Brechen-Oberbrechen. Groß war das Interesse der Freunde des Chorgesangs am Frühjahrskonzert, zu dem der MGV Eintracht Oberbrechen in die Emstalhalle eingeladen hatte; sie wurden nicht enttäuscht – besonders beim Auftritt des Männerchores Cäcilia Lindenholzhausen wurden ihre Erwartungen noch übertroffen ...
Bild: Der Männerchor Cäcilia unter der Leitung von Matthias Schmidt gab in Oberbrechen einen Einblick in die Chorliteratur, die er beim Deutschen Chorwettbewerb in Weimar vortragen wird. Foto: R. Fluck
Von Dr. Rüdiger Fluck
Das war ein herrliches Konzert! Die Sänger aus Lindenholzhausen, die mit vielbeachteten Konzerten ihren kulturellen Stellenwert immer wieder unter Beweis stellen, hatten an diesem Abend die Chorliteratur mitgebracht, die sie anlässlich des Deutschen Chorwettbewerbs in Weimar in wenigen Wochen vortragen werden. Bei diesen Werken estnischer, schwedischer, englischer und italienischer Komponisten reizt es sie, interpretatorisches Neuland zu betreten und für uns weitgehend unbekannte Chormusik lebendig zu machen. Diese Sätze verlangen eine hohe technische Präzision, die die Männerstimmen mit Geschlossenheit und freiem Vortrag verbinden und dabei eine ungewöhnliche Dynamik entwickeln. Dem musikalischen Leiter Matthias Schmidt, der mit viel Engagement aber auch mit viel Umsicht zu Werke geht, steht ein besonders disziplinierter und aufmerksam reagierender Chor gegenüber – was vor allem auch bei „Wach auf mein Herzens Schöne“ (Johann Friedrich Reichhardt) und dem zarten und hingebungsvollen Satz „Das Ringlein“ von Wilhelm Nagel hörbar wurde. Auch die polyphonen Chorsätze „Una hora“ (Thomas L. de Vittoria) und Loch Lomond (Arr: Jonathan Quick) wurden mit hoher Präzision und selten zu erlebender Intensität gestaltet.
Die meisten Liedvorträge des Gemischten Chores des Quartettvereins Villmar waren stimmungsvoll und besinnlich gestaltet, wie die Sätze „Hear my prayer“ (Moses Hogan) und das getragene „Blessing of Aron“ von Walter Rodby. Dem Chorleiter Manfred Bender gelang es, eine ausgewogene Balance zwischen den Stimmen zu finden unter Beachtung aller Ausdrucksnuancen und Stimmungsangleichungen. Beim Satz von Friedrich Silcher „Morgen muss ich fort von hier“ war die Melodieführung des Gemischten Chores besonders feinfühlig ausgemalt, und am dichtesten wurde ihr Zauber bei „Abend wird es wieder“ nach einem Satz von Jens Klimek.
Intensive Chorarbeit
Mit einem Lob der Musik „Audite Silete“ nach einem Satz von Michael Praetorius eröffnete der gastgebende MGV Eintracht Oberbrechen seine Liedvorträge. Dass ein Chorpraktiker und erfahrener Dirigent wie Thomas Roth eine sorgfältige Einstudierung erkennen ließ und dass seine Sänger mit guter Aussprache und einer vielfältigen Nuancierung ihre Vorträge darboten, zeugte von der intensiven Chorarbeit dieses Vereins. Schon lange gehören auch englischsprachige Chorsätze zum Repertoire des eigentlich traditionellen Männerchores, wie das zurücknehmend und verhalten vorgetragene „Steel away“ (Marshall Bartholomew) und das eindrucksvolle Spiritual „Wo warst du“ mit dem einfühlsamen Baritonsolisten Michael Hofmann nach einem Satz von Winfried Siegler-Legel. Zwei Sätze von Friedrich Silcher standen am Ende des Konzertes: „Frisch gesungen“ und „Wie lieblich schallt“, die von viel Schwung und Durchsichtigkeit geprägt waren.
Empfehlenswert
Ein solcher Konzertabend gerade mit unterschiedlichen Chören sei allen zur Nachahmung empfohlen, denn der Chorgesang kann seine kulturellen Aufgaben nur erfüllen, wenn der Wille zur chorischen Leistung vorhanden ist. So bleibt es Sinn eines Konzertabends, im Vergleich der Leistungen Positives für die eigene Arbeit zu gewinnen.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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