Hinweis: Verwendung der Artikel vom Weilburger- bzw. Nassauer Tageblatt mit freundlicher Genehmigung von Mittelhessen.de.
Manager Friedrich beendet Eintracht-Karriere des Lindenholzhäusers / Folge 161
Herr Rompel, Sie kommen gerade aus dem Florida-Urlaub. Sitzt ein vereinsloser Trainer in der Winterpause denn nicht am Telefon und wartet auf ein Angebot?
Dietmar Rompel: Auf keinen Fall! Ich habe ja auch noch Vertrag bis 30. Juni 2011 in Wehen. Außerdem habe ich verschiedene Mosaiksteine, auf die ich baue. In erster Linie meine Fußballschule, die im nächsten Jahr ihr 15-jähriges Bestehen feiert. Mein zweites Standbein ist, dass ich eine Fußball-Jugend-Agentur betreibe und für einen befreundeten Spielerberater im Scouting tätig bin. In Florida habe ich übrigens nicht nur Urlaub gemacht, sondern auch mit Kindern trainiert.
Was ging bei Ihrer bislang letzten Trainerstelle schief, denn Sie waren nicht einmal ein halbes Jahr bei Regionalligist SV Wehen-Wiesbaden II, ehe Sie im Sommer 2010 wieder entlassen wurden?
Rompel: Weil ich noch einen laufenden Vertrag habe, möchte ich über den Vorgang und das dafür verantwortliche Team mit Geschäftsführer Wolfgang Gräf und Trainer Gino Lettieri im Moment keinen Kommentar abgeben. Bitter war natürlich, dass ich erst eine Woche vor dem Vorbereitungsstart freigestellt wurde, zumal ich kurz vorher ein interessantes Angebot hatte.
Wiesbaden, Frankfurt, Offenbach, Darmstadt, Kassel, Höchst, Aschaffenburg, Unterliederbach und Walldorf - sind Sie mit Hessen verheiratet oder gab es nie andere Angebote?
Rompel: Als Fußballer hatte ich auch hier und da mal die Möglichkeit, zu Clubs außerhalb von Hessen zu wechseln. Ich hatte, als ich in Aschaffenburg gespielt habe, zum Beispiel ein Angebot von Werder Bremen. Das ist an der Ablöse von 300 000 Mark gescheitert. Ansonsten haben sich die Anfragen aber tatsächlich im Wesentlichen auf Hessen reduziert. Das war jedoch nicht das Schlimmste, denn so konnte ich den Kontakt zu meinen Eltern immer problemlos halten.
Sie sind schon als Schüler vom beschaulichen Limburger Stadtteil Lindenholzhausen nach Frankfurt gezogen, um im Eintracht-Internat ihre Karriere zu starten und nebenbei das Abitur zu bauen. Wie sehr hat Sie die frühe Abnabelung vom Elternhaus geprägt?
Woran lag es denn, dass es nach dem Ende der Jugendzeit mit dem Sprung in den Profi-Kader der Eintracht erst nach Umwegen über den FSV Frankfurt, Viktoria Aschaffenburg und Kickers Offenbach in der Saison 1988/89 geklappt hat?
Rompel: Ich war zwar in der A-Jugend Kapitän, aber mit dem damaligen Amateurtrainer bei der Eintracht gab es Probleme. Der hatte wohl nicht so die Lust auf mich und etwas anderes im Kopf. Ich bin dann zum FSV.
Es blieb bei drei Bundesliga-Spielen und zwei Einsätzen im Europapokal, weil Sie für Manager Jürgen "Atze" Friedrich mit 26 Jahren zu alt waren. Wie sehr hat Sie das geärgert?
Rompel: Der Satz, dass sie lieber einem schlechteren 20-Jährigen einen Vertrag geben wollen als einem besseren 26-Jährigen, wird mir nie aus den Ohren gehen. Ich sollte stattdessen den Leitwolf bei den Amateuren spielen. Das war enttäuschend. Ich wollte dann lieber etwas Neues ausprobieren und bin zu Hessen Kassel.
Trotzdem ist die Eintracht "Ihr" Verein geblieben.
Rompel: Mit Sicherheit. Ich fiebere zwar nicht Woche für Woche mit, aber ich habe nunmal viele Jahre als Spieler am Riederwald zugebracht. Dort hatte ich bei den Amateuren auch meine erste Stelle als Trainer. Es bestehen immer noch Kontakte, wie zu Charly Körbel. Und ich habe auch die Möglichkeit, mir Trainingseinheiten anzuschauen, wie bei Felix Magath, Friedhelm Funkel oder Michael Skibbe.
Hat sich denn angesichts von weiteren 99 Einsätzen in der 2. Bundesliga Ihr enormer Aufwand gelohnt, den Sie schon als Jugendlicher betrieben haben, um Profi zu werden?
Rompel: Ich würde es immer wieder machen. Ich habe durch meine Profizeit viel, viel mitgenommen. Immerhin habe ich mein Hobby auch zum Beruf gemacht. Jungen Spielern würde ich jedoch aus meiner Erfahrung von fünf Knieoperationen, die mir auch einige Profi-Spiele gekostet haben, empfehlen, unbedingt die Schule ordentlich abzuschließen und, wenn möglich, auch noch eine Ausbildung dranzuhängen, denn es kann schnell wieder vorbei sein.
Wie kamen Sie schon vor 14 Jahren auf die Idee, eine eigene Fußballschule zu eröffnen?
Rompel: Die Idee hatte ich schon lange im Kopf. Das System, ein Training als Dienstleistung anzubieten, war mir schon früher aus den USA bekannt. Ich hatte damals allerdings nicht geahnt, dass es ein so großer Erfolg wird und ich das jetzt bald 15 Jahre mache.
Welche Ansprüche haben Sie an einen Club, ehe Sie wieder ein Traineramt übernehmen würden?
Rompel: Das wäre sowieso erst ab Sommer wieder ein Thema, wenn mein Vertrag bei Wehen-Wiesbaden ausgelaufen ist. Das Ausland würde mich schon einmal reizen. Derzeit liegt mir auch eine lockere Anfrage vor. Wichtig wäre es mir, wenn es ein Verein ist, der ein längerfristiges Modell plant und auf junge, hungrige Spieler setzt. Es geht mir dabei nicht nur um das Geld, das Gesamtpaket muss stimmen. Es muss mir auf jeden Fall Spaß machen, sonst lasse ich es.
Geburtsdatum: 2. Februar 1962 Wohnort: Frankfurt-Sossenheim Familienstand: ledig Beruf: Fußball-Lehrer Sportlicher Werdegang: als Spieler: Drei Bundesliga-Spiele und zwei Europapokal-Einsätze für Eintracht Frankfurt, 99 Zweitliga-Spiele für FSV Frankfurt, Viktoria Aschaffenburg, Kickers Offenbach und KSV Hessen Kassel, Regional- und Oberliga für SV Darmstadt 98, Rot-Weiß Frankfurt, SG Höchst und Rot-Weiß Walldorf; als Trainer: Eintracht Frankfurt Amateure, VfB Unterliederbach, KSV Klein-Karben, SV Wehen-Wiesbaden II.
Dokumenten Information
Copyright © mittelhessen.de 2011
Dokument erstellt am 28.01.2011 um 17:11:27 Uhr
Letzte Änderung am 28.01.2011 um 17:13:31 Uhr