NNPLimburg-Lindenholzhausen. Immer mehr Mitglieder in der Region, dadurch aber auch immer mehr Arbeit, zugleich zahlreiche sozialpolitische „Baustellen“: Diese Aspekte standen im Mittelpunkt beim Verbandstag des VdK-Kreisverbands Limburg ...

Der neu formierte Vorstand des VdK-Kreisverbands um den Vorsitzenden Jürgen Schenk (links). Foto: Thies
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Der neu formierte Vorstand des VdK-Kreisverbands um den Vorsitzenden Jürgen Schenk (links). Foto: Thies

Große Umwälzungen gab es nicht beim Kreisverbandstag des VdK in Lindenholzhausen. Dennoch beschlossen die Delegierten aus den Ortsverbänden im Alt-Landkreis Limburg eine ganze Reihe personeller Veränderungen in der „zweiten Reihe“ des Vorstandsteams. Fünf der zehn Beisitzer sind neu, ebenso die Frauenvertreterin.

Außerdem diente die Versammlung der politischen Standort- und Kursbestimmung. Die Bestätigung, dass der VdK eine entscheidende sozialpolitische Größe ist, kam aber von einem Gast. „Ein Zuwachs um rund 500 auf fast 6000 Mitglieder im Jahr 2014: Das ist sehr beeindruckend“, sagte Michael Stanke, der Erste Stadtrat von Limburg. Ein so starker Verband werde auch von der Politik wahrgenommen. Die Stadt Limburg sei beispielsweise sehr an Hinweisen des VdK zur barrierefreien Gestaltung des öffentlichen Raumes interessiert. Der ehemalige Landtagsabgeordnete Helmut Peuser lobte als Vertreter des Landkreises die Beratung und Unterstützung des VdK insbesondere für ältere, chronisch kranke und behinderte Menschen als „aktive Nächstenliebe“.

Doch diese Nächstenliebe lässt sich auch in Zahlen ausdrücken. „10,6 Millionen Euro Nachzahlungen aus Sozialkassen und von Behörden haben wir im Landesverband Hessen-Thüringen für unsere Mitglieder erstritten“, berichtete Franz Staffel, der Vorsitzende des Bezirksverbands Wiesbaden. Allerdings gibt es gerade beim Geld auch Probleme. So mahnte Staffel den Kreisverband Limburg als größten in seinem Bezirk, dass er bei den Zahlungen an den Bezirk „hinten dran“ sei. Die Finanzen sind offenbar insgesamt ein schwieriger Punkt. Kassierer Werner Kuhl ging hart mit den Ortsverbänden ins Gericht. Die Form vieler Abrechnungen, die bei ihm eingingen, sei „beschämend“, dazu komme in einigen Fällen eine erhebliche Verspätung.

150 Widersprüche

Bewegung vermeldete Bernhard Meyer, der Juniorenvertreter und Beauftragter für Selbsthilfegruppen.

Die tägliche Arbeit des VdK spielt sich insbesondere in der Geschäftsstelle im Georgshaus in Limburg ab. Leiter Erhard Becker berichtete, dass er und seine vier Mitarbeiter die vielen Anfragen oft nicht innerhalb der offiziellen Beratungszeiten bewältigen könnten. Rund 150 Widersprüche gegen Bescheide von Sozialkassen und Behörden seien außerdem pro Jahr zu betreuen; mit einer respektablen Erfolgsquote von 80 bis 90 Prozent.

Auch Kreisvorsitzender Jürgen Schenk wies in seinem Rechenschaftsbericht darauf hin, dass der einerseits erfreuliche Anstieg der Mitgliederzahlen andererseits die ehrenamtlichen Strukturen des VdK auf eine Belastungsprobe stelle. „Es ist zu überlegen, wie die Struktur und der Organisationsaufbau unseres Verbandes künftig dieser Aufgabenstellungen weiter gewachsen bleibt“, sagte Schenk. Darüber hinaus betreut der Kreisverband 30 VdK-Ortsverbände. Derzeit gilt es die Vorbereitungen auf ein neues elektronisches Belegsystem zu stemmen, und nach jahrelanger Arbeit verfügt immerhin rund die Hälfte inzwischen über eine eigene Internetseite und ist auch besser an die interne elektronische Vernetzung angeschlossen.

Für den „großen Rahmen“ der Sozialpolitik war Karl-Winfried Seif zuständig. Der Limburger ist Vorsitzender des VdK-Landesverbands Hessen-Thüringen; er machte deutlich, dass er dieses Amt in zwei Jahren abgeben will. Der Landkreis soll allerdings an der Spitze des VdK vertreten bleiben: Der ehemalige Waldbrunner Bürgermeister Lothar Blättel wird bei der nächsten Landesdelegiertenversammlung für ein Vorstandsamt kandidieren.

Kritik an Gesetzgeber

Noch ist Karl-Winfried Seif aber eifrig bei der Verbandsarbeit, und die reicht seiner Meinung nach von Alltagsdingen bis in die Grundsätzlichkeiten der Bundespolitik. Seif bemängelte beispielsweise, dass die Stadt Limburg beim Kauf neuer Busse keinen Rat der Fachleute vom VdK eingeholt habe und nun Fahrzeuge unterwegs seien, die Gehbehinderten die Benutzung unnötig schwer machten. „Die zahlreichen Erfolge bei Widersprüchen gegen Bescheide zeigen auch: In der Gesetzgebung stimmt vieles nicht“, nannte Seif einen weiteren Aspekt.

Dazu kämen die Herausforderungen der Zukunft: Immer mehr Pflegebedürftige, darunter viele Demenzkranke, zugleich aber Nachwuchsmangel und schlechte Arbeitsbedingungen in der Pflege. „Die Menschen in Pflegeberufen verdienen unsere volle Unterstützung“, sagte der VdK-Landesvorsitzende. Vor allem müssten dringend mehr Plätze in der Kurzzeitpflege her, um Angehörige zu entlasten und dadurch die Pflegebedürftigen möglichst lange in den Familien zu halten.

Von der Bundesregierung schlecht umgesetzt sei die neu geschaffene Pflegezeit. Die Verbindung des vorübergehenden Ausstiegs aus dem Beruf mit einem Darlehen führe zur langfristigen Verschuldung vieler Pflegender. Der VdK habe zu diesem und vielen weiteren Problemen Gegenvorschläge gemacht und auch eine Finanzierung errechnet. Es gelte jetzt nur, die Umsetzung zu erkämpfen. „Pflegereform jetzt! Für eine menschliche Pflege“, fasste Karl-Winfried Seif die Forderungen des VdK zusammen.

Bei den Wahlen gab Grit Ullrich ihre Funktion als Vertreterin der Frauen ab. Außerdem schieden die Beisitzer Alfred Meyer, Brigitte Kurz, Otto Kurz, Reinhard Zimmermann und Irene Nitsch aus. Als neue Frauenvertreterin wählten die Teilnehmer Sabine Breithecker. Die Riege der Beisitzer besteht nun aus Kerstin Viehmann, Wolfgang Dorsch, Marlis Mais, Vincenz Jung, Rolf Sähring, Jürgen Klein, Engelbert Eufinger, Harald Lottig, Samuel Hicker und Frank Richter. Die übrigen Vorstandsmitglieder wurden in ihren Ämtern bestätigt. (vt)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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