Bild: Martin Richard freut sich auf seine vierte Amtsperiode. Foto: Heidersdorf
Die Teilnehmer der Sängerfahrt des MGV „Harmonie“ Lindenholzhausen haben es am Wochenende als erste gewusst, aber nicht so recht geglaubt. Auch die Parteifreunde dachten gestern Abend zunächst an einen Spaß, als Martin Richard seine überraschende Entscheidung verkündete, am 10. Juni nun doch bei der Bürgermeisterwahl anzutreten. Doch das Stadtoberhaupt meint es tatsächlich ernst!
Die Sitzung der CDU-Fraktion endete wenig später mit einem Eklat. Richards Stellvertreter, der Erste Stadtrat und offizielle CDU-Kandidat Michael Stanke, verließ wutentbrannt das Rathaus. Mehrere Christdemokraten, ebenso empört über den plötzlichen Sinneswandel des Bürgermeisters, folgten ihm. „Ich werde keine weiteren sechs Jahre warten“, sagte Stanke in einer ersten Reaktion. „Selbstverständlich stelle ich mich am 10. Juni zur Wahl; auch gegen Martin Richard!“. SPD-Bewerber Dr. Marius Hahn war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Im Rathaus blieben freilich auch viele CDU-Leute, die sich riesig über die neue Entwicklung freuten und bereits über die künftige Strategie berieten. Kurz vor Redaktionsschluss gab Fraktionschef Dr. Dietz bekannt, dass die Partei aus formellen Gründen an ihrem Wahlvorschlag (Stanke) festhalten und Richard als unabhängiger Kandidat ins Rennen gehen werde.
„Mir egal“, sagte der 63-Jährige der NNP, „ich werde so oder so gewinnen“. Und als „Unabhängiger“ eher mit noch größerem Vorsprung. Getragen werde er von den Gegnern der Südumgehung, der Schafsbergwacht und den Bewohnern der Seilerbahn.
Richard begründete seinen Entschluss nicht nur mit der Gesetzesänderung, wonach die Altersgrenze für Bürgermeister aufgehoben wird. „Ich habe meine Lebensplanung neu überdacht“, erläuterte der Offheimer. Er wolle weiter lieber im Rathaus arbeiten als daheim im Garten, zumal ihm das Bücken schwer falle. „Sparsam wie ich bin, möchte ich die Doppelbesoldung eines BM und eines Pensionärs für den Limburger Steuerzahler vermeiden,“ sagte Richard.
Das darf man ihm glauben – und über weitere Motive spekuliert werden. Insider vermuten, dass Richard sein Lebenswerk bei den beiden möglichen Nachfolgern in Gefahr sieht. Andere meinen, er sei sauer, weil die Feierstunde zu seiner Verabschiedung nicht früh genug vorbereitet werde. Bislang seien weder Gauck noch Merkel eingeladen und trotz seiner herausragenden Verdienste noch kein Antrag zur Ernennung zum Super-Ehrenbürgermeister gestellt worden.
Stattdessen schaut Richard nun nach vorn: „Eines meiner wichtigsten Ziele wird die Eingemeindung von Elz sein, damit ich die dortigen Verkehrsprobleme lösen kann“, sagte er in der Fraktion. Außerdem möchte er die WERKStadt bis zum Bischofshaus erweitern, um den Einkäufer- und Touristenstrom besser zu lenken. (hei)
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