Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Limburg. Mit einem Empfang des Magistrats hat die Stadt gestern Abend Bürgermeister Martin Richard nach 18 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet. Mehrere Redner hoben seine Verdienste für Limburg hervor ...

160 geladene Gäste waren bei der Verabschiedung des Bürgermeisters dabei. In der ersten Reihe die Redner (von links): IHK-Präsident Ulrich Heep, Städtetag-Direktor Stephan Gieseler, Ortsvorsteherin Sigrid Wolf, Landrat Manfred Michel, Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich, Stadtverordnetenvorsteher Michael Köberle, Domkapitular Wolfgang Rösch und 1. Stadtrat Michael Stanke. Vorne rechts Martin Richard mit Frau Beate.
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 160 geladene Gäste waren bei der Verabschiedung des Bürgermeisters dabei. In der ersten Reihe die Redner (von links): IHK-Präsident Ulrich Heep, Städtetag-Direktor Stephan Gieseler, Ortsvorsteherin Sigrid Wolf, Landrat Manfred Michel, Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich, Stadtverordnetenvorsteher Michael Köberle, Domkapitular Wolfgang Rösch und 1. Stadtrat Michael Stanke. Vorne rechts Martin Richard mit Frau Beate.

Bürgermeister Martin Richard

Martin Richard wollte sich in 18 Dienstjahren immer lieber an seinen Taten als an seinen Worten messen lassen. Doch zum Abschied mussten es dann doch viele lobende Worte sein, um seine Leistungen für Limburg angemessen zu würdigen.

Der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) listete noch einmal zentrale Entscheidungen und Erfolge der Amtszeit Richards auf. Sein Fazit: Der „Vollblutkommunalpolitiker“ habe mit „unglaublichem Fleiß und Selbstdisziplin ein ungeheures Arbeitspensum abgelegt“ und dank Kompetenz und Geschick viel für Limburg erreicht. Die positive Entwicklung der Stadt sei vor allen Dingen das Verdienst des Bürgermeisters, sagte Stadtverordnetenvorsteher Michael Köberle (CDU). Mit dem Ausscheiden ende nicht nur ein Lebensabschnitt von Martin Richard, sagte Landrat Manfred Michel (CDU), sondern auch ein bedeutendes und gutes Kapitel in der Stadtgeschichte.

Richard gestand, Limburg sei erst Liebe auf den zweiten Blick gewesen. Nachdem er am 1. Februar 1978 als junger Diplom-Ingenieur bei der Stadtverwaltung angefangen und ihr seitdem 31 Jahre haupt- und ehrenamtlich gedient habe, lodere jedoch das Feuer in ihm für diese Stadt. „Das hat sich immer mehr ausgebreitet und wird wohl auch nie erlöschen“, sagte der gebürtige Niederbrechener.

Praktisch schuldenfrei

Mit einem Zitat aus seiner Antrittsrede am 2. Dezember 1997 erläuterte Richard die Leitlinie für sein Handeln: „Wir werden unsere Schwierigkeiten nur meistern, wenn wir Adam Riese einen guten Platz in der praktischen Politik einräumen.“ „Martin Riese“ begann seinen Rückblick mit den Verhandlungen für Firmenansiedlungen und wies auf 4600 allein in den vergangenen acht Jahren geschaffene sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze hin, um schnell zu seiner wichtigsten Aufgabe zu kommen: dem Schuldenabbau.

Der Bürgermeister: „Aus ehemals fast 40 Millionen Euro Schulden sind nur noch rund 14,5 Millionen Euro geworden. Dem stehen weit mehr als 20 Millionen Euro Finanzmittelbestand gegenüber. Ich stelle daher fest: Limburg ist heute praktisch schuldenfrei!“ Unterm Strich habe Limburg in den vergangenen 18 Jahren per anno fünf Millionen Euro weniger ausgegeben als unter seinen Vorgängern und sei dadurch gesundet. Dies sei durch sparsame Haushaltsführung und unpopuläre Entscheidungen wie die Schließung der Hallenbäder gelungen. „Limburg ging es wirtschaftlich und finanziell noch nie so gut wie heute,“ sagte das Stadtoberhaupt.

Große Bürgernähe

Ausdrücklich dankte er den viel gescholtenen „üblichen Verdächtigen“, die in privater Initiative die Stadt vorangebracht hätten. „Ich bin stolz auf Euch, da Ihr in Limburg investiert, Arbeitsplätze schafft, Steuern zahlt, für Kaufkraft sorgt und Ausbildungsplätze zur Verfügung stellt“, rief er diesem Teil der Gäste zu. „Andere Städte beneiden uns um Euch.“ Das persönliche Vertrauen habe auch zu einer neuen Kultur des Sponsorings bei Großveranstaltungen wie den Summer Games geführt.

Den Vorwurf der fehlenden Bürgernähe wies der Verwaltungschef nicht nur mit Zahlen zurück. Er habe viele Tausend Veranstaltungen von Vereinen, Kirchen und Verbänden besucht, bei Konzerten rund 15 000 Lieder gehört und etwa 2500 Alters- und Ehejubilaren gratuliert. Wer unter Bürgernähe jedoch verstehe, jedem nach dem Mund zu reden, sei bei ihm an der falschen Adresse. Bürgerbeteiligung sei wichtig, stoße aber an Grenzen. Ein Bürgermeister brauche klare Vorstellungen und den Willen, diese umzusetzen. Richard warnte davor, Verantwortung auf die Bürger abzuschieben oder sich hinter ihnen zu verstecken. Er habe deshalb auch eine kritische Einstellung zu zahlreichen Bürgerinitiativen.

Richard dankte allen Wegbegleitern, als erstes „unserem Herrgott“ und dem Magistrat. An die städtischen Mandatsträger richtete er ein mahnendes Wort: „Sie dürfen durchaus stolz sein auf unsere Stadt. Man merkt es in Ihren Diskussionen leider viel zu selten!“

Stadtverordnetenvorsteher und 1. Stadtrat würdigten im wesentlichen die gleichen Leistungen des Bürgermeisters vom Schuldenabbau über die aktive Wirtschaftsförderung und das Schaffen von Wohnraum und Bauland bis zur Stadtentwicklung. Die harten Fakten zeigten, wie gut die Stadt geführt wurde, sagte Köberle. Er machte darauf aufmerksam, dass der Christdemokrat trotz unbequemer Maßnahmen immer mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt worden sei. Die Unterstützung von Vereinen, der Jugend, des Sports und der Feuerwehr zählte er als wichtige Punkte der Politik auf. Das Amt sei keine Last, sondern meistens eine Lust für Richard gewesen, sagte Michael Köberle.

Der Parlamentsvorsitzende und der Vize-Bürgermeister bezogen in den Dank auch Richards Ehefrau Beate und die beiden Kinder Judith und Lukas ein. Angesichts des enormen Einsatzes für die Stadt sei die Familie oft zu kurz gekommen.

Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung, die Aufgaben Richards vor 37 Jahren als persönlicher Referent des damaligen Bürgermeisters Josef Kohlmaier, seien bis heute dessen Steckenpferde geblieben, sagte Michael Stanke. Er nannte es beispielgebend, mit welcher Leidenschaft und Hingabe Richard seine Aufgaben bis zum letzten Arbeitstag „zum absoluten Wohle unserer Stadt“ erfüllt habe. Durch seine nachhaltige Wirtschaftspolitik habe der Bürgermeister einen bleibenden Wert für Limburg geschaffen.

Ecken und Kanten

Laut Stanke hat Richard ebenso großen Anteil daran, dass Limburg ein lebendiger und pulsierender Einkaufsstandort und die City attraktiv ist. Verlagerungen auf die grüne Wiese habe das Stadtoberhaupt nach Möglichkeit verhindert. Auf verschiedenen Ebenen hätten sich Richards Verlässlichkeit, Ausdauer und Mut nach 18 Jahren durchgesetzt, sagte Stanke. Er lobte nicht zuletzt die menschlichen Vorzüge seines Chefs, der „Ecken und Kanten“ habe, aber auch ein guter Freund und Ratgeber sei.

Für die musikalische Umrahmung im kleinen Saal der Stadthalle sorgte der Frauenchor „divertimento“ der Cäcilia Lindenholzhausen. Anschließend versammelten sich die rund 160 Gäste zum geselligen Ausklang im Rathaus. Am Morgen hatte sich Martin Richard von seinen 300 Mitarbeitern verabschiedet. (hei)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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