Limburg-Lindenholzhausen. Der Ortsbeirat und viele Landwirte in Lindenholzhausen sind sauer. Im Hintergrund arbeitet die Energieversorgung Limburg (EVL) an einem 28 Hektar großen Solarpark auf Lindenholzhäuser Gemarkung zwischen der A 3 und dem Radweg Richtung Linter ...

Ein 28 Hektar großer Solarpark soll zwischen der A 3 und dem Radweg Richtung Linter entstehen. FOTO: robin klöppelBild: Ein 28 Hektar großer Solarpark soll zwischen der A 3 und dem Radweg Richtung Linter entstehen. FOTO: robin klöppel

LINDENHOLZHAUSEN - "Wertvolles Ackerland wird versiegelt"

Den Grundstückseigentümern wurden bereits lukrative Angebote gemacht, die Flächen zu verpachten. Doch am Montagabend wollte den örtlichen Mandatsträgern und zahlreich erschienenen Bürgern niemand für eine Diskussion zur Verfügung stehen.

Wie Ortsvorsteherin Barbara Bäcker (CDU) berichtete, habe die Stadt Limburg von Anfang an keinen Vertreter schicken wollen. Ein Vertreter der EVL habe zunächst zu-, dann aber wieder am Morgen vor der Ortsbeiratssitzung abgesagt. Auch gegenüber dieser Zeitung mauert die EVL. "Leider musste unsere Teilnahme an der Ortsbeiratssitzung heute Abend kurzfristig abgesagt werden. Daher können wir Ihnen aktuell keine Auskunft über das Projekt erteilen", schreibt Pressesprecherin Laura Keiper.

Wie Bäcker berichtete, habe Bürgermeister Dr. Marius Hahn (SPD) ihr angeboten, das Projekt in der Umweltausschusssitzung des Limburger Stadtparlamentes im März vorzustellen. Dazu könnten dann interessierte Lindenholzhäuser nach Limburg kommen. Doch der Ortsbeirat Lindenholzhausen möchte sich damit nicht abspeisen lassen, da der normale Bürger bei einer Umweltausschusssitzung, wie Bäcker sagte, kein Rederecht besitze.

Sondersitzung beschlossen

Einstimmig beschlossen die fünf anwesenden Vertreter der CDU sowie SPD-Vertreter Gerhard Voss, noch für Februar zu einer Sondersitzung einzuladen, bei der sowohl ein Vertreter der Stadt als auch der EVL für Rückfragen zur Verfügung stehen sollen. Der Solarpark soll immerhin so groß wie 40 Fußballfelder werden, würde somit laut Aussagen von betroffenen Landwirten wertvolles Ackerland in erheblicher Größe zerstören.

Ebenfalls werde der als Standort für den Solarpark angedachte Bereich von Bürgern rege als Naherholungsgebiet genutzt. Von daher findet es Barbara Bäcker keinen schönen Zug, dass der Ortsbeirat nicht offiziell über das Projekt informiert worden sei, sondern erst über Dritte davon Kenntnis bekommen habe.

Die Ortsvorsteherin betonte: "Das Thema ist für Lindenholzhausen von großem Interesse. Hier gibt es dafür sehr viel Gegenwind." Da der Solarpark viele Menschen im Ort betreffe, bestehe der Ortsbeirat darauf, dass die Verantwortlichen nach Lindenholzhausen kämen. Gerhard Voss sagte übereinstimmend, dass auch die SPD-Fraktion im Ortsbeirat das Vorgehen kritisch sehe. Voss ärgert sich, dass Bürgermeister Hahn öffentlich einfach behauptet habe, dass das Projekt für die Landwirte kein Problem darstelle. "Wir sind gewählt, um die Interessen der Bürger zu vertreten", sagte Voss. Von daher gehört es sich seiner Meinung nach nicht, dass das Thema nur im Ausschuss und nicht vor Ort besprochen werden solle.

Frank Zuleger (CDU) wurde deutlicher: "Es ist eine Frechheit, dass heute keiner gekommen ist". Die EVL sei immer noch eine Tochter der Stadt, und daher müsse auch ein Vertreter der Stadt für Fragen zur Verfügung stehen. Eine betroffene Landbesitzerin erklärte in der Sitzung, dass sie Aussagen der für das Projekt Verantwortlichen, es handele sich um minderwertiges Land, unverschämt finde. Hier beginne der Goldene Grund und das Land für die Bewirtschaftung sei nicht schlecht. Die Pachtverträge über das Projekt sollten 40 Jahre laufen.

Ein betroffener Landwirt erklärte, dass entlang der Autobahn ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren ausreiche. Folglich hätten die Verantwortlichen überhaupt kein Interesse daran, ihre Pläne öffentlich zu diskutieren. Wenn sie genügend Land von den Eigentümern anpachten könnten, sei das Projekt nicht zu verhindern.

Ein Landwirt meinte, dass er Verständnis dafür habe, dass Grundstückseigentümer sich Gedanken über eine Verpachtung für einen Solarpark machten, denn hierfür bekämen sie die zehnfache Pacht als von den Landwirten. Von daher sei es wichtig, die Landbesitzer auf die dahinterstehende Problematik aufmerksam zu machen. Der Kirchengemeinde gehörten auch Teilflächen, und die solle sich auch über das Thema Gedanken machen. Man nehme große und wertvolle Flächen 30 Jahre aus der Produktion und habe dort am Ende dann Sondermüll auf den Flächen stehen. Er warnte davor, in Limburg immer weiter in großem Stil wertvolle Ackerböden zu versiegeln. Lindenholzhausen sei noch einer der Limburger Stadtteile, in denen es genügend Landwirte und Direktvermarkter gebe. In manchen Stadtteilen gebe es aber schon längst nichts mehr.

Ein anderer Landwirt ärgert sich, dass ein solches Projekt überhaupt ins Spiel gebracht werde, wo es in Limburg noch viele ungenutzte Dachflächen gebe, auf die Photovoltaikanlagen gestellt werden könnten. Er ist richtig sauer, dass die Stadt Limburg sich um jede Umsiedlung eines Betriebes mit 20 Mitarbeitern kümmere, ihr aber die Zukunft von 15 Landwirten in Lindenholzhausen offenbar egal sei.

Die Betriebe vor Ort möchte auch Barbara Bäcker gerne erhalten: "Bei den direkt vermarkteten Produkten wissen die Bürger wenigstens, was drin ist." CDU-Ortsbeiratsmitglied Carina Schneider betonte: "Wir haben top Böden. Die können wir nicht für einen Solarpark verschenken."

robin klöppel

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.