Limburg-Lindenholzhausen. Spricht man den 64-Jährigen Verwaltungsbeamten Willi Beck auf sein Hobby an, kommt, wie aus der Pistole geschossen, die Antwort "Harmonie" ...
Bild: Zu den vielen fertigen Modellen gehören der Limburger Dom und auch der Papst-Palast von Avignon.
LINDENHOLZHAUSEN - Willi Beck baut in seiner Küche Kathedralen nach
Seit 1973 ist der eifrige Sänger im Zweiten Tenor zu finden und seit über 20 Jahren auch als Kassierer für die Finanzen der Harmonie zuständig.
Mit der Harmonie verbunden ist sein zweites Hobby, das er im gleichen Atemzug anführt: "Doppelkopf", was er auch schon seit über 35 Jahren mit seinen Mitstreitern vom Stammtisch "die Doppelkopper" nach der Gesang-stunde pflegt. Beides ruht aufgrund der derzeit bestehenden Pandemie und der damit verbundenen Absage der Proben. Doch in seinen vier Wänden, genauer in einer gemütlichen Ecke in seiner Küche, pflegt er ein weiteres Hobby, das vor 40 Jahren seinen Anfang hatte. "Ich dachte mir damals, bauste deiner Frau mal ein Schloss". Aus diesem Gedanken folgte der Weg in ein Bastelgeschäft, um sich dort einen Kartonmodellbausatz "Schloss Neuschwanstein" zu kaufen.
"Ich hab seit meiner Jugend immer schon Flugzeugmodelle gebastelt", erzählt er weiter. Doch Schloss Neuschwanstein wurde nie fertig "und liegt halbfertig im Keller". Damit war aber das Basteln mit Kartonmodellen nicht aus dem Kopf. Im Gegenteil. Er spezialisierte sich und kaufte sich den Kölner Dom als Modell im Maßstab 1:200. Doch auch dieses Modell wurde, wie das Original, nie fertig. "Damals hatte ich keine Zeit mehr und auch die Kinder kamen". So richtig Schwung nahm das Hobby dann mit dem Kauf des Limburger Doms auf. Doch hier musste er Abstriche machen, gab es den Limburger Dom nur im Maßstab 1:300 und nicht 1:200 wie die folgenden Modelle. Zu einem Geburtstag bekam er dann die Dresdner Frauenkirche geschenkt, "und den Rest habe ich mir im Internet gekauft". Zwischen 20 und 45 Euro, wie der Papst-Palast von Avignon, liegen die Preise. Und so unterschiedlich wie die Preise sind auch die Schwierigkeitsgrade die von "0" - "die hast du in zwei Tagen fertig und machen keinen Spaß" - bis hin zu "6" reichen, die dann schon mal ein halbes Jahr dauern können, je nach Arbeit bei der Harmonie. "Der Bau des Papst-Palastes hat fünf Monate gedauert."
Fingerfertigkeit und Kreativität gefragt
Beim Bau der Modelle sind Fingerfertigkeit und viel Kreativität gefragt. Bevor Willi Beck aber sein Werk beginnt, wird im Radio das "Liebesmahl der Apostel" angemacht und dann, ganz wichtig, die Anleitung genau gelesen. Denn ohne dies geht es nicht, muss doch jedes einzelne Teil selbst herausgeschnitten werden. Dies bedeutete für ihn auch, mit der Zeit immer besseres Werkzeug anzuschaffen.
Die größte Schwierigkeit musste er beim Papst-Palast von Avignon meistern. "Die Anleitung gab es nicht in deutscher Sprache", obwohl bei einem Fachhändler gekauft. Von diesem hat er nun alle schwierigen Modelle in seinem Heim stehen. Dazu gehören noch der Stephansdom von Wien, der Dom zu Speyer, Notre Dame in Paris und das Ulmer Münster. Hat Willi Beck alle Kirchen-Bausätze der Fachfirma, ist damit aber nicht das Ende seiner Bastelleidenschaft eingeläutet. "Ich baue dann andere Gebäude, Schloss Neuschwanstein tu ich mir noch an". Ein Blick auf die Webseite der Firma verrät, dass auf Willi Beck noch jede Menge Bastelarbeit zukommt, wenn dann nicht wieder die Proben bei der Harmonie beginnen. Klaus-
Dieter Häring
Bild: Viel Fingerfertigkeit ist, wie hier bei einem Turm von Notre Dame, gefragt.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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