Limburg. In Offheim kämpft eine Bürgerinitiative gegen die Erweiterung des größten Gewerbeegebiets der Stadt Limburg ...
Martin Richard wegen guter Verkehrsanbindung für Erweiterung „Nördlich der Kapellenstraße“ – Kritik an der BI
NNP-Redaktionsleiter Joachim Heidersdorf hat darüber mit einem Wahl-Offheimer gesprochen, der das Projekt maßgeblich auf den Weg gebracht hat und als Mitglied der Regionalversammlung darüber mitentscheiden wird. Ex-Bürgermeister Martin Richard bezieht auch im Ruhestand deutlich Stellung.
Wie sehr verfolgen Sie die Diskussion insbesondere der Offheimer Bürgerinitiative, die eine Erweiterung des jetzigen Bauabschnitts „Nördlich der Kapellenstraße“ bis zum Dehrner Weg ablehnt?
MARTIN RICHARD: Eigentlich wollte ich mich dazu ja nicht äußern. Aber die letzten Leserbriefe ärgern mich. Da werden Argumente durch Gefasel ersetzt. Wer Home-Office macht, einen sicheren Arbeitsplatz beim Bischof hat oder in einer engen Sackgasse einen Friseursalon betreibt, hat es leicht, gegen die Erweiterung eines Gewerbegebietes und zusätzliche Arbeitsplätze zu opponieren. Der Flächennutzungsplan stammt bereits aus Mitte der 80er-Jahre, also der Ära Kohlmaier, und hat damals bereits die Fläche „Nördlich der Kapellenstraße“ bis zum Dehrner Weg beinhaltet.
Es geht um Steuermittel
Warum ist damals diese Fläche gewählt worden?
Weil nirgends in der gesamten Region die Verkehrsanbindung mit kurzen Wegen zur Bundesstraße und Autobahn so optimal ist und so wenig bewohnte Gebiete belastet, wie dort. Eine Stadt investiert dann im Vertrauen auf diese langfristige Planungen Millionenbeträge an Steuermitteln(!) für Grunderwerb und später Erschließung. Insofern kann sie nicht alle Planungen über den Haufen werfen, wenn sich Widerstände auftun. Das wäre eine gewaltige Steuerverschwendung zugunsten einer kleinen Gruppe, die Eigeninteressen verfolgt. Das müsste dem Vorsitzenden der Bürgerinitiative, der im wirtschaftlichen Bereich tätig ist und politisch tätig war, bewusst sein.
Kein Erholungsgebiet
Sie marschieren fast täglich durch das „Naherholungsgebiet“, wie es die BI nennt. Sorgen Sie sich nicht, dass Ihnen künftig in der Freizeit Bewegungsräume weggenommen werden?
„Naherholungsgebiet? Na, ja. Das ist es nicht und war es auch nie. Es war in den letzten Jahrzehnten eine durch die Landwirtschaft intensiv genutzte ausgeräumte Feldflur. Auf dem ersten Teil stehen jetzt Firmengebäude, aber auch so viele Bäume wie noch nie. Weitere werden kommen. Mich stört die bauliche Entwicklung bei meiner Freizeitgestaltung nicht. Ich laufe auch durch die alleeartig angelegte Hannelore-Hingott-Straße auf einem sicheren Fußweg in der Mitte und werde dort bald im Schatten laufen können, was vorher nie möglich war. Wenn man das konzeptionell weiterentwickelt, kann ich weiter die gleichen Strecken laufen wie bisher. Um die Wandermöglichkeiten für Offheim nicht einzuschränken, habe ich ja vor einigen Jahren so vehement gegen eine Elzer Ortsumgehung über Offheimer Gemarkung gekämpft.
Die Bürgerinitiative befürchtet aber gerade, dass durch eine mögliche zweite Anbindung von Norden, z.B. über die Kreisstraße zu Schloss Dehrn, die Elzer Umgehung durch die Hintertür kommt.
Diese Gefahr sehe ich nicht, wenn die Stadt in der Dehrner Straße in Richtung Postweg eine sogenannte Traktorsperre installiert. Die könnte man längst haben. Aber auch da gab es in Offheim Vorbehalte.
Linter keine Alternative
Wie bewerten Sie das Argument der BI, man solle Gewerbeflächen auf alle Stadtteile verteilen?
Bevor man so argumentiert, sollte man erst einmal nachdenken. Ahlbach bekommt ein Gewerbegebiet, das Dietkircher ist im Verhältnis zur Einwohnerzahl größer als das Offheimer, Eschhofen hat eine Gewerbefläche in Richtung Ennerich mit Erweiterungspotential und in der Gemarkung das ICE-Gebiet, Lindenholzhausen ist davon ebenfalls betroffen, bekommt noch den OBI-Baumarkt vor die Nase und hat schon eine gewerbliche Fläche, in Staffel gibt es sogar Industriegebiet. Käme allenfalls noch Linter infrage. Da gäbe es vielleicht freie Flächen, aber die Verkehrsanbindung würde immer entweder über die Innenstadt, bei den Pallottinnern vorbei beziehungsweise die Mensfelder Straße in Lindenholzhausen laufen. Ein Unding!
Etwas weniger Frischluft
Erwarten Sie durch eine Ausschöpfung der im Flächennutzungsplan vorgesehenen Erweiterung von „Nördlich der Kapellenstraße“ starke negative Auswirkungen auf die Umweltbelastung in der Innenstadt?
Natürlich gibt es leichte Einschränkungen für die Frischluft. Würde man das Gewerbe allerdings in der Innenstadt platzieren, würde die Luft durch Einpendler bedeutend stärker belastet. Daher ist es immer sinnvoller, Gewerbeflächen vor den Toren der Stadt anzuordnen.
Viele Menschen dankbar
Was halten Sie von der Aussage, dass Offheim mehr Arbeitsplätze als Einwohner hat?
Ich frage mich schon immer, was das für ein Argument ist. Für mich ist das einfache Stimmungsmache, weil die sachlichen Argumente ausgehen. Was soll dieser Zahlenvergleich eigentlich sagen? Vielleicht fragt die BI sich einmal, wie viele Offheimer dort Arbeitsplätze vor der Haustür haben und wie viele Menschen der Region dankbar sind, hier eine Beschäftigung zu haben beziehungsweise künftig auf das Auspendeln nach Rhein-Main verzichten zu können, um damit Lebensqualität zu gewinnen.
Sie sind Mitglied und Fraktionsvorsitzender in der Regionalversammlung Mittelhessen, die letztlich über solche Flächenerweiterungen entscheidet. Wie werden Sie sich dort in Kenntnis der Offheimer Widerstände verhalten?
Zunächst schaue ich einmal, wie sich die Stadt Limburg und die politischen Gremien verhalten. Ich plädiere für eine Beibehaltung von „Nördlich der Kapellenstraße“ bis zum Dehrner Weg, also keine Änderung der langfristigen Planung von Mitte der 80er.
Bälle flach halten
Welche Empfehlungen geben Sie der Bürgerinitiative?
Etwas mehr die Bälle flach halten und vernünftige Forderungen konstruktiv vorbringen. Die BI sollte verlangen, dass die Baumpflanzungen in der Hannelore-Hingott-Straße bald vervollständigt und bei der weiteren Planung fortgeführt werden. Gleiches gilt für den Weg vom Sportplatz in das Gewerbegebiet. Sie sollte ein verbindendes Grünflächenkonzept fordern, so dass Offheimer im Grünen und künftig auch im Schatten spazieren gehen können. Außerdem empfehle ich, an die Vernunft der Politik zu appellieren, das Gewerbegebiet in der weiteren Planung am Dehrner Weg enden zu lassen.
Für hochwertige Firmen
Und was sollte die Stadtpolitik tun?
Das Gebiet „Nördlich der Kapellenstraße“ ist in Bezug auf die großzügige Erschließung, die grünordnerischen Festsetzungen und die kurze Anbindung an die Bundesstraße und Autobahn ein sehr hochwertiges Gebiet. Insofern sollte man auch ausschließlich hochwertige Unternehmen ansiedeln, bei denen Arbeitsplätze und potenzielle Steuereinnahmen in einem günstigen Verhältnis zum Flächenverbrauch stehen. Es muss nicht alles in dieses attraktive Gebiet, Nachbarkommunen sind auch dankbar für Unternehmeranfragen. Den Flächenverbrauch hätte man auch einschränken können, wenn bei Mundipharma steuerzahlende Betriebe und nicht Stadt und Bistum einziehen würden, die jeweils Steuern kosten.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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