Limburg-Lindenholzhausen. Klaus Herburg wohnt seit 50 Jahren im Elternhaus seiner Frau in der Kirchfelder Straße in Lindenholzhausen ...

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nasauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

Von Sascha Braun

... Zwischen der Fahrbahn und seinem Haus sind es nur 80 Zentimeter. Sein Esszimmer, das zur Straße hinaus liegt, verdunkelte sich immer, wenn Lastwagen vorbei fuhren. Autos kamen schon morgen um vier Uhr: «Die Pendler fuhren zur Arbeit und rasten hier durch», erzählt er. Manchmal wurden die Bürgersteige genutzt, auch Mülltonnen umgefahren. Viele ältere Leute, sagt er, hätten sich gar nicht mehr auf die Straße getraut. «Wenn sich zwei Lastwagen begegneten, herrschte erst einmal Stille.» Solange, bis sich die Fahrer verständig hatten, um aneinander vorbeifahren zu können», sagte Herburg: «Es war für die Anwohner eine Unerträglichkeit.»
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Das ist Geschichte. Offiziell seit gestern, inoffiziell schon seit zwei Wochen, denn seit dieser Zeit läuft der Verkehr über die neue Teilortsumgehung und damit an Lindenholzhausen vorbei. Das galt es gestern natürlich zu feiern. In der «Kreuzgass» kamen Anwohner der benachbarten Straßen zusammen. Die «IBL-pro», die Initiative «Bürger von Lindenholzhausen für die Ortsumgehung und die Anbindung des Neubaugebiets» hat seit gestern ihr Ziel mit der Verkehrsfreigabe der neuen Teilortsumgehung erreicht. Bei einem Umtrunk mit Glühwein, Kinderpunsch, Bier, Brezeln und Lebkuchen erinnerte Karl-Heinz Dernbach von der Initiative an die Jahre des Ringens, Kämpfens und Bangens. Auch die Protestschilder, die im Jahr 2000 an verschiedenen Hauswänden angebracht wurden, um für eine Umgehung zu plädieren, wurden gestern in einen Mülleimer entsorgt.

Dernbach wies im Beisein von Bürgermeister Martin Richard, Ortsvorsteher Franz-Josef Zeidler (beide CDU) und Ordnungsamtsleiter Paul Müller auf die Verbotsschilder hin, die dem Schwerlastverkehr nun die Fahrt auf der Kirchfelderstraße untersagen. Dernbach kündigte an, die Initiative zu verlängern, um bei der Planung und Neugestaltung der Straßen, sozusagen als «Anwohnervertretung», in Zusammenarbeit mit der Stadt bei der Erneuerung der Rübsangerstraße, Kirchfelderstraße und Wendelinusstraße zu wirken.

Bürgersteig war nur 38 Zentimeter breit

Frauen mit Kinderwagen konnten sich überhaupt nicht auf der Straße bewegen, erzählte Anwohner Klaus Herburg gestern am Rande der Feier über die Verkehrsbelastung, die nun der Vergangenheit angehört. Der Bürgersteig mit Bordstein war nur 38 Zentimeter breit. Der Straßenbelag sei im Laufe der Jahre so schlecht geworden, dass die Lastwagen über die Löcher gesprungen sind. Dabei hätten die Gläser im Schrank geklirrt. Er hat drei Risse im Verputz ausgemacht, sogar in den Fliesen – maßgeblich durch die Erschütterungen der vielen Jahre.

Aber nun, wo die Umgehung da ist, herrscht überwiegend Stille in der Straße. An die plötzliche Ruhe müssen er und seine Frau sich erst noch gewöhnen. Seine Frau scherzt derzeit jeden zweiten Tag: «Ist wieder ein Fußball-Länderspiel? Es ist ja so ruhig hier!» Er persönlich wartet nun darauf, dass die Straße vor seinem Haus saniert wird, «wie es versprochen wurde». Und was hat Klaus Herburg gemacht, als die neue Umgehung für den Verkehr freigegeben wurde? «Ich bin auf den Speicher gegangen und habe die Ortsfahne hinausgehängt.» Sozusagen zur Feier des Tages.

Symbolisch in den Müll geworfen: Die Anwohner von Wendelinusstraße, Kirchfelderstraße und Rübsangerstraße warfen die Protestschilder weg, mit denen sie seit dem Jahr 2000 eine Ortsumgehung für Lindenholzhausen gefordert hatten. Fotos: BraunSymbolisch in den Müll geworfen: Die Anwohner von Wendelinusstraße, Kirchfelderstraße und Rübsangerstraße warfen die Protestschilder weg, mit denen sie seit dem Jahr 2000 eine Ortsumgehung für Lindenholzhausen gefordert hatten. Fotos: Braun




[Hier] in der Rubrik Veranstaltungsbilder finden Sie weitere Fotos von der Feier zur Freigabe.