Limburg-Lindenholzhausen. Zwischen den Festivals der Harmonie Lindenholzhausen liegen immer sechs Jahre. Das hat zum einen damit zu tun, dass ein relativ "kleiner" Verein wie die "Harmonie" ein Festival in solcher Größenordnung nicht etwa jedes Jahr bewältigen kann und dass man nicht jedes Jahr die Unterstützung so vieler Helfer und Sponsoren erwarten darf ...

Viele Gruppen nutzten die Gelegenheit zu einem Foto auf dem Flaggenhügel - so wie hier eine kroatische Folkloregruppe. Die Weltkugel ist ein ausgedientes Messeutensil der Firma AEG. FOTOs: klaus-dieter häringBild: Viele Gruppen nutzten die Gelegenheit zu einem Foto auf dem Flaggenhügel - so wie hier eine kroatische Folkloregruppe. Die Weltkugel ist ein ausgedientes Messeutensil der Firma AEG. FOTOs: klaus-dieter häring

von Klaus-Dieter Häring

LINDENHOLZHAUSEN - Das dritte "Harmonie-Festival" mit 9000 Akteuren aus 41 Nationen - Harmonie-Festival

Es ist auch nicht das primäre Ziel des Chores, internationale Festivals zu veranstalten. Viel mehr möchten die Sänger der Harmonie selbst singen - am liebsten bei internationalen Konzerten und Wettbewerben gemeinsam mit Chören aus aller Welt.

Nach dem Wunsch der Harmonisten sollen aber alle sechs Jahre Chöre und Folkloregruppen aus aller Welt in Lindenholzhausen "zu Gast bei Freunden" beim Harmonie-Festival sein. Der Rhythmus von sechs Jahren sorgt dafür, dass jedes Harmonie-Festival für sich etwas ganz Besonderes ist und viele Teilnehmende sich den Termin für das nächste Festival frühzeitig in den Kalender schreiben. Das "Harmonie Festival 2023" befindet sich schon in Vorbereitung. Chöre und Folkloregruppen können sich jetzt anmelden.

In den sechs Jahren zwischen den Festivals verändert meist recht viel auf der Welt. Und so war natürlich auch die politische Veränderung in den Warschauer-Pakt-Staaten zwischen 1989 und 1993 ein erheblicher Einschnitt für viele Menschen und Nationen und brachte 1990 auch die beiden deutschen Staaten wieder zusammen. Es war also ganz folgerichtig, dass 1993 auch die ostdeutschen und osteuropäischen Chöre und Folkloregruppen vermehrt am Harmonie-Festival teilnehmen wollten.

Aus Ostdeutschland konnten erstmals 56 Gruppen teilnehmen. Insgesamt 281 Teilnehmergruppen mit rund 9000 Akteuren aus 41 Nationen und Kulturen trafen sich im Mai 1993 zum dritten Harmonie-Festival in Lindenholzhausen. Die Teilnahme von 68 Folkloregruppen führte dazu, dass erstmals eine dritte Zelthalle nur für die Folkloredarbietungen erforderlich wurde. Das stellte natürlich eine neue Herausforderung an das Budget und an die technische Abteilung des Vereins, die dank großer Hilfsbereitschaft von freiwilligen Helfern und Sponsoren bewältigt wurde.

Der damalige Zweite Vorsitzende und Leiter des Bauausschusses, Winfried Breser, erinnert sich: "Das Harmonie Festival war von Beginn an gekennzeichnet vom Streben nach Frieden und Freundschaft zwischen den Menschen aller Nationen und Kulturen. Wir waren immer darauf bedacht, allen teilnehmenden Nationen Respekt zu zollen und ihnen ein Zeichen des Dankes und der Würdigung für ihre Teilnahme an unserem friedlichen Festival zu geben. So kam es bereits beim ersten Festival 1981 zu der Idee, durch einen Flaggenhügel mit den Fahnen aller teilnehmenden Nationen ein Zeichen der Ehre und des Dankes zu errichten."

Der Flaggenhügel war von Anfang an der optische Mittelpunkt des Festivalgeländes und wurde von den meisten Teilnehmergruppen als Kulisse für ein Erinnerungsfoto angenommen. Dazu kam beim Festival 1993 ein großer drehbarer Globus mit der Aufschrift "Lieder der Welt". Der Globus war ein Messe-Utensil der Firma AEG, das ausgemustert werden sollte. Er landete daher im Inventar der "Harmonie" und gehört seit 1993 zum Flaggenhügel des Festivals.

Flaggenhügel und Globus wurden zum inoffiziellen Erkennungszeichen des Festivals. Die erstmalige Aufstellung des großen Globus war nicht einfach und kostete sogar einen Harmonisten die Spitze seines rechten Daumens. Winfried Breser: "Inzwischen verfügen wir über mehr Erfahrung bei der Installation und besitzen die Flaggen von 76 Nationen. Das bedeutet, dass bis zum Festival 2017 Teilnehmer aus 76 Nationen bei uns zu Gast waren."

Freundschaft zu den "Dzintars" aus Riga

Musikalisch war für die Sänger der Harmonie die Aufführung von Mozarts "Te Deum" in C-Dur (KV 141/66b) gemeinsam mit dem befreundeten Frauenchor "Dzintars" aus Riga und unter der Leitung von Hans Lingerhand einer der Höhepunkte des Festivals 1993. Die Frauen aus Lettland, die bei ihrer dritten Festival-Teilnahme 1993 erstmals in den Familien der Harmonie in Lindenholzhausen Quartier beziehen durften, genossen ihre Freiheit und die herzliche Aufnahme. Die Freundschaft zu vielen Frauen des Chores besteht bis heute.

Der Chorleiter der "Harmonie", Hans Lingerhand, komponierte 1993 eine eigene Festival-Hymne, die seither von allen Akteuren und Besuchern jeweils zum Abschluss der Abendkonzerte gesungen wird. Es ist eine sehr empathische und ergreifende Melodie, die in deutscher und englischer Sprache gesungen wird. Zu Beginn aller Veranstaltungen wird die ebenfalls 1993 von Hans Lingerhand komponierte Festival-Fanfare für Blasinstrumente und Pauken als weithin hörbares Startsignal gespielt.

Das digitale Zeitalter hält in den 1990er-Jahren überall Einzug. So kommen die PCs auch in die privaten Haushalte und zu allen Vereinen und ehrenamtlich geführten Organisationen.

Markus Hilfrich, Sohn des Ehrenvorsitzenden Josef Hilfrich und Sänger der "Harmonie", berichtet: "Die Harmonie-Festivals 1987 und 1993 bedeuteten für mich aus der Erinnerung viel Arbeit mit dem Internationalen Chorwettbewerb, denn ich war als Assistent bei den Wertungsrichtern eingeteilt und habe die Unterlagen sondiert, die Wertungsbögen vorbereitet und das Notenmaterial sortiert und die Mappen für die Wertungsrichter vervollständigt. Das Schwierigste war damals für uns die Vorbereitung der Wertungsbögen, die erstmals mit einem PC erstellt und ausgedruckt wurden."

Inzwischen ist die Technik so viel weiter: Alle Informationen, Teilnahmebedingungen, Formulare und Kontaktdaten für das "Harmonie-Festival 2023" gibt es heute selbstverständlich schon online unter der Internet-Adresse:https://harmonie-festival.de/ausschreibung.

Das Festival-Gelände rund um das Gemeinschaftshaus in Lindenholzhausen mit dem erstmals aufgestellten Folklorezelt (oben rechts)Bild: Das Festival-Gelände rund um das Gemeinschaftshaus in Lindenholzhausen mit dem erstmals aufgestellten Folklorezelt (oben rechts) FOTOs: klaus-dieter häring

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.