Limburg. Bernhard Heun war der letzte Aktivposten der einst so rührigen Aufbaugeneration in der Limburger Wohnstadt Blumenrod ...

Bernhard Heun. Foto: Dieter FluckBild: Bernhard Heun. Foto: Dieter Fluck

LIMBURG Der Musiker, Chronist und Dichter Bernhard Heun ist im Alter von 76 Jahren gestorben

Er war begeisterter Sänger, organisierte den Singkreis des Stadtteils, befleißigte sich als Organist, Heimatforscher und Chronist, führte ungezählte Schülerinnen und Schüler zu Schulabschlüssen. Nach langer Krankheit und dennoch plötzlich ist Bernhard Heun im Alter von 76 Jahren verstorben.

Heuns Wiege stand in Lindenholzhausen, dem späteren Limburger Stadtteil, dem er bis zu seinem Tod verbunden blieb. Nach dem Abitur an der Tilemannschule studierte er Philosophie, katholische Theologie, Psychologie und Erziehungswissenschaften in Frankfurt, Marburg und Gießen. Seine berufliche Profession fand der Diplom-Psychologe an der Limburger Adolf-Reichwein-Schule, die Bernhard Heun ab 1972 mitgeprägt hatte. Als Studiendirektor des großen Fachbereichs der Sozialpädagogik vermittelte er 23 Jahre lang bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2000 einer ganzen Generation junger Menschen die Grundlagen für ihre berufliche Zukunft. Daneben war er viele Jahre Fachlehrer am Studienseminar in Frankfurt.

Als Neubürger in Blumenrod setzte sich Bernhard Heun gemeinsam mit dem früheren Stadtrat Heinz Overbeck an die Spitze der Bürgergruppe, die ihre Aufgabe darin fand, mehreren Hundert neu hinzugezogenen Einwohnern ein Heimatgefühl zu vermitteln. Ein damals fehlendes Gemeindezentrum mit Kirchenräumen wurde durch die Bürgergruppe initiiert, eine jährliche Kirmes veranstaltet, der Singkreis Blumenrod gegründet und in vielen Begegnungen der Zusammenhalt von Menschen aus zahlreichen Nationen erreicht. Als Mitbegründer führte Heun den Singkreis 32 Jahre lang zu vielen erlebnisreichen Anlässen. Als er seine Kräfte schwinden sah, gab er wenige Tage vor seinem Tod den Vorsitz an eine Nachfolgerin ab.

Fast 57 Jahre lang befleißigte sich Bernhard Heun als Organist. Es war im März 1963, dass er als Aushilfsorganist erstmals an der Orgel seiner Heimatpfarrei St. Jakobus in Lindenholzhausen saß. Später begleitete er die Kirchenbesucher stets zuverlässig in den Gottesdiensten der Filialgemeinde St. Vinzenz Pallotti in Blumenrod.

Ohne je Klavier- oder Orgelunterricht erhalten zu haben, hatte sich das musikalische Talent die notwendigen Orgeltöne nach und nach selbst beigebracht. In den ersten 20 Jahren seines Dienstes musste er in der Pfarrgemeinde St. Jakobus alle fünf Gottesdienste am Wochenende spielen. Er berichtete aus seiner Studentenzeit, als ihm der Pfarrer manchmal eine Mark mit der Bemerkung gegeben habe: "Damit kannst du dir mal Häuser bauen!"

Ein Eigenheim hat er denn auch später gebaut. 44 Jahre lang wohnte Heun mit seiner Familie in Blumenrod und so lange spielte er die Orgel in St. Vinzenz-Pallotti.

Heuns Musikalität und unermüdliche Aktivität kam noch in vielen anderen Bereichen zum Tragen - nicht nur im Singkreis Blumenrod. Über ein halbes Jahrhundert war er ein wichtiger Sänger der "Harmonie" Lindenholzhausen, der sich dort zwölf Jahre im Vorstand betätigte und zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Bei den großen Festivals hat er sich als einfühlsamer Moderator eingebracht.

Und da ist Bernhard Heun, der forschende Heimathistoriker, Chronist, NNP-Autor und begnadete Mundartdichter. Ohne Heuns Mitwirken wären beispielsweise der Gedenkstein an die Zeppelinlandung 1910 in Blumenrod und der Bildstock des heiligen Franziskus in der Feldgemarkung nicht errichtet worden. Bei allen Aktivitäten und Initiativen war Bernhard Heun ein geselliger, aber besonnener und ausgleichender Mensch mit Humor, der herzhaft lachen konnte.

Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen seien die Geschichte der Domäne und die 1983 erschienene Blumenröder Chronik genannt sowie seine Veröffentlichungen in den Kreis-Jahrbüchern. Für den Sammelband "Limburg im Fluss der Zeit" anlässlich der 1100-Jahrfeier 2010 hatte Heun erstmals einen umfassenden Beitrag über die Entwicklung der Limburger Südstadt verfasst. 1992 beschrieb er die Orden im Bezirk Limburg, er recherchierte die Niederlassung der Dernbacher Schwestern in Lindenholzhausen. 2006 war er Mitherausgeber und Autor der Schrift "100 Jahre Faszination Harmonie Lindenholzhausen".

Mit diversen Mundartgedichten auf Hollesser Platt, die einen lokalhistorischen Hintergrund hatten, ließ er sein Publikum in Wort und Schrift mit spitzer Feder auf amüsante, oft humoristische Weise am Reichtum heimatlicher Ausdrucksweisen teilhaben. Auch beim NNP-Mundartwettbewerb waren seine Texte immer eine feste Größe.

Mit dem Tod von Bernhard Heun ist die nassauische Region um einen vielseitig aktiven Mitbürger ärmer geworden. Den herben Verlust betrauern mit seiner Ehefrau Edeltraud die Familien seiner Kinder Thorsten und Katja, darunter sieben Enkelkinder, zahlreiche Weggefährten und Freunde. Bernhard Heun wird heute, Donnerstag, den Vorgaben anlässlich des Coronavirus entsprechend, auf dem Limburger Hauptfriedhof zu Grabe getragen.

Dieter Fluck

HinVerwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.weis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

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