit
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Weitere Artikel zur 1250-Jahrfeier
- 1250 Jahre Lindenholzhausen - Wir laden ein …
- 1250 Jahre Lindenholzhausen - Mundartvorträge | Bilderausstellung | Bücher
- 1250 Jahre - Neue Begrüßung am Ortseingang
- 1250 Jahre - HOLLESSE forstet zur 1250- Jahrfeier auf
- 1250 Jahre - Rückblick zu den Festtagen und Ausblick
- 1250 Jahre - Gibt es noch Überbleibsel?
- 1250 Jahre - Bestellungen von Buch, Collage und Mundartschild bis 15. Juni
- 1250 Jahre - Präsentationen und Videos des Ortsgeschichteausschusses
- 1250 Jahre - Die Toten, über die die man reden muss
- 1250 Jahre - "Das Schicksal der Opfer darf nicht in Vergessenheit geraten"
- 1250 Jahre - Der Archivar der Ahnen von Hollesse
- 1250 Jahre - Resümee zum großen Festwochenende in Mundart
- 1250 Jahre - Jetzt auch Videos vom Seifenkistenrennen
- 1250 Jahre - »Landmusikort«: Ein besonderes Geschenk
- 1250 Jahre - Festwochenende der Superlative
- 1250 Jahre - Würdiger Abschluss des Festwochenendes
- 1250 Jahre - Höfefest lockt Tausende Besucher an
- 1250 Jahre - Rock-Musik mit Lokalkolorit
- 1250 Jahre - Eine grandiose Eröffnungsfeier
- 1250 Jahre - Stimmgewaltiger Auftakt des Dorfjubiläums
- 1250 Jahre - "Hollesse" feiert bis Sonntag sein 1250-jähriges Bestehen
- 1250 Jahre - Programm am Donnerstag
- 1250 Jahre - Programm am Freitag
- 1250 Jahre - Programm am Samstag
- 1250 Jahre - Programm am Sonntag
- 1250 Jahre - Extrablatt und Lageplan für Höfefest
- 1250 Jahre - Aktionen und Bestellmöglichkeiten im Hof "Waanisch"
- 1250 Jahre - Bunt geschmückter Ortskern lädt den Festtagen
- 1250 Jahre - Nun ist es endlich so weit!
- 1250 Jahre - Buch zum Jubiläum
- 1250 Jahre - Schöne Aussichten
- 1250 Jahre - So feiert Lindenholzhausen vier Tage lang Jubiläum
- 1250 Jahre - Neues ausprobieren, Traditionen bewahren
- 1250 Jahre - Geschichte der Landmaschinen im Ort
- 1250 Jahre - Eigenes Festbier zur 1250-Jahr-Feier
- 1250 Jahre - GUDE Nachrichten - Newsletter 05
- 1250 Jahre - "Spiel ohne Grenzen“ - 2. Platz für Hollesse
- 1250 Jahre - "Spiel ohne Grenzen“ am Samstag
- 1250 Jahre - Mai-Wanderung und Waldfest am 1. Mai
- 1250 Jahre - Fleißige Bäcker/-innen gesucht
- 1250 Jahre - Der "Sauerborn-Papst" und das Hollesser Wasser - Die Aliens aus dem Stadtteil
- 1250 Jahre - Das Lindenholzhausen meiner Kindheit und Jugend
- 1250 Jahre - GUDE Nachrichten - Newsletter 04
- 1250 Jahre - Historische Hinweise auf die Heimat
- 1250 Jahre - erste Ortsschilder angebracht
- 1250 Jahre - Spiel ohne Grenzen zum Jubiläum
- 1250 Jahre - Wie aus Eiern echte Kunstwerke werden
- 1250 Jahre - Jubiläums "Hollesser“ Pullis
- 1250 Jahre - "Wie die ersten Amerikaner in unser Dorf kamen"
- 1250 Jahre - Erste Erwähnung im Lorscher Kodex
- 1250 Jahre - "Mundart muss erhalten bleiben"
- 1250 Jahre - Hollesse aus der Sicht verschiedener Künstler
- 1250 Jahre - Hollesser Hymne für das Jubiläum
- 1250 Jahre - Krüge für das selbstgebraute Hollesser Bier
- 1250 Jahre - Gemeinsames Festbier der Jubiläums-Dörfer