Limburg-Lindenholzhausen. In diesen Tagen, da sich viele Menschen, darunter zahlreiche Schulklassen, mit den Gräueltaten des Nazi-Regimes befassen, jährt sich zum 75. Mal der Todestag des Limburger Bischofs Antonius Hilfrich ...

Bischof Antonius Hilfrich beim Verlassen des Limburger Domes repros: Dieter fluckBild: Bischof Antonius Hilfrich beim Verlassen des Limburger Domes repros: Dieter fluck

LIMBURG - Heute vor 75 Jahren starb Dr. Antonius Hilfrich

Der aus Lindenholzhausen stammende Oberhirte positionierte sich gegen die Massenmorde und erhob seine Proteste mit bewundernswertem Mut. Er überlebte den Zusammenbruch des sogenannten Dritten Reiches nur knapp zwei Jahre. Er starb am 5. Februar 1947.

Antonius wuchs als fünftes Kind von zwölf Geschwistern in der Familie des Hollesser Bauern Joseph Hilfrich und seiner Ehefrau Anna Maria, geborene Rompel, auf. Zwei Kinder verstarben schon früh. Die Frömmigkeit seiner Eltern wie auch der Mitmenschen seines katholisch geprägten Heimatdorfes waren maßgebend für Antonius sowie seine älteren Geschwister Joseph und Anna Maria, sich geistlichen Berufen zuzuwenden. Joseph war zuletzt Stadtpfarrer in Frankfurt, Anna Maria ging zu den Dernbacher Schwestern, pflegte alte und kranke Menschen.

Nach der Schulzeit am Bischöflichen Knabenkonvikt in Montabaur studierte Antonius Hilfrich in Rom und promovierte dort - wie zuvor sein Bruder - zum Doktor der Philosophie und Theologie. Nach seiner Priesterweihe 1898 in Rom wirkte er zuerst als Kaplan in der Diasporagemeinde Weilburg und wurde nach einer Zwischenstation in Frankfurt 1902 Regens am Konvikt in Hadamar. Von 1911 an war er fast 20 Jahre Pfarrer in Wiesbaden, ab 1927 Stadtpfarrer. Dass Antonius Hilfrich der achte Bischof von Limburg wurde, verdankt er hauptsächlich seinem kranken Vorgänger Augustinus Kilian. Dieser hatte gewünscht, dass Hilfrich ihm als Koadjutor unterstützend zur Seite gestellt werde.

Nach dem Tod von Bischof Kilian

Am 31. März 1930 ernannte Papst Pius XI. Hilfrich zum Titularbischof mit den Aufgaben eines Weihbischofs, verbunden mit dem Recht der Nachfolge. Die Weihe vollzog am 5. Juni der Freiburger Erzbischof Karl Fritz in der St.-Bonifatius-Kirche in Wiesbaden. Nach dem Tod von Bischof Kilian am 30. Oktober desselben Jahres wurde Bischof Hilfrich am 8. Dezember im Limburger Dom inthronisiert. Am Vorabend begrüßten die Limburger ihren neuen Bischof in einer Festveranstaltung in der überfüllten Turnhalle unter Mitwirkung des Domchores, der beiden Limburger Gesangvereine und Bürgermeister Dr. Marcus Krüssmann.

Hilfrichs Amtszeit als Oberhirte des Bistums Limburg fiel in die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten. Zwar wird er von den Historikern nicht als unerschrockener Kämpfer vom Schlage seines Münsteraner Amtsbruders van Galen bezeichnet, sondern mehr als ein bedächtiger und vorsichtiger Glaubensmann charakterisiert. Dennoch ist er als Gegner des Regimes den politisch Verantwortlichen mehrfach in die Parade gefahren.

So verbot er am 9. Februar 1933 den Gottesdienstbesuch in Nazi-Uniformen und wandte sich 1935 im Frankfurter Dom vor tausenden Jugendlichen gegen die Störung von Gottesdiensten durch politische Veranstaltungen und zunehmende Beeinträchtigungen des Religionsunterrichts. Der Bischof warnte vor gravierenden Eingriffen in das kirchliche Leben. Als er sich am Georgstag 1939 in einer Predigt vor 3000 Männern gegen die Wegnahme karikativer Einrichtungen wandte, befürchteten Gläubige bereits seine Inhaftierung.

Doch Bischof Hilfrich ließ nicht nach und bewies Mut. Am 13. August 1941 protestierte er in einem Schreiben unter anderem beim Reichsjustizministerium gegen die Ermordung behinderter und kranker Menschen in der Tötungsanstalt Hadamar, die durch die sogenannte T4-Aktion umgebracht und anschließend verbrannt wurden. Der Bischof wies darauf hin, dass selbst Schulkinder der Umgegend die Omnibusse kennen und mit der Bemerkung charakterisieren: "Da kommt wieder eine Mordkiste." Nach der Ankunft der Omnibusse beobachteten die Bürger dann den aufsteigenden Rauch aus dem Kamin der Anstalt.

"Hungerkuren" und Medikamente

Wörtlich schrieb Bischof Hilfrich: "Es ist der Bevölkerung unfaßlich, daß planmäßig Handlungen vollzogen werden, die nach Paragraph 211 des Strafgesetzbuches mit dem Tode zu bestrafen sind!" Und er fuhr fort: "Beamte der geheimen Staatspolizei suchen, wie man hört, das Reden über die Hadamarer Vorgänge mit strengen Drohungen zu unterdrücken." Das Schreiben wurde der Öffentlichkeit im Rahmen der Nürnberger Prozesse bekannt.

Hilfrich bat den Reichsminister, "weitere Verletzungen des fünften Gebotes verhüten zu wollen". Nach entsprechendem Widerstand auch aus der evangelischen Kirche wurden auf Weisung Hitlers am 24. August 1941 zwar die Massentötungen ausgesetzt, von Mitte 1942 an aber die Aktion mit "Hungerkuren" und Überdosen von Medikamenten wieder aufgenommen. Gegen die Verhaftung und Sanktionierung einiger seiner Priester konnte Hilfrich wenig erreichen.

Den Bischof aus Lindenholzhausen bewegte eine tiefe Herz-Jesu-Verehrung und marianische Frömmigkeit. Er führte 1943 das Fest "Maria, Mittlerin der Gnaden" ein. Bischof Dr. Antonius Hilfrich verstarb in Limburg am Vormittag des 5. Februar 1947 in Anwesenheit des Kölner Kardinals Frings. Er wurde 73 Jahre alt, war über 49 Jahre Priester und übte das Bischofsamt fast 17 Jahre aus. dieter fluck

Vortrag in der Pfarrkirche Lindenholzhausen

"Bischof in schweren Zeiten - Zum Todestag von Antonius Hilfrich 1947" - unter diesem Titel findet am Sonntag, 6. Februar, um 19.45 Uhr (nach dem Gottesdienst) ein Vortrag in der Pfarrkirche Lindenholzhausen statt. Hilfrich stammte aus Lindenholzhausen. Anlässlich seines 75. Todestages referiert Prof. Dr. Matthias Kloft. Es gilt dort die 3G-Regel. red

Der Limburger Bischof Dr. Antonius Hilfrich lebte von 1873 bis 1947. repros: Dieter fluckBild: Der Limburger Bischof Dr. Antonius Hilfrich lebte von 1873 bis 1947. repros: Dieter fluck

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.