Limburg-Lindenholzhausen. "Was macht Geld mit uns Menschen?" Diese Frage stellte Thomas Diekmann, Vorsitzender des Diözesanverbandes Limburg der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), als er Lutz von Rosenberg Lipinsky beim Kabarett-Abend im Bürgerhaus Lindenholzhausen begrüßte ...

Scharfzüngige Beobachtungen präsentierte Lutz von Rosenberg Lipinsky beim Kabarettabend der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). foto: andreas e. müllerBild: Scharfzüngige Beobachtungen präsentierte Lutz von Rosenberg Lipinsky beim Kabarettabend der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). foto: andreas e. müller

LINDENHOLZHAUSEN - Kabarettist Lutz von Rosenberg Lipinsky hält seinen Gästen einen Spiegel vor

"Für einen Hamburger war das ein regelrecht frenetischer Applaus", meinte dann auch der Kabarettist. Der Titel seines Programms "Geld. Macht. Angst.", eng an den Krefelder Beschluss der KAB "Arbeit. Macht. Sinn" angelehnt, hat er eigens für die KAB konzipiert. Passend daher die Schreibweise "KABarett" im Programm.

Wie der Kabarettist zu seinem Thema kommt? "Geld, Macht und damit verbunden Angst bestimmen derzeit die Welt", meint er. Es sei eine Tatsache, dass es derzeit zwar immer mehr Geld gibt, aber für immer weniger Menschen verbunden mit weniger werdenden Arbeit und der Frage: Werden wir nichts mehr zu tun haben? Er selbst sieht sich - wie viele seiner Kollegen - als Künstler. "Seit Corona heißt das aber Solo-Selbstständiger." Umso mehr genieße er es, mal wieder unter Menschen zu kommen und vor einem Publikum auftreten zu dürfen. In einem Münchner Hotel habe er während der Pandemie einmal seine ganz eigene Frühstückszeit gehabt, um ja nicht anderen Menschen über den Weg laufen zu müssen. "Pfeile auf dem Boden und am Büfett, damit man auch nicht mehr nachdenken muss", schimpft er.

Angst vor fröhlichen Katholiken

Von Rosenberg Lipinsky gesteht, dass er als Kind immer Angst vor Katholiken hatte. Zwar seien sie fröhlicher als Protestanten, würden aber mehr sündigen. Das sei aber wiederum nicht schlimm, denn sie könnten ja beichten. Im Gegensatz zu den eher langweiligen "Evangelen" hätten die Katholiken ja etwas zu bieten für Augen und Nase, die schönen prunkvollen Gewänder und den Weihrauch. Bei den Evangelischen hingegen sei ja alles schwarz. Er wundere sich, warum sie nicht auch ihre Kirchen schwarz anstreichen.

Das aktuelle Thema "Klimawandel" klinge harmlos. Nach Tschernobyl hätte das Klimakatastrophe geheißen. Was dann kam? Irak-Kriege, Pershings, Ölpest, AIDS, Cholesterin, Amalgam, Weltuntergang. Die Deutschen seien aber das pessimistischste Volk in ganz Europa. Nicht umsonst spreche man von "German Angst". "Großbritannien arbeitet aber auch daran", wirft er verschmitzt ein. Angst entstehe im Gehirn. Er frage sich, warum es Hirnlappen heiße. Ein Lappen sei etwas zum Putzen und Aufwischen. Wenn man den im Gehirn auswringe, sei das dann Gehirnwäsche? Zum Thema Angst fällt ihm auch die Volkszählung in den 80er Jahren ein. "Es gab eine Rebellion und heute lassen alle vollständig ihre Hosen in Facebook herunter".

Auch vor Zuwanderern hätten viele Angst. Sie seien angeblich ohnehin die größte Bedrohung. "Sie sollen gefälligst arbeiten", sagten einige, die anderen: "Die Flüchtlinge nehmen uns die Arbeitsplätze weg". "Ich meine, wenn ein Flüchtling ohne deutsche Sprachkenntnisse und ohne Sozialisation jemand den Arbeitsplatz wegnehmen kann, dann hat der das wohl auch verdient!" Für ihn liege der Schluss nahe, dass "nur Schisser" rechts wählen. Die scheidende Kanzlerin habe immerhin den Ruf der Orthopäden verbessert: "Die Einlagen sind sicher". Das Kapital benehme sich allerdings so, wie Mesut Özil Fußball spiele. "Waren Sie schon einmal in der Frankfurter Commerzbank auf der Toilette?", fragt er. Alles aus Marmor und Fenster bis zum Boden mit fantastischem Ausblick auf die Stadt.

Weiter geht's zum Ehegatten-Splitting. "Das klingt doch wie ein amerikanischer Horrorfilm". Man könne die Ehe ja auch privatisieren, einen Investor suchen, dann seien Eheleute "Partner einer Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung". Privatisierung komme ja vom lateinischen "privare", berauben. Eine Beziehung brauche dann keine Liebe mehr, sondern Amortisation.

Unternehmer und Unterwelt

Dann kommt er auf Geld zu sprechen: "50 Prozent aller Deutschen besitzen nichts, leben von der Hand in den Mund. Ein Prozent besitzen so viel wie die anderen 49 Prozent". Das Gemeinwesen habe sich aufgelöst. "Mutter Kirche wurde das Leben zur Hölle gemacht, der Staat ist nun alleinerziehend und schafft es nicht mehr". Interessant findet er übrigens den Begriff "Arbeitnehmer". "Nimmt der jemandem die Arbeit weg? Wer besitzt denn die Arbeit? Unternehmer? Das klingt ja irgendwie nach Unterwelt." Immer mehr Leute würden arbeiten gehen, weil sie dann zu Hause die Heizung sparen könnten. Alleinerziehende Mütter würden bewundert, wenn sie nicht nur ihre Kleinen aufziehen, sondern auch noch mehrere Jobs machen und sich dabei ruinieren. Dabei könne Arbeit durchaus sinnvoll sein. Die meisten wählten ihre Arbeit aber nicht nach den eigenen Bedürfnissen aus. "Wieviele Menschen kommen denn nach der Arbeit beglückt nach Hause und nicht völlig erschöpft? Was nützt eine Ausbildung, wenn es den erlernten Beruf bald nicht mehr gibt?"

Auch die fortschreitende Technisierung nimmt von Rosenberg Lipinsky aufs Korn: "Immer mehr Geräte machen die Arbeit von immer mehr Menschen und immer weniger Menschen beherrschen diese Technik". Kinder sagen schon: "Wir müssen nichts können, wir brauchen nur WLAN". Sogar eine intelligente Tastatur gebe es schon. "Die bringt bei einem AFDler aber auch nichts!" "Wir werden von Maschinen ja schon für Selbstverständlichkeiten gelobt: "Herzlichen Glückwunsch, Sie haben sich erfolgreich aus dem Online-Banking abgemeldet". Bemerkenswert findet er zudem die Aussage, durch die Pandemie würden Existenzen vernichtet. "Quatsch! Der Mensch ist doch noch da, nur das Geld ist weg! Leben muss einen Wert haben, aber nicht in Geld gemessen werden", fordert er. Zum Schluss stellt er fest: "Wir brauchen einen Systemabsturz - und dann einen Neustart". Andreas E. Müller

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.