Limburg. „Bist du der Nikolaus? – Kommst du dann zu mir? – Nikolaus, kannst du es auch schneien lassen?“ – Das ist schon lange her, doch kann sich Jürgen Kirchberg vom Limburger Verein „Nikolaus e.V.“ gut an diesen Anruf eines kleinen Mädchens erinnern, das mit ihm, dem Nikolaus, mal sprechen wollte ...

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Die Vereinsvorsitzende Sabine Heun weiß, was sie an ihrem mit 45 Jahren dienstältesten und erfahrensten Nikolaus Jürgen Kirchberg hat.Foto: Fluck
Bild: Die Vereinsvorsitzende Sabine Heun weiß, was sie an ihrem mit 45 Jahren dienstältesten und erfahrensten Nikolaus Jürgen Kirchberg hat. Foto: Fluck

Von Dieter Fluck

Damals saß Kirchberg in der Nikolauszentrale, nahm am Telefon Anmeldungen für Familien- und Vereinsbesuche entgegen. „Und als ich am Nikolausabend das Mädchen in seiner Familie besuchte, da schneite es heftig vom Himmel hoch“, erzählt der heute knapp 60-Jährige freudig.

Kirchberg war lange Jahre im Justizdienst, doch hätte er als Zweitberuf gut und gerne „Nikolaus“ angeben können. Er ist mit 45 Dienstjahren das Urgestein der aktiven Limburger Nikoläuse, die in diesen Tagen und Wochen von Haus zu Haus gehen und über Limburg hinaus fahren, um die Botschaft vom guten Nikolaus von Myra weiterzutragen. Keine Drohbotschaft, sondern die frohe Botschaft von dem populären Bischof, der im dritten und vierten Jahrhundert lebte, um den sich in Jahrhunderten Legenden gebildet haben. Myra ist ein kleiner Ort, heißt heute Demre und liegt etwa 100 Kilometer südwestlich von Antalya.

Jürgen Kirchberg hat sich hochgedient. Als der damalige Limburger Stadtpfarrer Adolf Reith Mitte der 1960-er Jahre die Nikolaus-Aktion mit der katholischen Jugend aus der Taufe hob, war er noch als Knecht Ruprecht unterwegs. „Wir hatten im ersten Jahr so viel Geld gesammelt, dass wir der Lebenshilfe eine Miele Waschmaschine kaufen konnten“, erinnert sich der Mitbegründer. Damals hieß die Lebenshilfe noch „Beschützende Werkstatt“ und bestand aus einer Baracke, die auf dem Marktplatz - dem heutigen Areal der Feuerwehr - stand.

„Wir waren damals vier bis fünf Leute und haben unsere Wege noch zu Fuß zurückgelegt“, erzählt Kirchberg. Als die Aktion mit den Jahren bekannter wurde und die eingenommenen Spenden für die Leberecht-Aktion zugunsten behinderter Kinder gesammelt wurden, ging ohne Büro und Fahrzeuge gar nichts mehr, „und schließlich mussten wir einen gemeinnützigen Verein mit Satzung gründen, um dem Finanzamt Rechenschaft ablegen zu können“. Mit dem gesammelten Geld kauft der Verein bis heute sinnvolle Spielsachen und Lernhilfen für kranke und behinderte Kinder und solche, die motorisch gefördert werden müssen. Die entsprechenden Institutionen melden jährlich ihren Bedarf an.

Jürgen Kirchberg beschert inzwischen die dritte Generation. Allerdings habe sich das Verständnis um den Nikolausbesuch in 45 Jahren sehr gewandelt, hat der „dienstälteste heilige Mann“ beobachtet, an dessen ergrautem echtem Bart skeptische Kinder auch schon mal ziehen dürfen. „Wurden wir früher auch gerufen, um Erziehungsdefizite wettzumachen, in dem wir unfolgsamen Kindern die Leviten lesen sollten, kommen und gehen wir heute als Freund“, sagt Kirchberg, und fügt hinzu: „Wir können in 20 Minuten nicht aufarbeiten, was jahrelang versäumt wurde. Er selbst hat jahrelang die pädagogische Schulung der Vereinsnikoläuse geleitet.

Der Nikolaus hat festgestellt, dass heute nicht selten in den Familien wieder drei Generationen am Tisch zusammensitzen. „Das war lange nicht mehr so gewesen“, sagt er. Auch die Geschenkkultur habe sich gewandelt. „In den achtziger und neunziger Jahren habe ich gedacht: was wollen die Eltern ihren Kindern erst an Weihnachten schenken?“, sagt Kirchberg. Inzwischen seien die Geschenke wieder kleiner geworden und auch der Nikolaus bekomme hier und da etwas Gebasteltes geschenkt.

Heute werde er nicht mehr von einem Knecht Ruprecht begleitet, sondern von einem Engel in weißem Gewand. „Das ist der Helfer des Nikolaus“, sagt Kirchberg. Diese schöne Rolle spielt mit dem neunjährigen Pierre, eines seiner Pflegekinder. Über 50 Pflegekindern hat die Familie von Jürgen Kirchberg in drei Jahrzehnten im Auftrag des Jugendamtes schon eine Heimat gegeben; eine große Aufgabe.

Und dann verrät er, dass er bei all seiner Erfahrung immer noch Lampenfieber vor seinem ersten Auftritt hat und fügt hinzu: “Wenn ich dann strahlende Kinderaugen sehe, das macht mich glücklich.“

Ehrungen

Neben Jürgen Kirchberg, der für seine 45 Dienstjahre als Nikolaus eine Urkunde und Spezial-Nikolaushandschuhe bekommen hat, ehrte die Vereinsvorsitzende Sabine Heun für aktive Dienste Anja Nebgen (Limburg) für 25 Jahre, Dominik Heun (Lindenholzhausen) für zehn Jahre sowie für fünf Jahre Lena Marie Heun, Barbara Bäcker, Markus Otto (alle Lindenholzhausen), Moritz und Tristan Nebgen (Limburg) und Julia Petermann (Odersbach). Heute beteiligen sich an der Aktion über 70 Nikoläuse, Fahrer und weitere Helferinnen und Helfer.


12.12.2011 - 08:58 LIM D.