vom 23.11.2007

Limburg-Lindenholzhausen. Pöbeleien auf offener Straße, Scherben auf Gehwegen, sogar zwei Überfälle: Die Einwohner von Lindenholzhausen haben mit Jugendbanden zu kämpfen, die im Ort anscheinend das machen, was sie wollen. Was also tun? „Die schlechteste Lösung ist es, einfach nur zu schlucken, die Faust in der Tasche zu ballen und weiterzugehen“, sagte am Mittwochabend Bruno Reuscher, Jugendkoordinator bei der Polizei in Limburg, in einer Bürgerversammlung im Dorfgemeinschaftshaus. Allerdings, betonte Reuscher, helfe es auch nicht, die Faust herauszuholen und zuzuschlagen.

Die rund 70 Einwohner, die trotz des „Harmonie“-Auftritts und des Fußballländerspiels im TV gekommen waren, sahen das zum Teil anders. Von „Knüppel aufs Geweih“ war die Rede und von „klar Schiff machen“. Es gab aber auch Stimmen, die zur sachlichen Auseinandersetzung mit den Gruppen, die mehrheitlich aus Jugendlichen mit ausländischem Hintergrund bestehen, aufriefen – dazu, „den Rollladen hochzumachen und nicht wegzuschauen“, wenn Jugendliche über die Stränge schlagen.

Das forderte auch Bruno Reuscher. Die Schwierigkeiten seien die Konsequenz aus dem Verhalten der meisten Menschen in den zurückliegenden Jahren. „Die jungen Burschen, die jetzt Angst und Schrecken verbreiten, haben gelernt, dass man das machen kann“, sagte Reuscher. Wenn sie sich als Zwölfjährige geprügelt hätten, wenn sie Steine auf Autos geworfen hätten, hätten viele Menschen weggeschaut. Im Laufe der Zeit hätten die Jugendlichen gelernt, dass sie sich immer mehr herausnehmen konnten, und würden nun, mit 15 oder mehr Jahren zu einem echten Problem.

Also gilt es laut Bruno Reuscher zunächst einmal, Jugendliche freundlich aber bestimmt auf Fehlverhalten anzusprechen, selbst wenn sie nur eine Getränkedose in der Gegend fallen lassen. „Dann bekommt man vielleicht einen dummen Spruch zurück, aber wenn die das immer wieder gesagt bekommen, dann denken die irgendwann daran.“ Als nächsten Schritt solle man die Eltern darauf hinweisen, dass ihre Sprösslinge sich nicht so verhalten, wie es sich gehört. Das zeige selbst bei Eltern Wirkung, die sich den Beschwerden gegenüber abweisend verhielten. Nach innen in der Familie gebe es einen Effekt, und der könne durchschlagend sein. „Wir hatten schon 17-, 18-jährige Türken zur Vernehmung, die selbst auf der Wache noch richtige Kraftpakete waren. Denen standen aber die Tränen in den Augen, als es an die Fahrt zum Vater ging“, berichtete Bruno Reuscher.

Wenn die Eltern nicht bekannt seien und wenn es zu echten Straftaten wie Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung oder Beleidigung komme, sei eine Anzeige geboten. Bei der Limburger Polizei gibt es die „Arbeitsgruppe Straße“, die über eine umfangreiche Fotokartei verfügt. Wer Täter beobachte oder selbst angegangen werde, habe gute Chancen, die Verantwortlichen in der Foto-Datenbank zu finden. Die Polizei könne jedoch nur tätig werden, wenn jemand Anzeige erstatte. „Da ist Initiative gefordert. Das strengt an“, sagte Bruno Reuscher.

Auch die Stadtjugendpflege will sich verstärkt der Probleme in Lindenholzhausen annehmen. Jugendpfleger Boris Erk kündigte an, dass er und seine Kollegin Sandra Hoffmann die Präsenz im Stadtteil erhöhen werden. Allerdings seien sie im gesamten Stadtgebiet eingespannt, was ihre Möglichkeiten einschränke. Auch Ortsvorsteher Franz-Josef Zeidler (CDU), der moderierte, bedauerte die geringe personelle Ausstattung der Jugendpflege.

Die Strategie der Polizei überzeugte nicht alle Teilnehmer der Versammlung. „Wenn ich die heute anzeige, dann stehen die morgen bei mir vor der Tür“, sagte ein Lindenholzhäuser. Dem widersprach Bruno Reuscher entschieden: „Das Gegenteil ist richtig. Wer einmal zum Opfer wird und sich nicht wehrt, den suchen die sich immer wieder aus.“ Auch den Vorwurf, dass die Polizei nicht reagiere, wollte Reuscher nicht gelten lassen. Allerdings teilten sich die Streifenwagen auf den gesamten Landkreis auf, so dass sie nicht so schnell wie gewünscht am Ort des Geschehens sein könnten. Dann gelte es, sich das Aussehen der Täter zu merken.

Nur zur Selbstjustiz sollten die Lindenholzhäuser nicht greifen, appellierte Reuscher: „Es ist die Aufgabe der Bürger, Zivilcourage zu zeigen. Es ist nicht ihre Aufgabe, selbst Straftaten zu ahnden.“ (vt)

Terminkalender

27. Apr. 2024
17:00 Uhr -
Rädersegnung - Kirchort St. Jakobus
28. Apr. 2024
00:00 Uhr
Wandertag - CDU
28. Apr. 2024
10:00 Uhr - 14:00 Uhr
Pflanzenbörse - Obst- und Gartenbauverein
02. Mai. 2024
16:00 Uhr -
Offenes Volksliedersingen - 'Cäcilia'-Chöre
09. Mai. 2024
00:00 Uhr
8. HARMONIE-Festival 2024 - HARMONIE
10. Mai. 2024
00:00 Uhr
8. HARMONIE-Festival 2024 - HARMONIE
11. Mai. 2024
00:00 Uhr
8. HARMONIE-Festival 2024 - HARMONIE
12. Mai. 2024
00:00 Uhr
8. HARMONIE-Festival 2024 - HARMONIE
19. Mai. 2024
10:00 Uhr -
Hof- & Hallenfest - Feuerwehr
19. Mai. 2024
16:00 Uhr -
Hadamarer Chortag - ensemble vocale

Webcam

Webcam LHH