Limburg-Lindenholzhausen. Die Ausmaße und Folgen einer geplanten Freiflächen-Photovoltaikanlage zwischen Lindenholzhausen und Linter haben kürzlich betroffene Landwirte mit Vertretern des Kreisbauernverbands direkt am geplanten Standort entlang der A 3 diskutiert ...

Betroffene Landwirte und Mitglieder des Bauernverbands unterwegs zwischen Lindenholzhausen und Linter. Alle Flächen zwischen Teerweg und Autobahn seien als Photovoltaik-Fläche vorgesehen. Zusätzlich seien links des Weges auch Flächen beplant. FOTO: privatBild: Betroffene Landwirte und Mitglieder des Bauernverbands unterwegs zwischen Lindenholzhausen und Linter. Alle Flächen zwischen Teerweg und Autobahn seien als Photovoltaik-Fläche vorgesehen. Zusätzlich seien links des Weges auch Flächen beplant. FOTO: privat

LIMBURG - Kreisbauernverband lehnt eine Freiflächen-Photovoltaikanlage zwischen Lindenholzhausen und Linter ab

Dort sollen 28 Hektar Fläche zwischen den beiden Stadtteilen nach Plänen der Stadt Limburg und des Energieversorgers EVL bebaut werden, teilt der Verband mit.

Aus Sicht der betroffenen Landwirte und des Kreisbauernverbands ist es ein Vorhaben, welches an einem der besten Ackerbaustandorte im ganzen Landkreis niemals auch nur in Erwägung gezogen werden sollte. Als Argumente gegen solche Planungen nennen die Landwirte gleich mehrere Punkte. Zunächst sei der enorme Flächenverbrauch auf allen Ebenen in Kreis, Land und auch Bund ein grundsätzliches Problem für die Grundversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, den Rückgang von Artenvielfalt und Lebensräumen sowie die Grundwasserneubildung und Hochwasserschutz.

Zwar sei der letztgenannte Punkt bei einer Anlage in Ständerbauweise sicher vernachlässigbar, die zunehmende Abhängigkeit der Nahrungsmittelversorgung von Importen sowie ein Rückgang der Biodiversität in einem umzäunten, dauerhaft beschatteten Gelände seien jedoch nicht von der Hand zu weisen.

Heimische Produkte mit guter Klimabilanz

Zudem könnten importierte Lebensmittel niemals die Klimabilanz heimischer Produkte erreichen, alleine die Emissionen des Transportes schlössen dies schon aus, so der Kreisbauernverband. Kaum eine Ackerbauregion weltweit weise aufgrund klimatischer und lokaler Bedingungen ein so hohes Ertragspotential in Verbindung mit einer hervorragenden Erschließung wie Mitteleuropa auf. Hinzu komme in Deutschland ein extrem hoher Produktionsstandart, der lückenlos protokolliert und von Fachbehörden kontrolliert wird.

Kaum bekannt seien die Leistungen, die die Landwirte und ihre Pflanzen erreichen. Exemplarisch wächst auf einem Quadratmeter Ackerfläche rund ein Kilogramm Getreide, das zu rund 800 Gramm Mehl verarbeitet wird. Etwa 250 Tonnen Brotgetreide im Jahr können auf der angedachten Fläche von 28 Hektar produziert werden oder anders ausgedrückt: 250 000 Brote oder circa fünf Millionen Brötchen. In anderen Teilen der Welt müssten oft die doppelte Fläche oder mehr herangezogen werden, um diese Produktivität zu erreichen.

Ein weiterer Beitrag zum Klimaschutz, so die Landwirte, sei die Düngung: Mit ihrer Unterstützung des Biomasseaufbaus werde die Bildung von Humus auf Ackerflächen gefördert. Humus ist eine dauerhafte Speicherform für Kohlenstoff 2 und trage so zur Verbesserung der CO2--Bilanz der Landwirtschaft bei.

Der Trend zur Planung und Errichtung von Photovoltaikanlagen, die auch an anderen Standorten im Landkreis Limburg-Weilburg diskutiert werden, ist aus landwirtschaftlicher Sicht zwar auf den ersten Blick verständlich: Es geht darum, "grünen" Strom an Ort und Stelle zu produzieren und so die Klimabilanz der Energieversorger und auch der Kommunen zu verbessern. Unter Einbeziehung vieler Argumente bleibe davon jedoch nur ein grüner Anstrich übrig, finanziert vom Stromkunden, während die guten Erträge von Anlagenbauer und Energieversorger eingestrichen würden, so der Kreisbauernverband in seiner Mitteilung.

Alternative Flächen nutzen

Die Landwirtschaft setzt für ein Mehr an Nachhaltigkeit sowie Natur- und Umweltschutz bei der Energieerzeugung auf die Steigerung der Nutzungseffizienz von Gebäuden und bereits versiegelten Flächen. So sind große, erst kürzlich errichtete Gebäude in der Region noch ohne Dachanlage. Die Landwirte fragen: "Warum wurde hier nicht gleich nachhaltig gebaut?" Auch Parkplätze könnten mit Photovoltaik-Modulen überdacht werden und so "grünen" Strom an direkt darunter abgestellte Elektrofahrzeuge abgeben.

Zudem würden funktionierende, bereits bestehende Anlagen wie etwa die Windkraftanlage in Lindenholzhausen oder Anlagen zur Biogasproduktion aufgrund auslaufender Förderung stillgelegt, obwohl der Marktpreis des Stroms für den Endkunden einen wirtschaftlichen Betrieb in jedem Fall gewährleisten könnte - der Stromerzeuger erhalte jedoch nur Bruchteile für den gelieferten Strom. "Hier muss bei Politik und Wirtschaft ein Umdenken stattfinden", fordert der Kreisbauernverband. Ziel sei der Erhalt von wertvollen Flächen der Kulturlandschaft. Die Landwirte in Lindenholzhausen hätten sich auf Direktvermarktung und regionale Vermarktung ausgerichtet. Dafür sind sie alle auf die Produktionsgrundlage Boden angewiesen. red

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.