Limburg-Lindenholzhausen. Zur Kommunalwahl am 6. März kommenden Jahres wird die neue Partei ALFA im Landkreis Limburg-Weilburg nicht antreten, aber bei den darauf folgenden Wahlen will sie dabei sein ...
Bild: Christine Renner ist Kreiskoordinatorin von ALFA. Christine Renner ist Kreiskoordinatorin von ALFA.
Die Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA) möchte im kommenden Jahr auch im Kreis Limburg-Weilburg einen Kreisverband gründen. 300 Mitglieder hat die neue Partei, die sich mit ihrem Chef Bernd Lucke von der AfD lossagte, bislang in Hessen, wie die Kreiskoordinatorin Christine Renner zwei Monate nach der Gründung des Landesverbandes bei einer Infoveranstaltung im Lindenholzhausener Dorfgemeinschaftshaus verriet.
Renner war vorher als Schatzmeisterin im Kreisvorstand der Alternative für Deutschland (AfD) engagiert, hat sich aber von ihrer früheren Partei distanziert, weil sie ihr mittlerweile zu Rechts geworden sei. Vielen, die zu den ALFA-Gründern gehörten, gehe es genauso, meinte Christine Renner. Leicht wird es die Partei aber nicht haben, in der Region Fuß zu fassen. Zur ersten Informationsveranstaltung in Lindenholzhausen kam außer den ALFA-Vertretern selbst gerade mal ein halbes Dutzend Interessierte. Von denen outeten sich auch noch zwei als CDU-Mitglieder.
Eine weitere Frau verließ sauer den Saal, weil sie über die ihrer Meinung nach verfehlte Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel diskutieren wollte und nicht über Kommunalpolitik.
Partei bekannt machen
Die ALFA-Aktiven wollen sich jedoch nicht unterkriegen lassen und kandidieren im Landkreis Rheingau-Taunus bereits vereinzelt für die Kommunalwahl. Bei der nächsten Bundes- und Landtgaswahl wollen sie dann dabei sein und unter anderem auf ihre Witschaftskpomepetenz setzend.
Jetzt müsse sich die Partei, wie Landesverbandsvertreter Ronald Nickel sagte, erst einmal bekannt machen. Darum auch die Infoveranstaltungen wie in Lindenholzhausen, denn die Partei brauche Leute, die aktiv werden und Themen besetzten. Nickel ist aber nach den Erfahrungen bei der AfD vorsichtig geworden. „Wir hätten bei der Kreistagswahl in Rheingau-Taunus eine Liste hinbekommen, aber da wären dann fünf Bekannte und zehn Fremde draufgekommen“, erzählte er. Sowas mache er nicht mit Leuten, über die er nichts wisse.
Christine Renner sagte, ALFA wolle die Bürger durch Sachverstand überzeugen, der vielen etablierten Politikern heute fehle. Das habe man am konzeptlosen Atomausstieg gesehen, bei der Griechenlandkrise und beim Flüchtlingsthema. Angela Merkel mache Flüchtlingen Hoffnung, sage aber nicht, wie Unterkünfte oder Sprachunterricht organisisert werden sollten, kritisierte sie. Das war’s dann zu dem Thema, das die aktuelle Politik prägt.
Blick auf Kommunales
Ronald Nickel widmete sich dann dem demografischen Wandel, der in vielen kleinen Dörfern im Kreis Limburg-Weilburg längst problematische Auswirkungen zeige. Eine deutliche Landflucht habe eingesetzt, weiß Nickel. Die Lebensverhältnisse der ländlichen Bevölkerung würden im Vergleich zu Städtern immer schlechter. Firmen würden verschwinden, Gaststätten, Geschäfte und Schulen ebenso. Irgendwann würden die jungen Familien ganz wegziehen. Ein Teufelskreis, aus dem es laut Nickel nur schwer ein Entrinnen geben kann.
Es brauche eine engagierte Dorfgemeinschaft, sonst lebe in vielen Orten in 20 bis 30 Jahren keiner mehr, betonte der ALFA-Vertreter. Beispiele hätten gezeigt, dass ein gemeinsam aufgebauter Dorfladen wieder einiges Positive in Bewegung setzen könne. Schleswig-Holstein fördere gezielt Dorfläden. Nachbarschaftshilfe und Fahrdienste könnten ebenfalls die Dorfgemeinschaft stärken. „Wenn sie etwas verändern wollen, gehen sie in die Ortsbeiräte“, riet Nickel: „Vom Sofa aus können sie ihr Umfeld nicht verändern“.
Gerd Marks aus Schlangenbad ist sich sicher, dass ALFA in die Kommunalpolitik mehr Sachverstand bringen könnte. Die Wahrheit sei, der Kreis Limburg-Weilburg sei der elftverschuldeste in Hessen. Doch das werde öffentlich alles schöngeredet. Gebührenschrauben für die Bürger würden aber immer höhergedreht. Marks fordert in Hessen wieder mehr Eigenbestimmung der Kommunen und weniger Befehlskultur von oben. „Wenn der Bund will, dass die Kreise Flüchtlinge aufnehmen, dann muss er die Kosten auch voll bezahlen“, fordert er. Marks wünscht sich außerdem transparentere Finanzierungen öffentlicher Projekte und mehr Mitbestimmung der Menschen durch Bürgerentscheide.
„Frau Merkel möchte alles alleine entscheiden“, glaubt Renner und fordert: „Wir Bürger können das ändern, indem wir uns zusammentun und engagieren“. rok
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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