NNPLimburg/Beselich. Der Arbeitskreis Flüchtlingshilfe des Landkreises Limburg-Weilburg veranstaltete ein erstes Treffen für die ehrenamtlichen Initiativen in diesem Bereich. Die Schwierigkeiten in den täglichen Herausforderungen möchte der Arbeitskreis besser unterstützen und die Initiativen miteinander vernetzen ...

Detlev Knopp vom Caritasverband (stehend) befragte Teilnehmer am Treffen auch nach ihren bisherigen Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe - Foto: Heike Lachnit
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Detlev Knopp vom Caritasverband (stehend) befragte Teilnehmer am Treffen auch nach ihren bisherigen Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe - Foto: Heike Lachnit

Flüchtlingshilfe im Landkreis Limburg-Weilburg

Rund 70 ehrenamtlich Tätige folgten der Einladung zum ersten Netzwerktreffen. Manche Initiativen betätigen sich schon seit über einem Jahr in der Flüchtlingshilfe, andere stehen erst am Anfang dieses Prozesses. Immer wieder betonen Mitglieder des Arbeitskreises, dass durch einen Erfahrungsaustausch nicht jede Initiative das Rad für die vielen Arten der Flüchtlingshilfe neu erfinden muss.

Obwohl schon im vergangenen Jahr ersichtlich war, dass die Flüchtlingszahlen im Landkreis weiter zunehmen werden, hat sich der vom Landkreis organisierte Arbeitskreis erst im Januar gegründet – und nun fand in Obertiefenbach die Auftaktveranstaltung statt. Nach Angaben von Marianne Zimmermann, Leiterin des Kreissozialamts, ist die Verspätung darin begründet, dass sich der Arbeitskreis selbst erst einmal darüber klar werden musste, was er möchte und wie er das, was er möchte, anschließend auch umsetzen kann.

Diese Veranstaltung sollte ein Signal sein, den Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe zu zeigen, dass sie in ihrer Arbeit nicht alleine sind und sie Unterstützung erhalten. „Ihre persönlichen Hilfen als unverzichtbare Ergänzung zu den Leistungen der gemeinnützigen, kirchlichen und kommunalen Träger können nicht genug gewürdigt und anerkannt werden“, machte Marianne Zimmermann deutlich. In den Reaktionen der Helfer wurde im Laufe des Abends jedoch ersichtlich, dass die Unterstützung von den offiziellen Stellen vermisst wird.

Kritische Anmerkungen

Die Vorstellung des neuen Arbeitskreises zog sich lange hin. Die Verantwortlichen der Kreisverwaltung, des Caritasverbands für den Bezirk Limburg, des evangelischen Dekanats Runkel, des katholischen Bezirks Limburg sowie der Gesellschaft für Ausbildung und Beschäftigung stellten ihre Aufgaben in der Flüchtlingsarbeit vor. Dabei handelte es sich um oft bekannte Fakten, die bei jeder Informationsveranstaltung zu Flüchtlingsfragen beziehungsweise deren Unterbringung in den Orten angesprochen werden. Daher zeigten sich einige der rund 70 Anwesenden im Bürgerhaus Obertiefenbach auch ein wenig enttäuscht, nichts Neues erfahren zu haben – und sie mit anderen Vorstellungen der Einladung gefolgt waren.

Mitglieder der Initiative Villmar hinterfragten die Kommunikationswege, da sie nur zufällig von der Veranstaltung erfahren hatten. Eine direkte Einladung hätten sie nie bekommen. Ende April habe der Arbeitskreis die Einladung an die einzelnen Kommunen des Landkreises herausgegeben mit Bitte um Weitergabe, so Marianne Zimmermann. Erst vergangene Woche hätte der Arbeitskreis realisiert, dass dies nicht so recht funktioniert habe. Daher sei es ein wichtiges Anliegen, sich untereinander besser zu vernetzen.

Aus der Initiative Lindenholzhausen kam die Frage, ob es denn nicht die Möglichkeit gebe, den Helfern, die sich intensiv engagieren, eine Teilzeitbeschäftigung anzubieten. Marianne Zimmermann ist dieses Anliegen bekannt, doch sie weiß nicht, ob eine Teilzeitbeschäftigung in diesem Zusammenhang umsetzbar ist. Deshalb konnte sie in Obertiefenbach auch keine positiven oder negativen Signale dazu geben.

Initiativen benötigen Träger

Nach der Vorstellungsrunde bot der AK vier verschiedene Stationen zu einem intensiveren Austausch an. Es gab die Themen Sprachförderung, Alltagshilfen, Organisationsstrukturen sowie Arbeit und Beschäftigung. Sehr grundlegende Informationen bot Detlev Knopp vom Caritasverband zum Thema Organisation. Es sei ganz wichtig, dass sich die Helfer unter dem Dach eines Trägers wie Kirche, Gemeinde oder eines Vereins zusammenfinden, damit sie in ihrer Arbeit versichert sind. Den Initiativen könne nur dadurch ein rechtlicher Rahmen gegeben werden. Einige Anwesende beklagten, dass solche Information bisher nicht vermittelt worden seien.

In allen Gesprächen zeigte sich sehr deutlich, was sich die engagierten Helfer vom Arbeitskreis erhoffen. Sie hätten gerne Materialien an die Hand, in denen jeder Ehrenamtliche Informationen dazu bekommt, was er darf und was nicht, wo er Hilfe findet und welche Aufgaben durch ihn erledigt werden könnten.

Die gleiche Forderung gab es zum Thema „Arbeit und Beschäftigung“. Dürfen die Flüchtlinge arbeiten und wie sieht es mit den rechtlichen Grundlagen dazu aus? Auch wurde von den Teilnehmern Kritik am Sozialamt und dem Landkreis geäußert. Einer der Anwesenden forderte bessere Kommunikation: „Ihr möchtet Unterstützung von uns bei der Flüchtlingsarbeit, aber wir werden nicht ’mal informiert, wann neue Flüchtlinge kommen, wie viele oder wer abgeschoben wird.“ Dies sei sehr dürftig und an diesen Defiziten sollte der Arbeitskreis arbeiten.

Dessen Mitglieder versicherten, dass dies die nächsten Schritte seien, die nun thematisiert und umgesetzt werden müssten. Joachim Naurath vom evangelischen Dekanat Runkel nahm für sich die Erkenntnis mit, dass viele Aufgaben einfach noch auf zu wenigen Schultern verteilt sind: „Es müssen Strukturen geschaffen werden, die Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit zu unterstützen.“ Für ihn gehören dazu Aufwandsentschädigungen und Honorare. In diesem Bereich müsse noch einiges getan werden.

Weitere Treffen

Dr. Georg Poell vom Katholischen Bezirksamt stellte weitere Veranstaltungen vor, denn dieses Treffen sei nur ein Auftakt gewesen. Für ihn sei es wichtig, an einem guten Informationsfluss untereinander zu arbeiten und sich besser zu vernetzen.

Am Dienstag, 9. Juni, um 19.30 Uhr findet im Tagungsraum des Caritasverbandes Limburg, Schiede 73, ein Infotreffen zum Thema „Fahrräder für Flüchtlinge – eine Chance zur Mobilität, aber was muss beachtet werden?“ statt. Um eine bessere Vernetzung zwischen den Initiativen und Gruppen geht es am Dienstag, 30. Juni, um 19.30 Uhr im Pfarrheim Elz.

Mehr zum Thema » Flüchtlinge im Nassauischen Land

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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