Inhalt

Vorwort | Uzname Kruggelschjer | UznamenUzwödder & Hollesser-Platt | Hollesser-Platt | Hessisch für Anfänger | Iss die Mundart ze rette | De Umweltschutz än vergangene Zeit | Rundgang dorsch uss schie Altstoadt LimborschDie ObstbaamversteijerungDe Gerhard unn de Seppel sän verschwunne | Domols no 1945Hausmetzjer Hortmannhein | Domols 1960 än Linhollesse | Dott FestMundartvorträge von der 1250-Jahr-Feier | Die Dreschmaschin kimmt äns Ort |  Die Milchböcke | Det Lusthäusje u PingsteDe Lumpe August Jakob TrautLinnehollesser Kermes 2020 | Eisch was et noch | Mei LinneholleseWaldspaziergang | CORONA! | Das Amboßfest | Corona 2020 | Die letzt Redd | Det Drama vu de alt KermesfuPalmsonntag | Rückblick eines Pensionärs | Mein herrlische RheingauDe heilische St. Antonius | Do hilft ach e Gebet nitDie Weihnochtsgans | Linhollesser Kermes | Die Welt vuu heutDe Kathereinermarkt | SpaziergangUhe'sDie Hollesser Zeil | Zum grünen KranzDe alte Sauerborn | De Pingstritt | Wegkreuz Dem Ede sei FensterscheibErntedankDet Schlochtfest | Heimatdorf | De Kastanjebaam | De Mudderdoochsstrauß | De WerzwischDe alde Wuu | Dot Millrod | De Liebaam

 

Vorwort

Auf dieser Seite sollen der Dialekt und die Mundart rund um Lindenholzhausen dargestellt werden. Weitere Einreichungen zur Vervollständigug bitte an das Webteam übersenden.

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Woher stammt der Uzname Kruggelschjer (Kruggeltjer)

Der Spitzname der Bewohner von Lindenholzhausen leitet sich von einen Haushaltsgegenstand ab, der wie der Sack früher zu Haus und Hof gehörte „Kruggelschjer’’, kleine Krüge. Damit trugen die  Dorfbewohner ihr Wasser nach Hause, was nichts Ungewöhnliches war, als es noch keine Wasserversorgung gab.

Allerdings hat nicht jeder Ort einen Brunnen, an dem er einen Säuerling als Haustrunk (siehe unsere Rubrik "Sauerborn") abfüllen kann. Eine weitere Benennung für die Lindenholzhausener ist „Hollesser" oder "Holleser", was sich Ortsfremde erst durch einen Blick in die Ortsgeschichte erschließt. In der Urkunde aus dem achten Jahrhundert ist von „Holtzhuse’’die Rede, was in der  Mundart in Hollesse abgerundet wurde.

Quelle: "Hessisch für Anfänger" von Hans Peter Dietrich

Bemerkung

Ob Sauerborn oder Bäume, mit dem Uzname können wir Hollesser gut leben, zumal  das Nationallied der Hollesser (Linnehollesser Lied - Ei kinnste meisch da nit) nach einer Melodie aus dem Freischütz gesungen wird. Findige Hollesser wollten sogar vermuten, das der Komponist Carl Maria Freiherr von Weber eine Muse in Linhollesse hatte und dann erst den Freischütz komponierte?

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (07/2017)

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Uznamen aus der Limburger Umgebung

Ahlbach: Ollwoacher Kewer Käfer Käfer  
Eschhofen: Eschhiwer Schäß Schiß  
Mühlen: Miller Bäckärsch Back(es)ärsch  
Mühlen: Miller Wasserradde Wasserratten  
Dietkirchen: Dickerijer Hulz Holz  
Dehrn: Dehrner Roawe Raben  
Ennerich: Innerijer Besen Besen  
Lindenholzhausen: Linnhollesser Krugeltje Krügelchen  
Linter: Linderer Fresch Frösche  
Limburg: Limboarjer Segger Säcker  
Staffel: Staffeler Watz Eber  
Elz: Blechköpp Blechköpf  
Offheim: Offemer Bär Bär  

Quelle: Lauder biese Wödder Mundartbuch aus Eschhofen

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Uzwödder und Hollesser-Platt

Än usserer Mundart gibt es vill Uzwödder, die noch gebräuchlich sän oder aus de Vergangenheit.

Bambelschnout Mareschjer Plattkopp Schäslong Dabbisch Hoseschisser
Bouwe Enkeltje Dickrujb Brummeldippe Hinkel Schinnos
Bobbje Neugirischnos Zinke Bagaasch Dunsel Zwiwweldapscher
Spitzklicker Gesocks Kinnerschees Gedoffel Funsel Nervesäsch
Finnischfuchser Zores Treppescheißer Dappes Gewirreros Scheesegaul
Rotznos Fliibutz Schniepisser Dippegucker Simbel Fettwatz
Babbsack Bledmann Labersack Kruggeltjer    

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (10/2017)

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Hollesser-Platt (teils auch hessischer Dialekt)

Mundart Erklärung Mundart Erklärung
A
Aabemick Aufdringlicher Mensch Aabee Abort
Aaschgei Allgemeines Schimpfwort Aai Hühnerei
Allmei Egoist Aasch Hinterteil des Menschen
Aal Alt Abbo Guten Appetit
Adorm Schwächlicher Mensch Abgang Derbe Aufforderung für verschwinden
Armleuchter Erbärmlicher Mensch aageschisse komme  zu jemand kommen, lästiger Besucher
Angstschisser Ängstklicher Mensch    
B
Babbsack Aufdringlicher, klebriger Mensch Babbele Im Dialekt unterhalten
Babbe Vater, Papa Babbeller Viel-Plauderer
Bagaasch Sippschaft, Pack, Gesindel Babbedeckel Pappe
Balsch Ungezogenes Kind Bach Auch Emsbach
Bambelschnout Person mit hängender Lippe Bajes Ärmliches Haus
Bangert Lümmel, frecher Bub Bajazz Mainzer Fassenacht Symbol
Bankrottskreemer Geschäftsmann vor der Insolvenz Baldin Halstuch
Bengel Ungezogener Bub Besem Ungeliebtes Frauenzimmer
Bicks Vulgär für weibliches Geschlecht Batschkapp Weiche Schirmmütze, auch Kabarretisten
Binnes Tollpatsch Bedabbele Begreifen
Blödhummel Blöder Mensch Beduppe Betrügen bei einem Kauf
Braddeller Unproduktiv Schaffender Biesebouwedoch Buß- und Bettag
Brujpump Besoffener Zeitgenosse Belzich Stockbesoffener
Brummeldippe Unzufriedene Person Bembel Ausschankgefäß, auch für Apfelwein (Frankfurt)
Bouwe Buben, noch nicht reife Menschen Bledmann Blödhammel
babbisch klebrig Bobbes Po, Hintern
Botzlump Putzlappen Bollidig Politik
C
Chräskindje Tempramentlose Person Chräskindje Beschert die Kinder am Heiligabend
D
Dappes Tollpatsch Daale Erbschaft der Nachkommen verteilen
Derrappel Ein Mensch, der dürr ist, dass er rappelt Dabsche Ungeschicktes Gehen
Dalles Krankheit, auch Bankrott Dadderisch Darmstädter Lokalposse von Niebergall
Dolles Tollpatsch Deetz Kopf
Dormel Verschlafener Mensch Derrvereck Schmal, dürr
Dräckasch Charakterlich schmutziger Mensch Dippe Topf
Dräckbangert Grobes Schimpfwort Dilldapp Ungeschickter Mensch
Disbisch Es dunkelt, der Tag neigt sich dem Ende Dopsch Kleines Kind
Dickrujb Dicke Rübe Dippegucker In einen Topf schauend
Dunsel Abwertend für Frau dabbisch tollpatschig
desdeweesche deshalb, deswegen disbedeern diskutieren
dormelisch schwindelig Dudd Tüte
E
ebbes Ein bischen Et schitt Starker Regenguss
Ebbelwei Frankfurter Nationalgetränk Erän Komm herein
Enaus Nach drausen gehen Einfalt Einfällige Person
Enoff Die Treppe hinauf Euochje Weinerliche Person
Ei Gure Linnhollesser Begrüßung Engsternisch Beschränkt
Erimmlammedärn Klagend unzufriedener Mensch Eisebuu Eisenbahn
eebsch unleidlich, schlecht gelaunt en Dubbe huu spinnen, verrückt sein
F
Ferz Auch Unsinn Fitzel Kleines Stück Papier
Flotte Dünner Stuhlgang Forz Da liegt ein Furz quer
Fratz Eingebildet, hochnäsig Fäckel Schwein oder auch Sau
Funzel Schwach brennende Lampe Fulder Grober Mensch
Flabbes Ungezogener Mensch Fleehaub Beschränkter Mensch
Feberwor Februar Fermjohr Voriges Jahr
G
Gaul Ackerpferd Giewer Auslaufender Speichel
gauze bellen, husten Gedöns Mach so kein Umstand, Gehabe
Gieh fort Geh fort, geh weg Geleruiwe Gelbe Rüben
Geläsch Altes Gelärsch Krempel Gequellte Pellkartoffel
Genocht Gute Nacht Guure Guten Tag
Gruj Soos Frankfurter Nationalgericht Gusch Mund
Gookse Auch Bäuerchen beim Kind Gickel Der Hahn
Gesocks Unliebsames Volk Gestoppte voll Überfressen
Geriesdene Bratkartoffeln Gelumps Gerümpel
Gipskopp Hohl im Kopf Gaffe Neugirig Schauen
Gelore Stark angetrunken Gewirrerverdaaler Großer Hut, Regenmantel
Griffel Finger Grosche 10 Pfennig Stück (jetzt 10 Cent)
Guudsje Bonbon gugge schauen, gucken
H
Hamduckser Hinterlistiger Mensch Hanjer Ungeschickter Mensch
Hudsimpel Einfalspinsel Hambel Dummer Hampelmann
Heckebangert Unehelischer Nachkomme Huchsaascher Großmaul Angeber
Hoseschisser Ängstlicher Mensch Hinnerlistisch Nicht mit offenen Karten spielen
Hundsmarore Zu nichts mehr fähig Hannebambel einfältiger Mensch
Hinkel Huhn, Hühner Hubbel kleiner Hügel, Erhöhung
huddeln schnell, jedoch nicht sorgfältig arbeiten    
K
Kabbele Streitsüchtig Kadoffel Kartoffel, Schimpfwort für ältere verblühte Frau
Kalb Moses Begriffsstutzig Kwetsche Gesundes Obst
Katzoff Metzger Klotzkopp Sturkopf
Knoddelpeter Bekommt nichts fertiggestellt Krott Liebenswürdiges Kind
Krauderer Planlos im Handwerk krabbisch Streitsüchtig
Kauderwelsch Undeutliche Sprache Knodderer Unzufriedener Mensch
kaafe Kaufen Kaut Grube
Kniewes Bauchweh beim Kind Krissel Johannisbeeren
Kabbes Unsinn Kermes, Keerb Kirchweih (Kirmes)
Knaadsch einen Streit haben Kolder Decke zum Zudecken
Krebbel Gebäck (Berliner) Krisch Geschrei
krumbelisch zerknittert Krimmelkuche Streuselkuchen
L
Labbeduddel Troddel Lages Großer Mensch
Läußert Ungezogener Bub Lumbekrimer Ehrloser Mensch
Lüjebeutel Unredlicher Mensch Lügner Lewwerworscht Leberwurst (auch beleidigt)
Länksdatsch Auch manchmal zu unrecht bezeichnet Loch Versoffenes Loch für Säufer/in
Lahmedapscher Träger Zeitgenosse Leutscheu Nicht für die Öffentlichkeit
Lümmel Frecher Bub Laad Es tut mir Leid
lunnse heimlich schuen (gucken)    
M
Malär Besorgniss Muck Stark beleibte Dame
Muckis Bizeps Sportlich Mehlache Ohne Durchblick
Mott Kleines nettes Frauenzimmer, Baby Mobbelsche dickliche Person
N
Nochteul Findet den Heimweg nicht aus der Kneipe Nonneferz Kleine Kracher (Feuerwerk)
Nochtkapp Verträumter Kumpan, Depp, einfältige Person Nirisch Nötig
Noor Nur naggisch nackt, unbekleidet
narrisch verrückt noopzuus abwärts
noffzuus aufwärts    
O
Oos Krabbisches Wesen, Schinn-oos Olbel Plumber Mensch
Obgebrujt Hinterhältig Obhängisch Von einem Menschen
Offgeschmässe Wenn man nicht weiter weis Oba Opa
Q
Quetsche Zwetschgen Quetschkommod Ziehharmonika
P
Panz Ungezogenes Kind Plasterscheißer Schimpfwort für Hochnäsige (Städter)
Peifekopp Schiedsrichter mit Fehlentscheidung Pfennischfuchs Geizhals
Pinzje Schmächtiges Wesen Pannekuche Flachbusige Dame
Päfferbichs Feurige Dame, heiße Schote Praddelasch Einer der nix zu Wege bringt (Müßiggang)
R
Rappel Verrückte Laune Rewollwerschnout Geschwätzige Person (Dorfschell)
Rotzleffel Frescher Bub Reitschulbremser Auch "Schiffschaukelbremser" genannt
Rowe Oos Bösartiges Weib Rotznos Unreifes fresches Kind
Rabbeldär Dürrer Mensch robbe reißen
S
Sesselforzer Beamter, der an seinem Schreibtischstuhl klebt Säuwatz Vulgäres Schimpfwort
Schickse Leichtes Mädchen oder Dame Schlabbekicker Müde Fußballkicker oder Fußballer mit "Schlappen"
Schloofhaub Die Situation verpennt, Unachtsam Schleechtbabbeler Verbreitet Unwahrheiten
Schlappmaul Redefluss ohne zum Ende kommend Schlabbeflicker Spitzname für Schuhmacher
Schlumbel Selbst gefertigte Spielpuppe Schlappsack Verkommene Person
Schochtel Ungepflegte Frau Schebb Schief
Schafferisch Nur am Arbeiten Schroh Unschön
Saaschbock Urinierende Person Schees Pferdekutsche, Kinderwagen
Schaffe Wort für Arbeiten Schelle Marmelade
Schellekloppe Bubenstreiche (Betätigen der Klingeln ohne Grund) Schnudedunker Weintrinker im Rheingau
Schnüss, Schnuud Mund Suffkopp Ständig Besoffener
Stift Lehrling in der Ausbildung Stumbe Zigarrenstummel
Schmuh Betrug Stoffel Sturer Mensch
Saaf Seife Schol Halstuch
Schoof Schaaf Seltenfröhlich Kauziger Mensch
schepp schief Scheuer Scheune
Schlabbe Hausschuhe Schluri unzuverlässiger Mensch
Schorsch Georg Simbel Idiot, Dummkopf
T
Troddel Unsortierter Mensch Tabbernagel Abschließbarer Schrein für Messkelche
Traabante Unruhige Kindergruppe Tranfunsel Energielose, langesame Person
Troddewaa Bürgersteig, Randstein Troddewaaschwalb Prostituierte Gewerbe im Außenbereich
Trulla Oberflächliche Person Tubbak Tabak
Tusnelda Abwertende Frau Tutt Tüte
Tuur Auch Laune Term Türme
U
Uff Auf Uffgestumpter Untersetzter kleiner Mann
Uffleie Das mach ich nicht Uhre Zeitangabe der Uhrzeit
Umgugge Für wundern Ummoddele Auch Verändern
Unmut Es ist einem nicht recht Unanisch Streitend
Uze Veräppeln Urrumpel Grober Mensch
Unood Unart Unner unten
unaans uneinig    
V
Vodder Vater Veddernwertschaft Nur für sich in Anspruch nehmen
verdummbeutele Für dumm verkaufen verdrigge Er kann eine Unmenge essen
Verdärn Verdorrt verecken verenden
verkliggern erklären verschammern beschädigen
Versoffe Loch Dem übermäßigen Alkohol zusprechen Verzoddelle Etwas Unauffindbares
Vornenaus Vorne raus veräppeln jemanden hereinlegen
verstegge verstecken verdorsche verdursten
verarsche verulken    
W
Wiss Wiese worim warum
Worzele Wurzel Wujler Rastloser Arbeiter
Wersching Grünzeuggemüse Waas Weizen
wodde warten wenne wenden, Heu wenden
Watz Eber waasch weich
Worscht Wurst (manchmal auch für egal) Werdschaft Gaststätte
weeschemir meinetwegen    
Z
zefrirre zufrieden Zeusch Zeug
Zeschen Gelage Zinke Große Nase
Zuggele Aussaugen Zwiwwel Zwiebel
Zores Ärger, Streit, Durcheinander    

Quelle: Wörter in Hollesser-Mundart von Seppel Friedrich, zum Teil abgeleitet aus dem Buch "Aach Gude" von Michael Eulberg (Rheingau)

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Hessisch für Anfänger

Neben den geschichtlichen Kenntnissen, die man als Hollesser oder Bewohner mitbringen sollte, ist natürlich auch die Sprache von besonderer Wichtigkeit. Hierzu gehören auch Grundkenntnisse des hessischen Dialektes. Jens Grode hat in seinem Webauftritt einige hessische Begriffe zusammengestellt, die man als Hesse unbedingt kennen sollte, um bei angeregten Gesprächen auf Volksfesten oder anderen Veranstaltungen mitdiskutieren zu können.

[Hier] findet man das "Hessisch für Anfänger".

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Iss die Mundart ze rette

Noch als Känd hun mer bei uss än Linhollesse nor Platt geschwetzt.
Wie mer owwer aus usserm Ort of die Orwet no Wiesbore gefohrn sän, wor et domet fasst vorbei.
Die Kurstädter hun uss ugeguckt, als wärn mer vu em annern Stern.
Än de Schul hot de Lehrer Kuch aus Eschhowe und die Lehrerin Frau Kopp versucht uss hochdeutsch beizebringe.
Uss Ellern hun deham ebenfalls versucht, hochdeutsch bei de Offgowe ze schwetze.
Die Alte hun beklacht, dass su vill Ausdrik nit mie gebraucht worn sän.
Dorsch die neuen Techniken wor su manch Wort nit mie gefreet.
Die Modernisierung hot annern Wortlaute met sich gebrocht.
Mer freet sich jetzt, wot kann mer fer de erhalt usser Muddersproch dou.
Emol met de Oma orre Opa e klaa Gedicht ze reime än de Muddersproch.
Ach ob und zou met de Enkel mol än de Mundart ze verzehle.
Orre vielleicht mol Ei kinnste meich da nit sänge.
Et gibt jo Gott sei Dank vu de Nassauische Neue Presse noch en Mundart Wettbewerb än Elz.
Äm Kreis Limbosch gibt et jo noch zwaa Hinn voll Mundartschwetzer, däj än viele Seniorenheime die Muddersproch zom beste gewwe, met viel Erfolg.
En gout Verbindung iss ach zou dene Vorträsch e Volkslied ze sänge, wot dene Senioren jo geläufisch iss.
Met Begeisterung wät do metgesunge bäs än die letzt Stroph.
Bei uss än Linhollese sänge mer amol äm Munat Volkslieder met grußer Zustimmung.
Et komme sugor aus em ganze Kreis Limbosch Leut däj metsänge.

Ei kinnste meich da nit?

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (10/2018)

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Jo, de Umweltschutz än vergangene Zeit ...

Eisch wor neulisch emol zom Änkaafe äm Supermarkt.

Do hot mer die Kassiererin vergeschluu, doch beim nächste Änkaaf en Änkaafskorb metzebringe. Et iss jo än aller Munde, däss Plastikverpackunge schädlich fer die Umwelt und die Meere sän. Eisch hun gesoot de host recht, än de Eil hun ich vergässe mei Tasch metzenumme, orre en Korb.

Die Kassiererin hot mich nämlich ugemahnt, däss mei Generation sisch kaa Gedanken iwwer de Umweltschutz mescht unn em schlechte Zoustand de jüngere Generation die Umwelt hinnerläßt.

Dot Madje guckt meisch u unn soat: Umweltschutz is sicherlich e Fremdwort fer Sie.

Do hun ich gesoot: Dot Wort Umweltschutz gob et fer mei Generation nit. Ach wor et nit nutwennisch, sisch dodriwwer se unnerhalle. Mer hun us nämlich annischt verhalle wie ehr heut.

Sprudel,- Milch- unn Bierflasche hun mer dem Händler zurückgewwe. Die Flasche sän da gesäubert worn unn bäss zou hunnerte mol neu gefüllt worn. Die Milch is beim Händler Josef Roos än de Enggass orre beim Bauer met de metgebrocht Milchkann geholt woarn.

Wän mer Gemuis geholt hun, horre mer e Änkaafsnetz debei. Wän mer e Behältnis vergässe horre, hot uss de Händler alles än braune Papierdotte ängepackt. Däj Dotte sän da äm Haushalt mehrfach verwandt worn. Ach hot mer met dene Papierdotte die Schulbücher säuberlich verpackt.

Mer is jo vu de Schullehrer ugehalle worn, die Bücher gout ze behannele, so däss mer se fer de nächste Schuljoahrgang sauber iwwergewwe kunnt.

Dot Wott Umweltschutz goabs noch nit.

Mer stiege äm Limbojer Domkaufhaus die Treppe enoff, Offzisch und Rolltreppe gob`s do nit. Mer ginge ze Fouß zom Bäcker orre Milchmann. Un nit wie heut mit em Geländewoache met 400 PS.

Domoals wurde die Winnele gewäsche, da es kaa Wegwerfwinnele fer die klaane Känn goab. De Wänd hot die Winnele off der Wäschelei getrojt, unn nit de stromfressende Wäschetrockner.

Die Klamotte vu de Känn wurde stets u die jüngeren Geschwister weirergewe. Nutfalls wurde die Klaarer geflickt. Immer neue Klamotten kunnte sich die Ellern fer us nit leiste. Domoals, 1960, wor de Stunnelohn 90 Pfinnisch. Der Lehrling musst sugoar noch Lehrgeld metbringe. Doher de Spruch,de is fer det Lehrgeld ze teuer.

Äm Haus gob et nor a Radio un später en Fernseher 1960. De Bildscherm woar än de 60er Joahrn su gruß wie e DIN A 4 Blatt. Kischemaschine elektrisch gob et ach nit. Än de Kisch gob et nor a Steckdos u de Lamp. Et gob ach nor a sogenannte Panzersicherung fer det ganze Haus.

Det Bieleise wurd um Häd haß gemoacht. Wenn mer e Paket obschickte, wurd et nit gepolstert met Styropor un Plastik, sondern mit dem Limburger Bote und Holzwoll.

En Benzinrasemäher brauchte mer ach nit. De Rasemäher wurd nämlich met der Hand geschowe. Dot gob weder Krach noch Gestank. Det Groas wurd aach met de Sies un Sichel gemäht, orre aach vo de Gaase obgegroost.

Muckibude gob et ach nit , und kaa elektrische Laafbänner Die hun mer nit benötischt , weil die nor Strom frässe, un beweht hun mer us ganz vu selwer.

Det Wasser hun mer aus em Wasserkrune getrunke, Un brauchte deshalb kaa Plastikflasche. De Schulfüller hot mer deham äm Tintefass gefüllt. Plastik -Kartuschen zom Nofülle gob et noch nit.

Domols fuhrn die Kinnner met em Bus, met de Stroßebou, oder ginge meist ze Fouß än die Schul. Un de 24-Stunne-Taxiservice vu de Mutter met em Auto fer 50.000 DM horre mer schun gornit.

Aach gob et domols kaa Müllabfuhr und kaa Müllamer. Es gob kaa Obfäll än de Kisch. Däj Kartoffelschelse wurde dem Bauer fer die Ferkel gebrocht.

Owwer mer werd nochdenklich, wänn die jüngere Generatiu sich beklacht wie verschwenderisch mer Alde wärn, nor weil mer kan Umweltschutz kannte.

Glaabt mer, dass mer Alde solche Belehrung brauche, vu em Madje u de Kass, woat mer dot passende Wechselgeld nit rausgewwe kann uhne die elektronische Kasse nozufreje.

Mer Alte beherrsche jo Koppräschne bäs heut, wot mer vu de Lehrerin Kopp und de Lehrer Kuch un Mergen jeden Mojnd än de Volksschul ängetrichtert krejt hun.

Und weil mer Alde aach nit die Obfalldotte aus em Autofinster än de Stroßegroawe werfe,fühle mer us als „Umweltsünder“ groad mol nit ugesproche!

Mer bräuchte nit jedes Joahr die Aktion saubere Landschaft ze mache, vu us leit do naut!

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (11/2023)

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De Rundgang dorsch uss schie Altstoadt Limborsch

Ver einiger Zeit sän eisch met Gäst aus Wien dorsch Limbosch gelaafe. Um Wassertorm hun mer us getroffe unn hun doat mäschtige Bauwerk betroacht. En Aacheschmaus iss et aach, wänn mer schun vu weirem de Dom sejht.

Bei de alt Luhbrick und em Bricketorm, wu ussern ehemalige Landrot jetzt wunt, hun eisch erklärt, dass Limborsch schun äm Mittelalter handelsmäßig bekannt woar, dorsch die Iwwerfohrt iwwer die Luh.

Mer sän da u em „Haus der 7 Laster“ verbei unn eisch hun die Bedeutung vu dene ugebrochte Kipp erklärt. Da hun eisch dene Freunde et Haus am Römer gezeischt, wu e Museum fer tausende Gesangspartiruren is.

Anschließend hun mer us et jüdische Ritualbad Mikwe ugeguckt unn de schie renovierte Walderdorffer Hof, wu frujer die Fuhrleut iwwernocht hun.
Um ingste Dorschloaß än de Altstoadt is e Schild ugebroacht, do stiht droff,wie braat die Woache sei derfte, im do dorschzebasse. Su e Schild gibt’s ach än Kölle um Heumaat als Hinweis off Limborsch.

Die Woache sän vu Limbojer Leut imgelore unn än Säck dorsch die Stodt getruu woarn. Desweje ninnt mer aach die Limbojer die Säcker, woat kaa Schimpfwort iss.

Et Dommuseum hun mer rechts laie losse und sän da im de „Palazzo Prozzo“ verbei än ussern ehrwürdisch St.Georgsdom. Do horre mer Glick, dass groad en Chor e schie Lied gesunge hoat.

Et klinste Fenster hun eisch dene Gäst aach gezeicht, wu mer da beim Italjener e Eis gässe hun, zom Obschluß vu dem Rundgang.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (09/2023)

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Die Obstbaamversteijerung än Linhollesse (ca. 1955)

Noch bäs än die sechzischer Johrn gob et än de Gemarkung vu Linhollesse gemaa eischene Äppelbiem. Die Biem worn sehr sortereich vorhanne. Se stanne äm Lieh, äm Klaafeld und de Fuchsujwer um Schaad.

Und kom da de Herbst, do worn die Gemaaäppel reif. En Gemaadäjner iss da met de interesserte Leut fer dot Obst, dorsch die Flur gange. Manchmol hot mer ach schun fer 5 Mark en präschtische Äppelbaam erstanne.

Mer Känn sän da met em Laderwecheltje dochsdroff u de Baam gefohrn unn hun die gesteierte Äppel obgeblickt. Aus dene Äppel wurde zor Weihnochtszeit Brotäppel gebacke bei Frirris Alex än de Backstobb (Alex Becker Kirchstraße).

De Rest vu dene Äppel hun mer no Nirrenbräsche bei de Paul Hoppe gefohrn, de uss da Äppelsaft gekeltert hot. Su wor da uss ganz Familie met ungespritztem Äppelsaft fer det ganze Johr versorscht.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (09/2023)

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De Gerhard unn de Seppel sän verschwunne

Et wor än de 50er Johrn, do sän mer zwaa, de Baldese Gerhard und eisch, Kochs‘ Seppel, sundochs als met off die Gesangstunn vu de Cäcilia unner em Dirigent Franz Schlaud.

Mer hun da ganz hänne än de letzt Reih gesässe und hun di Lieder vum Chor uss ängeprägt. Dot worn jo oft Chorwerke, däj off de Wettstreite gesunge worn sän.

Än aner Strofe vu dem Werk hun mer zwaa kräftisch metgesunge. Dobei wor doch en Paus än de Note geschriwwe. Usser Tön hot de Franz Schlaud geheert und hot de ganze Chor unnerbroche.

De hot iwwer uss Soliste gesoot: Die Paus hot er nit beocht, owwer die Tön hun gestimmt. Dot kinnt met euch wot fer die Zukunft wän.

Euphorisch wie mer worn, kunnte mer ach die Literatur, die än Dehrn off em Wettstreit gesunge word. De Dooch vu dem Wettstreit än Dehrn iss komme unn die Busse fer die Sänger stande off de Kreuzgass.

Wie mer vernosst horre, gob et noch zwaa freie Plätz. Unn schwupp worn mer än de Bus ängestiehe. Die Sängertour no Dehrn wurd ugetrere.

Naderlich, uss Ellern hun sich besorscht, wu sän däj Kerle obgebliwwe. Irgend en Autofohrer de än Dehrn wor, hot berichtet, däß die zwaa Ausreißer met de Cäcilia än Dehrn beim Wettstreit verweile.

Domols gob et än Dehrn vielleicht 10 Telefone, ower uss Väter hun gedocht, die Zwaa sän jo beim Chor gout offgehowe. Wie mer ham komme sän bei uss, hot die Mudder nit geschannt.

Vielleicht weil die Cäcilia alle erschte Preise errunge hot. Do wor alles wirre gout.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (10/2022)

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Su wor et Domols no 1945 än Linnhollesse un wie wäd et jetzt?

Bescheiden hun die Leut äm Dorf gelebt.
Luxus wie et heut häj iss gob et nit.
Die Leut horre all de gleische Lebensstandard.
Det wichtigste wor, däss alle genuch ze Ässe horre.

Ach wor et wischdisch, Holz und Kohle fer de Wänder ze hu.
Mer sän ach met usserm Gäulsgespann no Dawen än de Wald gefohrn,
unn hun än Gnadental en huhe Woache Holz fer ussern Hausbrand geholt.
Än Dawen sän mer da noch ängekehrt unn de Vodder hot noch en Kornschnaps innhaleert.
Meist sän die Gäul schun ver de Wertschaft stieh gebliwwe, weil noch mehrere Gefährte met ehrm Kutscher ängekehrt worn.
Mei Offgob wor et do die Gäul ze betreue und dofer gob et e Pepsi Cola.

Die Nochberschaft iss met de Bauern äns Feld gange.
Meist horre die e por Roure Land, die de Bauer dene da als Gescheleistung beackert hot.
Ach hun die Helfer äm Herbst Gedoffel fer die Familie kräjt.
Ach en Sack voll Dickrujwe fer die Hoase gob et als Luh.
En Sack met Getreide fer die Hinkel wor ach wertvoll.

Bäder, wie se heut komfortabel sän, gob et noch nit.
Än Limbosch gob et owwer schun et Bäderhaus Gerhard än de Altstodt, wu mein Unkel Hein geboad hot.
Et wor immer Feuer äm Häd und äm Schiffje stann immer worm Wasser bereit.
Än de Kisch hot mer en gruß Zinkbitt zom wöchentliche Bad.
Met em Änkochapperat wor ach det Wasser erwärmt.
Meist hot doe die Oma en Verhang dorsch die Kisch gespannt weje de nackte Einblicke.

Besser gestellte Leut horre ach schun en Spanisch Wand.
Meist sän mer drei Känn än am Wasser gewäsche worn.
Met em Frottee Wäschlappe wor mer sauwer gemocht.
Die Kernsaaf wor e probates Mittel fer die Reinlichkeit.
Wän mer als letzter um Bore won, iss die Brüj schun kalt worn.
Unn da noch met kalt Wasser de Kopp gewäsche bekomme, iss mer schnell äm Reisaustempo aus de Bitt gesprunge.
En Föhn gob et nit. Mer hot det Därschje um Kohleowe offgemocht unn schnell die Hoor getreut, orre met em vergewärmte Handuch.
E Wunner, däss mer dot alles iwwerlebt hot.

Mer worn ka sogenannte Weicheier, do muste mer dosch.
Ich klawe, wänn et su weirer gieht ,musse mer all noch klaane Brirerschje Backe.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (09/2022)

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De Hausmetzjer Hortmannhein

Misch kinnt er all, wie kann dot anichter sein,
eich sän doch die Tochter vum Hortmannhein.
Kaum wor ich aus de Schul, er Känn,
do musst eisch schun än dot Gemetzel enän.

Mein Babba wor Hausmetzjer met Leib un met Seel,
äm Wänder bei de schlimmste Kehl,
iss de mojns schun bei die Leut zoam schlochte.
Däj stanne da schun än de Weschkisch um Kessel met Wasser und stochte.
Da wor däj Sau än de Mowwel geschrubbt unn gebäscht,
dovu gobs da noher däj goure Wäscht.

Däj Känn, dej beim schlochte debei worn,
worre da än de Sack bei dej Tante Therese geschickt die Woschthuwwel holle.
Ganz ernst kroche däj da zoam Beispil ä (Scheit Holz) än die
Zeitung gepackt
unn su hot mein Babba sein Spaß gehabt.

De hot ach gän met de junge Kerle an getrunke,
amol sän se än Fuchse ganz schie versunke.
De woar kann Säufer ower ob und zou es Schnäpsje fer die Kehl
is nit verkehrt.
Än de Kap en Ziga oder en Stumpe,
dot mecht aus dene Kerl noch lang ka Lumbe.

Hunnerde vu Bichse woare obgeschnirre zoum Fülle,
ei, die Leut hun 2-3 mol geschlocht äm Wänder, dott iss nit iwertriwe.
Esich hun Woscht mache gelehrt,
hun mich nit amol driwwer beschwert.
Mol horre die Leut Trap-Trap (Pferdeflasch) dobei gekaft.
Mol woard die Gaas (Ziege) noch geschlocht,
kom alles än die Woscht, däj wor da gekocht.

Iwwerall stand mer än de Weschkisch äm Dunst.
Dot hot bal mei ganz Liebschaft verhunzt.
Eisch hun jo nor noch no Woscht geroche,
änner Gesellschaft hun eisch meisch bal verkroche.
Ower meinem Schatz domols hot dot nix ausgemocht,
die Liebe ist stärker, hot de gedocht.
De wor mer treu unn hot zou mer gehalle,
dem hun eisch ach met Woschtduft gout gefalle.

Och su, wenn die Woscht fertig wor gobs meistens gout ze ässe,
gekochte, ganze Ebbeltjer, ach manchemol a Schnäpsje.
Un do däj frisch Woscht dobei, är Leut do dink eisch heut noch dru.
Jetzt gin eich emol enunner, dene Känn det Mäultje mässe.
Ach die Musiger däf mer nit vergässe,
mer hun dene zwar nit det Mäultje gemässe,
däj hun su schie Musig gemocht,
deshalb wän däj heut ach bedocht.

Quelle: Maria Otto (Tocher vom Hortmann-Hein), Lindenholzhausen (08/2022)

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Domols 1960 än Linhollesse

Wän mer än e bestimmt Alter kimmt, dinkt mer no und diskudert met de Känn, iwwer frujer un heut.

Wot iss da alles schlechter un wot iss besser gewese. Die Kinnerjohrn laje bei mer schun en Zeitlang zerick. Ich hun frujer newer de St. Jakobuskesch än Linhollesse än de Kerschgass gewuhnt.

Ach musst eisch beim Pfarrer Klemens Bruckner die Gass kehrn. De hot misch 4 Wuche lang imsonst kehrn losse. No väjer Wuche hot de det Portmonee gezückt un hot gesoot, de kannst mer alle Wuch kehrn weil de sauwer gekehrt host. Dau kräjst fer jedesmol Samstochs Kehrn en Mark. Un weil de Klemens gerecht wor, hot de mer fer die letzte 4 Wuche 4 Mark nobezohlt. Dot wor fer meisch en Hafe Geld. Fu dem Geld hot mei Mudder mer alle Munat fer 2 Mark bei Arthens Elsje vu de Naspa Sparmarke gekaaft un e Sparbuch ugelet.

Met den 50 Pfinisch däj mer bliewe, kunnt isch mer Sundochs emol e Eis orre en Nappo kaafe, orre bei Schmole än de Wertschaft e Pepsi Cola. Det Eis hot domols 10 Pfinisch und det Pepsi 30 Pfinisch gekost. Meistens sän eisch ach Sundochs no em Fußballspiel met meim Unkel, dem Obersportsrat Geise Hein, bei Schmole äns Vereinslokal ängekehrt. Wän die Tus gewunne hot, kunnt eisch mei Portmonee schone. Da hot nämlich de Unkel Hein det Pepsi en Salzbräzzel, un 20 Pfinisch fer de Flipper spendert. Horre mer äm Fußball verlorn ,braucht eisch gornit ze freje, ob eisch met än die Wertschaft derft.Da wor de Unkel Hein drei Dooch ääbsch.

Ower aisch mußt ach frujer vill Dienste fer die Kesch mache, wu isch naut fer kräjt hun. Wän zom Beispiel die Kister- Kriegels Rudi orre Moose Heinz verschloofe horre. Da kom die Ordensschwester Tranguilina bei mei Mudder: Kann de Bou mol Kister orre Meßdäjner mache? Ach mußt eisch Samstochs beim Schmücke än de Kersch helfe, däj Schwester Tranguilina hot nämlisch Ingst, off en Lader ze steie wän die Bloumevase off de Huchaltor gestellt worn sän.

Alle ocht Doch mußt mer ach die Bloume ausdausche und frisch Wasser nofülle. Und dot alles fer Vergelts Gott. Desweje dink eisch ach, wän eisch än de Himmel komme, do e Plätzje kräje. Mer det et schun lange, unner de Trapp beim Petrus. Soo ehr Leut dot wosch aus Linhollesse.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (07/2022)

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Dott Fest

Dott Dorffest wor jo werklich en volle Erfolg,
dott wor jo aach sicher suu gewollt.
Alt und jung hun zesumme gesässe
Un mol feer 4 Doach alle Sorje vergässe!
Vu de Streckgass, Kreuzgass uu de Sack, bäss änn die Weed,
do wor wott loos – wie mer suu seet.
Do wor jo eine Menschenmenge
un deshalb e‘ gruss Gedränge.

Äm sack do horre die Känn eern Spass,
met Seifekisterenne „en masse“.
Eich wollt mit meiner Schwester (91) mol änn de Sack, änn die alde Heimat gieh,
ei, doo kome meer fast nitt hie.
Mer ginge wie fruiher dorch dett inge Gässje,
unn da do owenoff wie gewohnt det „Wesje“.
Ganz owwe, do horre deij doch en Ramp gebaut,
owwer mer zwaa alde met usse Rollatorn
hunn uss dott nitt noff getraut.
Deij Kermesbersch hunn gelacht und doore suu,
wott komme da feer zwa alde Safekiste uu?

Mer sänn iwwer die Kreuzgass, do wor et doll,
wie fruiher no de Kerch, rappelvoll.

 

Wu gieht mer da jetzt hie, wot ässe,
ei dott muss mer doach vorher alles wässe.
Kedoffelplätzecher un frisch gebacke Brut,
do musste dich lang ustelle änn de Nut.
Gieht mer besser zerick wu et Gulasch und Linholleser Bier gitt,
mer sänn met usse Rollatorn hie und her gehippt.

Iwweraal goob et jo ach wott ze gucke,
mer wor fuu dene ganze Besonderheite ganz meschucke.
Änn die alt Kerch wollte und kunnte mer ach erscht gornit enänn,
wu mer domols all getraut worn sänn.
Eich hunn geheert do säits aus wie en Lacherraum,
meer dochte noor „aus de Traum“!
U die neu Kerch hott mer sich lingst gewient,
die Hauptsach – mer wärd do „gesient“.

Beim Waaner Lidwina im Hobb,
do soosse se em Sofa - wie in de gout Stobb.
Do gobs e Interview met de „Alte“ –
ei, dej kunnte en ganze Mittdoach allaa gestalte.
Hänne änn de alde Scheuer kunnt mer alde Fotos seih,
wie et fruiher äm Dorf hott ausgeseih.
Dott wor alles werklich schie, owwer feer lauter Leut,
koomste fast nitt dohie.

Meer wollte ach noch änn die Bischhofseck,
owwer ach doo, koomst de nitt vum Fleck.
Laufend hot mer Leut getroffe,
alles friedlich un kaaner woar besoffe.
De Weg änn die Eck wornitt umsonst,
wu fruiher Eckernums worn, do gibt’s jetzt Kultur unn Kunst.
Do gibt et e‘ Maler-Atelier,
do kannst Bilder seih ojee.

Do de noo sänn mer änn die Stillgass bei de Saubornspabst,
doat woar noch amol so en richtige Spass.
De ganze Hobb voll vu Schmiedekunst,
met Außerirdische (Aliens) unn geschwellter Brust.
Met Eifeltorm unn Brandeburger Door,
wott eich hai verzehle, doat iss werklich wohr!

Oberhalb vuu de Stillgass,
hot mer offgebaut en Stiegel,
dott wor wie su enn klaane Riegel.
Wollste ganz fruiher äns Dorf enänn
unn wolltste speter aus em Dorf wirrer raus,
musste genausu, nor imgekehrt wirrer enaus.
Mer sänn do owwer nitt owedriwwer gestiee,
sonst wärn mer met ussern Rollatorn hinge gebliwwe!

Da musste mer uss beeile,
bei Kochs Seppl äm Hobb
do falle die Plattschwetzer, de Leut off de Schlobb!
Do wärd geschwetzt, wie de Schnowwel gewose,
do staune selbst die Brecher Hoase!

Do vorn uum Kapelltje stann die Deer weit off,
do komme mer met usserm Fahrzeug aach nitt e’noff.
De Heilige Wendelin hunn mer nitt gesäih,
et gibt jo aach äm ganze Dorf nitt mie aa Kouh odder e‘ anner Väih.
Hiechstens en Gickel unn poor Hinkel –
meer sän jo ach seit 1972 Städter unn feine Pinkel.
Owwer meer hunn et nie iwwertriwwe
unn sänn immer off em Deppisch gebliwwe.

Bei Goldschmids gobs e‘ Schmiedefeuer,
owwer dott wor uss nitt geheuer.
Denn falle meer zwaa Alde änn dott Feuer enänn.
dott wär feer us alde Knoche schlämm.
Obwohl mer vorher noch recht munder,
ei mer dere brinne, wie Zunder.
De Schmidt hott kräftig off de Amboss gekloppt unn werklich schiene Sache gemoacht,
do hott su mancher e‘ Unikat met hamm bebroacht.

Bei Langhobbs änn dem lange Hobb, worn landwirtschaftliche Geräte ausgestellt.
do wor’s wie en aner annere Welt.
En Sichel, en Reche und e‘ Reff hing u‘ de Wand, unn en alde Pluck
aus ganz aldem Bestand unn sogar en Zentrifug!
Domet hott mer die Milch vum Schmand getrinnt
unn Botter geschlu, wer dott noch nitt kinnt.
En besser Botter gibt et nitt,
dot gibt det beste Botterstick!
Bei Huinerie gobst e goure Wei,
met Handkäs unn Mussik dobai.
Änn der Kerchgass hott mer de Flammkuche gässe,
un änn de Inggass hott mer sich um die arme Ritter met Vanillesosse gerässe!
Ässe unn tränke hält Leib un Seel zesumme,
ower et wor fast nitt miehlich vum Platz ze komme.

Dot wor jetzt de Samstag met dem Höfefest,
doch zerick: Et gieht weirer mit „Best of Best“.

Um erschte Doog: unne u‘ de Schul,
do wor schun gleich wot gefällig,
do wor et schunn grof gesellisch.
Beim Eröffnungskonzert, de ganze Schulhobb voll,
die Leut hunn geklatscht wie doll.
Alle Chöre vom Dorf hunn gesunge,
dot wor wie immer bestens gelunge.
Owwer die Schulkänn un de Kinnergorde,
dej hunn die Chöre iwwertönt, hoste Worte.
Dott wor owwer ach en besonner Grund,
dej hunn die neue Linholleser Hymne
schun auswinnisch gekunnt.
Die Kermebersch hunn die Fuhne geschwenkt,
unn owwe driwwer hott en Drohne eer Bahne gelenkt.
Alles hot no owwe geguckt,
wott do änn den Loft iss e’rim gespukt.

Unn ausserdem hunn meer äm Dorf jetzt, e klaa Orchester vu 20 Mann,
dott iss doch wott – vielleicht en Neuanfang?
Wänn mer als Sängerdorf vum „Musikrat“ schunn ausgezeichnet sänn,
da muss Musik met Instrumente änns Dorf enänn.

Owwer die junge Leut, dej will eich nitt vergässe,
deij hunn nitt em Stuihltje gesässe.
Deij hunn sich met aller Kraft ängebroocht
unn hunn äm nächste Doach en Rocknacht off die Baa gebrocht.
Do ging die Post ob, owwernitt ze vill,
die Linholleser Jugend: Deij waas, wott se will!

Uum Sunndogs beim festliche Gottesdienst,
met Pfarrer Rehberg und Generalvikar Rösch,
wor wirrer versammelt det ganze „Gelersch“.
Beim Opfergang worre verschiedene Symbole iwwerreicht,
do hott mer sich vill Gedanke gemoocht, dot wor nitt su leicht.
Die Geistlichkeit dorfte amol vum Sauborn tränke,
dee musst da naderlich „de Pabst“ persönlich ausschenke.
Dann kome noch poor Gobe hänne dru,
dott hott mer gefalle, dott muss ich werklich suu!

Zoum Sege word noch amol kräftisch gesungen,
doo ging et u‘ die Tafel, doat woar aach gelunge!
De Disch de worjo riesisch lang,
unn wer en Blatz gefunne, de wollt gornitt mieh ham.
Ze ässe gob et jede Menge, änn dene lange Schlange,
unn wer naut debai hott, de dorft bei de Annern aafach amol zoulange.
Wie Jesus gesoot hott: „Gebt Ihnen zu essen“,
dodru kunnte mer uss werklich messen.
Jeder hott met jedem geschwetzt,
unn mer hot sich aafach zesumme gesetzt.

Alles in Allem, et wor e schie Fest,
wot sich suu schnell nitt toope lässt!
Meer Linholleser hunn hej wott off die baa gebrocht,
dott hott em Dorf alle Ehre gemocht.
Alle dene, deij beteilgt woarn doo dru,
dene muss mer vu Herze e gruss „DANKESCHÖN“ suu!

Bääs jetzt iss det Dorf noch met dene ville Wimpel geschmickt,
owwer dej mache mer so schnell net wig, ei da wärn mer jo verrickt!
Die Pfingste stiehn doch feer de deer,
da tränke mer doch all det suiss Bier.
Dozau verzehrn mer noch de letzte Rest
unn sänn dankbar feer dott schiene Fest!

Quelle: Rita Rompel, Lindenholzhausen (Zusammenfassung ihrer Eindrücke beim großen Festwochenende im Rahmen der 1250-Jahrfeier) (06/2022)

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Weitere Mundartvorträge von der 1250-Jahr-Feier

[Hier] findet man Videos vom Revival & Rückblick 09.10.2022 im DGH.

[Hier] findet man Audios (Mitschnitte von den Mundartvorträgen) vom Revival & Rückblick 09.10.2022 im DGH

Quelle: 1250-Jahr-Feier Lindenholzhausen (10/2022)

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Die Dreschmaschin kimmt äns Ort

Die Bauern horre all ehr Frischt än die Scheuer gefohrn.
Bei manche Bauern wor owwer die Scheuer nit gruß genuch.
Dofer gob et da de Dreschplatz.

De Dreschplatz befand sich äm Feld owerhalb dem heutige Haus Scheuermann.
Die Dreschmaschin wurd da met em Lanzbulldog vom Besitzer Paul Leber aus Wolfenhause betriwwe.
Da et noch kann Strom off dem Dreschplatz gob, wor u dem Bulldog e gruß Schwungrod off dot en Treibrieme offgeleet wurd, de die Maschin ugetriwwe hot.
Fer uss Känn wor de Dreschplatz en schiene Spillplatz.
Wän die Loft sauwer wor, hun mer än de Struhballe Versteck gespillt.
De reinste Abenteuerspillplatz wor dot fer uss.

Beim Dresche äm November äm Ort ging et äm Hob ganz schie rund.
Fer uss Bouwe wor dot immer e gruß Ereichniss, wän die gruß Dreschmaschin vum ane än de annern Hob gerickt wärn musst.
Met vill Geschick und manchem Fluche, gelang et da immer dot Gefährt u Ort un Stell ze schaffe.
Um annern Mojnd ging et da schun um 5 Uhr los, doch verher gob et schun mol en Tass Kaffee, orre en Dawener Schnaps geje det Stabfiewer.
Zom Frujstick gob et da dick geschmeerte Woschtesticker aus de Hausschlochtung met reichlich Kaffee, däss die ville Helfer bei Kräfte un Laune bliewe.
Um Middochsdisch gob et en dick Sopp met ner Woscht drän.
Wän mer met em Dresche ferdisch wor, gob et noch zom Obschluss fer die Drescher 2 bes 3 Schnäpse.
Do wor fer die 10 Helfer de Dooch gelaafe unn die Dreschmaschin wurd än de nächste Hob geschowe.

En gruße Spaß hun mer uss gemocht met dem Bulldog, wänn de vum Lewwer Paul vergegluit worn iss.
Mer hun da en Konservebix off em Schonster vu dem Gefährt ugebrocht unn beim Start vu dem Bulldog iss da di Bix huch än di Loft gefluwwe.
Ower dot kunnte mer nor amol met dem Paul mache zou ussem Leidwese.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (08/2021)

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Die Milchböcke von den Bauern (ca. 1960)

Die Milchböcke standen in folgenden Straßen:
An der Kreuzgasse, Sackstraße, Rübsangerstraße, Wendelinuskapelle und auf dem Hochfeld.

Im Zeitraum von 1961-1970 gab es zwischen 230 und 279 Milchkühe bei den Bauern.
Auch wurden die Kühe noch als Zuggespanne eingesetzt.
Die gemolkene Milch wurde gefiltert und in Zinkkannen abgefüllt.
Die Milchkannen wurden dann jeden Tag zu dem im Ort befindlichen Milchbock gebracht.
Die Kannen waren nummeriert bis zu der Zahl 72 um Verwechslungen zu vermeiden.
Vom Milchbock wurden die Kannen mit dem LKW von dem Hollesser Martin Friedrich aus Linter nach Niederneisen zur Molkerei gefahren.
Von der Milch wurden dort Butter und Käseprodukte produziert.
Ein Teil der Milch mit geringem Fettgehalt kam zurück und wurde auf den Milchböcken abgeladen.
Diese Milch wurde auch zur Aufzucht der Kälber verwendet und die Hauskatze bekam immer etwas ab.
Bei Josef Roos in der Engstraße erhielt dann jeder Milchlieferant (Bauer) ein Kontingent an Markenbutter aus der Molkerei.
Das sogenannte Milchgeld wurde bei der Raiffeisenbank in der Stiegelstraße von Heinrich Becker, der auf der Frankfurter Straße wohnte, ausbezahlt.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (07/2021)

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Det Lusthäusje u Pingste än Linnhollesse (ca. 1958)

Än frujere Johrn hot mer zou Pingste e Pingsthäusje, ach Lusthäusje gebaut.
Met de Nochberkänn hun mer dot bei uss äm Godde zesummegebaut.

Por Dooch fer Pingste sän eich än de Wängelsbäg met em Laderwecheltje
un hun mer do Berke und Hoselnusssträucher obgemocht.
Det Wecheltje wor vollgelore bäss owwehie.
Däj Äst hun eich met em Kälwerstrick festgebunne,
däss se nit vum Wecheltje gefalle sän.
Et wor en schwer Last, bäss eich iwwer det Klaafeld enoff än de Kerchgass wirre ugekomme bän.

Dot Reisich hun mer da no poor Doch später fer det Fronleichnomsaldärchje u usserm Haus weiter verwand.
Owwer su hun mer dot Lusthäusje zeerscht gebaut.
U de Goddemauer hun mer äm rechte Winkel en dicke Pohl ängehache.
Met ner Mähbindergoddel hun mer da doppelt zwa Saaltjer gebunne,
än die Zwischeräum vu dene Goddel hun mer da det gruine Reisich befesdisch.
Mer kunnte fer lauter Spannung de Pingstsunndoch nit erworte.

De Babbe hot poor Liter Sauborn geholt ,de kuil äm Keller stann
un hot bei Frirris Alex (Bäcker Alexander Becker) vu de Kreuzgass Brauspäckschje geholt und uss a sujs Getränk gemocht.
Manchmol horre mer ach de Hollerwei vu de Blütedolde gemocht.
De Hollerwei iss da met Zucker sujs gemocht worn.
Su horre mer met Weidebusche er Känn vill Spaß um Pfingstsunndoch no de Kersch.

Munddochs, wie mer was, sän eich met meim Babbe met usser Gäul no Bräsche zoum Pingstritt zour Segnung der Ackergäul gerirre.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (05/2021)

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De Lumpe August Jakob Traut kimmt äns Dorf

Noach em zwaate Weltkrisch goab et vill Lumpe- unn Alt-Eise-Sammler.

De Schrotthinneler vu Linnhollesse woar de Traut‘s Jaab/August aus de Miesfeller Stroaß (Kuipoul).

De Lumpe-August hot än gruße Opel-Blitz als Lieferwoache gehot unn iss dommät iwwer Land gefoahrn unn hoat gesammelt. Noachdem er met de Maatschell geschellt hot, hot de geroufe: „Lumpe, Alteise, Knoche, Babier, bezoahle die hiechste Preise dofer.“

Wänn de um Lumpesammele woar, hot de die Gejeständ off enner Kettewoo gewooe. Machmol aach us Känn, doat woor en riese Spaß fer uss. Die Wooch hot meistens sein Adjudant, de Pörtner Albert, bedäjnt.

Jeder Haushalt äm Dorf hot dem August sei Gejeständ verkaaft. Jenochdem, wot et wor, gobs ach emol en Mark. Meist owwer nor e poor Grosche orre Finnisch.

Ach hot de August en gruß Kist met Porzellan, wot än de Holzwoll log, däß et nit ze Bruch ging. Mer kunnt su ach statt Geld, Tasse und Teller ändausche. Befeer Tasse und Teller de Besitzer gewechselt hun, hot mer dot Porzellan met em Fänger geprüft, ob et ach noch ganz wor. Gob et en dunkle Klang, wor alles än Ordnung.

Ach heut noch kimmt noch ob unn zou en Altwarenhännler unn die Klamotte spendet mer de Kerch fer en soziale Zweck.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (10/2020)

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Linnehollesser Kermes 2020

Wänn de Summer leis vergieht,
off em Feld kaa Frischt mi stieht,
et erschte Laab vum Baam schun flejt
un de Quetschenewel zejt,
wänn die Ebbel kreje langsam Glanz,
da naht die Kermes met Musigg un Danz.
Des Joahr fällt se leider aus,
Corona fesselt us ut Haus.
Kaa Zelt, kaan Imzuch, kaan Gesang,
kaan Zerkus die B8 entlang,
kaa Karusselltje fer die Känn -
ei, da loar der doch de Nochber än,
setzt euch drauß off`t Mäuerschje,
tränkt Daawener Kräuterfeuerschje
un de Kermesschoppe halt äm Goarde,
wie`s nächst Joahr werd? Mer hoffe un woarde.

Quelle: UK, Lindenholzhausen (09/2020)

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Eisch was et noch

Mein Unkel Hein hot als anzischer im 1956 e Telefon än de Sträk Gass (Wendelinusstroß).
Wän jemand än dere Stroß ugeroufe worn iss fu auswärts, musst ich bei däj Leut flitze, däs die beim Unkel Hein mol schnell u det Telefon komme sollte.

Ach gob et än de Wendelinusstroß uum Kapelltje en Milchbock, wu de Fuchse Modin (Martin Friedrich) jeden Doch vu de Bauern die Milch fer die Molkerei än Niederneise obgeholt hot.
Fer däj obgegewe Milch kunnt mer ach e Kontingent Bodder vu der Molkerei kräje.
De Frirris Heini hot da bei de Raiffeisse de Bauern et Milchgeld monatlich ausbezohlt.

Die Bauern, orre ach klaane Feldbesitzer, hun er Frischt bei Schmole-Kujetz orre bei Frirris Bäcker obgewe und hun dofer äm Brutbouch en bestimmt Menge Brut kräjt.
Lediglisch must mer de Backlohn bezohle. Ich glawe 30 Pfinnisch.

Ach gob et ufangs der 60er Johrn noch de Schelleman (Blanks Jupp) de det Neuste fu de Gemeindeverwaltung verkündischt hot.
Später wurd da Linnhollesse hochmodern und et gob en Ortsfunk, wu de Bäjemaster Nobert Löw die Bevölkerung informert hot.
Ach hot de Ortsfunk musikalisch: „Isch wünsch dir zum Geburtstag alles Gute“ ertöne losse, wän en besonnere Anlass vu ner Person ustand.
Ach wän usser Chöre erfolgreich vum Wettstreit ham kome, ertönte de Ortsfunk, däs mer sich umgehend äm Vereinslokal zom Empfang änfänne sold, zor Siegesfeier.

Die Stromleidunge sän noch u de Fassade um Haus installert worn unn gruße Holzmaste stande noch än de Stroße, wu vu de Verteiler de Strom der MKW obgenumme worn iss.
Später kome da Dachstinner of die Häuser da jo zounehmend mie Strom än de Haushalte gebraucht worn iss.
Su en Holzstrommast stann ach off em Dreschplatz äm Kuhjpoul (heute beim Haus Scheuermann).
Mer Känn hun da off dem Dreschplatz Versteck gespillt, än de gedreschene Struhhafe.

Äm Herbst kom ach de Gedoffeldimber fu Ennerich äns Ort.
Die Bauern hun da die gedimmte Gedoffel än en Erdgrub gedu unn no Bedarf da die Gedoffel de Säu verfujret, iwwer de Wänder.

Zor dere Zeit gob et ach noch en Feldschütz aus de Kerschgass, de Glosenisch Joseph.
De hot newer em alte Pfarrhaus gewuhnt.
De Feldschütz hot immer off de Lauer geleje und fer Ordnung än Wald und Flur gesorscht.

Kanalisation gob et erscht später unn mer horre als erscht Dorf äm Kreis en Kläranlage.
Manchmol iss fer dieser Zeit ach noch de Puddel fu de Bauern die Stroß enunner gelaafe.

Det Ässe wor zor dieser Zeit bescheiden, owwer biologisch rein und gesund.
Et gob zom Beispill Gerisdene met Bloutwoscht.
Gedoffelpletzeschjer met Äppelbrei.
Dick Sopp mett em Mettwäschtje vum Geschlochtene, dot meist um Samsdoch.
Dickmilch owends, met Zucker und Zimt und e Bodderstick.
Ach gob et Middochs äm Feld fer die Helfer Boddersticker met Schmunzel (Sirup) unn Quetschekraut.
Weckschniere met Äppelbrei.
Zor geschlochtene Woscht gob et Gedoffelbrei und selbst ängemocht Sauerkraut.
Heut wän diese Gerichte än bestimmte Gasthäuser als Delikatesse ugebore, wod mer frujer als Armeleutässe bezeichnet hot.

Ei dot was eisch noch alles, weil mer su än de Kerschgass vu usserer Landwertschaft gelebt hun.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (09/2020)

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Mei Linnehollese, mei Hamm

Zwische Westerwald unn Taunus leit Linnehollese, mei Dorf, mei Hamm,
hey will eich lewe, sulang eich noor kann!
Eich kinne jed Häusje, jed Gessje unn jeden Quetschebaam,
häj bänn eich geborn schunn seit ganz lange Johr’n.

Dej alde Stroosse, dej gibt et noch heut
unn sänn die Mauern ach ald,
manch ald Scheuer wor obgerässe
de Fortschritt de mooch nitt Halt.

Unn mätte am Dorf, do stieht det Kapelltje,
dem heiliche Wendelinus geweiht,
als Schutzpatron feer det Väih ann de Ställe
doch dot iss lingst Vergangeheit.

Änn ahle Bicher kann mer’s lese,
däss mer en Bauerndorf sänn gewese.
Heut iss dott aachnitt mieh de Fall,
do hott mer selbst kaa Gaas mieh em Stall.

Die ald Schul stieht lingst nit mieh,
wu eich als Känd ging enänn,
met Schiefertofel, Schwamm unn Griffel,
dott wor äm Schulranze dränn.

Enn neu Schul, dej wor gebaut
feer die Känn unn Enkelkänn,
de Ranze vollgestobbt met Bicher,
domet se all gescheuter wänn.

De „Kerchtorm“, dee iss stieh gebliwwe,
die neu Kerch wor gebaut,
doch die alde Aldärn, dej sänn uss gebliwwe
unn wore äm neue Gewand offgebaut.

Linnhollesse, mei Dorfm, mei Ham,
eich hunn dich immer gärn,
aach wänn de dich verinnert host,
häj will eich hie geheern.

Die Traditiune wärn huchgehalle,
die Kermes, dej Sängerfeste,
dej ganze „Chöre“ bei uss äm Dorf,
dott iss vuu allem det Beste.

Dofeer, do sänn mer jo bekannt,
sugor off de ganze Welt,
hej trifft sich egol ob schworz odder weiss,
die halwe Sängerwelt.

Dott leit um „Sauborn“ dott iss klor,
dee dout uss „Gruggeltjer“ notze,
dee leeft schun seit ewiche Zeire,
dem Sänger dorsch de Krotze!

De Emsbach leeft bei uss dorch die Wisse,
do stiht feer’m Wald die Mill,
doch dot Millroad doun eich vermisse,
iss muid unn stieht lang still.

Manch aaner wannerd heut dohie
unn kehrt zor Rast do änn,
leeft ach dot Millroad lingst nitt mieh,
do iss noch Lewe dränn.

Da giehste met de Wannerschouh,
verbai u de „Bärijer Kerch“,
verbai um Naumer unn Miesfeller Kopp,
rechterhand vuu Weersch.

Et bluith unn gruint äm „Goldene Grund“,
die Ehern raune äm Wänd,
do stann einst de alde Liebaam,
wu eich gespillt als Känd.

Unheimlich wor et doo um Ort,
dot „Lieweibje“ soaß äm Geäst,
worste nit brov, da laaf rasch fort,
sonst kräiste noch de Rest.

Dott Wohrzeiche feer uss Holleser Wappe,
dott iss de Lännebaam,
vill neue Länne wore gesetzt,
met Gottvertraue dehamm.

Jetzt bänn ich ald än meinem Dorf,
hej will ich gärn noch sei,
wuu jeder noch jeden kinnt,
fuihl eich meich fruh unn frei.

Unn mach eich, wänn’s de Herrgott will,
e’mol mei Aache zou,
daa fänn eich änn meim Dorf, meim Hamm,
die allerletzte Rouh.

Quelle: Rita Rompel, Lindenholzhausen (08/2020)

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Waldspaziergang

Ein Säuseln der Blätter, vom Windhauch erzeugt, erregt eine Stimmung der inneren Freud. Wie Samt an den Füßen schreitet man durch das Gras, durch Moos und Äste, es macht einfach Spaß.

Ein Vöglein fängt an und zwitschert ein Lied. Ein zweites ihm gleich seine Antwort darauf gibt. Alle Vögel stimmen sich ein und singen wie ein Gesangverein.

Die Frühlingsblumen sind alle verblüht weil der Blätterwald ihnen keine Sonne mehr gibt. Die Pilze am Boden sprießen hervor und bilden ein Bild, wie ein Blumendekor.

Das Wild fühlt sich wohl, kann sich verstecken hinter Büschen, Sträucher und Hecken. Bekommt man sie einmal vor die Augen, bleibt man ganz ruhig, um das Bild einzusaugen. Ein kleiner Klaps und husch sind sie weg, suchen einen anderen Fleck.

Wenn der Kuckuksruf im Wald erschallt, in den Kinderohren wiederhalt, dann hat der Frühling schon begonnen. Wie schnell ist dann es Jahr verronnen.

Denkt auch heut liebe Leut, ein Waldspaziergang macht immer Freud. Verschiebt ihn nicht auf Morgen, denn täglich kommen andere Sorgen.

Quelle: Franz Rompel (Goldschieds Franz), Lindenholzhausen (+ 2022)

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CORONA!

Wott mer doch suu alles erlebt
off sei alte Doog,
däss die Welt aus de Fuge gerät
met am Schloog.

„Corona“ heest dott verflixte Wort
de kannst mache wot de willst,
et gieht nitt fort.

Met Maske giehste off die Gass,
dot mecht selbst meer
iwwerhaupt kann Spass.

Eich hunn et hie unn här gedreht,
eich mach et trotzdem,
sonst iss et ze speet.

Owwer losst euch det Lewe nitt verderwe,
mer wänn’s iwwerlewe
unn speeter emol sterwe!

Quelle: Rita Rompel, Lindenholzhausen (08/2020)

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Das Amboßfest (um 1970)

Zwische de Johrn, wänn nit vill ze schaffe wor, hot mer än de Schmid beim Master Uhe „orre“ Schaa unn Goldschmidd‘s a Amboßfest gefeiert.

Jeder hot vu dehamm Reste un Getränke metgebrocht. Die Bauern, däj geschlocht horre brochte Hausmacher Woscht met. Schnaps und Bier wurden vertilgt.

Zu Gast beim Schaa Walter wor ach de Pressemann Manfred Horz. De hot ach e Weibschje metgebrocht, doat sich äm Belzmantel nirregelosse hot.

De Bender Rudolf, dem Schaa sein Schwejervodder, hot die Fraa scheinbor gekannt. Listig, un zu allem Spaß bereit, iss de Rudolf u die verroußte Esse gange unn hot sich die Fänger schie schwotz met Rouß gemocht.
Met seine gruße Hinn hot de dem Fraaschje iwwer die Backe gestraschelt. Die sog aus wie en Schornstefeer, owwer die hot nix mie gemerkt. En Spaß fer die ganz Blooß und ach fer den Manfred Horz.

No Feierowend kom noch de Roos Jupp und Brahms Willi vu de Berjematereiverwaltung än die Schmid. De Jupp hot ganz schie dem Dawener Schnaps zougesproche. De Endefekt wor, däs eisch den Jupp hamgefohrn hun met dem Mästkarre fum Bauer Röhrisch‘s Unkel Hein off de anner Seit.

Än dem Haus u de Frankforterstroß hun eisch da u seiner Hausdeer geschellt, zom Entsetze fu seiner Fraa de Giesela. Wie de Jupp ausgesäj hot ,kunnt er euch jo dinke.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (08/2020)

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Corona 2020

Der Corona Virus hot uss off de Sinn des Lewens zerickgeholt.
Woat brauche mer da alles nit im normal ze Lewe.
Isch wor met meim Chor 2000 än Südafrika än Soweto.
Mer hun do än de Kersch gesunge un de Bischoff Tutu wor do Gast.

Isch hun ach metkräjt wie gruß die Nut än Afrika iss.
Die Känn sän u de Mülltonne gewese un hun no ebbes Essbarem gesucht.
Usser Känn hun mer gesoot, die hun Hunger und suche äm Obfall wot ze Ässe.
Er hot et gout, die Mudder stellt euch deham immer wot off de Disch.

Än de jetzisch Krise zeischt et sich, däß mer wire bescheidener wärn.
Mer gieht wirre mie off die Nochberschaft zuo,und mescht den ane orre annern Dienst fer die Leut.
Ach wäd am wirre bewusst, wie nutwennisch mer die Landwirtschaft brauche.
Ach de Godde, wu mer Gemujs ubaut kräjt, hoat wirre mie Bedeutung..

Wän mer die Biewel studert hot, füjlt mer sich zerickversetzt än det Alte Testament.
U die wunnerbar Brotvermehrung fer 5000 Leut.
Noem Krisch wor ach die Nahrungsbeschaffung det A und O.
Jetzt iss alles än Uordnung gerore.

Ellern musse jetzt ihr Kinner selbst betreue.
Fer mansch ne Katastroph, wie mer hert.
Mei Fraa hot sich nit selbstverwirklicht und hot fer uss Töchter gesorscht.
Däj sän heut noch dankbor fer ehr Mudder.

Solidarität, Fürsorge, Achtsamkeit, stihn jetzt im Vordergrund vu de Gesellschaft.
Hass-Agression-Wut verleern ehr u Bedeutung.
Dot alles wäd jetzt de Leut bewusst.
Et kinnt su bleiwe.

En schiene Gruß, Seppel

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (07/2020)

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Die letzt Redd

Zum letzten Mal in eurer Mitt,
steig ich noch einmal in die Bütt.
Und trag hier vor inn all den Jahren,
die Asse die hier auf der Bühne waren.
Einst hat mir Walter Wagner die erst Redd geschriewwe,
und mich hier in die Bütt getriwwe.
Und manchmal war es auch der Fall,
von unserm Präsident dem Kunze Karl.
Auch hatte ich ein paar Jahre das Präsidentenamt
Mit dem Rompel Georg hier noch gesunge,
es war die Cowboytruppe, wir die ganz Junge.
Duns Jupp hat hier auch vom Leder gezoche,
ach war er mal Präsident hier owe.
Die Rita Rompel war auch debei,
stieg einst bei de Hessenfassenacht in die Bütt enei.
Auch det Sandmännchje der Wanerfuns,
hatte beim Publikum hohe Gunst.
Er schilderte aus dem Bundestag vor vielen Jahren,
dass er mit dem Strauß im Zuch iss gefahrn.
Und mit ihm gesproche ganz unscheneert,
und ihm die Politik aus seiner Sicht erklärt.
Auf de Bühne ach de Ferschter Werner,
in Punkto Mimik ein großer Könner.
Sprach einst mer zittern schon die Händ,
aach wenn ers nochmol so wie früher könnt.
Gesanglich war es eine Pracht,
die Cäcilia Gesangstruppe Schräge Acht.
Die hawwe melodisch alles glossiert,
wot im Dorf und in de Politik geschieht.
Auf eins wiesen se hin - das weiß ich noch heute,
in St Jakobus sollte alle Glocke wirre läute.
Pfarrer Siegmund hat die Kerle erhört,
und draufhin mer wirre alle Glocke dann gehört.
Hell und laut hawwe die zum Schluss gesunge,
unsre Lieder sinnd verklunge.
Vielleicht iss später mol zu lese,
wer alles in de Bütt gewese.
Hatten steht‘s ein gutes Publikum,
und ein ganzes drum hereum.
Man musste sich stehts die Gunst erringe,
ein Thema über die Bühn zu bringe.
Ich ruf als Macher von den Alten,
tut weiter euch die Narrengunst erhalten.
Und schaute ich von hier oben in lachende Gesichter hinein,
für mich hat es sich gelohnt ein Narr zu sein.
Helau!

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen, seine letzte Rede in der Bütt an Fastnacht (02/2020)

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Det Drama vu de alt Kermesfu

Wie alle Kermesbäsch hore mer ach, de Johrgang 1947/48 en schie Kermesfu.

Off de ane Seit wor ussern Lehrer Kuch offgemolt, de vu Eschowe stammte und ussern Klasselehrer wor.

Stolz hun mer ach zou jeder Kermes beim Imzuch däj Fu debei gehot.

Det Ende vu dere Fu wor ihr beschiede än de Kerschgass vu usserm Bauernhob.

No de Kermesimmzüch hun eisch immer däj Fu än de Kuystall gestellt fer det nächste Johr.

Da mein Vodder Josef zor dere Zeit de Gemeindeeber hot, wußt de Eber nix besseres vum Fäkelstall än de Kuystall ze laafe.

De Eber hot uss schie Fu Kreisrund offgefrässe.

E hot nor noch de Funestill iwwerich gelosse.

Als Silberne Kermesbäsch vum Johrgang hun eisch da wirre en neu Fu än Owerbräsche mole losse.

Däj Fu hun mer bäs jetzt ach immer um Kermesumzuch zom Wendelinuskapelltje metgenumme.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (07/2019)

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Palmsonntag

Palmsonntag wie ihr alle wisst, der Einzuch no Jerusalem gewese iss.

Dot begann de Leidensweg ussers Herrn, und desweje erinnert mer sich als Kän. (Kinder)

Met de Oma hun mer än usserm Hohlgodde de Buchsbaam geschnirre.

Ach hot die ganz Nochberschaft und det Schwesternhaus en Strauß obkräjt

Palmsundoch da än de Kinnermess horre die Kän all er Sträußjer debai und de Pfarrer Clemens Bruckner hot ussen Buchsbaam gesint. (gesegnet)

Ach hun eisch de Tante Ottil aus de Stiegelstroß e Streußje gebrocht und e gefärbt Usterei, weil dai nit mie än die Kersch laafe kunnt.

Um nächste Dooch da hott de Babbe än de Ferkel-Kuj- und Pferdstall e gesegnet Ästje vu dem Buchsbaam offgehunke zom Schutz vor Krankheite von dem Väj.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (06/2019)

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Rückblick eines Pensionärs

Ei wie wor dot frujer schie,
täglich än die Fabrik se gieh.
Mojns um Fünf do stand eisch auf,
su wor do de Tageslauf.

Die Zieh gebotzt gewäsche un kämme,
beim Zeitung hole ach noch trimme.
Det Früjstick hot die Fraa gemocht,
und ab äns Auto welch e Bracht.

In Wiesbode bei Kalle geschafft gehetzt,
mer hot geflucht und ach geschwätzt.
E End dot wor nit obzusehn,
ei könnt eisch bald in Rente gehn.

So hot mer geschuftet Johr für Johr,
off amol wor die Rente do.
Und do kom die Abschiedsstund,
met de Kollege sass eisch in froher Rund.

Zum Frujstick hun mir gevespert dann,
hot rückgeblickt su dann und wann.
Mit Lob vom Chef wurd eisch durschzoche,
wenn er dobei ach mol geloche.

Aus der Fabrik eisch rollte leis,
doch ist’s für meisch kaa Abstellgleis.
Nicht früh nach Wiesbode fahrn da war eisch froh,
les ruhig die Presse sowieso.

Jo fer meisch iss et wunnerschee,
da eisch annern Interesse seh.
Eisch hunn jetzt nit mer viel ze tun,
hab auch mal Zeit meisch auszuruhn.

Denk auch so bei mär ei der Daus,
det Faulenze hängt zum Hals eraus.
Wenn eisch deham ofs Gelände guck,
eich ach wirrer mol in die Hände spuck.

Dann wärd geschuft, da giht’s hoch her,
fasst schnell wie bei de Feuerwehr.
Och wo gibt et doch viel Sache,
wo sich en Pensionär kann nützlisch mache.

Doch mei Cäcilia dot iss kann Bluff,
reibt meisch als Pensionär als emol off.
Kannste mol - dot wär doch fein,
su schlendert mer än de mach mol Verein.

Und do iss et wirre mol su weit,
de Pensionär de hot ka Zeit.
De alte Trott isss wirre hergestellt.
Dot bräuscht eisch nit mie off dieser Welt.

Unn als Rückblick bleib eisch debei,
sag’s ganz ehrlich frank und frei.
Wor et dann nit frujer schie,
Mojns än die Fabrik zu gieh.

Jo so sän viele Arbeitsstunne,
die mer täglisch üwerwunne.
Jo eisch sag es unumwunne
Jetzt komme ach viel schiene Stunne.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (03/2019)

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Mein herrlische Rheingau

De Rheingau wie ihr all wisst,
en schöne Fleck off Erden ist.
Isch fänne et do wunnerschie,
und fohr faßt jeden Monat hie.

Isch bin auch bestens informiert,
wot im Rheingau so passiert.
Es ist auch nit verwunderlich,
isch bin zum Rheingau hin verpischt.

Isch hab in Biebrich mei Arbeit gehabbt,
und oft so de Kurier so vor mir gehabt.
Im Frühjahr ging’s im Rheingau los,
das Angebot der Feste war riesengroß.

So manches Weinfest hab isch mitgemacht,
mit Arbeitskollegen bis tief in die Nacht.
So manches Glas hat man geleert,
den Riesling hab ich besonders begehrt.

Die Folge die ist Sonnenklar,
dann brachte ich paar Liedschjer dar.
Vom goldnen Saft der Reeben,
drum lasst uns einen heben.

Auch besang ich das Faß vom tiefen Keller,
und den Namen vom Mägdelein.
Und auch des Lied vom Sträußje am Häusje,
und die Lieder vom goldnen Wein.

Isch kenn jetzt die Geschend seit 40 Jahr,
vom Frühjahr bis zum Herbst ganz wunderbar.
Einst hab isch in Lorsch de Rheinsteig erkundet,
in jedem Örtchje hat mir der Wein gut gemundet.

In Assmanshause do hab isch den Rote genosse,
jo beinah hät der misch abgeschosse.
Auch hab isch der Germania die Füß geküsst.
Das Panorama dort einmalisch iss.

Die Drosslgass hab isch oft schon besucht,
auch dort hab isch geleert so manchen Krug.
In Majedal do hab ich zur Gottesmutter gebet.
Awwer die- die hot misch nit immer erhört.

Dann war isch auch zur schönen Rast,
im malerischen Schloß Johannisberg als Gast.
Dort hab isch mit meim Chor bei Weinkönigin gesunge,
unser Auftritt im Metternisch Saal der war gelunge.

In Geisenheim in de Anstalt vom Wein,
erfuhr isch den Rebschnitt bei einem Glas Wein.
Die Versuchsanstalt so hab isch in Stellenbosch gehört,
dene ihr Forschung auch de Nedlingshof begehrt.

Am Weinstand in Östrich- Winkel hab isch Halt gemacht,
und hab mir die Welle des Rheins betracht.
Dort steht schon aus der Urzeit der Alte Kran,
dort hat man die Weinfässer geladen in den Kahn.

Von Hattenheim da krieg isch nie genug,
von schönen Wirtschaften besonders dem Krug.
Am Weinstand da unne do kenn isch misch aus,
geniese den Wein vom Schützenhaus.

Schloss Reinhardshause winkt aus der Ferne,
zu besondere Anläß weil ich dort gerne.
Mit meiner Frau am besondere Tach,
obwohls für mein Geldbeutel iss et ne Plach.

In Eltville am Rheinufer da iss et schön,
da kann man im Sommer ne Blütenpracht sehn.
Die Rosen dort am Garten am Rhein,
ihr Leut was kann den schöner sein.

Wen man wandert durch Höhen und runter ins Tal,
kommt man durch Kiedrich Rauen und Martinsthal .
Dort hab isch beim Diefenhardt‘s manch Glas geleert,
der Tropfen dort der iss sehr begehrt.

In Walluf gibt’s Schenken da kehren wir ein,
bei Vesper und Wein s kann nit schöner sein.
In Dotzheim auf der Höh der Ausblick iss schön,
da kenn isch die Wirtsleut des Weingut Höhn.

Mei Tourn in de Rheingau das muß mer verstehn,
isch freu misch immer die Landschaft zu sehn.
Mit dem Hessenticket der Bahn do fahrn mir gern hin,
auch wenn isch was entfernt aus Hollesse bei Limbosch bin.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (09/2018 - Mundart Matinee auf der Burg Scharfenstein in Kiedrich (Rheingau))

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De heilische St. Antonius in Linhollesse

De heilische St. Antonius hot ach bei uss of em Land än Linhollesse en gruuß Bedeutung fer die Bevölkerung gehot.
Et wor en Schutzpatron für Suchende.
De Hl. Antonius wor zuständisch bei jedem de ebbes verlorn hot.
Ich hun emol met meim Vadder Klie geholt in usserm Feld fer det Vei im Stall.
Um nächste Doach wollt mei Vadder wirre Fourer holle, owwer er musst erscht noch die Sens Dingele.
Die Sens hing immer am Scheunedoor, owwer do hing se nit mie.
De Vadder hot zom Antonius gebet, owwer e iss nit erhört worn.
Wie eisch aus de Schul koam, hot de Vadder ganz bedreppelt geguckt.
Do soot eich, wot iss da bassert. Do hot de mer sei Leid geklaacht, denn en Sens hot domols viel Geld gekost.
Do soot eich zu dem Vadder, ei hest de nit äm Feld su vill met dem Bäjemasdisch Joseph geschwetzt, da hest dau ach nit die Sens vergesse.
Die Sens host du jo selbst äm Äppelbaam äm Feld hinge losse.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (02/2018)

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Do hilft ach e Gebet zum Hl. Antonius nit

Ach wän äm Haushalt wot verlorn gange iss, bei de Oma wor de Hl. Antonius die letzt Rettung.
Die Oma hat det Nähkästje gesucht und do sän einige Vater Unser gebet worn.
Und weil se et nit grad gefunne hot, musst eich än die Kerch gieh und e Kerzje opfern.
Wie eich aus de Kerch kom, hot die Oma gestrahlt.
Eisch hun det Nähkästje wirre gefunne, denn ich hot em met dem Schrubber a gelangt und do iss et unner et Sofa gerutscht.
Do sän eich än die Kerch geschliche un hun det Kerzje wirre geholt und hun da iwwer de Hl. Antonius gesoot, da bäs zom nächste mol, da bring ich dot Kerzje wirre met.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (02/2018)

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Die Weihnochtsgans

Derzeit in Überarbeitung

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (12/2017)

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Zou de Linhollesser Kermes

Dene Vätter, dei die Kermes hun gegründet
un huch gehalle noch bäs heut,
dene sei emol en Dank begründet,
den Gründern sei en Prost geweiht.

Dene Hollesser Alte widme mer en Hoch,
die Jugend soll den Brauch bewohrn,
däss aach in Zukunft noch,
uss die Linhollesser Kermes dout  wiederfohrn.

Su lange usser Linollesse noch bestieht,
und ach de Emsbach rauscht,
en Fest ist es für Jung un Alt,
en Hoch fer ussen Brauch.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (09/2017)

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Die Welt vuu heut

Fruiher goob’s än jedem Haus
Großellern, Ellern unn Känn,
unn manchmol aach en alde Vedder,
dej wuhnte all do dränn.

Die halb Verwandschaft drimmerim,
e Lewe wor äm Haus;
unn oft goob’s noch en leerisch Tante,
dej ging do änn unn aus.

Die Ellern hotte’s manchmol schwer,
met eere ville Känn,
wott sich do alles obgespillt,
än su‘em Haus do dränn!

Die Nehfraa koom unn hot geflickt,
die Weschfraa hott geholfe,
de alde Vedder drauß äm Hobb,
de hot die Gaas gemolke.

Die Oma hänne off de Bank,
dej hot die Strimp gestrickt;
die leerisch Tante hott äm Keller
„Gedoffel obgeplickt“!

Mer hot die Orwet sich gedaalt,
dänn dovuu gob et vill;
mer hot gelacht - bei allem noch,
doch manchmol wor‘s ach still.

Manch aaner iss änn seinem Haus,
heut offt ganz elaa,
se giehn all schaffe änn die Stodt,
verreiße sich die Baa!

Die Nehfraa unn die leerisch Tante
unn selbst die alde Leut,
dej wuhne jetzt äm Altersheim,
dott iss „die Welt vuu heut.“

Quelle: Rita Rompel (Jahrbuch des Lahnkreises Limburg-Weilburg 2017)

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De Kathereinermarkt

Än de seschzischer Johrn gob et ach schon immer en Kathereiner Maat än Limbosch.
Et wor ans der gruße Erlebnisse fer die ländliche Bevölkerung.
Als klaner Dobsch dorft mer da mol met än die Stodt.
Mer hot sich det ganze Johr Notize gemocht, wot of dem Maat mer kaafe musste.
Im däj Johreszeit wor et da su däs mer e bisje Geld horre aus de Landwertschaft, weil mer Frischt und Gedoffel verkaaft horre u de Weiss Alois än Hollesse.

Die Oma iss da met mer em gout gefüllte Botmanee met em Laaderwecheltje än die Stodt gezue.
Fer meisch wor dot immer schun det ganze Johr e offreschend Erlebnis.
Da mer jo frujer kaum en Tort gebacke hot, iss mei Oma Maria met mer äns Kaffee Will än de Altstodt ängekehrt und hot uss e schie Tortestick bestellt.
Die Oma hot da dezou en Kaffe getrunke und eisch hun en än Kakao bestellt.
Suvill wie eisch was, sän die Wills an Limbosch noch met ussere Will’s Baldese off de Kreuzgass vu Linhollesse weitläufisch verwandt.

Nodem wu mer ängekehrt worn, ging et da off de Maat und die Oma hot do alles änkaaft, wot uss Familie gebraucht hot.
Et gob lange Unnerhose fer de Wänder, Pullover, Hinsche, Zippelmitsche, Socke, Kischemässer und noch vill mie.
Ed wurd da alles off det Laderwescheltje gelore, dot bäß zom Rand voll wor.
Naderlich musst eisch dot Wescheltje met hamzäje, wot iwwer de Hammerbärg ganz schie ustrengend wor.

Heut ze doch kräjt mer jo det ganze Johr alles än de Kaufhäuser, owwer naderlich gibt et ach noch heut än Limbosch de Kathreiner Maat.
Isch bän letztjohr iwwer de Maat gelaafe und do sän mer wirre alte Erinnerunge komme.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (2017)

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Ein Spaziergang durch Limburg

Vor einiger Zeit hatte ich ein Telefonat mit einem Herrn, der vor 20 Jahren berufsbedingt von Lindenholzhausen nach Taunusstein umgezogen ist. Er lebte mit seiner Familie einst in Lindenholzhausen und sagte mir, dass er mich gerne einmal treffen wolle, weil wir auch früher einen guten Kontakt hatten. Im Frühjahr haben wir uns in Limburg am Bahnhof getroffen.

Ich habe mit ihm einen kleinen Rundgang gemacht. Er war sehr erstaunt, was aus Limburg geworden ist. Besonders freute ihn die Fußgängerzone und der Vorplatz am Bahnhof. Wir gingen weiter in die Werkstatt und tranken einen Kaffee. Ich erklärte ihm, dass der nächste Bauabschnitt fertig gestellt sei und er war davon begeistert, was aus dem alten Ausbesserungswerk geworden ist. Vor allen Dingen sei er beeindruckt, dass auch in der Woche schon so viel Publikum die Werkstatt belebt.

Nach Beendigung des Rundgangs sagte er mir, dass er es wieder in Erwägung ziehe, zurück nach Lindenholzhausen oder Limburg ziehen. Die Verkehrsanbindung in Limburg habe er schon immer  geschätzt und die Anbindung an die ICE Strecke.

Fazit von ihm von Limburg und Umgebung: Die Stadt ist so lebenswert, dass er wieder zurück will.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (03/2017)

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Was unsere Kinder und Kindeskinder nie erleben werden - "Uhe's"

Liebe Fans, de Juhrgang ist traurig. Morgen endet nach über 60 Jahren die Ära unser aller Lieblings Schreib-, Haushalts-, Spielwaren und Geschenkartikelgeschäft "Uhe's".

Wir, de Juhrgang, möchten stellvertretend für alle Hollesser nochmal Danke sagen:

ihr habt unsere Kindheit und unsere Jugend so sehr verschönert, Kein Gang durch die Stiegelstraße war in unter 30min zu meistern, da man schon im Kindergartenalter jedes Mal alle Neuheiten und Angebote in eurem Schaufenster genauestens inspizieren musste. Hier wurden so manche Großeltern und Eltern in den Wahnsinn getrieben, wenn man mal wieder ein neues Spielzeug oder auch etwas Größeres wollte. “Hastja bald Geburtstag, mein Kind" haben wir als Antwort nicht gelten lassen. Man ist bei euch reingestürmt und hat sich mindestens ein "Gleiterflugzeug" gekauft - dafür hat das eigene Taschengeld meist gereicht, Wenn es dann vom Opa noch eine Playmobilfıgur gab, war der Tag gerettet. Und weil man so oft im Laden war, hat man oftmals noch eine Kleinigkeit von Ingrid geschenkt bekommen - der Tag war perfekt!

Schulzeit

In der Grundschulzeit musste man dann feststellen, dass Uhe's nicht nur ein Spiel- und Geschenk-, sondern auch ein Schreibwarengeschäft ist. Schreibwaren - das waren Dinge, die wir Kinder uns nie im Schaufenster angeguckt haben. Nun ja, nutzte ja alles nichts. Also lief es ab wie folgt: Nach dem ersten Schultag bekam man eine Liste von den Lehrern in die Hand gedrückt: 2x Heft DIN A4 kariert/zwei Ränder, 1 x Hausaufgabenheft, 2 x Heft DlN A5 liniert/ein großer Rand zum Korrigieren etc. Hier wusste man genau, was mittags zu tun ist - ab zu Uhe's, Dort war man schon auf den Ansturm der Schulkinder vorbereitet und bei Zubehör wie Prittstift, Bleistift und Radiergummi wusste Ingrid direkt zu helfen. Sie wusste immer, welche Kinder eingeschult wurden und kannte sich bestens aus, Somit bekam auch der vergesslichste und chaotischste unter uns noch den richtigen Umschlag für die Fibel oder das erste Rechenbuch. Zum Abschluss gab es noch einen Stundenplan zum Ausfüllen in die Hand und fertig war die Laube - dachten wir. Doch wir mussten feststellen, dass wir noch Füller, Patronen, Zirkelkasten, Wasserfarbkasten, Pinsel, Buntstifte, Filzstifte und viele weitere bis hierhin für uns völlig unbekannte Dinge brauchten. Alles kein Thema. Bei Uhe's wurde man beraten und bekam garantiert das richtige Material für eine erfolgreiche Schullaufbahn.

Fassenacht

Auch hier wusste man als Bub: Ob Cowboy, Ritter, Indianer oder Punker - die Pistole gibt's bei Uhe's. Also wieder das gleiche Spiel, 20 DM von de Mama bekommen und ab zu Uhe's. "Laut muss sie sein "durchbohren" muss man Sie können." Ingrid wusste sofort Bescheid, Ein gekonnter Handgriff in die Schublade, durch die man durch eine Glasscheibe reingucken konnte, und es wurden meistens zwei Exemplare ausgepackt und präsentiert. Sogar Probeschüsse waren hier und da möglich. Die Pistolen, die man nicht durchbohren konnte, wurden gar nicht erst angepackt. "Lass die Bube doch" war hier schon immer die Devise - ein spezielles Danke dafür! Pistole: 12 DM, vom Restgeld Munition und stolz wie Oskar heim - mittags mit den Kumpels im Wald verabredet um die "Dinger" einzuschießen. Am nächsten Tag zu Uhe's.,. nochmal Munition kaufen. Ach war das schön!

Jurrefätz - die geheime Schublade

Es ist ein Geheimnis, was von Generation zu Generation unter uns Kindern weitergegeben wurde. Bei Uhe's gibt es eine Geheime Schublade, Vor der Kasse stehend unten links auf der Erde. Hier sind Jurrefätz und andere Böller versteckt. Hier wurde alles, was nicht in der Silvesterzeit verkauft wurde gelagert und das Jahr über für "Eingeweihte Spezialkunden" verkauft- diesen Status hatten wir fast alle. Man durfte nicht unbegrenzt einkaufen. Ingrid hat immer von Fall zu Fall entschieden, wie viel Geschosse man abnehmen darf. Auch hier folgte wieder der immer gleiche Spruch „Ihr wisst ja …“. Meistens ist man zu zweit oder zu dritt nacheinander einkaufen gegangen um die "Beute" zu maximieren. Das wurde bei Uhe's natürlich sofort durchschaut, aber mit einem Lächeln und einem mahnenden Zeigefinger akzeptiert.

Dorfkindmomente

Während wir diesen Text schreiben, merkt man tatsächlich, was hier fehlen wird. Ali die schönen Erinnerungen werden wir irgendwann unseren Kinder und Enkeln erzählen. Das ist schwer vorstellbar. Unsere Großeltern erzählen immer mal von "Schmoale" oder "Franze" und fragen uns dann "Kinnst dau dott noch?"... So werden wir irgendwann von Uhe's erzählen, werden fragen "Kinnst dau dott noch?" und müssen dann feststellen, dass das alles vor deren Zeit war und in solcher Form gar nicht mehr existiert. Genau das haben wir versucht in diesem Text darzustellen. Uns fallen noch dutzende weitere "Uhe's Momente" ein.

Abschließend sagen wir nochmal:
Liebe Ingrid, lieber Berthold, liebe Familie Wagner,
DANKE FÜR ALL DIESE SCHÖNEN MOMENTE!
Wir werden Uhe's vermissen!

Quelle: de Juhrgang (03.02.2017)

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Die Linnhollesser Zeil domols (um 1960)

Wänn isch mer su die Wendelinusstroß, Kerschfelderstroß und Rübsangestroß betrocht. Wot wor dot än Geschäftsmeil, wot än Bracht:

  • Bei Bornsgäje kunnt mer en schiene Schoppe tränke.
  • Ach hot de Ferschter Werner als emol än der Kneip e Spezialkonzert gewwe.
  • Fu Stephans Schorsch konnt mer sich en schiene Godde uleje losse.
  • Bei Alexe Frida erm Mann kunnt mer sich e Auto reparern losse.
  • Bei Zohnisch gob et Flasch und Woscht und ganz frujer en Schnapsbrennerei vu Aschhorns.
  • De Fritz Rumpf hot Mann und Fraa die Hoor äm Salon frisert.
  • Geise Hein hot no em Krisch de Leut Kische und Schlofstobbe verkaaft.
  • Koldisch Katherina hot jeden Munat än Geise Hedwig erm Hob Kohle von der DB vu Haus zu Haus verkaaft.
  • Golschmitts Josef hot Gäul beschlu und Gummirolle gebaut.
  • Bei Hannes Waaner hot mer det Holz schneire losse und Wochererrer fer die Bauern mache losse.
  • Bei Langhobs hot de Goddeschreiner de Leut Holzorwete gemocht.
  • Et gob Brut bei Bäckerfranze und später wor do die Post.
  • Gejeiwwer bei Hilfrichs gob et en moderne Lebnsmittelgeschäft met Schaufenster vum Max Sabel, de vu Limbosch wor.
  • Bei Innets Maria wurde Molkereiprodukte verkaaft.
  • Hujneri Unkel Schorsch hot de Eber än seim Stall.
  • Brums Tante Zimmermann hot en Kolonialwarengeschäft.
  • U de Eck wor dem Icke sei Kneip wu mer Kott gespillt hot.
  • Off de anner Seit u de Eck wor die Berjemasterei, wu Norbert Löw Rathauschef wor.
  • Bei Baldese Franz hot mer die Hoor geschnirre kräjt, mer ging die huch Trepp än die Stobb.
  • Schmole Wertschaft wor de Stammsitz der Fußballer wu manch Sieg gefeiert wurd.
  • Die Kinner wurde äm Schwesternhaus betreut vu de Schwester Tranquilina und de Kaiser Bernadette.
  • Newer de Metzgerei vom Berthold woar die Drogerie vu Marlies Weckweth.
  • Et gob ach Flasch und Woscht bei Berthold Klein (Metzgisch).
  • De Schouster Schorsch Löw hot fer gout Schouwerk gesoscht.
  • Aach horre mer en Campingfabrik vum Jupp Röhrisch.
  • Äm Krug zum Grünen Kranze kehrte die Cäcilianer durstisch zor Prob än.
  • Aach hot de Lorenz und Erika die huch Trepp enoff noch Lebensmittel verkaaft.
  • Beim Pfaff än Franze Soal hun mer die Fuzzyfilme geguckt.
  • Det Masterschje hot de Leut die Wänd Tapezert und hot ach noch Lebensmittel.
  • Bei Herings gob et allerlei fer die Goddeverschönerung.
  • Brut und Kuche hot de Richard Fachinger gebacke (Kujet’s).
  • Bei Brahms Katherina kunnt mer die Wäsch mangele losse (Pierisch Katherina).
  • De Schaa hot frujer geschmidt und Fohrrärrer verkaaft.
  • Gejeiwwer heut Hilfrichs wor ach schun emol die Post.
  • Die Neu Berjemasterei wor uschließend newer em Kister Albert.
  • De Schneider Erich Giehl hot am verrässene Buchse geflickt.
  • Kohle hot mer ach vu Fuchse Hein geliwwert kräjt.
  • En Urisch Kneip wor ach bei Fuchse Jupp und bei de Kathrina.
  • De Tystaval Franz hot uss domols Kermes Dienstags mol en Glatz geschnirre (koom 1956 aus Ungarn).
  • De Schouhmachermaaster Bruno Mohler hot de Leut die Schou geflickt und neu besohlt.
  • De Keller Martin hot am vum Braubojer und Pötz e Radio verkaaaft.
  • De Weis Alwis und de Rainer hun de Leut Landesprodukte un de Bauern Straßel verkaaft.
  • Fer de Holzbau wor de Breser Hein zouständig off em Zämmerplatz.
  • Bei Riese Tante Klara kunnt mer alles u Lebensmittel änkaafe.
  • De Bogner de bei Zowwels Cili gewuhnt hot wor en Spezialist fer Radio und Fernseher.
  • De Lang Adolf hot zou seiner Zeit viel Handwerker aus Hollesse und Umgebung Arbeit und Brot gewe.
  • Än de Ballfabrik Minz sän domols Hula Hup Reife gemocht worn un Gummibäll und Roller.
  • Und hänne gejeiwwer vum Minz hot de Wahl än Hingelsfarm do kunnt mer äm Summer junge Hinkel kaafe.
  • Die ganze Familije hun vu dene Geschäfte bescheiden und glicklisch gelebt.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (10/2016)

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Gastwirtschaft „Zum grünen Kranz“

Liebe Erika Jung und Familie, ich habe von Christoph Schupp erfahren, dass ihr über Hollesse gesprochen habt und über die Cäcilia. Mir ist natürlich bekannt, dass eure Gastwirtschaft „Zum grünen Kranz“ genannt wurde. Gerne erinnere ich mich an die Zeit wo ich mit meinem Vater zur Singstunde im Vereinslokal der Cäcilia Gast sein durfte. Auch erinnere ich mich noch an Otto Schmidt von der Lindenmühle der im Winter den Sägemehl Ofen gefüllt hat. Es gab damals eine Gruppe Die Ofenrunde die sich nach der Probe um den Ofen scharte. Dabei war Langhobs Onkel Schorsch aus der Wendlinusstraße und Georg Schorsch Löw.

Auch ist mir noch Euer Kolonialwaren Laden geläufig wo man den Bimbes geholt hat. Von Uli weiß ich noch, dass er bei Baldese Anton Will auf dem Bauernhof war.

Nach den Singstunden war immer Stimmung in der Wirtschaft. Die Soleier waren immer etwas Besonderes zu dieser Zeit. Auch vom Onkel „Gruß Jaab“ (Jakob Rompel) gab es für uns jungen Sänger schon mal ein Glas Bier. Der "Weiss Alois" (Alois Rompel Landesprodukte) ließ bei einem gewonnenen Gesangwettstreit immer eine Runde springen.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (09/2015)

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De alte Sauerborn

Wänn mer bewusst dorsch die Brunnestroß gieht,
vu weirem schun die Trauerwei säjt.
Mer Hollesser kehrn dort oftmols ein,
dann kann et doch nor ussern Sauborn sei.

Off ner Schrifttofel et geschriwwe stieht,
wie lang de Brunne schun bestieht.
Oft kehr iesch än zu ahner Rast,
und bän ach gerne mol sein Gast.

De Sauborn Quell des Lewens iss,
und fer uss Hollesser en Seye iss.
Mer hot dort frujer met Tongruy det Wasser geholt,
denn domols gob et noch kann Wasser Wolf.

De Gesang vu Linhollesse su wäd gesoot,
hot alle Chörn zor Spitze gemocht.
Drum sän mer bekannt än aller Welt,
tränkt weirer de Sauborn de kost ach kaa Geld.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (2015)

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De Pingstritt zour Berger Kärsch

Än de Fufziger und Sechziger Johrn gob et noch en Pingstritt no Bräsche off die Berjer Kärsch.
Do sän die Ackergäul gesient worn.
Domols wor än Hollesse de Gruß Jaab de Initiator vu de Hollesser Bauern.
Än Hollesse gob et zou derer Zeit iwwer hunnert Gäul.
Schun Wuche fer Pingste sän die Gäul off Vordermann gebrocht worn.

Mundochs fer dem Ritt sän die Gäul gebotzt worn.
Samstochs fer Pingste iss mer än die Emsbach gerirre und hot die Gäul gewäsche.
Met em Striegel word die Mähne gekämmt.
De Schwanz word als Zopp gebunne.
Dot Wänderfell hot mer de Gäul obgebäscht bäss et geglänzt hot.

Det goure Koppgestell hot mer gesäubert und ängefett, bäss dot hochglänzent wor.
Däj Rosett u dem Koppgestell word da noch met Sidol poleert.
Mundochs hot mer da de Gäul fein säuberlich de Reitsoddel offgeleet.
Unn dann iss mer offgesässe und hot sich än de Wendelinusstroß met de Hollesser Reiter ängereit.
Naderlich horre mer ach en Standarde debei met usserm Symbol vu dem Wendelinuskapelltje.
Ach wor en Fuu debei däss mer än Bräsche wusst, wu mer herkume.

Mer worn noch nit rischdisch än Bräsche, do hot mer det Hinnerdal wie gedu.
Owwer mer musst halt doschhalle.
Än Bräsche um Rathaus bei de Kärsch hot mer sich getroffe met de Ackergäul und Reiter aus em ganze Kreis Limbosch.
Et koome Reiter vu Frickofe bäs än de Goldene Grund.
Sugor iss domols als de Bischoff vu Limbosch metgerirre und de Pfarrer Bernhard und de Dr. Stähler vu Bräsche.

Met feierlischer Bloßmusik iss mer dann Richtung Hollesse u de Brückemill verbeigerirre.
Und da de steile Weg huch zor Berjer Käsch.
Iwwerall hun um Wegrand Gläubige gestanne und hun uss begleitet.
Zu Spitzezeite solle sechshunnert Gäul met Reiter debei gewese sei.

No ner feierlische Andacht met Predischt, Gesang und Bloßmussik wurd dann die Feier beendet.
Die Gäul wurde da all vum Pfarrer gesient.
Sugor de Bischoff Dirichs wor als debei und hot Gäul und de Reiter de Seye gewwe.
Et wor e schie Erlebnis domols und en schie Traditju.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen, selbst erlebt 1958 (05/2013)

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Det Wegkreuz um Linhollesser Sauerborn

Det Wegkreuz u dem Sauerborn
dot stieht schun ville Johrn do.
E bissje verwerrert
und ach blass schun vu de Sunn.
De Herrgott owwer zou uss strahlt.

Wot kinnt de Herrgott uss all verzehle,
wu de do stieht schun all die Johrn.
Su mancher hot häj sei Gebet,
und ach sei Nöte ihm ugetru.

Voll Dankbarkeit gieht mer do hie,
wät mei Familie wirre gesund.
Mer hot oft Gebet fer Friede,
de nit herrscht off dieser Welt.
Und off de Bank hot mer verweilt,
su manche andächtliche Stund.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (2013)

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Dem Ede sei Fensterscheib (Bouwestreische vu domols)

Mer hot jo än de Kinnerzeit viel Zeit gehot,
und do hot mer et sich änfalle losse,
dem ahne oder annern en Streich ze spille.
Manchmol wor dot nit gewollt.
Eisch mahne die Folge vu dene Streiche.

Mer hun bei uss än de Kerschgasseck immer Fußball gespillt
und do iss ach emol en Schuß denewer gange.
Mer horre dem Rumpelswillems Ede en Scheib ängeschoasse.

Naderlich sän mer fortgelaafe fer Schreck,
ower de Ede wußt jo wu sei Pappenheimer deham worn.
Mer hun et da deham gebascht und de Ede hot uss stramm ugegeuckt,
ower mer stande auch zou dere Tat.

Annerndochs sän mer da bei de Ede und hun dot Fenster obgeholt
und hun dot zom Bauerhein, dem Schreiner än de Stillgass
gebrocht und neu vergloße losse.

Dochs droff hot de Bauerhein da dot goure Stick fertisch
und mer kunnte dem Ede det reparärte Fenster wirre änsetze.
Naderlich hot die Sach deham e Nospill.

Et gob 4 Woche ka Sundochsgeld und dot wor hoart.
Die Freunde hun sundochs bei Schmole Eis geholt
und hun uss veräppelt, däs mer ka Sundochsgeld kräjt horre.

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (2013)

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Gedicht zum Erntedank (Frühmorgens)

Beim Morgengrauen durch die Auen
ging ich zum Wald durchs grüne Feld.
Da sah ich in der weiten Ferne
ein Licht, das mehr und mehr erhellt.

Ein heller Punkt wird immer größer,
bis dann die ganze Sonne strahlt.
Ein neuer Tag füllt sich mit Leben,
was er uns wohl bringen mag.

Das Wild im Walde wurde munter
und zeigte sich an seinem Rand.
Ganz scheu und schüchtern ging’s hinunter
ins Tal, wo’s dann sein Futter fand.

Die Vöglein fingen an zu singen,
war das ein schöner heller Klang.
Man hört es in den Ohren klingen,
als wär es Gottes Lobgesang.

Den Tau auf Blumen und auf Blättern,
leckt die Sonne langsam auf.
Die Bienen fingen an zu summen
und nahmen dann den Nektar auf.

Die Bauern auf den Feldern pflügten
und säten dann den Samen aus,
dass diese sich auch gut entwickeln,
streuten sie noch Dünger drauf.

Dann brauchen wir noch Gottes Segen,
damit die Früchte gut gedeihen,
denn ohne sie können wir nicht leben,
drum wollen wir auch dankbar sein.

Quelle: Franz Rompel (Mensfelder Str.), Lindenholzhausen (2011)

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Det Schlochtfest än de 60er Johrn

Äm November no dem Ochte, doun äm Dorf die Bauern schlochte.
Schun des mojns frui um siwwe, wäd die Sau aus em Stall getriwwe.
Wot e Geschrei und wot en Hetze, fer Ingst dot die noch die Stalldeer fetze.
De Hotmanns Hein de stieht bereit und wetzt sei Mässer, däß et schneid.
Dot Ferkel dot iss schwer erschrocke und dout sich wehrn und ganz schie Bocke.
Doch dot gelingt dem Däjer nit, weil dot um Strick vum Hotmann hingt.
De Hein de dot sein Schußapperat hole, en Todesschrei wot e gejohle.
Und ich als Känd ich fass et nit, dot liewe Däjer lajt dut än de Bitt.
Die Mudder hillt jetzt heiße Brüh, och dot iss doch gornit schie.
Dink ich noch e halwes Johr zerick, gobs klaane Ferkel, welch e Glick.
Mer schält dem Wutzje ob die Borschte, däß die Woscht nit dot verroste.
Offgehunke wurd da dot Tier, fer uss und nochbersch Kinner hier.
De Hein de wor nit zu beneide und doat de Wutz de Bauch offschneire.
Und wot en Schreck und wot en Graus, die Därm fiele aus dere Wutz eraus.
Die Därm mer da noch säubern mußt und wurde de anner Doch gefüll met Woscht.
De Hotmann hot uss det Maul gemässe, däß mer ach e Wäschte kunnte Ässe.
Und weil mer dem Hein ze neugirisch worn ei verdeppelt, hot de uss ganz schie veräppelt.
Schickt mich und ach Weidebusche Werner de (Blitz), zom Nochber Ede - wot en Witz.
Verleje mer än de Nos dore Popele, mer solle bei der die Därmhuwwel hole.
Dem Ede fällt sein Nonume ein und päckt uss än en zentnerschwere Stein.
Mer muste uss gor kräftisch Plache und hun de Staa bein Hotmann getrache.
De Hein zu uss da schelmisch lacht, met euch hun eich en Spaß gemocht.
Domet de Ärjer iss vergässe, däft er met mer die Woschtsopp ässe.
Gemocht wurd Griweschmalz un Solwerknoche, die äm Kessel musste koche.
Dofu gobs da die Metzel sopp, die Wäscht hunke än de Räusch erstobb.
Und off em lange Besemstiel, wurde däj offgereiht zwische zwaa Stühl.
Und die gude Wörschtjesbrüh, brochte mer de Nochbern hie.
Ach worn debei geplatzte Wöscht, do worn die Nochbern voller Lüste.
Zum Schluss hot de Hotmann Hein us met bedocht. fer jeden ach e klaa Wörschje gemocht.

Lied: Wie herrlich schmeckt die Lewwerwoscht

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (2010)

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Linnhollesse mei Heimatdorf

Zwische Hügel layt versteckt,
usser Dorf äm Emsbachtal,
und die Emsbach dout sich wänne,
manchmol brat und manchmol schmol.

Von dem Naumer Bergesrücken,
vu weitem dau zwaa Kerche säyst,
ach dot Wändrot dout entzücke,
denn dort Linnhollese dich grüßt.

Wu äm Frühling Bäume stiehn,
Sträucher weiss äm Blütekranz,
wu Stroße führen ganz umworwe,
zou de Felder voller Glanz.

Wu äm Summer Chöre sänge,
fasst jede Johr e Festival.
Sangesfreunde aus Ost und Weste,
voller Jubel-voller Schall.

Wo äm Herbst die Leute ernte,
Früchte vu de Frühlingssaat,
vu Bauern wäd die Frischt geerntet,
Raps und Klie die letzte Mad.

Wän mer da fer em Wänder noch
die Gääscht bringt of die Felder rän,
hofft mer wirre of wot Neues,
wäd et wirre bestens wän.

Hofft mer da no all de Johrn,
däß Glick und Seje am beschert,
freut mer sich off die Gesundheit,
dann iss det Lewe lebenswert.

Dorim will eich niemols gieh,
fort vu diesem schöne Ort,
wu die Länne herrlich bluje,
mei Linnhollesse mei Heimatort

Quelle: Josef Friedrich, Lindenholzhausen (2008)

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De Kastanjebaam

Et wor emol en Kastanjebaam,
de stun äm volle Saft.
Do kum en mords Gewirrerstorm,
un hot en hinweggerafft.

Erscht fluh en gruße,dicke Ast
genau off die Weschespänn
un da noch off de Pavillion;
zom Glick satz do grod kaaner drän.

Da hieß et, de wär wohl änwinnisch hohl!
Un morsch bes off de Grund.
Un su schlu dim orme Kastanjebaam,
sei allerletzte Stund.

Mittwuchs kum die Feuerwehr
met allerlei Geräte.
Die Dauwe fluhe aus dim Baam
und funge u ze bete.

Zwaa Stunn später log e im
un wor gedauneklaa;
un traurisch satze drimmerim
de Däuwerisch un sei Fraa.

Un su sitze aach die Nochbern hej,
off em Trauerschank halt ewe.
En Kastanjebaam-Trauerschank,
hot’s su wot schun jemols gewe?

Egol, Schnaps ist Schnaps un hie is hie.
Vum Grill her rischt’s schun lecker.
Mer tränke off de duerre Baam
un die Gastgeber, dot Ehepaar Baecker!

Quelle: Ursula Kremer (Jahrbuch des Lahnkreises Limburg-Weilburg 2006)

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De Mudderdoochsstrauß

Die schienste Bloume dej bluihe äm Maaj,
de Grund defeer kann doch noor sei:
„Eisch brauch en Strauß zom gradeleern,
drim dout meisch nit beim plicke steern.“

Die allerschienste hänner’m Haus,
dej such eisch feer die Mudder aus;
unn sänn dobei su erschendwuu
vu änne raus su richdisch fruh.

En Mudder hu, dott iss e‘ Glick,
dott iss vum Himmel schunn e Stick!
Unn dobei kimmt meer än de Sänn,
däss eisch jo selwer Mudder bänn.

Ob daa die mei aach Bloume plicke?
Da muss eisch meisch jo grood verdricke,
sonst komme dej em Inn häi hie
unn fänne goor kaa Bloume mieh.

Se misste da rimmhärre laafe
unn dej Bloume aach noch kaafe?
Doch en Mudder läßt doch dett Beste aus,
feer enn selwer geplickte Strauß!

Quelle: Rita Rompel (Lindenholzhäuser Kalender 1988)

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De Werzwisch

De Werzwisch woor seit altersher,
e gout Rezept feer manch Maleer.
Dej ganze Kräuter,dej do dränn,
worn feer die Alte unn die Känn,
Die letzte Rettung än de Nuut,
unn hunn verhinnert oft de Duut!

Fer Ziehwieh, Leibwieh unn die Baa,
feer Seuche, Pest und Kolera,
feer’d Wuchebett unn feer de Dalles,
feer biese Geister, vej unn Alles!

Gott stieh mer bai - heut mus mer suche,
noo su’nem Kräutje-vejer Wuche,
weil mer dej nimmie find äm Feld,
suu hott verinnert sich die Welt?

Joo laaft noor änn die Apedeek,
anstott ze suche äm Gaaseweg,
Jungfer-Bettstruh, Jungferfloas,
Dunnerkräutje, Zittergroas,
Geeleraaforb, Herrgottsrock,
Bloutstrobbe, Asterntjer, Wermetstock,
Schofsrippe unn geele Schuckeltjer
um Saubornsweg er Gruckeltjer.

Stolze Heinrich uu de Bach,
Hall‘ die Aache off - bleib wach,
denn fellste än die Bach enänn,
kimmt Himmelfohrt „da leiste dränn!“

Quelle: Rita Rompel (Lindenholzhäuser Kalender 1987)

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De alde Wuu

Dee alde Wuu, do hänner’m Haus,
dee rouht sich vuu de Orwet aus.
Eisch kann’s äm Lewe nit vergässe,
als Känd hunn eisch do droff gesässe;
bei Rieh‘ unn aach bei grießter Hitze,
doo dorft eisch off em „Sitzbreet“ sitze.
Unn iss de Wooche ugefohrn,
hätt merr dett Glaachgewicht verlorn,
wänn de Vodder nitt im mein Rick,
die Hand geleet hott - dot wor’e Glick.

Die Gäul, dej wusste elaa de Weg,
do braucht mer naut ze su;
unn koome meer u dot „Gedoffelstick“,
do häil de Wooche uu.

Äm schienste wor die Middochs-Rast,
doo hunn eisch meisch gefreud,
merr souß äm Schoadde unnerm Wuu
met Mann unn Maus unn Leut,
unn feer uss Känn dett grießte Glick
met Quetschekraut e’ Bodderstick.

Unn owends ging et hamm änn die Scheuer,
vebai uu de Gedoffelfeuer,
beloore huch met schwere Seck,
doo bläib dem Wuu die Loft als wigg!
Dee hott gegackst, unn hott gekreckst,
suu ging dot jeden Dooch …
Kaa Wunner, de beste Wuu
kreijt aanes Doochs de „Schlooch“!

Su stieht ´e heut noch hännerm Haus
unn kaaner guckt en uu,
unn giehn eisch manchmol owends naus,
lee eisch die Hand doo dru.
Unn setz eisch meisch mool haamlich droff
mol säj, ob dees noch dout?
Kreckst dee zerick
„Och-loss meisch doch,
meer dout dej Rouh su gout!“

Quelle: Rita Rompel (1985)

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Dot Millrod

Änn de Wisse is en Mill,
doch dot Millroad dot stieht still,
hott sich schun e Lewe lang,
un noch mie gedreht,
kann dot nimie, is dot muid?
hunn eisch meisch gefreet.

Jeder Bauer hot sei Seck
prallvoll dohie gebrocht,
de Miller hot dey Kerner all,
restlos zou Mehl gemocht.
E hot dot Millroad nie gefreet,
dot sich gedreht äm Bach,
doo woore noch ka Stunn gezehlt,
dej zwa worn immer wach.

De Bach iss munder,wie eh un je,
dot Wasser rauscht un leeft,
eisch muß dot Millrroad wecke gie,
eisch glawe goor dot schleft.
Hot da dot Road met samt de Mill,
et Lewe ausgehaucht?
Mer scheint,dot Millroad mormelt still;
Eisch wän niet mie gebraucht.

Quelle: Rita Rompel (1985)

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De Liebaam

Et stieht an alte Liebaam,
äm Feld - dot heeßt mer Lieh,
nit nor bei Doch ach Nochts äm Tram,
do zejt et meisch suu hie.

De Baam iss gruß, de Baam ist alt,
de hot schun vill gesey,
äm Summer grui äm Wänder koahl,
och herr eisch dee bluß hey!

De Weg iss weit,bäs doo us Lieh,
doo wärste rischtisch muid,
und kimmste endlich da dohie,
iss schun die Sunn vergluiht.

Du leest deisch unne hie äns Groos,
un dinkst die Zeit stieht still,
de Himmel ruut - die Blerrer grui,
det reinste Forwespill.

De bässt zefrirre rundnerim,
de maanst - de kinnst vergässe,
doch hot nit än den huhe Baam,
det Lieweibje gesässe?

Dott haust schunn doo seit Ewichkeit,
die Alte douns verzehle,
et iss die allerhechste Zeit,
dou deisch vu danne stehle!

Sonst wärste noch zom Aderlaß,
do unnern Baam gezuhe,
ob dau ach ehrlich, redlich bäßt,
und niemols host geluhe?

Mach’s gout - mach’s gout mein Liehbaam,
wie korz nor wor dot Glick,
et treibt deisch ham, doch nochts em Traam,
giehst dau den Weg zerick.

Quelle: Rita Rompel (Lindenholzhäuser Kalender 1985)

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