NNPLimburg-Lindenholzhausen. Chorsänger gelten als gesellige Menschen, denen es gelingt, in jeder Phase ihrer Feierfreude den richtigen Ton zu treffen ...

Als Geburtstagsgäste bei »ensemble vocale« waren der Männerchor »Harmonie« und Pianist Klaus Cutik eingeladen. Foto: Bohnhorst-Vollmer
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Als Geburtstagsgäste bei »ensemble vocale« waren der Männerchor »Harmonie« und Pianist Klaus Cutik eingeladen. Foto: Bohnhorst-Vollmer

Von Anken Bohnhorst-Vollmer

Die Sänger befördern das vielstimmige Miteinander zu einem gemeinsamen, dennoch sehr differenzierten, aber stets harmonischen Klang. Wie mitreißend ein derartiger Liederabend sein kann, war jetzt beim Geburtstagskonzert von „ensemble vocale“ zu erleben - mit einem sympathischen, von Andreas Jung souverän geleiteten Chor: der hochkarätigen, singenden Männermannschaft „Harmonie Lindenholzhausen“ und dem Pianisten Klaus Cutik, der solistische Glanzpunkte setzte.

Anlass für dieses musikalische Aufeinandertreffen war der 30. Geburtstag des Ensembles beziehungsweise des ehemaligen jungen Chors, der im Bürgerhaus begangen wurde.

„Frühlingsrauschen“ heißt die Klavierkomposition, die der Norweger Christian Sinding geschaffen hat und die Klaus Cutik herrlich ausdrucksstark spielte. Dass dieses Frühlingsrauschen tatsächlich mit dem Herbstanfang zusammenfällt, irritiert nur den, der sich auch sonst im Leben allein von Rationalität leiten lässt. Musiker und Musikliebhaber sind anders. Sie sind begeisterungsfähig, experimentierfreudig und flexibel. Da stört auch nicht der Widerspruch, wenn ein Konzert mit „Ade zur guten Nacht“ begonnen wird, zumal der angenehm ausgewogene, gemischte Chor dieses Werk nicht mit der häufig zu hörenden schleppenden Getragenheit interpretierte, sondern ruhig und frisch und mit herrlichen Bässen.

Ebenfalls großartig präsentierte das Ensemble von Andreas Jung Hugo Alfvens tänzerisches „Och Jungfrun hon gar i ringen“ sowie das von Carl Haywood arrangierte „Didn´t my Lord deliver Daniel“, ein temperamentvolles Spiritual, das in einem grandios aufgefächerten Finale endete: Auf dem soliden Bass-Fundament setzen Tenöre und Alt-Stimmen auf, über denen sehr klare, reine Soprane liegen. Mit lang anhaltendem Applaus bedankten sich die Zuhörer für diesen Genuss.

Praller Klang

Ihre musikalische Vielseitigkeit bewies auch der gewaltige Männerchor „Harmonie Lindenholzhausen“. Rund 80 Sänger stehen hier unter dem Dirigat von Martin Winkler, der seine Männer an diesem Abend mit der freundlichen Bestimmtheit eines Fußballtrainers anfeuerte, freilich ohne jemals die Beherrschung zu verlieren. Vielmehr widmete der Chor seinem Gastgeber zu dessen Feier Robert Sunds „A day of sunshine“ und die Michael-Cox-Komposition „Rock of ages“. Möglicherweise sollte gerade mit diesem Lied noch einmal die festigende, kraftvolle Wirkung jahrelangen Singens betont werden. Zu hören war jedenfalls, wie sämtliche Nuancen der Männerstimmlagen zu einem prallen Klang verschmolzen.

Mit einem Friedrich-Silcher-Potpourri „Am Brunnen vor dem Tore - Untreue - Rosenstock, Holderblüh“ hatten die Harmonisten auch deutsche Volkslieder vorbereitet, die von den Zuhörern mit so großer Freude aufgenommen wurden, dass sich beinahe ein spontaner Hallen-Chor formierte. Die rhythmische Unterstützung für seine Sänger forderte Dirigent Winkler für das muntere Mitmachlied „Dry bones“ ein, bei dem die detaillierte Zuordnung aller menschlichen Knochen nicht nur schmissig besungen, sondern auch mit allerhand Utensilien aus dem musikalischen Instrumentenkoffer begleitet wird.

Zum Abschluss dieses wundervoll unterhaltsamen, niveauvollen Konzerts bot Gastgeber „ensemble vocale“ das ruhige, sehr sanft und präzise intonierte ungarische Abendlied „Esti dal“ von Zoltan Kodaly und die herrliche Vertonung der Matthias-Claudius-Gedichts „Der Mond ist aufgegangen“.

Artikel vom 23.09.2013, 04:30 Uhr (letzte Änderung 23.09.2013, 04:32 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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