Hünfelden-Heringen. Der Heringer Biologe Dr. Ralf Hilfrich ist stolz auf den Preis, den er aus den USA für seine wissenschaftliche Arbeit bekommen hat. Stolz und zufrieden. Dabei ist es nicht seine erste Auszeichnung ...

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nasauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

Von Edith Egger-Mertin

... Seit er 2005 gemeinsam mit vier Studienfreunden die Firma cytoimmun diagnostics gegründet hat, deren wissenschaftlicher Leiter er ist, treffen quasi im Jahrestakt die Preise ein: 2006 der Preis der Europäischen Zytologenkonferenz, 2007 der Innovationspreis des Landes Rheinland-Pfalz und jetzt, im Dezember 2008, der Geno Saccomanno New Frontiers in Cytology Award. Erhalten hat Hilfrich die Auszeichnungen für einen zuverlässigen Test zur Früherkennung und Behandlung von Gebärmutterhalskrebs, den Cytoactiv-Test, den er entwickelt hat.

Der 43-jährige Wissenschaftler ist beruflich weltweit unterwegs, aber ganz im Nassauer Land verwurzelt, in Lindenholzhausen geboren, in Heringen zu Hause. An einem anderen Ort wollte er nie leben. Das Haus, in dem er mit seiner Familie wohnt, steht am Ortsrand, aus den großen Fenstern hat man einen herrlichen Blick bis weit in den Westerwald. Seine Frau Bärbel, die Architektin ist, hat es entworfen. Hell ist es, freundlich und großzügig, ein Platz zum Wohlfühlen für Eltern und Kinder. Am Fenster steht ein Fernrohr, mit dem der kleine Sohn die Sterne beobachtet, neben dem Holzkamin liegt ein Stapel Spiele, daneben lehnt ein Kinderfahrrad, draußen auf der Terrasse steht der Käfig der Meerschweinchen. Die Kinder, Emily (8) und Cedric (6), hatten sich zwei Meerschweinchen aus dem Sommerurlaub in Osttirol mitgebracht, jetzt sind es bereits vier. Der Hausherr nimmt es mit Humor.

«Ich finde es in Heringen sehr schön», sagt Hilfrich. Nur seine Mutter sei «todtraurig», dass er Lindenholzhausen verlassen habe. Er erzählt, dass er aus dem Kindergarten immer weggelaufen sei, weil er sich eingesperrt fühlte, aber in die Schule sei er gerne gegangen. An die Tilemannschule, wo er 1985 Abitur machte – gemeinsam mit seiner späteren Frau – habe er «kaum ungute Erinnerungen», im Gegenteil. «Werner Schäffner war ein sehr guter, ausgezeichneter Biolehrer.» Sport und Biologie waren Hilfrichs Leistungsfächer im Abitur. Sport treibt er inzwischen nur noch als «Alter Herr» beim TSV Heringen. Nach dem Wehrdienst in Diez studierte er in Mainz, wohnte aber auch während des Studiums in Heringen, wo seine Frau zu Hause ist. «Ich könnte nicht in der Stadt wohnen, wo ich niemanden kenne. Ich liebe es, aus der Tür zu treten und Leute zu treffen.»

Über seine Motivation sagt er: «Mir geht es hauptsächlich darum, dass den Frauen geholfen wird. Das ist ein Lebensziel. Ich bin froh, dass alles, was ich früher gemacht habe, den Menschen heute Nutzen bringt. Es gibt so viel unnütze Forschung.» Seine momentane Aufgabe sei es, die Leute aufzuklären: die Frauen, damit sie an den Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen, die Ärzte, damit sie den neuen Test einsetzen. In Deutschland sei die Hürde der Krankenkassen inzwischen genommen, der Test werde bezahlt. Der materielle Einsatz sei gering, jede Untersuchung koste 12,50 Euro. Hilfrich erzählt, dass er ständig unterwegs ist, nach China, Korea, Sri Lanka, auf die Philippinen, nach Singapur und Südafrika fliegt, um Kontakte zu knüpfen, Mediziner zu informieren und Wissenschaftler für eigene Studien mit dem Cytoactiv-Test zu gewinnen. Der Preis aus den USA fällt dabei ganz erheblich ins Gewicht, vor allem, weil US-Auszeichnungen mit einer hohen wissenschaftlichen Reputation verbunden sind.

Hilfrich sieht noch einen langen Weg vor sich, mit vielen Jahren Aufklärungsarbeit. Wie viel er arbeitet? «Sieben Tage die Woche, 20 Stunden am Tag.» Auch nachts hat er einen Block neben dem Bett, um Ideen festzuhalten. «Ich habe schon immer ständig gearbeitet, ich mache es gern», sagt er und ergänzt: «Wenn ich mir vornehme, heute mache ich nix, dann werde ich nervös.»

Dr. Ralf Hilfrich aus Heringen. Foto: Egger-MertinDr. Ralf Hilfrich aus Heringen. Foto: Egger-Mertin