Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Limburg-Lindenholzhausen. Vom Geheimtipp zum Pflichttermin für Punkrock- und Hardcore-Fans: Das Festival „Huhn aufs Eis“ des Vereins Hollesse Musikkultur hatte wieder spannende Bands zu Gast ...

Alles außer leise Töne: Im Dorfgemeinschaftshaus ging es am Wochenende richtig zur Sache.
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 Alles außer leise Töne: Im Dorfgemeinschaftshaus ging es am Wochenende richtig zur Sache.

Festival "Huhn aufs Eis"

Von LEONI DOWIDAT

Das Kalkwerkfestival im Juni, das Tells Bells im August und das Pell Mell im September: Die Hochsaison der Festivals ist der Sommer. Anders in Lindenholzhausen, da ging es am vergangenen Wochenende rund. „Im Winter haben wir in unserer Region einfach nichts in dieser Richtung“, sagt Manuel Hergenhahn vom Verein Hollesse Musikkultur. Vor drei Jahren veranstaltete er zum ersten Mal das Indoor-Festival „Huhn aufs Eis“. „Im November können wir auch Bands buchen, die im Sommer an anderen Orten touren“, sagt der Organisator.

Nach dem Überraschungserfolg im ersten Jahr ließen die Lorbeeren nicht lange auf sich warten: Das Internetportal festivalstalker.de zeichnete „Huhn aufs Eis“ mit dem dritten Platz in der Kategorie „Rookie-Festival“ aus.

Heimische Bands, bekannte Gruppen aus allen Teilen Deutschlands und Größen der Festival-Szene aus dem Ausland: Bei der Auswahl hatten sich Pressesprecher Daniel Becker und die anderen Mitglieder der Hollesse Musikkultur nur von einem Kriterium leiten lassen. „Die Bands müssen zu uns passen“, sagte Becker. „Hin und wieder gehen wir aber auch ein Risiko ein und laden bekanntere Gruppen nicht ein, sondern verlassen uns auf Künstler, die wir selbst einfach richtig gut finden.“
Wie eine Pizza

Dass diese Rechnung in Lindenholzhausen aufgegangen ist, zeigte sich gleich zu Anfang des Abends: Als Eisbrecher im wahrsten Sinne des Wortes eröffneten die Lokalmatadoren von „Unsaid“ das Festival. Mit klassischem Melodic Hardcore in Perfektion heizten die Jungs aus Montabaur den Lindenholzhäusern kräftig ein, ehe „Stay Focused“ die Bühne in Besitz nahm. Punk, Rock, Metal, Indie – in keines der gängigen Genres ließen sich die „Rookies“ aus Limburg stecken. Oder, wie die Band selbst über sich sagt: „Wir sind wie eine Pizza: Die Basis ist immer dieselbe. Aber jeder kann sich seinen Belag selbst aussuchen.“ Auch die nachfolgende Formation „The shattered Lion“ brillierte mit einer wahren Vielfalt an Einflüssen.

Eine klare Linie hingegen zeigten „Lyvten“: In bester Captain-Planet-Manier servierten die vier Jungs aus der Schweiz tiefgründige Texte auf Deutsch, gepaart mit unbeschwerten Indie-Einschlägen.

Die nächsten beiden Bands, „Antillectual“ aus den Niederlanden und „Ays“ aus Düsseldorf, bedienten wiederum die Punk-Szene, die an diesem Abend reichlich vertreten war. Kräftige Vocals und treibende Rhythmen – die beiden Künstler überboten sich beinahe gegenseitig in ihrer aggressiv-kraftvollen Bühnenperformance.

„The tidal Sleep“ setzten mit ihrer Mischung aus melodischen Elementen und Punk-Einflüssen der Vielfalt die Krone auf. Alleine schon die Wandelbarkeit des Sängers machte schnell klar, dass sich diese Gruppe in keine Schublade stecken lässt.

Anfangs noch ein wenig verhalten am Rand stehend, holte spätestens „Kmpfsprt“ auch die letzten Besucher vor die Bühne: Mit schonungslos ehrlichen Texten auf Deutsch setzte die Punkrock-Band ein klares Statement, dem sich auch die anderen Bands an diesem Abend anschlossen: „Kein Fremdenhass auf unseren Konzerten!“

Stage-Diving, Liebesbekundungen und ein Publikum, das jedes Solo und jede Pose frenetisch bejubelt: Als „Atlas losing Grip“ die Bühne betraten, hatten die charismatischen Jungs aus dem Norden Europas leichtes Spiel. Seit ihrem Auftritt beim Tells-Bells-Festival in diesem Jahr sind die Schweden im Limburger Land keine Unbekannten mehr: Lautstark sangen die Fans vor der Bühne sämtliche Songs mit.

New Yorker in Hollesse

Erst drei Jahre alt und doch schon so hochkarätig besetzt: Wie kommt es eigentlich, dass ein kleines Festival mit solchen Headlinern aufwarten kann? „Wir müssen nicht die gleichen Kosten stemmen wie ein Open-Air-Festival. Mit dem Dorfgemeinschaftshaus haben wir eine feste Location, an der wir nur noch wenig ändern müssen“, sagt Daniel Becker. „Somit haben wir einen größeren Spielraum für Verhandlungen mit den Bands.“

Diesen Spielraum haben die Verantwortlichen in diesem Jahr für einen besonderen Coup genutzt: Der letzte Auftritt gehörte der New Yorker Hardcore-Formation „The Eddie Leeway Show“. Eigentlich hatte sich die Band schon vor vielen Jahren aufgelöst, aber der damalige Sänger Eddie Sutton trommelte in diesem Jahr die Band wieder zusammen und ließ die alten Zeiten beim „Huhn aufs Eis“ auferstehen. Feinste Gitarrenriffs aus den Vereinigten Staaten – und ein absolut würdiger Abschluss des Festivals.

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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