Limburg-Lindenholzhausen. Seit der Corona-Krise tagen die Stadtverordneten aus Platzgründen in den Bürgerhäusern. Nach Offheim und Linter geht es in der anstehenden Sitzungsrunde, die heute beginnt, nach Lindenholzhausen ...

Seit Anfang des Jahres steht das älteste Windkraftrad im Landkreis still. Die drei Antennen der Handyunternehmen funken aber noch.Bild: Seit Anfang des Jahres steht das älteste Windkraftrad im Landkreis still. Die drei Antennen der Handyunternehmen funken aber noch. - © KLaus-Dieter Häring

Betrieb in Lindenholzhausen lohnt nicht - Förderung gesunken

von Klaus-Dieter Häring

Man schrieb den 5. Dezember 1995, als Lindenholzhausen in vielen Medien, Fernsehen wie Zeitungen, über die Grenzen des Landkreises hinweg für Aufsehen sorgte. "Hessens größtes Windkraftwerk" schrieb damals eine große Boulevardzeitung über den Start der Windkraft im Landkreis Limburg-Weilburg. Seit dieser Zeit steht die Windkraftanlage, die erste im Landkreis Limburg-Weilburg, auf dem Gelände der Firma "Kloft-Retarder" in der Brunnenstraße in Lindenholzhausen. Bis Ende vergangenen Jahres hat sie Tag für Tag, Monat für Monat ihren Dienst versehen. Doch seit Anfang des Jahres steht das Rad nun - ob dauerhaft hängt aus Sicht von Betreiber Jürgen Kloft vor allem an der Politik.

1995 war es ein waghalsiger Schritt für den damaligen Investor Lothar Kloft. Denn es galt für die Windkraftanlage über 1,2 Millionen Euro in die Hand zu nehmen. Alleine durch ihre Größe wurde die über 60 Meter hohe Anlage zu einem Publikumsmagneten. Sie hat im Laufe ihres Betriebes jährlich dafür gesorgt, dass im Durchschnitt 175 Vierpersonenhaushalte mit Strom versorgt wurden. Zahlen, die Betreiber der neuen Windkraftparks rund um Limburg nur müde lächeln lassen, erreichen doch die neuen Windkraftanlagen im Durchschnitt eine doppelt so große Höhe und auch die Leistung ist mit 3,2 Megawatt, weitaus mehr als die 569 400 KW in Lindenholzhausen. Bis zur Abschaltung kamen dort 10 765 699 Kilowattstunden zusammen.

Viele Schadstoffeeingespart

Noch aussagekräftiger als der Strom sind die Zahlen über Schadstoffe, die dank der Anlage im Limburger Stadtteil vermieden wurden. Diese liegen laut Jürgen Kloft bei 634 311 Kilogramm CO2, 4042 Kilo Schwefeloxid, 1595 Kilo Stickoxid und 513 Kilo Kohlenmonoxid. Und selbst die 103 Kilo Staub und 1,7 Kilo Atommüll lesen sich eindrucksvoll.

Als der damalige Firmeninhaber Lothar Kloft diesen unternehmerischen Weg einschlug, ahnte er nicht das die Anlage nach gut einem Vierteljahrhundert abgestellt werden muss. Den Schalter umgestellt hat der Sohn des mittlerweile verstorbenen Lothar Kloft, Jürgen Kloft - "aus nachvollziehbaren Gründen", wie er erklärt. Hauptgrund ist die Wirtschaftlichkeit. Denn mit Dezember 2020 wurde die Förderung für die Anlage drastisch zurückgeschraubt. Gab es in den vergangenen Jahren noch eine Förderung von 9 Cent pro Kilowatt "wurde diese auf 2,8 bis 4 Cent reduziert" so der Firmeninhaber.

Die Preise werden an der Windbörse gemacht und die Förderung über die Politik. Werden die Förderbeträge nicht mehr gezahlt, steht der Betreiber einer Windkraftanlage vor einer Rechenaufgabe. Auf dieser steht zuallererst ein Betrag von 5000 Euro jährlich für einen Wartungsvertrag. Und wenn die Anlage ein bestimmtes Alter erreicht, kommen die Reparaturen öfter und werden auch teurer. "In diesem Jahr liegen sie schon bei 3000 Euro" erzählt Jürgen Kloft weiter, "und wenn dann noch die Gebühren dazu kommen, kann man die Anlage nicht mehr betreiben". Bei 2,8 Cent hätten die Unternehmer keinen Spielraum mehr für Reparaturen.

Jürgen Kloft berichtet, dass dieses Schicksal nun nicht nur die Anlage in Lindenholzhausen erleidet. "Die Rede ist von 9000 Anlagen in dieser Größe." Er sieht mit der Stilllegung große Schwierigkeiten für die Politik die hohen Klimaziel für das Jahr 2030 zu erreichen. "Wenn ich die Windkraftanlage abreiße und eine neue aufbaue, bekomme ich die Förderung wieder", schüttelt Kloft mit dem Kopf.

Abreißen kommt für den Unternehmer aber nicht in Frage, da er den über 60 Meter hohen Turm vermietet hat. Auf halber Höhe haben drei Handyunternehmen ihre Antennen aufgebaut. Ein kleiner Trost für Jürgen Kloft bei einem Blick in die Höhe. Denn die großen Blätter könnten sich wieder drehen und umweltfreundlichen Strom erzeugen. Kloft müsste nur den Schalter umlegen.

Klaus-Dieter Häring

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.