NNPLimburg. „Highlights im Herbst“ hieß das Konzert, zu dem der Männerchor „Cäcilia Lindenholzhausen“ am vergangenen Sonntag in die Josef-Kohlmaier-Halle einlud. Mit dabei waren rund 600 Zuhörer und das Chor-Erlebnis „Vocalive“ ...

»Die Gedanken sind frei« - und die Interpretation auch. Das bewiesen die Sänger von »Vocalive«.
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»Die Gedanken sind frei« - und die Interpretation auch. Das bewiesen die Sänger von »Vocalive«.

Eindrucksvolles Herbstkonzert von „Cäcilia Lindenholzhausen“ und „Vocalive“

Von Anken Bohnhorst-Vollmer


Es ist traurig bestellt um die Chorszene. Überall fehlen Sänger. Die Stimmlagen werden dünn. Das Repertoire verstaubt. Überall - außer in Lindenholzhausen, der vermutlich musikalischsten Gemeinde im Land. Mehrere große Chöre bilden hier seit langem ein festes und qualitativ hochwertiges Klang-Fundament. Eines dieser leistungsstarken Ensembles ist der von Matthias Schmidt geführte, stimmgewaltige Männerchor „Cäcilia“.

Etwa 70 Männer singen bei der „Cäcilia“, und erfreulicherweise ist der Anteil der jungen Stimmen deutlich hörbar: Warme Tenöre und prägnante tiefe Stimmen sowie angenehm intonierende Solisten (Benjamin Krämer, Franz-Josef Otto) präsentierten ihre „Highlights im Herbst“.

Fester Bestandteil im Programm eines derart stattlichen Männerchors ist das „Rheinische Fuhrmannslied“. „Gibt es denn ein schöner Leben, als Fuhrmann zu sein“, heißt es in diesem zünftigen Werk, das der Chor so herzhaft schmetterte, dass man gern entgegnet hätte, „schöner als das Fuhrmann-Leben ist allenfalls das Sänger-Dasein“.

Ebenso schwungvoll geriet dem Chor das ungarische Tanzlied „Dana Dana“, von dem man zwar den Inhalt nicht kennen würde, wie Moderator Martin Maxeiner freimütig einräumte. Aber dass es eine beschwingte, fröhliche Weise ist, war am sympathisch unverkrampften Vortrag zu spüren.

Diese Unverkrampftheit ist eine der großen Stärken, die die „Cäcilia“ aufzubieten hat: Stets wirkt der Chor locker und dennoch hochkonzentriert, auch bei so inhaltsschwerer Kost wie dem schottischen Volkslied „Loch Lomond“. Zwei Männerschicksale mit sehr unterschiedlichem Ausgang werden hier besungen.

Dramatisch schön

Hoch konzentriert präsentierte der Männerchor »Cäcilia« Lindenholzhausen seine »Highlights im Herbst«. Fotos (2): Bohnhorst-VollmerBild: Hoch konzentriert präsentierte der Männerchor »Cäcilia« Lindenholzhausen seine »Highlights im Herbst«. Fotos (2): Bohnhorst-Vollmer
 
Während ein Mann auf der „high road“ seiner Liebsten entgegen schreitet, wartet der andere auf der „low road“ auf seine Hinrichtung. Und so tragisch diese Verquickung der Lebensläufe ist - in der Version des Männerchors aus Lindenholzhausen klang selbst diese Dramatik romantisch und schön. Herrlich ausgelassen geriet den Sängern dagegen der englische Folk-Song „The drummer and the cook“, ein musikalischer Beweis dafür, dass Liebe durch den Magen geht und längerfristig zum Traualtar führen kann.

Für einen erfrischenden Kontrapunkt bei diesen bunten „Highlights im Herbst“ sorgten die Sänger von „Vocalive“, einem gemischten Ensemble aus Griesheim, mit ihrer sehr lebhaft dirigierenden Leiterin Stephanie Miceli. Viel Swing war hier zu hören und zu sehen, denn dieser Chor arrangiert Musik und Sänger gleichermaßen temperamentvoll. So präsentierten die Sänger und Vocal-Percussionisten von Vocalive (Solisten: Raphael Derius, Susanne Steiner, Claudia Scherer, Kirsten Kessler) eine einfühlsame Interpretation von „Die Gedanken sind frei“ und eine ungemein expressive Version von Rammsteins „Engel“. Sanft schwingend, gleichzeitig kraftvoll und lyrisch war auch die Vocalive-Version von „Straighten up and fly right“.

Und was hätte zum Abschluss dieses Konzertabends in der Limburger Statdhalle esser gepasst, als das zwar traurige, aber wundervoll gesungene „Happy ending“, mit dem sich dieser beeindruckende Chor verabschiedete. Nun ja, noch besser gepasst hätte ein gemeinsames Arrangement beider Chöre, das den Bühnenbau wahrscheinlich vor gigantische Herausforderungen gestellt, den Zuhörern aber ein sensationelles „Highlight im Herbst“ beschert hätte.

Artikel vom 02.10.2013, 03:30 Uhr (letzte Änderung 02.10.2013, 03:32 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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