Limburg-Lindenholzhausen. Pilgern auf dem Jakobsweg ist spätestens seit Hape Kerkelings Buch "Ich bin dann mal weg" wieder populär geworden ...

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Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei
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Dort liegt Santiago de Compostella: Die beiden Statuen erinnern an die Pilgerkönige. Dies waren die ersten Pilger in einer Gruppe, die die Kathedrale erspähten, Wolfgang Rathgeber war auf ihren Spuren unterwegs.Bild: Dort liegt Santiago de Compostella: Die beiden Statuen erinnern an die Pilgerkönige. Dies waren die ersten Pilger in einer Gruppe, die die Kathedrale erspähten, Wolfgang Rathgeber war auf ihren Spuren unterwegs.

Wolfgang Rathgeber aus Niederbrechen legte den 800 Kilometer langen Pilgerweg von St. Jean Pied de Port in Frankreich nach Santiago de Compostella in zwei Etappen während der Jahre 2008 und 2009 zurück.

Die Gäste einer spanischen Pilgerherberge hatten etwas zu erzählen: "Da ist ein Verrückter, der singt auf jedem Berg ein Halleluja." Nun ja, er habe nicht auf jedem Berg gesungen, berichtete Wolfgang Rathgeber im Pfarrzentrum St. Jakobus. "Nur auf denen, die mir besondere Mühe bereitet haben." Dennoch sei in diesem Augenblick der Name "Halleluja Man" geboren worden. Und so war dann auch der Titel des Reiseberichtes, den er auf Einladung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in Niederbrechen vortrug.

Ausgerüstet mit den Standardutensilien eines jeden Pilgers, einem Sonnenhut und einem Stock, stand er zu Beginn seines Vortrags vor den Zuhörern. "Den Jakobsweg geht man nicht so einfach", sagte der 51-Jährige. Man müsse schon eine große persönliche Schwelle überwinden, sowie etwas Zeit und Geld mitbringen. Er selbst habe Anfang Mai 2008 drei Wochen Urlaub genommen und dann die ersten 400 Kilometer bis Sahagún zu Fuß zurückgelegt. Die Tagesetappen schwankten dabei zwischen 16 und 42 Kilometer Länge. Der zweite Teil der Pilgerreise, bis Santiago de Compostella, folgte dann im Juni 2009. "Wenn man auf besonderen Komfort verzichtet und die Pilgerherbergen nutzt", seien die Kosten auch überschaubar, fügte Wolfgang Rathgeber hinzu. So habe die teuerste Übernachtung acht Euro gekostet, die billigste in Galizien drei Euro. Geschlafen werde in engen mit Doppelstockbetten ausgestatteten Räumen. Bis zu 76 Betten habe er in einem Raum gezählt. "Die Betten sind gut. Ein Problem ist es nur, wenn jemand schnarcht." Gute Ohren-Stopfen seien daher Pflicht. Bleiben dürfe man in einer Herberge nur eine Nacht. Am nächsten Morgen gehe es dann oft gezwungenermaßen weiter. Ausnahmen sind nur möglich, wenn eine Stadt mehrere Pilger-Herbergen habe, dann könne man auch länger bleiben.

Sportpilger und Edelpilger

Unterwegs begegne man ständig anderen Pilgern, die ebenfalls den Tausenden von gelben Pfeilen folgen, die die Strecke markieren. Von oben sehe der Jakobsweg daher aus wie eine Ameisenstraße. Wobei die Gruppe der Pilger recht heterogen sei. Da gebe es zum Beispiel die "Sportpilger", die jeden Tag eine Höchstzahl von Kilometern zurücklegen wollten, die "Edelpilger", die sich von der eigenen Haustür aus zu Fuß oder mit dem Fahrrad nach Spanien aufgemacht hätten sowie schließlich die "Altenpilger", die auch auf dem Jakobsweg nicht auf Komfort verzichten wollen. Recht schnell kristallisiere sich aber bei allen Pilgern ein gewisses Tagespensum heraus, so dass man auf den Etappen immer wieder denselben Personen begegne. "Manche auf dem Jakobsweg geknüpfte Freundschaften halten ein Leben lang."

In Santiago de Compostella sei es dann üblich, alle zu umarmen, die man auf dem Weg getroffen hat. "Ich habe mich dort während des ganzen Tages umarmt gefühlt. Aber ein Teil von mir wollte immer noch weiter. Meine Seele war noch nicht angekommen", sagte Wolfgang Rathgeber. Als er dann zum Gottesdienst in der Kathedrale gesessen habe, die Orgelmusik und der Gesang einsetzten, habe sich endlich die Anspannung gelöst und er sei in Tränen ausgebrochen. In diesem Augenblick sei seine Pilgerreise tatsächlich zu Ende gegangen. "Das Pilgern auf dem Jakobsweg verändert einen. Das passiert jedem. Man ist viel alleine und hat den Kopf frei, nachzudenken", sagte Wolfgang Rathgeber. Ob er denn auf seiner Pilgerschaft Gott begegnet sei? "Ja im Großen wie im Kleinen", sagte Wolfgang Rathgeber. koe (koe)

Artikel vom 17. Mai 2011, 03.23 Uhr (letzte Änderung 17. Mai 2011, 05.07 Uhr)
Die Versammlung wählte jeweils einstimmig mit einer Enthaltung Barbara Bäcker (CDU) zur neuen Ortsvorsteherin und Kurt Weyhrauch (SPD) zu ihrem Stellvertreter.