Limburg-Lindenholzhausen. Das Harmonie-Festival 2017 war eines der vielfältigsten in der vierzigjährigen Festivalgeschichte und bot dem begeisterungsfähigen Publikum eine ganze Reihe von Höhepunkten  ...

 Mit der Uraufführung von "Food of love" begeisterte der 250 Sänger starke Festivalchor zur Eröffnung des Harmonie-Festivals 2017. fotos: Klaus-dieter häringBild: Mit der Uraufführung von "Food of love" begeisterte der 250 Sänger starke Festivalchor zur Eröffnung des Harmonie-Festivals 2017. fotos: Klaus-dieter häring

LINDENHOLZHAUSEN - Harmonie-Festival 2017 mit Tag der Flüchtlingshilfe - Herausforderung auch für Küche & Co. - Harmonie-Festival

von Klaus-Dieter Häring

Beim Eröffnungskonzert am 25. Mai im großen Konzertzelt sangen 250 Männer aus vier Nationen Klassiker der Männerchorliteratur und in einer Uraufführung das Stück "The Food of Love", eine Komposition von Alwin Michael Schronen zum Text von William Shakespeare. Als großer, international besetzter Festival-Männerchor setzten die Männerchöre "Harmonie" Lindenholzhausen, "Cäcilia" Lindenholzhausen, "Germania" Freiendiez, der Männerchor Götzis aus Götzis (Österreich) sowie die Männerstimmen des "Mansfield University Concert Choir" (USA), der "University of Louisville Cardinal Singers" (USA) und des "Stockholms Musikgymnasium Chor" damit einen außergewöhnlichen musikalischen Akzent.

Chöre und Tanz- und Musikgruppen aus fünf Erdteilen, so unter anderem aus Thailand, den USA, Lettland, Costa Rica, dem Iran, Schweden, Uganda und von den Philippinen kamen nach Lindenholzhausen, um ihre Musik und Tänze einem internationalen Publikum zu präsentieren und ein Fest des Friedens mit anderen Ensembles aus aller Welt zu feiern. Die besondere Atmosphäre und das Flair des Harmonie-Festivals lockten auch 2017 wieder über 200 Chöre und Folkloreensembles mit mehr als 6000 Mitwirkenden aus 35 Nationen und Kulturen nach Lindenholzhausen. Herrliches Sommerwetter trug dazu bei, dass sich auf dem Festivalgelände viele spontane Darbietungen ergaben.

Auch der 2016 neu eingesetzte Bischof von Limburg, Dr. Georg Bätzing, erkannte schnell die internationale Bedeutung des Harmonie-Festivals sowie seine Wirkung für die ganze Region und zelebrierte einen Gottesdienst für den Weltfrieden im großen Festival-Zelt mit einer Kollekte zugunsten der UNO-Flüchtlingshilfe sowie der örtlichen Flüchtlingshilfe.

Der Gottesdienst wurde von Chören aus vier Erdteilen mitgestaltet und bildete den Abschluss des programmatischen "Tag der UNO-Flüchtlingshilfe", bei dem deutsche und internationale Kinder- und Jugendchöre mit musikalischen Friedenswünschen ein Statement setzten. Ein Projektchor von mehreren Kinder- und Jugendchören aus der Limburger Region mit 250 jungen Sängerinnen und Sängern und unter Beteiligung vieler Kinder mit Fluchtgeschichte brachte unter anderem die Ode "An die Freude" von Beethoven zur Aufführung.

Den musikinteressierten Festivalbesuchern wurde für "jeden Geschmack" etwas geboten: Internationale Volksliedchöre sangen die Musik ihrer Länder. 15 Ensembles aus Bulgarien, Costa Rica, Deutschland, Kroatien, Mazedonien, Philippinen, Ungarn präsentierten ihre Gesangskultur. Nahezu 100 Erwachsenenchöre aus aller Welt boten in spannenden Wettbewerben Chormusik aus allen Epochen und Stilrichtungen. Wunderbare Kinder- und Jugendchöre aus Deutschland, Österreich, Schweden und Tschechien und auch heimische Chöre errangen höchste Bewertungen und ein Diplom in Gold.

Internationale Spitzenchöre begeisterten bei Abendkonzerten das Publikum. Das Sonderkonzert mit dem dreifachen Echo-Klassik-Preisträger "Singer Pur" war der Leckerbissen für alle Freunde der A-Cappella-Musik. Geistliche Chormusik mit Chören aus aller Welt sorgte bei mehreren Tageskonzerten in der Pfarrkirche St. Jakobus für besinnliche Atmosphäre und tiefgehende Emotionen im Publikum. Das "Konzert der Preisträger" am Sonntagabend bestach mit den herausragenden Chören und Ensembles des Festivals und bildete einmal mehr den krönenden Abschluss des Harmonie Festivals.

Das Harmonie-Festival erfordert nicht nur in der Programmorganisation und Unterbringung von Chören und Folkloregruppen Höchstleistungen. Ohne die Fachkompetenz und den großen Zeiteinsatz der Organisatoren und Helfer in den Bereichen Wirtschaft und Technik wäre eine solche Großveranstaltung mit fast ausschließlich ehrenamtlichem Einsatz nicht zu bewältigen.

800 Helfer in über 30 Schichten

Im Wirtschaftsbereich sorgten während des Festivals 800 Helfer in über 30 Schichten dafür, dass alle Besucher und Teilnehmer bestens mit Speisen und Getränken versorgt wurden. Ohne die große Hilfe aus Lindenholzhausen und den umliegenden Gemeinden wäre das Festival in seiner Größenordnung nicht durchführbar. Zusätzlich wurden die Männer und Frauen der "Harmonie" wieder durch Vereine aus der ganzen Region, wie zum Beispiel vom "Liederkranz" Pohl-Göns, der "Eintracht" Erbach, dem MGV "Eintracht" Nentershausen, dem MGV "Eintracht" Hasselbach und auch von der "Eintracht" Panrod unterstützt.

Chefkoch und Harmoniesänger Michael Klieber mit seinen Helferinnen und Helfern hatte bereits einige Tage vor dem Festivalstart damit begonnen, die über 500 Liter an benötigten Soßen selbst zu kochen. Klieber berichtet: "Die Vorbereitungen für diesen Großeinsatz begannen schon Monate vorher. Um dies alles im Detail vorzubereiten, waren rund 40 Sitzungen des Wirtschaftsausschusses einschließlich Teamgesprächen mit Lieferanten sowie Absprachen mit anderen Ausschüssen und dem Vorstand nötig. Die Organisation machten wir, meine Freunde Manfred Jung, Hardy Bendel und ich, gemeinsam. Das ist ein harter Job und wir müssen an hunderttausend Sachen denken. Das Harmonie Festival ist ja kein normales Sängerfest oder eine Dorfkirmes. Hier geht es um große Mengen an frischen Lebensmitteln, die kühl gelagert und verfügbar sein müssen. Auch die Organisation der Abläufe in der Großküche und an den Speisen- und Getränkeausgaben war eine Herausforderung. Da wurden über 30 Schichten von Schichtführern eingewiesen und gesteuert. Die Mitarbeiter sind ja meist keine gelernten Fachkräfte. Erst einige Tage vorher, wenn die Küchengeräte bereits aufgebaut sind, können die Speisen vorbereitet und die Schichtführer in die Abläufe und die Bedienung der Geräte eingewiesen werden. Ich habe es gelernt, die Abläufe und die Menschen in einer Großküche zu steuern und habe auch noch einige gelernte Köche im Team, die mir helfen. Auch von meinem Freund und Vorgänger in der Küche, Joachim Lenk, habe ich sehr viel gelernt. 2017 habe ich während des Festivals nebenbei noch vegetarische Sondermenüs für die Gesangsgruppe "Singer Pur" zubereitet. Beim Festival 2011 hatte ich ein chinesisches Sondermenü für die Frau des taiwanesischen Staatspräsidenten, die hier zu Besuch war, gekocht. Doch die wollte dann lieber eine Currywurst mit Pommes essen. Ich konnte das verstehen. Die Qualität unserer Küche ist schon sehr gut. Es kommen auch immer wieder Leute zu mir in die Küche, um zu sehen, wie wir das alles bewerkstelligen. 2017 informierte sich der Juror und Komponist Alwin Michael Schronen über unsere Arbeit, weil er auch selbst gern kocht und hat sich für die tägliche Versorgung mit den leckeren Speisen bedankt. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich freue mich auch schon auf das nächste Festival 2023 und auf eine erfolgreiche Arbeit mit dem ganzen Team."

Komponist und Hobbykoch Alwin Schronen bedankte sich bei Chefkoch Michael Klieber (rechts) für die tolle Verpflegung der vielen Menschen auf dem Festivalgelände.Bild: Komponist und Hobbykoch Alwin Schronen bedankte sich bei Chefkoch Michael Klieber (rechts) für die tolle Verpflegung der vielen Menschen auf dem Festivalgelände.

Chefdesigner Klaus Jung ist unvergessen

Für einen reibungslosen technischen Ablauf und eine funktionierende technische Infrastruktur während des Festivals 2017 sorgte ein Team von rund 25 Technikern. Mit täglich 40 Helfern hatten sie bereits ab dem 17. Mai mit dem Aufbau der Zelte begonnen: Das große Konzertzelt mit Bühnenzeltanbau, das kleine Konzertzelt und ein Wirtschaftszelt mit Küchenzeltanbau, insgesamt mit einer Grundfläche von rund 3400 Quadratmetern. Zum Aufbau gehörten auch die Bühnenbilder im Bürgerhaus sowie im großen und kleinen Konzertzelt.

Einen besonderen Stellenwert hatte auch immer die Gestaltung der Bühnen im großen und im kleinen Konzertzelt sowie im Dorfgemeinschaftshaus sowie der vielen Hinweisschilder und Info-Tafeln. Harmonie-Pressesprecher Ben Jung führt dazu aus: "Die Gestaltung und das Design war bei allen Festivals von 1981 bis 2017 die Aufgabe unseres langjährigen Sängers Klaus Jung. Er hat mit seinem Team dem Harmonie Festival von Anfang an seinen farbenfrohen Stempel aufgedrückt. Leider ist Klaus Jung im Sommer 2020 viel zu früh verstorben. Ein sehr schmerzlicher Verlust für uns. Aber es muss weitergehen - und es gibt junge Leute, die in seine Fußstapfen treten wollen. Ich denke, wir werden auch 2023 wieder eine ansprechende Bühnengestaltung im Sinne von Klaus Jung präsentieren können."

Weitere Informationen zum nächsten Festival im Mai 2023 unter www.harmonie-festival.de

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.