NNPLimburg-Lindenholzhausen. Was passiert, wenn Seelsorger durch immer größere pastorale Einheiten und wachsende Pfarreien bis an ihre Belastungsgrenzen gefordert werden? Wie zufrieden sind Seelsorger mit ihrem Beruf? Was kann getan werden, um Zufriedenheit und Gesundheit der kirchlichen Mitarbeiter zu verbessern? Etwa 60 Gemeindereferenten aus dem Bistum Limburg haben sich einen Tag lang mit der im April veröffentlichten Studie „Sorge für die Seelsorgenden“ beschäftigt ...

Die Vollversammlung am Mittwoch im Pfarrzentrum St. Jakobus in Limburg-Lindenholzhausen nutzten auch der Apostolische Administrator, Weihbischof Manfred Grothe, der Ständige Vertreter, Domkapitular Wolfgang Rösch, und der Personaldezernent, Prälat Helmut Wanka, zum Gespräch mit den Gemeindereferenten.

Diese erhielten aus erster Hand einen fundierten Einblick in das komplexe Zahlen- und Datenwerk. Studienautor Professor Dr. Christoph Jacobs versprach nicht nur überraschende, sondern auch „provozierende“ Ergebnisse. „Es wird nicht langweilig, weil so viele fundamentale Dinge herauskommen“, sagte der Paderborner Pastoralpsychologe. Dabei spiele es auch keine Rolle, welche Diözese man betrachte. „Die deutschen Diözesen unterscheiden sich nicht. Ihre Diözese ist nichts Besonderes“, sagte Jacobs. Das Bistum Limburg hatte nicht an der Studie teilgenommen.

„Die pastorale Landschaft wird sich in den nächsten zehn Jahren dramatisch ändern“, erläuterte Jacobs. Aus Altersgründen scheiden viele Priester aus dem kirchlichen Dienst aus. Laienseelsorger könnten dann künftig eine größere Rolle spielen. In diesem Zusammenhang wies Jacobs auch darauf hin, dass besonders die Berufsgruppe der Gemeindereferenten von Frauen geprägt sei. Laut Studie sind 78 Prozent weiblich. Jacobs warnte auch vor einem kirchlichen Klimawandel durch das Ausscheiden vieler älterer Priester: „Die Älteren in der Kirche stabilisieren derzeit das Klima in der Kirche.“

Spiritualität wichtig

Insgesamt sind die Seelsorger – egal ob Laien oder Priester – zufriedener als der deutsche Durchschnitt. Besonders die hohe Identifikation mit dem Tätigkeitsfeld sorgt für Wohlergehen. Die Höhe der Arbeitszeit und die Größe der pastoralen Einheiten hätten laut Jacobs keinen negativen Effekt.

Was aber trübt das Bild? Kaum Entwicklungsmöglichkeiten und eine wenig leistungsgerecht empfundene Bezahlung bei den Gemeindereferenten würden sich laut Jacobs ebenso auswirken wie ein skeptischer Blick aller Seelsorgenden auf die Diözesanleitungen. „Organisation und Leitung wird von allen Berufsgruppen unterschiedslos in den Keller gewertet“, sagte Jacobs.

Wo aber lässt sich ansetzen, um Zufriedenheit und gesundheitliches Wohlbefinden zu fördern? „Das Thema Spiritualität sollte uns unserer eigenen Zukunft wegen am meisten beschäftigen“, glaubt Jacobs. Wenn es gelinge, die spirituelle Verankerung der Seelsorger zu stärken, dann werde es positive Effekte geben. Der Weg in die Tiefe ist der Weg, der wirklich stärkt“, sagte Jacobs. Um spirituelles Leben zu fördern, bedürfe es nicht nur einer individuellen Entscheidung. Auch gemeinschaftliche Prozesse und Beschlüsse seien hilfreich.

Dass einige Bistümer in Deutschland ihre Seelsorger zu jährlichen Exerzitien verpflichten, wurde am Nachmittag ebenso mit der Bistumsleitung diskutiert wie die Frage nach mehr Wertschätzung der Berufsgruppe. „Wir müssen etwas für das eigene Fundament tun, für die Verankerung der Leute, für die eigene Standfestigkeit“, appellierte Jacobs. Andernfalls sei die Kirche den Anforderungen einer künftigen Pastoral nicht gewachsen.

An der von einer unabhängigen Stiftung finanzierten Studie nahmen etwa 8600 Seelsorgende, darunter 4200 Priester, 1050 Diakone, 1500 Pastoralreferenten und 1900 Gemeindereferenten, teil. (nnp)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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