Limburg. Morgen ist es so weit: Dann werden sechs Pfeiler der alten Autobahnbrücke in Limburg gesprengt. Verantwortlich dafür ist Thomas Hoffmann aus Niedersachsen. Der 49-jährige Sprengmeister ist vielseitig begabt: Er kann auch Großfeuerwerk und Special Effects bei Spielfilmen ...
Bild: Sprengmeister Thomas Hoffmann auf der Baustelle der alten Autobahnbrücke, deren Pfeiler er am Sonntag sprengen wird - Foto: Anette in Concas
Sprengmeister Thomas Hoffmann
Von STEFAN DICKMANN
Der ältere Herr hatte schon den Zweiten Weltkrieg überlebt und da dachte er wohl, er könne sich die Sprengung der Hilfspfeiler der neuen Kauppenbrücke in Nordbayern auch aus der Nähe anschauen. Er versteckte sich in einem Gebüsch, nur knapp 60 Meter von einem der Pfeiler entfernt, die zerstört werden sollten. Kurz vor dem Knall wurde er zum Glück entdeckt und von der Polizei in Sicherheit gebracht werden. Sprengmeister Thomas Hoffmann (49) konnte seinen Auftrag erledigen; im Mai 2011 war das.
Damit ein solcher Zwischenfall nicht am morgigen Sonntag in Limburg passiert, wenn sechs Pfeiler der alten Autobahnbrücke direkt an der Lahn gesprengt werden, sind die Streckenposten angewiesen, das Gelände genau zu durchkämmen. In einem Umkreis von 300 Metern um die Pfeiler darf sich während der Sprengung, die um kurz vor 9 Uhr stattfindet, keiner aufhalten. Hoffmann ist froh, dass die Polizei zusätzlich angeboten hat, vor der Sprengung einen Hubschrauber mit Wärmebildkamera einzusetzen, um unentdeckte Abenteurer aufspüren zu können.
Steinbrüche und Feuerwerke
Brücken zu sprengen, ist nicht der Haupterwerbszweig von Hoffmann, obwohl er schon mehrere Brücken zum Einsturz gebracht hat. Den größten Umsatz macht er mit seiner eigenen Firma im niedersächsischen Schladen mit Sprengungen in Steinbrüchen. Er hat aber auch die Erlaubnis, Großfeuerwerke zu inszenieren. Wenn am Samstag, 9. September, in Schoppenstedt im Landkreis Wolfenbüttel Stadtfest gefeiert wird und als Höhepunkt vom Dach des Rathauses aus ein Feuerwerk gezündet wird, sorgt Hoffmann für die Pyrotechnik.
Bild: Foto: Johannes Koenig
Er wird auch für Special Effects in Film- und Fernsehproduktionen gebucht; sein jüngster Filmauftrag führte ihn auf ein Schlachtfeld für die neue Serie „Babylon Berlin“, die vom 13. Oktober an auf dem Bezahlsender Sky ausgestrahlt wird.
Der Sprengung der Brückenpfeiler am Sonntag sieht er gelassen entgegen. „Die größte Arbeit ist die Planung, die Ausführung selbst ist reines Handwerk und Fleißarbeit“, sagt er. Und doch noch etwas mehr. „Die Kunst ist es, mit so wenig Sprengstoff wie möglich auszukommen. Sonst könnte das ja jeder“, sagt er. Rund 60 Kilo Sprengstoff wird er benötigen, um einen Pfeiler nach dem anderen zum Einsturz zu bringen. Die Löcher für den Sprengstoff in rund zwei Metern Höhe sind bereits gebohrt, der Sprengstoff gestern geliefert und von Hoffmann angebracht worden.
Wie Dominosteine werden die Pfeiler, einer nach dem anderen, innerhalb von knapp 30 Sekunden umfallen – manuell gezündet, damit Hoffmann die Sprengung jederzeit abbrechen kann, falls etwas schiefläuft. Während der Sprengung wird er keinen Gehörschutz tragen. „Ich muss das Knallgeräusch hören“, sagt er. Denn allein aufgrund des Knalls könne er beurteilen, ob alles so läuft wie geplant.
Schneekanonen im Einsatz
Das Prinzip der Sprengung erinnert an das Fällen von Bäumen, wo unten am Stamm eine große Kerbe eingeschlagen wird und so die gewünschte Fallrichtung vorgibt. Bei den Pfeilern wird in zwei Metern Höhe der Teil wegsprengt, in dessen Richtung die Pfeiler fallen sollen – den Rest erledigt die Schwerkraft. Damit es nicht eine große Staubwolke gibt, werden Schneekanonen und Wasserbags eingesetzt, die den Staub binden sollen. Damit nicht Steine wild durch die Gegend fliegen, werden die Pfeiler im Bereich der Löcher für das Dynamit in Sprengvlies eingewickelt, um das Maschendrahtzaun gewickelt wird.
Bild: Dieses Luftbild aus dem Jahr 1969 zeigt im Vordergrund auch das Limburger Parkbad.
Sein Sprenghandwerk hat Hoffmann beim Militär gelernt: 1987 in der DDR, als er seinen dreijährigen Wehrdienst ableisten musste. Nach der Wende suchte eine Firma in Niedersachsen einen Sprengmeister. Er rief an, bekam den Job, war dort 15 Jahre lang angestellt und übernahm das Unternehmen, das inzwischen seinen Namen trägt.
Er liebt seinen Job, aber was ihn wirklich ärgert, sind die Steuergesetze in Deutschland. „Umso fleißiger Du in Deutschland bist, desto höher wird die Steuerlast“, sagt er. Das gelte auch für Pflichtabgaben wie für die Berufsgenossenschaft, die nach dem Umsatz berechnet würden. Und auch die Dokumentationspflicht werde immer aufwendiger. Seinem 26-jährigen Sohn, ebenfalls Sprengmeister, würde er deshalb nicht raten, die Firma des Vaters eines Tages zu übernehmen. Der solle es sich einfach machen und besser Angestellter bleiben.
Sprengung live im Internet
Unser Kollege Christophe Braun aus der Online-Redaktion berichtet am Sonntag von 8 Uhr an mit Texten, Fotos und Videos live von der Sprengung der sechs Brückenpfeiler unter www.nnp.de.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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