NNPMontabaur. Er prägte einst die Chorlandschaft dieser Region und darüber hinaus: Musikdirektor Hans Lingerhand, der vor 20 Jahren im Alter von 63 Jahren plötzlich verstarb. Mit einem Gedächtniskonzert in Montabaur wurde des verdienten Chorleiters gedacht ...

Der Männergesangverein »Eintracht« 1905 Nentershausen und sein Dirigenten Jens Röth (am Klavier). - Foto: A. Egenolf
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Der Männergesangverein »Eintracht« 1905 Nentershausen und sein Dirigenten Jens Röth (am Klavier). - Foto: A. Egenolf

Gedächtniskonzert für den beliebten Dirigenten Hans Lingerhand

Von Willibald Schenk

„Seele vergiss nicht die Toten!“ Wie oft wird Hans Lingerhand das „Requiem“ (Text von Friedrich Hebbel) nach dem Tod eines Sangesfreundes in seinen Chören gesungen haben?

Es ist ein Portal der Erinnerung, das der Männergesangverein „Mendelssohn Bartholdy“ 1855 Montabaur zum 20. Todestag des allseits beliebten und geschätzten Chorleiters wieder öffnete. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit. Schnell geraten auch verstorbene Dirigenten bei bekannten Chören in Vergessenheit, die einst Nutznießer der musikalischen Führung waren und Erfolge feierten. Umso mehr muss man dem einst von Hans Lingerhand geführten Männerchor aus Montabaur dankbar sein, dass er ein so würdiges Konzert im Haus Mons Tabor vorbereitet hatte. Die Halle war voll besetzt, als der Ehrenvorsitzende des Gastgebers, Hermann Altenhofen, die Begrüßung der Gäste vornahm, darunter sehr viele ehemalige Sängerinnen und Sänger, die unter den Fittichen des Chormeisters gesungen haben. Eine Ehrerweisung mehr!

Mitinitiator zu diesem Gedächtniskonzert war der Ehrenvorsitzende des MGV „Eintracht“ Nentershausen, Reinhold Holzenthal, ein Freund des Verstorbenen, dem ausdrücklich gedankt wurde. Besonderen Dank konnte der Vorsitzende des Fachverbandes Deutscher Be-rufschorleiter, Musikdirektor Michael Rinscheid, entgegennehmen, der die Schirmherrschaft zu dieser Benefizveranstaltung übernommen hatte.

Wertschätzung

Michael Rinscheid drückte in seiner Gedenkrede Respekt und Wertschätzung für Hans Lingerhand aus. Sein fruchtbares Schaffen im Dienste des Chorgesanges habe die deutsche Chorlandschaft nachhaltig geprägt. Auch ihm sei er mit souveränen Fachwissen oft Ratgeber gewesen. Die Tatsache, dass Hans Lingerhand trotz seiner vielen herausragenden Erfolge im In-und Ausland stets bescheiden geblieben sei, passe in das Leitbild des Verstorbenen, das er in seiner 40-jährigen Dirigententätigkeit beispielhaft herausgestellt habe. Das Konzert gestalteten ausschließlich Chöre, die unter seinem Dirigat standen. Mit gewisser Verwunderung nahmen viele Konzertbesucher allerdings die Nichtteilnahme seines ehemaligen Vorzeigechores „Harmonie“ Lindenholzhausen auf, mit dem er nationale und internationale Erfolge bei unzähligen Wettbewerben errang. Gerne hätte das Auditorium auch diesen großen Männerchor gehört. Die „Harmonie“ weilte an diesem Abend bei einem Konzert in Frankenau im Kellerwald.

Die chorische Einstimmung übernahm der gastgebende Männergesangverein „Mendelssohn Bartholdy “ Montabaur unter der Leitung von Mario Siry. Das schön gesungene „Abendständchen“ erinnerte an den namensgebenden Romantiker. Schön, dass die meisten Chöre auch Werke aus der Feder von Hans Lingerhand vorbereitet hatten. Montabaur zum Beispiel „Ergo bibamus“.

Die „Eintracht“ Nentershausen (Leitung Jens Röth) setzte auf anspruchsvolle Kompositionen, darunter das im modernen Stil geschriebene „Kyrie“ von Pjotr Janczak, eines polnischen Komponisten. Vier Chöre beziehungsweise Volkslieder trugen die beteiligten Chöre jeweils vor. Daher ist es nicht möglich, auf jeden Vortrag einzugehen. Die Nentershäuser Sänger überzeugten durch einen kernigen runden Klang bei guter Stimmschulung. Mit dem äußerst ansprechenden Stück „Wohl auf die Jagd geht frisch und gut“ von Hans Lingerhand ehrte seine Tochter Ute Lingerhand-Hindsches ihren Vater. Sie hat viel Musikalität in die Wiege gelegt bekommen. Jedenfalls folgt der Netphener Gesangverein ganz gewiss den dirigistischen und mit Temperament versehenen Anleitungen zugunsten eines lebendigen Chorklanges.

Markus Schlaf dirigierte den MGV „Eintracht“ Weißenthurm. Sowohl im traditionellen Männerchor als auch in Übung mit Popchören ist er gewandt. Bewegung aus einem Chorstück heraus verstärkt natürlich die Wirkung. Nach dem Dreifaltigkeitshymnus „Alta trinita beata“, den Hans Lingerhand für Männerchor einrichtete, begeisterten „Weit, weit weg (Hubert von Goisern) und ein „Halleluja“ (Leonhard Cohen) aus dem Popbereich. Sehr gut in Form war auch der Gesangverein „Frohsinn“ Holler mit 20 Sängerinnen und Sängern. Nach dem eher lyrischen „Dort bei dem Brunnen“ von Hubert Waelrant animierte Ute Lingerhand-Hindches mit entsprechenden Temperament ihre Singgemeinschaft zu publikumswirksamen Glanzleistungen („Der Jäger längs dem Weiher ging“ von Fritz Dietrich) in forscher Temponahme.

Der GV „Frohsinn“ 1875 Elz (Leitung Mario Siry) gehörte zu den stärksten Männerchören des Abends und würdigte Lingerhands Chorschaffen mit dem wunderschönen lyrisch geprägten Stück „Wo die roten Rosen“ blühen (Solo Stefan Dernbach) und dem, „Loch Lomond“ (Ralph Vaughn Wiilliams) in einem schön geführten Solo von Jörg Müller.

Einen imponierten Abschluss besorgte der gemischte Chor „Thalia“ Ebernhahn unter der Leitung von Jürgen Faßbender, aus dessen Beiträge das „Gloria“ aus der „Missa brevis“ von Knut Nystedt besonders herausragte. Das „Can you feel the love tonight“ in einem Arrangement von Stefan Kemper war geradezu passend zum Ablauf des Gedächtnis-Konzertes, bevor alle Chöre gemeinsam eine weitere Vertonung des stets geachteten Komponisten Hans Lingerhand „Cum canto populorium uno“ anstimmten. Ein wirklich in aller Beziehung ausdrucksstarkes Konzert mit sozialem Aspekt für krebs- und schwerstkranke Kinder ging zu Ende.

Viel Einsatz zeigte Ute Lingerhand-Hindsches beim Benefizkonzert in Montabaur aus Anlass des 20. Todestages ihres Vaters. Foto: A. Egenolf
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Viel Einsatz zeigte Ute Lingerhand-Hindsches beim Benefizkonzert in Montabaur aus Anlass des 20. Todestages ihres Vaters. Foto: A. Egenolf

Artikel vom 20.03.2014, 03:30 Uhr (letzte Änderung 20.03.2014, 03:34 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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