Hünfelden/Limburg-Lindenholzhausen. Mehrere tausend Landwirte haben am Mittwochabend in einer konzertierten Aktion deutschlandweit für mehr Mitbestimmung bei landwirtschaftlichen Themen in der Bundespolitik demonstriert ...

Mit einem stummen Protest an der "Hühnerstraße" erzeugten Landwirte die Aufmerksamkeit der Autofahrer. Foto: KlöppelBild: Mit einem stummen Protest an der "Hühnerstraße" erzeugten Landwirte die Aufmerksamkeit der Autofahrer. Foto: Klöppel

HÜNFELDEN - Neue Gruppe kämpft für mehr Mitbestimmung

Darunter Olaf Pöhlmann von der partei- und verbandsneutralen Aktion "Land schafft Verbindung". "Die Proteste gehen weiter, solange Bestimmungen ohne Anhörung der Betroffenen festgelegt werden", sagte der Dauborner dieser Zeitung.

Der 41-Jährige hatte an der "Hühnerstraße" bei Neesbach an die 20 Hünfeldener Landwirte zusammengetrommelt. Sie stellten nur stumm ihre Traktoren auf einen Feldweg entlang der Straße, um die vorbeifahrenden Autofahrer zum Nachdenken zu bringen. Eine weitere Gruppe stand an der B 8 bei Lindenholzhausen. "Wir wollen ja die Unterstützung der Bürger", sagte Olaf Pöhlmann: "Von daher wäre es falsch gewesen, wenn wir Straßen blockiert und den Menschen kurz vor Weihnachten Unannehmlichkeiten beschert hätten".

Er hat auch nichts gegen den Bauernverband. Da dieser aber in der Öffentlichkeit den Ruf habe, dass an seiner Spitze Lobbyisten stehen würden, hätten sich bei "Land schafft Verbindung" "ganz normale" Landwirte von der Basis zusammengeschlossen, mittlerweile bundesweit 30 000 Berufskollegen.

Der Mittwochabend war bewusst gewählt worden, weil an diesem Tag eine Großdemo in den Niederlanden geplant war, der sich die deutschen Kollegen über Grenzen hinweg anschließen wollten. Olaf Pöhlmann und seine Mitstreiter klagen, die Landwirte hätten bei den großen Medien offenbar kein gutes Standing. Wenn die gemeinsamen Aktionen von vielen tausend Bauern in den Nachrichten nur eine Randnotiz seien, sei das nicht in Ordnung.

"Wir geben aber nicht auf", sagt Pöhlmann. "Die letzten Reaktionen ermutigen uns". Immer mehr Bürger würden sich dafür interessieren, wo ihre Lebensmittel herkämen. Zahlreiche Menschen hätten den Landwirten ihre Sympathie und Unterstützung bekundet.

"Wir brauchen nicht so viele Richtlinien

Der Dauborner fragt sich aber, ob Julia Klöckner als Landwirtschaftsministerin im Bundeskabinett noch die Richtige sei, die Interessen der Landwirte zu vertreten. Ihnen sei versprochen worden, dass die Berufsgruppe bei wichtigen Themen angehört werde. Doch das sei bisher nicht umgesetzt worden.

Der 41-Jährige bedauert, dass in der Öffentlichkeit oft ein völlig falsches Bild der Landwirte vermittelt werde. Natürlich seien sie genauso gegen Überdüngung und für mehr Natur- und Tierschutz. Landwirte würden aber ihren Beruf am besten verstehen und brauchten nicht so enge Richtlinien wie im neuen Agrarpaket, sondern mehr Spielräume für freie Entscheidungen. Wenn den Bauern immer mehr Vorschriften auferlegt würden, müssten als Erste die kleinen Betriebe im ländlichen Raum ihre Segel streichen.

"Es geht hier um viele Existenzen", betont der Vertreter von "Land schafft Verbindung". Das Problem in Deutschland sei, dass hier die Vorschriften viel strenger seien als in anderen Ländern. Dies bedeute einen erheblichen Wettbewerbsnachteil. Für Pöhlmann ist es eine Farce, wenn in Deutschland einerseits Massentierhaltung verboten werde, andererseits dann aber Fleisch aus solcher im Ausland wieder auf dem deutschen Markt lande. Er hat den Eindruck, dass "gewisse politische Kreise" ein Interesse daran hätten, Fleisch aus dem Ausland zu beziehen, um in diese Länder dann im Gegenzug deutsche Autos verkaufen zu können. Er warnte aber davor, eine Situation zu erzeugen, in der Deutschland nicht mehr in der Lage sei, Lebensmittel für den eigenen Bedarf zu produzieren.

Die Bürger müssten von den Landwirten wieder mehr mitgenommen werden, so Pöhlmann, um ihnen zu zeigen, wie wichtig es sei, regionale Produkte zu kaufen. Wer unter optimalen Bedingungen produzierte Ware haben wolle, müsse dann aber auch bereit sein, ein paar Prozent mehr dafür zu zahlen. Leider seien Antworten vieler Leute bei entsprechenden Umfragen aber immer noch deutlich konträr zu ihrem realen Kaufverhalten. Robin Klöppel

HinVerwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.weis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

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