vom 03.08.2007

Von Limburg bis Frankfurt sind es ganze zwölf Stunden

Limburg-Weilburg. "Neun Stunden von Coblenz, zwölf Stunden bis Franckfurt" - das klingt nach Riesenstaus auf der A 3 bei Limburg. Stimmt aber nicht. Was vor 218 Jahren an der jetzigen Autobahnauffahrt Limburg-Süd in Stein gemeißelt worden ist, sollte Wanderern und Kutschern den Weg in die großen Handelsstädte weisen. [mehr]

Unauffällig stehen die grauen, geschützten Denkmäler an der jetzigen B 8. "Stundensteine" heißen sie und stammen aus dem Jahr der Französischen Revolution (1789). Mit der haben sie aber nichts zu tun, sagt der Selterser Bürgermeister und promovierte Historiker Norbert Zabel. Der letzte Trierer Erzbischof und Kurfürst Clemens Wenzelslaus (1768-1802) ließ die Steine aufstellen. Limburg, Lindenholzhausen, Oberbrechen, Niederselters, Erbach, Bad Camberg, alle fünf Kilometer stand einer dieser etwa 1,70 Meter großen Steine, zum Teil mit Bänken zum Ausruhen versehen. Heute fehlen die kleinen Obelisken zum Beispiel in Niederselters am Mineralbrunnen. Im rheinland-pfälzischen Westerwaldkreis gibt es noch fünf steinere Zeugen der Vergangenheit; in Limburg-Weilburg sind es drei. Zum Teil, so Marco Greb vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen in Dillenburg (ASV), mussten sie auch vom ursprünglichen Standort versetzt werden, wie in Lindenholzhausen.

Der Name für diese früher seltenen Wegweiser ist verwirrend: Die Stundenangaben haben nicht die Zeit angezeigt, die für die Strecke gebraucht wurde, sondern es waren Längenmaße. Da es noch keinen Meter oder Kilometer gab, behalf man sich mit der Stunde, und die war 4,6 Kilometer lang. Eine nette Petitesse, die Zabel erzählt: Auf Poststraßen, wo Postkutschen verkehrten, galt die "Poststunde". Und die war mit 3,7 Kilometer deutlich kürzer. Bei der Post geht es langsamer. In allen Steinen war groß und deutlich "CT" eingraviert: die Abkürzung stand für "Chur-Trier" (Kurtrier), zu dem der Goldene Grund seit 1564 gehörte, so Zabel. Die Nassauer, die sich den Landstrich später einverleibten, hatten mit den Stundensteinen wenig zu tun. Hier waren die Routen andere, zum Beispiel zwischen Mainz über Weilburg nach Köln. Hier wiesen auch andere Wegweiser die Richtung wie die "Eiserne Hand". In Elkerhausen hat der Kultur- und Geschichtsverein vor drei Jahren ein solches Stück aus dem Mittelalter rekonstruiert.

Meilensteine am Wegrand, die die Richtung vorgaben: Der letzte Erzbischof von Trier ließ 1789 die Wegweiser auch in Limburg aufstellen. (Foto: Röndigs)