Limburg. „Wandern hält jung“, sagt Ottmar Hellbach aus Lindenholzhausen. Er war einer von rund 2100 Laufbegeisterten, die am Samstag und Sonntag auf den Wanderrouten unterwegs waren, die die Wanderfreunde des TuS Dietkirchen für die Wandertage festgelegt hatten ...
Bild: Ottmar Hellbach (links) und Josef Fachinger genießen beim Wandern die Natur. Foto: Hoppermann
Unterwegs mit Ottmar Hellbach und Josef Fachinger
Von Judith Hoppermann
Den hölzernen Wanderstock in der Hand, Laufschuhe an den Füßen, und schon kann es losgehen. „Es gibt nichts Schöneres als Wandern“, sagt Ottmar Hellbach aus Lindenholzhausen. Er und sein Begleiter Josef Fachinger hatten sich am Wochenende die Sechs-Kilometer-Strecke als Ziel gesetzt. „Normalerweise laufe ich mehr. Heute lassen wir es eher ruhig angehen“, sagt Ottmar Hellbach. Er habe derzeit Knieprobleme.
Laufen und entspannen
Schon mehr als 10 000 gewanderte Kilometer stehen im Stempelheft von Ottmar Hellbach, das er seit 1992 führt. 800 Stempel - einen für jede Teilnahme - hat er seitdem gesammelt. Schon allein daran lässt sich seine Wanderbegeisterung ablesen, denn die Kilometer jeder Teilnahme werden addiert. Seit 30 Jahren ist er Mitglied bei den Berg- und Wanderfreunden Lindenholzhausen. Sein Begleiter Josef Fachinger wandert erst seit dem vergangenen Jahr: „Ich bin ein Newcomer. Mein Nachbar Ottmar hat mich einfach einmal mitgenommen.“ Ihm gehe es aber nicht darum, die Kilometer zu sammeln, „deshalb besitze ich auch gar keine Stempelkarte.“ Vielmehr gehe es um „den Spaß an der Freude“.
Start und Ziel der Wandertage, die die Wanderfreunde des TuS Dietkirchen organisiert hatten, war die Markthalle an der Ste.-Foy-Straße. „Von hier aus muss man nun immer den Markierungen folgen“, sagt Ottmar Hellbach, „Sich zu verlaufen, ist praktisch unmöglich.“
Dann geht es los. „Wir machen das vor allem, weil wir Spaß am Wandern haben. Ich möchte in die Natur, ich will raus.“ Wandern soll vor allem entspannen, nicht unter Druck setzen. „Wir wollen keine bestimmte Zeit laufen, wir gehen das gemütlich an“, sagt Hellbach, „Schließlich wollen wir nicht schwitzen, sondern etwas sehen.“
Dabei ist ihm ganz egal, was er sieht. Ob die Häuser anderer Leute, Schrebergärten, Wanderwege. „Hauptsache ist, ich laufe nicht im Wald. Das ist im Sommer zwar angenehm, aber nicht so spannend.“ Seit seiner Pensionierung wandert er jeden Tag mit Freunden fünf Kilometer. „Nach meiner Knie-Operation musste ich zwar einige Zeit aussetzen, aber mittlerweile geht es wieder und ich lasse mich durch nichts vom Wandern abhalten.“
Wenn die Route steiler werde, helfe ihm sein Wanderstock. „Den haben mir Freunde zu meinem 60. Geburtstag geschenkt. Damit wird es einfacher, Berge zu besteigen“, sagt Ottmar Hellbach. Dann hält er inne. „Schau mal, was für ein saftiges Grün“, sagt er zu Josef Fachinger, „Ich bin gerne in der Natur, draußen ist es einfach wunderbar!“ Diese Naturverbundenheit unterscheide die beiden von den jungen Menschen heutzutage: „Da hat man eher den Computer, ist beruflich eingespannt und scheut die Anstrengung.“
Bild: Mit den Stempeln können die Wanderfreunde nachweisen, welche Strecken sie gelaufen sind. Foto: Hoppermann
Abwechslung ist wichtig
Und wo befindet sich in unserer Region die schönste Wanderstrecke? „Definitiv die Strecken im Lahntal“, sagen beide. Wo genau? Das könne man nicht sagen, immer nur eine Strecke zu laufen, das sei langweilig. „Die Abwechslung, auch mal etwas Neues zu sehen“, das macht das Wandern so spannend. Deshalb kämen auch immer wieder viele Wanderer von auswärts, die einfach mal etwas anderes sehen wollten. Besonders gut gefallen ihnen alle Strecken, die an der Lahn entlang verlaufen. Da kommt es ihnen gerade recht, dass die vom TuS Dietkirchen ausgesuchte Strecke zum größten Teil dort entlang läuft.
Nach etwa der Hälfte der Strecke kommen sie an einer Stempelstelle vorbei. „Damit die vom Wanderverein auch wissen, dass wir die Strecke wirklich gelaufen sind“, sagt Ottmar Hellbach, „Was nicht ge-stempelt ist, gilt nicht.“
Weiter geht es vorbei an den alten Bahngleisen bis zum Bahnhof. Erneut eine Markierung: „Damit weiß jeder, wie er zum Startpunkt oder zum Ziel kommt.“ Einmal habe er sich doch verlaufen, da habe ihm zum Glück ein hilfsbereiter Autofahrer zum Ziel gefahren.
Doch nicht nur das Wandern macht den beiden Spaß. Ottmar Hellbach hat schon 25 Mal an einer Wallfahrt nach Walldürn teilgenommen. „Da sind wir 40 Kilometer am Tag gelaufen.“ Josef Fachinger ist drei Mal für jeweils eine Woche den Jakobsweg entlang gepilgert. „Das war eine bereichernde Erfahrung“, sagen beide. Man treffe viele interessante Menschen, anstrengend sei es aber auch.
Am Ziel angekommen stellt Ottmar Hellbach fest: „Ich fühle mich ganz toll und könnte noch einmal die Runde gehen, aber man sollte sich auch nicht überlasten. Wanderer sind naturverbundene Menschen, und wenn ich gleich nach Hause in meinen Garten gehe und Kuchen esse, dann kann ich sagen: Es war ein schöner Tag!“
Die größten Gruppen
Landrat Manfred Michel und Bürgermeister Martin Richard (beide CDU) zeichneten die teilnehmerstärksten Gruppen bei den Wandertagen in Limburg aus.
Die größte Gruppe stellten die „Wander- und Volkssportfreunde Frankfurt 75“ mit 80 Personen. Sie gewannen einen Wanderpokal. Der zweite Platz ging an die Wanderfreunde Ebernhahn, die mit 77 Wanderern angetreten waren. 69 Läufer umfasste die drittgrößte Gruppe: Die Wanderfreunde Unterpleichfeld waren aus Baden-Württemberg angereist. Die größte Gruppe aus der Region stellten die Wanderfreunde Hühnfelden-Ohren: Sie nahmen mit 43 Personen an den Wandertagen teil. jud
Artikel vom 07.05.2013, 04:07 Uhr (letzte Änderung 07.05.2013, 04:12 Uhr)
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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