Limburg-Lindenholzhausen. „Wiederauf(er)stehen“, so hieß das Motto des großen Konzerts der Harmonie-Chöre im Gemeinschaftshaus in Lindenholzhausen - und ein Friedenskonzert sollte es sein ...

Der Männerchor der Harmonie zeigte wieder gesangliche Höchstleistungen - und spielte dazu auf der Glasharfe.FOTO: anneke JungBild: Der Männerchor der Harmonie zeigte wieder gesangliche Höchstleistungen - und spielte dazu auf der Glasharfe.FOTO: anneke Jung

LINDENHOLZHAUSEN - Die Harmonie-Chöre bieten ein tolles Konzertprogramm

Beides wurde sehr gelungen umgesetzt. Das Wiederauf(er)stehen sollte durchaus doppelsinnig sein. Zum einen bezog es sich auf das Wiederaufleben des Chorwesens nach zwei musikkulturell entbehrungsreichen Jahren. Aber auch das Auf(er)stehen aus Trümmern, die das Leben derzeit in vielfältiger Weise in vielen Teilen der Welt bietet, kam zum Ausdruck.

Viele Lieder thematisierten mit eindringlichen Texten Krieg und Frieden, Leben und Tod sowie die Ewigkeit. Dabei war die musikalische Stilistik sehr vielfältig, reichte von gregorianischen Gesängen bis zum Pop, von lateinischen Psalmen über romantische Gedichte bis hin zu Udo Lindenberg und John Lennon.

Eindrucksvoll demonstrierte die Harmonie an diesem Abend aber auch, was Kenner der Szene längst wissen, nämlich dass sich der ehemals reine Männerclub zu einer Plattform für alle singbegeisterten Menschen weiterentwickelt hat. Da singen kleine Kinder ab dem Vorschulalter, Teenies, junge Frauen und natürlich die Männer.

Schon die Kleinen im Kinderchor Young Harmonists stehen aufmerksam auf der Bühne, beherrschen ihren Text und sind stimmlich auf einem für diese Altersgruppe ungewöhnlich guten Niveau. Toll, wie sie das Lied „Wir machen uns auf den Weg“ mit kleinen Soli und „Mein kleiner grüner Kaktus“ voller Power vortrugen. Mit größter Selbstverständlichkeit erklang anschließend das alte Volkslied „Kein schöner Land“.

Der Jugendchor Young Harmonists war ganz auf der Popschiene unterwegs. Stilsicher im Klang und tiptop in der Intonation bei den mehrstimmigen Sätzen trugen sie eindringliche Lieder wie „Wozu sind Kriege da“ von Udo Lindenberg oder „Something Told The Wild Gees“ von Sherri Porterfield und Rachel Field vor.

Bestens geschulte Stimmen

Mit den Vocal Girls wächst bei der Harmonie ein kleiner, aber sehr feiner Frauenchor heran, auf dessen Entwicklung man gespannt sein darf und bei dem das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. Bestens geschulte Stimmen, ein entspannter, elastischer Klang, große Sicherheit in allen chorwichtigen Parametern wie Intonation oder Aussprache und eine beeindruckende, lebendige Performance zeichneten den Auftritt der 14 jungen Damen aus. Anrührend gelangen Songs wie „Vem kan segla“ bearbeitet von Erik Esenvalds, „Down In The River“, arrangiert von Nick Begbie oder der irische Folksong „Parting Glass“ in einem Arrangement des Frauenfolktrios „The Wailin’ Jennys“.

Alle drei jungen Ensembles werden geleitet von Dorothee Laux und man merkt sofort, dass da jemand mit großer musikalischer Kompetenz, aber auch mit ganz viel Liebe zur Sache und großem persönlichem Engagement dabei ist.

Glücklich schätzen kann sich die Harmonie, dass sie gleich zwei Chorleiter dieser Qualität besitzt. Mit Jürgen Fassbender steht seit einigen Jahren einer der Besten dieser Zunft am Pult des großen Männerchors, gewissermaßen das Flaggschiff der Harmonie. Und der tut diesem Chor ausgesprochen gut. Die Herren waren schon immer Garanten für vokale Höchstleistungen, aber wer sie jetzt nach längerer Pause hörte, konnte feststellen, dass da durchaus an einigen Schräubchen zur Feinabstimmung in die richtige Richtung gedreht worden ist. Ein warmer, entspannter, trotz der großen Zahl sehr wandlungsfähiger Chorklang, schöne, leichtgängige Einzelstimmen, druckfreie, entspannte Gestaltung verhalfen zu stimmungsvollen Interpretationen. Fassbender lässt die Herren an der langen, aber durchaus vorhandenen Leine laufen, ermutigt ohne zu forcieren und erwartet auch eine gewisse Wandlungsfähigkeit. So gelingen gregorianische Gesänge wie das „Da Pacem Domine“ zu Beginn ebenso eindringlich wie das traditionelle „Danklied“ von Mathieu Neumann oder der Spiritual „There Is A Balm In Gilead“ von R. Lee Gilliam.

Offen für Neues

Dass die Sänger auch immer wieder für Neues offen sind, zeigten spannungsreiche Kompositionen wie „Trees“ von Erik Esenvalds, „Media Vita“ von Michael McGlynn oder „I Saw Eternity“ von Paul Mealor mal mit Glasharfe, gespielt von mehreren Sängern, mal mit Solisten oder rhythmischer Begleitung und Mitwirkung des Sopransaxophonisten Thomas Kilian. Die Begeisterung der Zuschauer und der langanhaltende Beifall wurden mit dem „Lindenbaum“ von Franz Schubert belohnt.

Ein großartiges Konzert, das für Liebhaber der Chormusik eine Wohltat nach so langer Abstinenz war. anneke Jung

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.