Limburg-Lindenholzhausen. Die «IBL-pro», die Initiative von Bürgern von Lindenholzhausen für die Ortsumgehung und die Anbindung des Neubaugebiets, hat gestern ihr Ziel mit der Verkehrsfreigabe der neuen Teilortsumgehung erreicht und feierte das gestern Abend mit einem Anwohnerfest an der «Kreuzgass» am Kruggelscheplatz» ...Hinweis: Verwendung der Artikel der Nasauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Von Sascha Braun
... Viele Anwohner der Wendelinusstraße, Kirchfelderstraße und Rübsangerstraße waren gekommen, um diesen Moment zu feiern, auf denen einige schon seit Jahrzehnten warten. Bei einem Umtrunk mit Glühwein, Kinderpunsch, Bier, Brezeln und Lebkuchen erinnerte Karl-Heinz Dernbach von der Initiative an die Jahre des Ringen, Kämpfen und Bangens um eine Ortsumgehung. Auch die Protestschilder, die im Jahr 2000 an verschiedenen Hauswänden angebracht wurden, um für eine Umgehung zu plädieren, wurden gestern symbolisch in einen Mülleimer geworfen.
Seit Dienstag, sagte Dernbach auch im Beisein von Bürgermeister Martin Richard, Ortsvorsteher Franz-Josef Zeidler (beide CDU) und Ordnungsamtsleiter Paul Müller, seien auch die Verbotsschilder aufgestellt, die dem Schwerlastverkehr die Durchfahrt durch die Kirchfelderstraße untersagen. Dernbach kündigte die spontane Entscheidung an, die Initiative zu verlängern, um bei der Planung und Neugestaltung der Straßen, sozusagen als «Anwohnervertretung», in Zusammenarbeit mit der Stadt Limburg zu wirken – als «IBL-RüKW», der Initiative von Bürgern von Lindenholzhausen für Vorschläge zur Planung und Durchführung der Erneuerung der Rübsangerstraße, Kirchfelderstraße und Wendelinusstraße. Bürgermeister Richard kündigte an, dass sich an der Verkehrsregelung zunächst nichts ändern werde. Voraussichtlich in einem halben Jahr werden sich die Verantwortlichen der Stadt und des Lindenholzhäuser Ortsbeirats treffen, um die weitere Vorgehensweise zu beraten. Neben der Kanalsanierung stehen dann die Erneuerungen der Fahrbahn und der Kanalisationen in den drei Straßen an.
Klaus Herburg ist einer, die ganze Entwicklung von Anfang an mitgemacht hat. Seit 50 Jahren lebt er im Elternhaus seiner Frau, in der Kirchfelder Straße 27. Zwischen der Fahrbahn und seinem Haus sind es nur 80 Zentimeter. Sein Esszimmer, das zur Straße hinaus liegt, verdunkelte sich immer, wenn Lastwagen vorbei fuhren. Autos kamen schon morgen um vier Uhr: «Die Pendler fuhren zur Arbeit und rasten hier durch», erzählt er. Manchmal wurden die Bürgersteige genutzt, auch Mülltonnen umgefahren. Viele ältere Leute, sagt er, hätten das insoweit ignoriert, «dass sie sich gar nicht mehr auf die Straße trauten». Herburg: «Wenn sich zwei Lastwagen begegneten, herrschte erst einmal Stille.» Solange, bis sich die Fahrer verständig hatten, um aneinander vorbeifahren zu können. Herburg: «Es war für die Anwohner eine Unerträglichkeit.»
Frauen mit Kinderwagen konnten sich überhaupt nicht auf der Straße bewegen, stellenweise der Bürgersteig mit Bordstein nur 38 Zentimeter breit. Der Straßenbelag sei im Laufe der Jahre so schlecht geworden, dass die Lastwagen über die Löcher gesprungen sind. Dann haben bei jedem Vorbeifahrenden die Gläser im Schrank geklirrt. Er hat drei Risse im Verputz ausgemacht, sogar in den Fliesen – maßgeblich durch die Erschütterungen der vielen Jahre. Vor fünf Jahren hat er sein Haus neu angestrichen. Jetzt wieder so verschmutzt durch Straßenstaub und Abgase, dass er erneut etwas unternehmen muss.
Aber nun, wo die Umgehung da ist, herrscht überwiegend Stille in der Straße. An die plötzliche Ruhe müssen er und seine Frau sich erst noch gewöhnen. Seine Frau scherzt derzeit jeden zweiten Tag: «Ist wieder ein Fußball-Länderspiel? Es ist ja so ruhig hier!» Er persönlich wartet nun darauf, dass die Straße vor seinem Haus saniert wird, «wie es versprochen wurde». Und was hat Klaus Herburg heute Morgen gemacht, als die neue Umgehung für den Verkehr freigegeben wurde? «Ich bin auf den Speicher gegangen und habe die Ortsfahne hinausgehängt.» Sozusagen zur Feier des Tages.
[Hier] in der Rubrik Veranstaltungsbilder sind die entsprechenden Fotos zu sehen.
