Limburg-Lindenholzhausen. Leserbrief zum NNP-Artikel Zu "Der Stern von Bethlehem" (Ausgabe vom 21. Dezember) ...

Pfarrerin Claudia Gierke-Heinrich schreibt in ihrem "Gruß zum Sonntag" von Sternstunden als seltene Geschenke: "Wenn sie geschehen, findet etwas Wunderbares statt. . . Es ist eine Sternstunde, wenn wir einem Menschen begegnen, der unser Innerstes berührt." Vielleicht war mein Erlebnis am vergangenen Freitag ja eine solche Sternstunde. Das Wartezimmer bei meinem Hausarzt ist voll mit wartenden Menschen. Ein junger Mann, elegant gekleidet, tritt in das Wartezimmer ein, sagt "Guten Morgen", und setzt sich auf den letzten noch freien Stuhl. Wenig später ist er dran, kommt zurück ins Wartezimmer. Dann schaut eine Sprechstundenhilfe durch die Tür und sagt, "Herr Ünal, hier bitteschön, ihr Rezept." Der junge Mann nimmt es entgegen, blickt freundlich in die Runde der Wartenden und verabschiedet sich mit warmer Stimme: "Auf Wiedersehen und fröhliche Weihnachten Ihnen allen!".

Mir stockt kurz der Atem - wie ganz offensichtlich vielen der anderen Menschen im Wartezimmer, die, was vorher aus kurzen Wortwechseln hervorging, ganz offensichtlich überwiegend Menschen deutscher Abstammung sind. Alle scheinen von dem Gruß des jungen Mannes überrascht, damit hatte wohl niemand gerechnet. Ein junger Mann mit türkisch klingendem Namen, wohl ein Muslim oder muslimisch erzogen, wünscht uns, wohl überwiegend Menschen mit christlicher Prägung, freundlich und ganz persönlich "Fröhliche Weihnachten!". Einer der Wartenden und ich grüßen zurück. Alle anderen bleiben sprachlos.

"Sternstunden sind überwältigend, atemberaubend. . .", schreibt die Pfarrerin in ihrem Gruß zum Sonntag. Mir hat tatsächlich am Vormittag des 20. Dezember 2019 in einem Arztwartezimmer für einen Moment der Atem gestockt, ich fühlte mich tief berührt. Für diesen einen Moment, so scheint es mir, durfte ich ein kleines Stück des Sterns von Bethlehem sehen.

Gerhard Neunzerling- Dernbach, Limburg-Lindenholzhausen

HinVerwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.weis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

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