NNPLimburg-Eschhofen. Über die Verwaltungsreform in Hessen sprach der Historiker Dr. Johannes Koenig anlässlich des 40. Jahrestags des Limburger Zusammenschlusses mit den selbstständigen Gemeinden Eschhofen, Linter, Offheim und Staffel ...

Zahlreiche Zeitzeugen waren anlässlich des 40. Jubiläums der Gebietsreform nach Eschhofen gekommen. Foto: Koenig
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Zahlreiche Zeitzeugen waren anlässlich des 40. Jubiläums der Gebietsreform nach Eschhofen gekommen. Foto: Koenig

Ob der Bau eines neuen Bürgerhauses, eines Kindergartens oder gar eines Schwimmbads – im Rahmen der Gebietsreform vor 40 Jahren wurden viele kommunale Wünsche wahr. Und das auch in Limburg, erklärte der Historiker Johannes Koenig in seinem Vortrag zur hessischen Verwaltungs- und Gebietsreform in Eschhofen. Im Bürgerhaus erinnerten sich zahlreiche ehemalige Mandatsträger an die Ereignisse, als am 1. Juli 1974 die Stadt Limburg per Gesetz um die heutigen Stadtteile Eschhofen, Linter, Offheim und Staffel erweitert wurde.

Limburg hatte vor der Reform eine Fläche von 800 Hektar. Danach waren es 4515 Hektar. Die Einwohnerzahl wiederum stieg von 15 000 auf 29 000 an, umriss Bürgermeister Martin Richard (CDU) kurz die Ausmaße der Gebietsreform. Auch zahlreiche öffentliche Bauprojekte waren eine direkte Folge der Reform, ergänzte der Historiker Koenig. Denn freiwillige Zusammenschlüsse wurden anfangs großzügig mit Haushaltsmitteln aus Wiesbaden gefördert. Damals begann die bis heute anhaltende Verschuldung der öffentlichen Haushalte, sagte Bürgermeister Martin Richard (CDU). In seinem Heimatort Brechen sammelte er zu der Zeit erste kommunalpolitische Erfahrungen.

Auch Limburgs damaliger Bürgermeister Josef Kohlmaier versuchte, Nachbargemeinden mit der Aussicht auf erhöhte Schlüsselzuweisungen zu einem freiwilligen Zusammenschluss zu bewegen. Im Falle von Dietkirchen, Ahlbach und Lindenholzhausen war das Werben auch erfolgreich. Sie traten der Stadt schon 1971 bei.

Neben den Limburger Zusammenschlüssen sprach der Referent auch über die Verwaltungsreform der 1950er-Jahre. Diese hatte der damalige Ministerpräsident Georg August Zinn (SPD) als „Kleinarbeit in Permanenz“ bezeichnet. Dem Ministerpräsidenten wurde sogar nachgesagt, dass er aus Furcht vor politischen Verstimmungen die Reform im Grunde ablehnte. Es waren dann die Technokraten und Verwaltungswissenschaftler der 1960er- und 1970er-Jahre, die den Gebietsreformen schließlich zum Durchbruch verhalfen.

Nach Meinung der Wissenschaftler lag die Idealgröße einer Stadt bei 10 000 Einwohnern. Nur bei dieser Größenordnung könne eine Verwaltung effizient arbeiten, so ihre Annahme. Befürworter und Gegner der Reform stritten sich, ob solche Großgemeinden die demokratische Beteiligung der Bürger stärkte oder schwächte. Motivierte eine effiziente und transparente Verwaltung zum Mitmachen oder schreckte sie durch ihre Größe ab? Eindeutig zu beantworten war hingegen die Kostenfrage. Denn schon damals räumten die in den Wiesbadener Ministerien zuständigen Beamten ein, dass die Verwaltungskosten erst einmal steigen würden.

Nicht alle Pläne der Technokraten wurden damals aber Wirklichkeit. So scheiterte das Vorhaben, aus den mittelhessischen Städten Gießen und Wetzlar die Retortenstadt „Stadt Lahn“ zu schaffen an der übergroßen Ablehnung der Bürger. Die Zusammenschlüsse im Limburger Raum wurden dagegen im Großen und Ganzen von der Bevölkerung akzeptiert. (koe)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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