NNPLimburg. Die Zahl der sogenannten Stolpersteine in Limburg wächst. Am Mittwoch wurden 15 weitere dieser zehn Mal zehn Zentimeter großen Messingplatten zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus verlegt ...

Während Gunter Demnig (links) am Schulplatz 26 in Staffel vier neue Stolpersteine in Erinnerung an die Opfer der Familie Löb verlegt, verlesen Schülerinnen und Schüler deren Lebensdaten. Dr. Marius Hahn, stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher, und der Erste Stadtrat Michael Stanke weisen auf die Notwendigkeit des Erinnerns hin.
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Während Gunter Demnig (links) am Schulplatz 26 in Staffel vier neue Stolpersteine in Erinnerung an die Opfer der Familie Löb verlegt, verlesen Schülerinnen und Schüler deren Lebensdaten. Dr. Marius Hahn, stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher, und der Erste Stadtrat Michael Stanke weisen auf die Notwendigkeit des Erinnerns hin.

Mit schwerem Gerät und beäugt von der in großer Anzahl erschienenen Gäste, bereitet Künstler Gunter Demnig die Fläche vor, in dem gleich die Messingplatten zum Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus verlegt werden sollen. Zum ersten Mal wurden auch Stolpersteine mit Namen von Behinderten und psychisch Kranken, die im Zuge der „Euthanasie-Aktion“ ermordet wurden, verlegt.

Insgesamt war es schon der dritte Termin in Limburg, an dem der Künstler Stolpersteine verlegt. Erstmals war er im Jahr 2013 zu Gast und verlegte die ersten 18 Stolpersteine in der Stadt. Die Stolpersteine werden in den Boden eingelassen und machen so Daten von Opfern sichtbar – und sind somit Zeichen gegen das Vergessen. Die Messingoberfläche enthält die wichtigsten Lebensdaten der Opfer und werden vor dem letzten freigewählten Wohnsitz im Boden verlegt.

Vier Steine für Löbs

Der Auftakt der gestrigen Aktion fand in Staffel statt. Am Schulplatz 26, einem von sechs aufgesuchten Plätzen, sind vier Steine auf privatem Grund und Boden verlegt worden – normalerweise werden die Stolpersteine in öffentlichem Grund und Boden verlegt. Die muslimische Familie Kurt, die heute den ehemaligen Wohnsitz von Opfern bewohnt, hat zugestimmt, auf ihrem Gelände an die jüdische Familie Löb zu erinnern.

Deshalb sind im Asphalt vor ihrem Haus nun vier Stolpersteine zu sehen, die an Raphael „Felix“ Löb, Johanna Löb, geborene Kron, Hedwig Löb und Julius Löb erinnern. Aus Bayern waren Verwandte der Opfer zur Stolpersteinverlegung angereist.

Es gehe darum, Geschehenes nicht ungeschehen zu machen, sagte der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) auf dem Staffeler Schulplatz über die Aktion, die er gerne wachsen sehen würde. „Es ist wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass die Opfer mitten unter uns gelebt haben“, sagte er über die Stolpersteine und lobte alle, die es zum Beispiel mit Spenden und Aktionen möglich machten, die Stolpersteine umzusetzen.

Zu den Aktivisten gehören auch Schülerinnen und Schüler der Leo-Sternberg-Schule Limburg. Sie verlasen bei der Stolpersteinverlegung die wichtigsten Daten der Opfer, berichteten über deren Leben und legten anschließend weiße Rosen auf den Stolpersteinen nieder und sammeln immer wieder Spenden.

Über 100 Opfer

Der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher, Dr. Marius Hahn (SPD), lobte die Verlegung der Stolpersteine zur Erinnerung an die Opfer der NS-Herrschaft und hob dabei auch die Arbeit des Limburger Stadtarchivs hervor, das die Lebensdaten und Schicksale der Opfer herausarbeitet und dokumentiert. Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker geht derzeit von über 100 Frauen, Männern und Kindern aus, die Opfer des Nazi-Regimes wurden.

Die 15 neuen Stolpersteine, insgesamt sind nun 48 dieser Steine in der Stadt und ihren Stadtteilen verlegt, erinnern am Schulplatz 26 in Staffel an die vier Mitglieder der Familie Löb. An Olga Buxbaum, geborene Oppenheim, und Heinz Buxbaum wird an der Blumenröder Straße 22 erinnert. In der Frankfurter Straße 14 erinnern die Stolpersteine an Felix Rosenthal, Irma Rosenthal, geborene Stern, Ferdinand Rosenthal, Ellen-Esther Rosenthal und Berta Adler, geborene Kallheim. In der Mühlener Straße 21 in Eschhofen wurde ein Stolperstein für Georg Schmidt, in der Bahnhofstraße 1 für Josef Linz verlegt. In Lindenholzhausen wird durch die Stolpersteine in der Bahnhofstraße 7 an Ludwig und Berta Ornstein, geborene Strauss, erinnert. qui

Weitere Informationen zu den Stolpersteinen in Limburg gibt es auf der Seite der Stadt unter: www.limburg.de/ Leben/Stadtportrait/Stolpersteine.

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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