Limburg. Wer Industrie- und Gewerbeflächen in Limburg sucht, wird vor allem in Offheim, der Kernstadt und Dietkirchen fündig. In den beiden Stadtteilen wünscht man sich eine gerechtere Verteilung ...
Linter und Ahlbach ganz am Ende der Liste
VON STEFAN DICKMANN
21 Prozent - diese Zahl wird in Offheim Wasser auf die Mühlen der Bürgerinitiative sein, die gegen zusätzliche Gewerbeflächen im fast 2600 Einwohner großen Stadtteil kämpft. 21 Prozent beträgt der Anteil von Industrie- und Gewerbegebieten in der Gemarkung. Damit nimmt Offheim den Spitzenplatz ein. Auf Platz zwei liegt die Kernstadt (17,3 Prozent), auf Platz drei folgt Dietkirchen (14,5 Prozent).
Günstige Lage an B 49
Der hohe Anteil an Industrie und Gewerbe ist in Offheim hochumstritten. Die Bürgerinitiative befürchtet mit jeder weiteren Gewerbeansiedlung einen Verlust der Wohnqualität durch den Wegfall landwirtschaftlich genutzter Flächen, die in den Stadtteilen eine wichtige Funktion als Naherholungsgebiete haben.
Mehr als 15 Prozent der Flächen in Offheim werden schon heute von Gewerbetreibenden genutzt, 21 Prozent sind es mit der beschlossenen Erweiterung des Gewerbegebiets "Nördlich der Kappelstraße", und zwar dem Abschnitt II. Die Flächen in Abschnitt I verkaufte die Stadt innerhalb kurzer Zeit.
Die günstige Lage Offheims direkt an der B 49 ist für diesen Stadtteil Fluch und Segen zugleich. Die vierspurige Bundesstraße übernimmt quasi die Funktion einer Autobahn. Und wer in Offheim auf die B 49 fährt, ist gleich auf der A 3. Und genau diese Nähe zu den zwei wichtigsten Verkehrsadern in der Region machen den Standort Offheim für Firmen so attraktiv.
Die Stadtteile Staffel (4,9 Prozent), Eschhofen (3,5 Prozent), Lindenholzhausen (2,4 Prozent) haben einen deutlich geringeren Anteil an Gewerbe. Fast keine Gewerbeflächen gibt es in Linter (0,6 Prozent) und Ahlbach (0,6 Prozent), wobei im nördlichsten Stadtteil das neue Gewerbegebiet "Im Mergel" schon berücksichtigt ist.
Erschrocken vom hohen Gewerbeanteil in Offheim zeigte sich im Ausschuss Stadtverordnetenvorsteher Stefan Muth (CDU); er wohnt in Offheim. "Für die Offheimer ist das schwer nachvollziehbar", sagte er. Dabei geht es im Kern um die Forderungen in Offheim und Dietkirchen, künftige Gewerbeflächen in Limburg gerechter zu verteilen.
75 Hektar neue Flächen
Die Stadt hat beim Regierungspräsidium in Gießen einen künftigen Bedarf an Gewerbeflächen in Höhe von 75 Hektar angemeldet. Noch ist zwar unklar, wo diese zusätzlichen Flächen geschaffen werden sollen, aber die Verwaltung hat bereits eine Analyse vorgenommen, die weder in Offheim noch in Dietkirchen gut ankommt.
Auf Dietkircher Gemarkung hat die Verwaltung eine zehn Hektar große Fläche zwischen dem Ortsrand und der B 49 ausgemacht, die als geeignet gilt. Für die Dietkircher sei das "erschreckend", sagte Ortsvorsteher Markus Wirth (CDU) im Ausschuss. Das sei viel zu nah an der Wohnbebauung. Im Übrigen habe Dietkirchen schon jetzt sehr viel Industrie und Gewerbe. In einer früheren Sitzung hatte Wirth bereits angekündigt, sollte diese Landwirtschaftsfläche in Dietkirchen in ein neues Gewerbegebiet umgewandelt werden, werde auch Dietkirchen eine Bürgerinitiative wie in Offheim bekommen.
Schwacher Trost
Für die Offheimer ist es unterdessen nur ein schwacher Trost, dass - abgesehen von der Erweiterung des Gewerbegebiets "Nördlich der Kapellenstraße" - der Gewerbeanteil in Ahlbach um circa 26 Hektar größer werden soll, was dort in der Form ebenfalls abgelehnt wird. Das sei für die Offheimer trotzdem "ein Dorn im Auge", sagte Muth. Die Befürchtung: Das potenzielle Gewerbegebiet in Ahlbach nähert sich dem in Offheim immer weiter an, was Bürgermeister Dr. Marius Hahn (SPD) jedoch bestreitet.
Auch die Lindenholzhäuser schauen mit Sorge auf eine von der Verwaltung als geeignet angesehene Fläche östlich der ICE-Trasse in direkter Nachbarschaft zum gewerblich genutzten ICE-Gebiet. Dort wäre auch eine Wohnbebauung möglich, sagte Ortsvorsteherin Barbara Bäcker (CDU). In dem Stadtteil an der B 8 wird vor allem mehr Lkw-Verkehr befürchtet. Das sei schon jetzt der Wahnsinn, sagte Bäcker, die noch mal eindringlich für eine Umgehungsstraße warb.
Die Stadt untersuchte auch Flächen in anderen Stadtteilen. Ebenfalls geeignet und unstrittig ist eine Erweiterung des ICE-Gebiets (Eschhöfer Gemarkung) in Richtung Lahn (circa 18 Hektar). Nicht geeignet aus Sicht der Verwaltung ist eine Fläche in der Kernstadt zwischen Wichernweg und Großbachstraße; das gilt auch für eine Fläche in Eschhofen an der Grenze zu Ennerich und für eine Fläche in Staffel westlich der Firma Meier Guss.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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