Limburg-Lindenholzhausen. Mit einem künstlerischen Paukenschlag meldete sich die "Harmonie" mit ihrem Dirigenten Jürgen Faßbender nach der Corona-Zwangspause auf dem Konzertpodium im Bürgerhaus Lindenholzhausen zurück ...
Bild: Der Bundesjugendchor unter der Leitung der Professorin Anne Kohler bei seinem Konzert im Bürgerhaus von Lindenholzhausen. FOTOS: HÄRING
LINDENHOLZHAUSEN - Gesangverein "Harmonie" präsentiert Bundesjugendcho
Nach zartem Beginn brach sich schnell das Licht Bahn mit "In the Beginning", verstärkte sich in Herzogs "Jener Nacht" mit Schubertzitaten über intonatorisch heiklen Klangflächen zu "Sei gutes Muts" und mündete in Schuberts "Widerspruch" in der Sehnsucht nach Unendlichkeit. Für die neu beschrittenen künstlerischen Wege des renommierten Männerchores steht exemplarisch "I Saw Eternity" des walisischen Komponisten Paul Mealor.
Über der barocken Textgrundlage von Henry Vaughan entfalten sich über dem Anfangsbordun der Chorbässe vielschichtige Farben mit Thomas Kilian und Solo-Saxophon und Jonas Fachinger mit den Wind Chimes, Vokalsolisten (Nikodemus Giehl, Tenor und Andreas Jung, Bariton) und ein klanglich gut zupackender Chor.
Ein denkwürdiger Neuanfang, der thematisch das dreiteilige "Alpha & Omega" Programm des Bundesjugendchores bestens einleitete. Die jungen (handverlesenen) Choristen zwischen 18 und 26 Jahren eröffnen mit Schumann und Brahms: Vier doppelchörige Gesänge op. 141 und die Fest-und Gedenksprüche op. 109.
Um es gleich vorweg zu sagen: Was die bravouröse Dirigentin Anne Kohler - zusammen mit ihrem Team der Besten: Sibylla Rubens und Jens Hamann - in wenigen Monaten aufgebaut hat, ist einfach einzigartig. Da werden Schumanns "Sterne in des Himmels Ferne" nicht mit einem vordergründigen crescendo bedacht, sondern mit einem inneren Glühen besungen, die Tenöre eröffnen das "Ungewisse Licht" mit atemberaubender Homogenität, die durchweg gegebenen solistischen Fähigkeiten blitzen erstmals im "Endlich schimmert's von fern" auf, die subtile Textausdeutung, lebendige Phrasierung, klangliche Klarheit, die immer auch noch um Wärme bemüht ist, und das stets sorgsame Ausloten aller dynamischen Ausdrucksmöglichkeiten nehmen einfach gefangen.
Im zweiten Programmteil werden drei Motetten des Universalgenies Orlando di Lasso aus dem 16. Jahrhundert jeweils mit einer zeitgenössischen Vertonung verbunden: Auf "Furcht und Zittern sind über mich gekommen" folgt Wolfgang Rihms Stück "Mit geschlossenem Mund" (1982) - stumme Schreie, die die Gewaltherrschaft in Argentinien anprangern. Auf "sein himmlischer Lohn ist reicher" folgen drei Jubelpsalmen in Jonathan Harveys "Plainsongs For Peace and Light"; mit verwobenen Klangflächen über den schlichten, gregorianischen Chorälen. Schließlich wird dem virtuosen "In hora ultima", das kraftvoll, anklagende "In tempore belli" von Hendrik Hofmeyr nachgestellt.
Die Uraufführung "Innen" von Kathrin A. Denner wurde während der Corona-Pandemie komponiert und scheint einen Bezug zum Werk ihres Lehrers Wolfgang Rihm ("Mit geschlossenem Mund)" aufzugreifen. Hier noch gestisch durch die Hand verstärkt, die den Mund in verschiedenen Abstufungen verschließt, so dass ein Aufschrei, ein Hilferuf aus der Beklommenheit heraus nicht mehr möglich scheint. Die Töne werden bewusst zu hoch oder tief bis zum Vierteltonambitus intoniert. "Zum Verirren gibt es in der Einsamkeit ebenso gut Wege", singt die Altsolistin in ihrem berückenden Solo.
Im abschließenden titelgebenden Werk "Alpha and Omega" von James MacMillan bündelt der Chor seine mächtige, kompakte Strahlkraft. Die Herrenstimmen besingen eindrücklich "die Hütte Gottes bei den Menschen", ehe dann der Gesamtchor im kultiviertesten dreifachen Forte proklamiert: "Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende".
"Phänomenal - Standing Ovations!". Martin Winkler
Bild: Ein begeistertes Publikum zollte den beiden Chören beim Matineekonzert im Bürgerhaus von Lindenholzhausen lautstarken Applaus.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.