Limburg-Lindenholzhausen. Wer in diesen Wochen zwischen Weihnachten und Ostern die St. Jakobus-Kirche im Stadtteil Lindenholzhausen betritt, erlebt eine Besonderheit ...
Bild: Die umgewandelte Weihnachtskrippe dient in der Kirche St. Jakobus bis Ostern zur optischen Darstellung des Evangeliums. FOTO: DIETER FLUCK
LINDENHOLZHAUSEN - 41 Figuren stellen das Evangelium bis Ostern dar - 6000 Euro für Anschaffung gesammelt
Die Weihnachtskrippe, die seit dem ersten Advent in acht unterschiedlichen Darstellungen die biblischen Schilderungen rund um die Geburt Jesu anschaulich machte, wurde nicht - wie allerorts üblich - an Maria Lichtmess (2. Februar) abgebaut und bis zum nächsten Mal eingemottet. Die Krippenlandschaft steht immer noch und hat eine neue Bedeutung der Verkündigung gefunden.
Es ist Jahre her, da haben engagierte Christen schon einmal daran gedacht, die einer Landschaft im Mittleren Osten nachempfundene Fläche zur figürlichen Gestaltung der sonntäglichen Evangelien zu nutzen. Diese schöne Idee scheiterte damals an den Kosten für die Beschaffung weiterer geeigneter Figuren. Es war die evangelische Mitbürgerin Fritzi Töpfer, die die Hollesser Krippenbauer im vergangenen Jahr mit selbstgebastelten Figuren auf den Geschmack brachte, wie so etwas aussehen könnte.
Nachdem das Beispiel auch den Pfarrgemeinderat beeindruckte, wurde beim Verein "LEA-Erzählfiguren Deutschland" angefragt, der sich die Verbreitung von biblischen Erzählfiguren zur Aufgabe gemacht hat. LEA steht für Lebendig, Erzählen, Ausdrücken. Die Entscheidung fiel auf Sibylle Wahl, die Vereinsvorsitzende und Kursleiterin in Burbach/Siegerland, die solche Puppen herstellt, deren Ursprung in der Schweiz liegen. Dort wurden schon in den Dreißiger Jahren einfache Biegefiguren angefertigt, mit denen Märchen erzählt und biblische Geschichten dargestellt wurden.
"Sibylle Wahl kam zu uns und hat mit uns die Figuren durchgesprochen", berichten die Frauen aus der neunköpfigen Gruppe, die sich bei der Umsetzung des Projekts engagieren.
Die Krippenbauer von St. Jakobus begaben sich nunmehr auf Sponsorensuche. Winfried Breser, der seinerzeit die Wurzelkrippe herstellte, brachte samt seiner Mitstreiter beachtliche 6000 Euro zusammen, die die Anschaffung von 41 in Handarbeit angefertigten Figuren ermöglichten, die in dieser Zeit bis Ostern das im Lukas-Evangelium geschilderte Geschehen auf der zehn Quadratmeter großen und beleuchteten Fläche nun auch optisch ausdrücken.
Das jeweils wechselnde Evangelium ist im Original auf einer Tafel und in kindgerechter Kurzfassung gesondert nachzulesen. Es handelt in diesen Tagen von Jesus und den Jüngern, die von einem Berg hinabsteigen. Viele Menschen aus ganz Judäa, Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon strömen herbei, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden.
"Haut- und Haarfarben (Lama-Fellhaare) wie auch die Kleidung wurden von uns ganz bewusst gewählt", sagt Breser. Das Besondere an den 25 bis 30 Zentimeter großen Figuren sei ihre Beweglichkeit ("man kann sie auch setzen") sowie der Verzicht auf einen Gesichtsausdruck. "Sie sollen an ihrer Kleidung erkennbar sein, die ausgewechselt werden kann, wie auch Bärte neue Träger finden können." Außer den Personenfiguren, darunter Römer und Pharisäer, sind Tiere zu sehen: Zehn Ziegen und Schafe, zwei Esel, ein Hund. Sogar ein siebenarmiger Leuchter, auch Menora genannt, kommt zum Einsatz. Die Gestaltung des Sees Genezareth mit Fischerbooten wird ebenso vor Augen geführt.
Die unterschiedlichen Abläufe sind mit einiger Arbeit verbunden, die vom Krippenteam als eine eigene Variante zur Verkündigung gerne übernommen wird. Besonders interessant dürften die Szenen in der Karwoche und zu Ostern werden, wenn in täglichen Wechseln der Leidensweg Jesu vom Einzug in Jerusalem bis zum letzten Bild, der Auferstehung an Ostern dargestellt wird. Die Bilder sind auch auf Facebook unter "Pfarrgemeinde St. Jakobus Lindenholzhausen" einsehbar. dieter fluck
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.